Journal Wochenende 3./4. März – sonnig bis neblig

Montag, 5. März 2012 um 6:33

Am Samstag nach unruhigem Schlaf um fünf aufgewacht. Eine halbe Stunde Einmummeln, Umdrehen, Betthimmelbetrachten bewiesen mir: Schlaf zu Ende. Also stand ich auf und backte einen Zitronenkuchen.

Abgebrochener Versuch, mein Betriebssystem um zwei Stufen auf das aktuelle Lion hochzuinstallieren. Abgebrochen deshalb, weil Erfahrungsberichte im Web auf zahlreiche Risiken verweisen, die ich erst mal ausgeräumt haben will.
Das Betriebssystem hatte ich am Freitagabend einem quietschjungen Mann im Apple-Schtohre abgekauft. Ich bat um den USB-Stick damit, er bestellte und meinte, bis es gebracht würde, könnten wir uns ja ein bisschen unterhalten. Nun, dann könne er mir ja erzählen, was es so könne, dieses Lion. „Oh, auf technische Details war ich jetzt aber nicht eingestellt“, seufzte er dramatisch. „Tja, so sind wir Frauen“, entschuldigte ich mich, „immer auf die Technik.“ In den folgenden Minuten brachten wir noch die Themen Twitter und Internet unter (wenn ich ernst geblieben wäre, hätte er mir geglaubt, dass ich das Internet miterfunden habe – dafür war er jung genug und bin ich grau genug), Witze über Whitney Houston, Politikstudium, das Schicksal, aus dem Allgäu zu stammen oder überhaupt aus der Provinz, und vielleicht habe ich ihn als Werkstudenten für den Noch-Arbeitgeber abgeworben.

Spazierenschwimmen im Olympiabad auf einer komplett Schwimmflügerl-freien Bahn – schön. Der aufreißende Himmel hätte eher zum Isarlauf eingeladen, aber letzten Donnerstag hatte ich mir beim Stepaerobic wieder die rechte Wade gerissen und humpelte.

Auf dem Rückweg eine Runde Einkäufe beim Basitsch, nichts Besonderes. Wundervolles Frühlingswetter, die Krokusse spitzen ihre Köpfe um die Wette aus den begrünten Verkehrsinseln.

Berliner Landbrot gebacken. Nach einer langen Pechsträhne mit Broten ging der Teig diesmal fast explosionsartig auf – ich hatte den Roggensauerteig in der Woche davor zweimal aufgefrischt. Die Pechsträhne scheint beendet.

Wäsche gewaschen, viel Wäsche gewaschen – mich am schönen Wetter durch die offene Balkontür gefreut – für einen Spaziergang war mein Gang zu unrund.

Zeitung und Internet leergelesen, und dann war erst sechs – so ein Samstag ist schon lang, wenn man ihn um fünf beginnt.

Zum Abendbrot servierte der Mitbewohner Blut- und Leberwurst mit Sauerkraut und Apfelkompott, dazu gab es einige Folgen Big Bang Theory.

§

Sonntagmorgen The Iron Lady gesehen: Meryl Streep sensationell, alles andere nicht. Nun kann ich mit Biopics eh nicht viel anfangen, doch in diesem Fall habe ich dem Drehbuch eine Menge vorzuwerfen. Vor allem: zu viel telling, zu wenig showing. Und wenn mal gezeigt und nicht behauptet wurde, dann mit einem solch großen Holzhammer, dass man es gleich hätte auf Plakate schreiben können (z.B. der Einfluss von Margarets Vater). Viel, viel reingestopft und doch hätte mich Anderes interessiert: Wir bekommen das Leben der Frau erzählt, die das Großbritannien der Nachkriegszeit wahrscheinlich wie kein zweiter Mensch politisch geformt hat, im Guten (was auch immer das gewesen sein mag) wie im Schlechten – und es taucht kein Fitzelchen ihrer Theorien auf, ihrer wirtschaftspolitischen Ansätze und Haltung? Dabei gibt es sogar einen eigenen Namen dafür: Thatcherism (nein, liebe Kinder, damit ist nicht ihr Kleidungsstil mit Betonfrisur und Schleifenblusen gemeint). Ich bin versucht, das sexistisch zu nennen: Bei einer Frau interessiert halt doch mehr das Persönliche, gell? Auch wenn sie elfeinhalb Jahre lang Regierungschefin war. Beim Persönlichen musste dann aber alles rein, anscheinend gab es eine lange Liste von Aspekten abzuhaken. Dabei wäre es viel erhellender gewesen, einen begrenzten Schlüsselzeitraum darzustellen.

§

Den hochnebligen Nachmittag über Kathrin Passig, Aleks Scholz, Kai Schreiber, Das neue Lexikon des Unwissens verbracht. Allerlöblichstes Feature: das Lesebändel. Mir konnte mal jemand vorrechnen, wie viel das in der Herstellung pro Buch kostet, und es waren doch einige Cents, aber ich schätze es so sehr! Auch wenn ich es noch nicht ausgelesen habe: Empfehlung. Kai Schreiber ist als dritter Autor ein Gewinn, seine besondere Art der Albernheit passt sehr gut zu der von Passig und Scholz. Die Kapitel sind nicht namentlich gezeichnet, doch ich bilde mir ein, sie anhand des Schreibstils zuordnen zu können – demnach müsste Schreiber das Meiste geschrieben haben. Außerdem bereichert er das Buch mit Aspekten von Unwissen aus der Philosophie. Es gibt wenige Bücher, deren Lektüre mich immer wieder zum lauten Auflachen bringen – eigenartigerweise sind es fast immer Sachbücher. Dieses gehört dazu.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Wochenende 3./4. März – sonnig bis neblig“

  1. Nathalie meint:

    Ich bin Dir immer noch, immer wieder und ewig dankbar für den Tip “The Big Bang Theory” – meist genieße ich eine Folge zum Mittagessen, wenn ich einen Homeoffice-Tag habe.

    Danke! Danke! Danke! :-)

  2. die Kaltmamsell meint:

    Es macht mich sehr glücklich, Nathalie, dass ich mit meiner Einschätzung deines Geschmacks richtig lag.

  3. Duden meint:

    Dann wäre vielleicht das das Richtige für Sie?

    http://www.indiegogo.com/Albatros-bookmarks-1

  4. raklei meint:

    “… Schlaf zu Ende. Also stand ich auf und backte einen Zitronenkuchen.”

    Unter anderem deswegen les’ ich hier so gerne mit!

  5. Naekubi meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.