Frausein lernen heißt zu lernen, sich scheiße zu finden

Dienstag, 3. Juli 2012 um 10:56

Dünne Frauen sind mehr wert als dicke.

Würden Sie dieser Aussage zustimmen? Denken Sie nach, bevor Sie antworten, suchen Sie für Ihre Antwort nach Belegen in der Gesellschaft. Zum Beispiel:
Wird ein Mann mehr um eine dünne Partnerin beneidet oder um eine dicke?
Werden eher dünne oder dicke Frauen als Vorbilder genutzt, sei es als erstrebenswerte Partnerinnen oder als Identifikationsangebot für Erfolg?
Auf wen wird beim ersten Blick herabgeschaut?
Wem werden automatisch negative Charaktereigenschaften zugeschrieben?
Wer würde schneller aus einem brennenden Bus gerettet?
Wem wird bei körperlichen Beschwerden die umfassendere ärztliche Versorgung zuteil?
Und jetzt nochmal: Wer wird als mehr wert erachtet?

Das nur als kleine Einstimmung, warum mein Bekämpfen der Dicken-Diskriminierung nicht oberflächlich und trivial ist. (Zur Erinnerung: Ob sie ihr Kind abtreiben würden, wenn es eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit hätte, dick zu werden, wurden junge amerikanische Paare gefragt. 75 Prozent antworteten mit ja.)

§

Eine Journalistin des englischen Guardian, Eva Wiseman, recherchierte umfassend zum aktuellen Körperbild: Uncomfortable in our skin: the body-image report

Die Zusammenfassung:

More of us than ever hate the way that we look. It’s making us anxious, unhealthy and disempowered. A special report on the pressures distorting the way we think and feel

Das Bild, das ich umgehend vor Augen hatte: Kleine Mädchen lernen ihre Frauenrolle durch Imitation; ich stellte mir sofort kleine Mädchen vor, die „Erwachsen“ spielen, dazu Kleidung und Schuhe ihrer Mütter anziehen, Dinge vorgeben zu tun, die für sie zu dieser Rolle gehören – ein sicher typisches Spiel. Und ganz offensichtlich gehört es inzwischen definitorisch zum Frausein, sich als ungenügend und falsch anzusehen. Ich kann ich mir richtig vorstellen, wie diese kleinen Mädchen also flöten: „Mein Haar schaut ja wieder furchtbar aus.“ Oder beim Spielen eines Kaffeeklatschs sagen: „Nein danke, für mich nicht, ich mache Diät.“ Eben typische Erwachsenendinge. Sie lernen, dass es zum Frausein gehört, sich scheiße zu finden.

Susie Orbach wird in Wisemans Artikel zitiert: “We don’t even know we hate our bodies because we take that for granted.”

Und sie weist auf den Einfluss der medialen Körperbilder hin: Sie überdecken immer mehr das, was wir im Alltag an Körpern und Formen sehen: “The problem is that, in their ubiquity, Photoshopped images have changed our standards of comparison.”

An der University of the West of England gibt es das weltweit einzige Centre for Appearance Research. Dort sagt Dr Phillippa Diedrichs:

“We’re socialised to be negative about our bodies,” she says, and a slideshow of moments flashes through my head. Women standing in the ladies’ loos complaining about their boobs. Or comparing their limbs to their colleagues’ unfavourably. She introduces me to the idea of “fat talk”, everyday conversation that reinforces the “thin ideal” and contributes to our dissatisfaction. Like: “You look great – have you lost weight?” Or, on being offered a bun: “Ooh, I really shouldn’t.” “After three minutes of fat talk,” says Diedrichs, “there’s evidence that our body dissatisfaction increases significantly.”

via – äh – Internet (Fund ist zu lange her)

§

Eine weitere Zusammenfassung der Ziele und Argumente von fat activism, fast nichts davon richtig neu, aber schön zusammengefasst: “A big fat fight: the case for fat activism”.

Was mich zunächst verdutzte, musste ich inzwischen als Konstante erkennen: Die Behauptung, fat activism und der HAES-Ansatz (Health At Every Size) verherrliche Dicksein und diskriminiere Dünne. Auch im verlinkten Aufsatz werden Sie nichts davon finden. Und doch wird es ihm vorgeworfen.
Wobei es allerdings menschlich nur zu verständlich ist, wenn so manche Dicke Agressionen gegenüber Dünnen entwickelt – weil sie in ihnen Symbole für ihre Diskriminierung sieht, selbst wenn diese individuell überhaupt nichts dafür können. (So wie so manche Aggression einer eisern disziplinierten Dünnen gegenüber der Dicken in Wirklichkeit dem Symbol für ein Leben außerhalb des Abnehmzwanges gilt.)

When I speak about thin privilege, I am talking about the advantages that thin people in Western culture experience, such as being assumed healthy and having a wide array of clothes available, as well as a body that aligns with dominant ideas of what is attractive. It’s time to acknowledge thin privilege the way the Left has acknowledged white privilege, class privilege or straight privilege.

Der Eindruck des Dünnen-Hasses entsteht vielleicht auch dadurch, dass fast ausschießlich Dicke den Kampf gegen Dicken-Diskriminierung führen. Wir Nicht-Dicken (there, I said it) sollten uns in diesem Kampf vielleicht häufiger zu Wort melden und sichtbarer machen.
Oder, wie Kommentatorin Deborah Lupton es formuliert:

I also think that having thin people speak out on these issues makes it seem more of a shared issue of concern, rather than simply fat people speaking from a position of marginalisation.

§

Was auch dazu passt: Die stärkste Frau der USA (olympische Gewichtheberin) lebt am Existenzminimum, weil ihr Körper keine vermarktbare Formen hat: The strongest woman in America lives in poverty.

via @naekubi

die Kaltmamsell

59 Kommentare zu „Frausein lernen heißt zu lernen, sich scheiße zu finden“

  1. ubarto meint:

    “Die Behauptung, fat activism und der HAES-Ansatz (Health At Every Size) verherrliche Dicksein und diskriminiere Dünne. Auch im verlinkten Aufsatz werden Sie nichts davon finden. Und doch wird es ihm vorgeworfen.”

    das beobachte ich auch oft. Und ich halte es teils für einen Reflex derjenigen, die dem Ideal entsprechen und ihre Dünnenprivilegien nicht aufgeben möchten (Analogie: Männer, die behaupten, Feminismus würde Männer degradieren).

    Selber bin ich durch Anke Gröner und ihr Blog sowie Buch auf das Thema aufmerksam geworden. Und obwohl ich selber dünn bin (und es auch immer war) gibt es so unendlich viel, was ich durch Body acceptance und health at every size gelernt habe – ich sehe mich auf einem guten Weg, mich selber so zu mögen wie ich bin. Und seitdem ich bewusst darauf achte wieviele ungebetene Äußerungen ich wahlweise zu meinem Aussehen oder meinem Essverhalten mitbekomme, habe ich zumindest eine ungefähre Idee davon bekommen, was für einer Wertung und Diskriminierung dicke Menschen tagtäglich ausgesetzt sind.

  2. Anke meint:

    .

  3. gerriet meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Genau!

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  4. Micha meint:

    Anhand dieser Beobachtungen kann man (mal wieder) mit dem Zeitgeist hadern. Unfaßlich, dass die weibliche Selbstwahrnehmung DERART von Äußerlichkeiten regiert wird. Wobei dieses Regiment auch von außen vorgegeben wird – man denke etwa an Barbie, die Mode-Industrie mit ihren schrumpfenden Kleidergrößen…

    Andererseits habe ich ebenfalls Probleme mit Frauen, die im zweiten Satz schon fallen lassen müssen, dass sie studiert haben. Wer studiert hat, kann feststellen, dass ein absolviertes Studium nicht zwangsläufig ein Zeugnis für höhere Intelligenz bescheinigt.

    Und wir – in unserem Insel-Dasein – schlagen uns bei dem ein oder anderen Stadtbesuch des öfteren mit der flachen Hand auf die Stirn ob der Frauen, die jeden Tag früh aufstehen, arbeiten von morgens bis abends, sich knechten lassen, für was? Um NOCH ein Paar Schuhe kaufen zu können und um ein WEITERES Kilo Kosmetikprodukte in den Badezimmerschrank zu stellen.

    Das liefert mir den Beweis für ein klaffendes Loch an mangelnden Werten, im Sinne von Tugenden. Würde man (beiderlei Geschlechts) dafür nur einen Bruchteil der Gedankenkraft aufwenden wie für dieses ganze Optik-Thema (was Mann ja schließlich gleichfalls mehr und mehr tut – ich sehe da gerade die Fußballer-Mode mit dem Mädchen-Haarband vor mir): doch, die Welt könnte ein klizzekleines bißchen eine bessere sein, möglicherweise.

  5. Connie meint:

    Ich hatte in der Höheren-Töchter-Tussi-Schule immer das Etikett “dick” unsichtbar auf der Stirn , was dann auch noch in meiner Studentenzeit Größe 40 – 42 bedeutete!!!!

    Am meisten habe ich es gehaßt, wenn die Dünnen jammerten, sie seien zu dick. Und das in meiner Gegenwart. Die haben nicht mal geschnallt wie doof, gemein und verletzend das auf eine als “dick” diskriminierte junge Frau wirken muss.

    Dafür haben die heute alle das Gesicht voller Falten. Und da ich mit meinen 60 Jahren ein wenig Fett unter der Gesichtshaut habe, bin ich noch faltenfrei, unverhärmt und werde überall als “50jährige” geschätzt … ätsch!

  6. Die Toni meint:

    Nicht nur dick dürfen sie nicht sein, die Frauen, auch älter sollten sie nicht werden.

    Das ist zwar nicht Ihr Hauptthema, liebe Kaltmamsell, funktioniert aber ganz genauso: Worum wird der Mann beneidet, um eine jüngere oder eine ältere Partnerin ? usw.

    Habe z.B. letzte Woche eine “ältere” Mitarbeiterin (55 J.) eingestellt und bekomme von einem meiner – männlichen – Partner spaßeshalber zu hören, dass der Grund wohl sei, dass ich nicht mehr die älteste Frau im Büro sein wolle. Ich selbst bin knackige Anfangsvierzigerin (Gutes Alter übrigens :-)) . Meine (Büro-)Partner ? Genau. Alle um die 50.

    Und die neue Mitarbeiterin kann wirklich was – war aber mehr als ein halbes Jahr arbeitslos – wegen des Alters. Und ja, die Arbeitgeber sind typischerweise männlich.

    Und deshalb müssen wir nicht nur ständig hungern, sondern uns spätestens ab Anfang 30 eh scheiße finden, Figur hin, Figur her.

    Lieben Gruß

    Die Toni

  7. Marla meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Genau!

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  8. emmi meint:

    Toller Artikel, Frau Kaltmamsell.
    Ich finde es ganz erschreckend, dass jungen Mädchen wirklich schon von Kindenbeinen an unbewusst beigebracht wird, sich und den eigenen Körper abstoßend oder nicht in Ordnung zu finden. Es macht mir wirklich Angst, wenn ich lese, dass bereits schon achtjährige Mädchen ihren Körper nicht vorzeigbar finden und eine Diät machen.
    Allein die Verbindung dick = dumm, häßlich etc. macht das Dicksein zu einem Makel, den es unter allen Umständen zu bekämpfen gilt, was wiederum Stress bedeutet und in einigen Fällen zu Frustessen führt. Ein Teufelskreis aus dem man schlecht herausbrechen kann.
    Man sollte mal auf die Reaktionen achten, wenn man inmitten einer Runde behauptet sich in dem eigenen Körper wohlzufühlen. Viele werden ziemlich verdutzt und ungäubig gucken, da es heutzutage einfach so normal geworden ist, an sich etwas auszusetzen zu haben.
    Vielen Dank für den Artikel.

  9. Brigitte Novacek meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

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  10. adelhaid meint:

    äh, als kurze zwischenfrage – warum kommt als erstes das beispiel des mannes, der um eine frau beneidet werden könne? ist ein mann nur in verbindung mit einer frau beneidenswert und umgekehrt?
    ich kann einen mann doch auch um seine krawattenwahl beneiden (oder bemitleiden), oder vielleicht auch, weil er als 2,10m kerl eine frau gefunden hat, die mit ihren 1,54m neben ihm sagen wir, interessant aussieht? oder eben bemitleiden.
    lese ich auch im zweiten beispiel die heteronormativität?
    (whole new can of worms, sorry)

    ich glaube, dass dünnen-bashing ist die gleiche geschichte wie das extro-/introvertiertenbashing von kürzlich. und das suchen nach den heteronormativen bestandteilen einer argumentation fällt da auch mit hinein.
    und dann führt das ganze zu dingen wie FLIT-discos (frauen, lesben, inter-, trans), bei denen ich mich immer frage, warum frauen und lesben genannt werden müssen (ich würde vermuten, dass 100% der mir bekannten lesben frauen sind, kann dafür natürlich meine hand nicht ins feuer halten), und außerdem feststelle, dass wir zu nix im leben kämen, wenn wir immer alle zu aller zeit erwähnen wollen würden.
    wir ham’s alle nich leicht.

  11. walküre meint:

    .

  12. .meike meint:

    “Derailing” nennt man das wohl, Herr oder Frau adelhaid, wenn vom Thema ablenkende Argumente eingebracht werden, um die Schwere oder das Vorhandensein von Diskriminierung der aktuellen Diskussion zu verharmlosen oder zu verschleiern.

    Liebe Frau Vorspeisenplatte, ganz herzlichen Dank für den inspirierenden Beitrag. Gerne gelesen und den Links gefolg! Und die Gedanken noch auf ganz eigene Weise bei mir weitergesponnen mit einem Thema, über das ich heute sowieso schreiben wollte.

  13. midori meint:

    Vielen Dank, Sie haben so Recht!

  14. Frau-Irgendwas-ist-immer meint:

    Danke für den Beitrag!

    Vor Zeiten bei Twitter entdeckt und mir leider den Autor nicht gemerkt.*schäm*
    Wenn dumm schlimmer wäre als dick, enthielten Frauenzeitschriften keine Diättipps, sondern Weiterbildungsseiten.

  15. DirkNB meint:

    Zwei Gedanken zum Thema, einmal pointiert und einmal Studienergebnis.
    Erst die Pointe: Irgendwer hat mal gesagt: “Männer brauchen eigentlich zwei Frauen. Eine Dünne, mit der sie angeben und eine Dicke, mit der sie sich abgeben.” Dieser Satz ist etwas aus dem Zusammenhang gerissen, deswegen sei erläutert, dass das “sich abgeben” durchaus sehr positiv zu verstehen ist. Spätestens im Bett haben es die Herren der Schöpfung doch eher fraulich als klapprig.
    In einem Buch über Ernährung las ich mal, dass es Studien gibt, die nachweisen, dass diejenigen am gesündesten sind und um längsten leben, die nach gängigen Skalen (BMI & Co.) (leicht) übergewichtig sind. Heißt: Die ganzen Skalen müssen mal neu geeicht werden. Und wenn man dann noch berücksichtigt, woher die Skalen kommen, bedarf es keiner Erläuterung mehr. Wenn die (amerikanische) Versicherungswirtschaft die Finger im Spiel hat, verschieben sich schon mal die Bezugssysteme.

  16. blinki meint:

    einerseits stimme ich natürlich vollumfänglich zu, was die Diagnose der Stereotypisierungen und der damit verbundenen Zuschreibungen von dick und dünn sein betrifft.

    Andererseits stört mich bei dem Thema unter erwachsenen Frauen auch immer diffus etwas, was ich bisher nicht so recht benennen konnte. Ich versuchs mal so:

    Emanzipation ist mal ganz allgemein, im aufklärerischsten Sinne, der Ausgang des Menschen aus seiner selbst veschuldeten Unmündigkeit. Geht es beim Erwachsenwerden nicht darum, sich selbst zu entwickeln, ohne Rücksicht auf irgendwelche Zuschreibungen und in der Überwindung von Stereptypen?
    Sich selbst in seinem Urteil zu verfeinern? Gilt das nicht genauso bei Literatur, Essen, Stil, im Umgang mit Menschen wie auch in der Balance von Selbstliebe und Selbstentwicklung? Sollte mir icht wurscht sein, was in Frauenzeitschriften über Frauenkörper gesagt wird, schließlich lese ich ja auch keine Vampirliebesromane mehr.

    Mit 35 bin ich doch nicht mehr im gleichen Maße ein Marketingopfer von Germanys Next Topmodel wie mit 15. Ich jedenfalls nehme mich inzwischen kaum mehr als Projektsfläche, sondern vielmehr als Akteur wahr, und das hat natürlich auch eine sexuelle Komponente. Soll heißen, ich interessiere mich viel weniger dafür wie ich gesehen werde, als was ich sehe.

    Ob Männer mehr für dünne Partnerinnen als für Dicke beneidet werden? Von Wem? Von Frauen wahrscheinlich nicht. Von Männern wahrscheinlich eher für junge Dralle als für Dünne. ;-)

  17. Michael meint:

    Ob dick oder dünn “besser ankommt” oder “besser ist” (z.B. gesundheitlich) oder wer sich wie besser fühlt, ist eine spannende Frage und für die Lebensqualität von vielen Menschen ziemlich entscheidend. Aber warum das (offenbar) nur auf Frauen gemünzt wir, erschließt sich mir nicht. Ich hab zwar das Buch von Caitlin Moran (“How To Be A Woman”) noch nicht gelesen, aber ich hoffe: Frauen, es kann sei, dass Männer, das was ihr meint, dass sie wollen, auch nur wollen, weil ihr es so wichtig nehmt und letztlich alle die Gelackmeierten sind.

  18. blinki meint:

    ich glaube auch nicht, dass es bei dem Problem in erster Linie ums dünn oder gesund sein geht, sondern darum, dass Frauen aus diversen historischen gesellschaftlichen und Erziehungsgründen qua tradierte Rollenzuweisung viel stärker dem Druck gesellschaftlicher Normierung unterliegen. Von den 10 Geboten bis in die Kunstgeschichte und das bürgerliche Gesetzbuch (bis vor nicht allzu langer Zeit) ist der Mann in der Regel das Subjekt, die Frau das Objekt (der Darstellung, Regeldurchsetzung ….)

    Im Grunde geht es meiner Ansicht darum, den übermächtigen Blick von außen mal abzustreifen und sich selbst zu ermächtigen: vom Objekt zum Subjekt zu werden. Das ist natürlich nicht zwangsläufig ein Zuckerschlecken.

  19. ubarto meint:

    Zunächst einmal sollte diese Frage völlig losgelöst davon betrachtet werden, was denn “Männer gerne hätten” das ist nämlich völlig scheißegal.

    und dazu:
    “Emanzipation ist mal ganz allgemein, im aufklärerischsten Sinne, der Ausgang des Menschen aus seiner selbst veschuldeten Unmündigkeit. Geht es beim Erwachsenwerden nicht darum, sich selbst zu entwickeln, ohne Rücksicht auf irgendwelche Zuschreibungen und in der Überwindung von Stereptypen?
    Sich selbst in seinem Urteil zu verfeinern? Gilt das nicht genauso bei Literatur, Essen, Stil, im Umgang mit Menschen wie auch in der Balance von Selbstliebe und Selbstentwicklung? Sollte mir icht wurscht sein, was in Frauenzeitschriften über Frauenkörper gesagt wird, schließlich lese ich ja auch keine Vampirliebesromane mehr.”

    Wenn man bzw. hier jetzt speziell frau von klein auf dazu erzogen wird, sich scheiße zu finden und jeden Tag in den Medien und von anderen Menschen zig negative Botschaften über das eigene Äußere bekommt, ist sich-selber-scheiße-finden nichts, was man einfach mal “eben so” ablegen kann. Das sind Dinge, die sehr sehr tief sitzen. Natürlich müsen wir Frauen uns in der Hinsicht emanzipieren – aber ich finde, die Schiene “ach, selber Schuld wenn Du Dich scheiße findest, was lässt Du Dich denn auch von anderen Leuten oder Medien beeinflussen” greift zu kurz. Ich finde, die Gesellschaft muss ich ändern, nicht ich und meine Wahrnehmung.

  20. blinki meint:

    Was die Medien gerne hätten wie Du bist, sollte Dir doch MINDESTENS genauso scheißegal sein wie was die Männer gerne hätten, oder sehe ich das falsch?

    Damit, dass das alles nicht so einfach ist, rennst Du bei mir offene Türen ein. Dass ich mal wegen Trennungsschmerz 15kg abgenommen habe, hat auch 1000 mal mehr anerkennende Beachtung gefunden als meine Promotion. Das ist natürlich UNFASSBAR! Und ich hatte mich davor keineswegs Scheisse gefunden.

    Natürlich müsste sich die Gesellschaft ändern. Aber Selbstbehauptung kannst Du Dir doch immer nur selber zugestehen, sonst ist es ja keine.

  21. AnkeD meint:

    Zumindest ich habe gelitten ohne Ende, als ich noch dicker war, mein äußeres Bild stimmte nicht mit meinem Eigenbild überein, ständig hatte ich damit zu tun, mir einzureden, ich wäre halt eine “starke Frau”, alles Blödsinn traurigster Art, wenn ich es aus heutiger Perspektive sehe. Die Gesellschaft ist ein Problem, aber jetzt mal echt ehrlich, es geht mir besser, ich bin fitter, vitaler und tatsächlich lieber in meinem Körper daheim, einfach, weil ich nicht mehr das unnötige Mehrgewicht von 48 Packungen Butter mit mir herumschleppe. Die Gesellschaft, die Medien oder sonstwer außerhalb von meinem Körper und meiner Eigenwahrnehmung haben mit diesen Tatsachen nicht das geringste zu tun, das ist alles zweitrangig.

  22. Melody meint:

    “Zunächst einmal sollte diese Frage völlig losgelöst davon betrachtet werden, was denn “Männer gerne hätten” das ist nämlich völlig scheißegal.”

    danke, ich suchte nach einer vorsichtigen Formulierung, aber ist ja gar nicht nötig.

    “Die Gesellschaft, die Medien oder sonstwer außerhalb von meinem Körper und meiner Eigenwahrnehmung haben mit diesen Tatsachen nicht das geringste zu tun, das ist alles zweitrangig.”

    Shit, ich hätte doch wetten sollen, ab wann der erste Apostel der einzig wahren Mission auftaucht :-) am Ende kriegt man doch immer die Empfehlung, abzunehmen. Yippie. Geht nur leider nicht immer bei allen. So ein Mist.

    Ich fülle dann schnell mal die Statistiklücke vollflächig aus und frage butterweich, was denn Menschen mit einem Stoffwechselproblem machen sollen (einem echten leider), wenn sie sich gar nicht scheisse fühlen, sondern nur immer erzählt bekommen, dass man ihnen nicht glaubt, dass sie es nicht tun?

  23. die Kaltmamsell meint:

    Ich nahm gezielt, adelhaid, Beispiele aus der Mainstream-Kultur, die ich am besten kenne und die abgesichert sind. (Prämissen sind nicht automatisch umkehrbar.)

    Die sind, Melody, statistische Ausreißer, die die Ergebnisse gesellschaftlicher Untersuchungen (zum Frausein gehört heute, sich scheiße zu fühlen) nicht widerlegen.

  24. Rainer meint:

    Nun – es geht nicht nur den Frauen so. Als übergewichtiger Mann bin ich es (leider) gewohnt, für diesen Umstand von jedermann (und natürlich jeder Frau) gedemütigt zu werden und kann das Genervtsein gut nachvollziehen.
    Blinki: Ich hatte letztes Jahr 20 kg abgenommen (es ging gesundheitlich anderweitig nicht so gut) und habe dafür sehr viel mehr Anerkennung bekommen als für alles andere, was ich dieser Zeit (beruflich, privat) geleistet hatte.
    Das Thema “Dicksein” fokussiert sich schon stärker auf Frauen, ja…aber dahinter steckt dieser unterschwellige Mainstreamfaschismus (darf ich das hier so schreiben?), der immer auf der Suche nach dem “Opfer” ist.
    “Opfer” kann man manipulieren, finanziell erleichtern, sich an ihnen erhöhen. Man kann’s mitmachen oder gepflegt ignorieren – ich mach Letzteres.

    Aber Spaß macht das keinen.

    PS: Ich war mit “dicken” und “dünnen” Frauen zusammen. Die “Dicken” waren viel angenehmer, weil entspannter und abgeklärter, was den Rest der Menschheit angeht.

  25. AnkeD meint:

    Erster Apostel :) Geil! Simon(e) Petrus.
    Aber – ich schreibe von meiner persönlichen Erfahrung, missionieren ist anders.

  26. adelhaid meint:

    man bewegt sich ja immer im eigenen dunstkreis und es fällt schwer, da mal raus zu kucken, und ich befinde mich wahrscheinlich in einem netten kleinen dunstkreis (von dem aus man wahrlich nicht weit kucken kann, aber so verhält es sich wohl auch mit dunst) und mir passiert es immer öfter, dass man, angesprochen auf leute in der umgebung, die sichtbar abgenommen haben, sich fragt, ob’s denen gut geht. ob die gesund sind. ob man helfen kann. ich befinde mich scheinbar in einer umgebung, in der abnehmen mit problemen assoziert wird. ist das ein zukunftskonzept? sollte ich versuchen, diesen kreis zu vergrößern? ich find’s da nämlich auch wirklich ganz puschelig, muss ich sagen.

  27. Sigourney meint:

    Danke für den link zur stärksten Frau Amerikas.
    Sehr interessant, da hab ich TV-Sport-Uninteressierte doch mal einen Grund, die Olympiade zu schauen.
    Hoffentlich gewinnt Sarah Robles Gold und bekommt einen anständigen Sponsor.

  28. allabouteve1950 meint:

    Für mich stelle sich bei diesem Thema immer folgende Fragen:
    1. Was ist eigentlich “dick”? Ist heutzutage nicht das “dick”, was vor 20 Jahren als völlig normal war (zur Orientierung: Kleidergröße 40)? Liz Hurley soll neulich erklärt haben, dass sie kreuzunglücklich wäre, wäre sie so “fat” wie Marilyn Monroe…..Kurz: hat unsere Gesellschaft inzwischen nicht ein völliges perverses Bild von “dünn” und “dick”
    2. Ist der Diätterror und das damit verbundene Dicken-Bashing nicht etwas, was sich erst in den letzten 20 Jahren so extrem entwickelt hat?
    3. Ist das Zufall oder hat das möglicherweise damit zu tun, dass sich die Frauen in den letzten 30 Jahren emanzipiert haben und zunehmend wichtige Positionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben (nicht genug, aber immerhin…)?
    4. Wäre es möglich, dass die ganze “Frau sein, heißt sich hassen” eine direkte Folge dieser Entwicklung ist? Will heißen: Frau mag intelligent, gebildet, stark, erfolgreich sein oder promovierte Physikerin mit Politkarriere, die mächtigste politische Amt im Land innehat: Das ist alles nichts von Wert, wenn sie nicht jung, schlank und hübsch ist?
    5. Wenn Frauen ihre Zeit und Kraft darauf verwenden, schlank (wie will man kämpfen, wenn man ständig Kohldampf hat?) und schön zu sein (warum den Wirtschaftsteil einer Zeitung lesen, wo frau doch die neuen Modetrends verfolgen muss), machen sie dann vielleicht weniger Stress und begnügen sich (wieder) mit dem Rolle der schönen Deko an seiner Seite?
    6. Warum lassen wir Frauen uns das eigentlich bieten? Warum können wir nicht solidarisch sein, die dünnen, die dicken und normalen, statt das Thema auch noch aufzunehmen und weiterzutreiben. Warum verbitten uns nicht, dass andere uns anschaffen wollen, wie wir aussehen haben, um ein wertvolles Mitglied unserer Gesellschaft zu sein?
    So, jetzt fühle ich mich besser.

  29. Stefan meint:

    @Sigourney und Frau Kaltmamsell: Sie sehen in dem verlinkten Artikel nur einen Teil der Wahrheit. Der Artikel ist auf die Situation in den USA fokussiert.

    Die Weltspitze im Gewichtheben ist von den US-Gewichtheberinnen weit entfernt. Die Leistungen der besten Gewichtheberinnen der Welt werden im Artikel einfach ausgeblendet.

    Das Einkommen der Sportlerin Sarah Robles wird in dem Artikel mit den Einkommen der weltbesten Sportlerinnen und Sportler aus den USA und anderen Ländern verglichen. Diese Athletinnen und Athleten betreiben auch noch Sportarten, in denen ungleich mehr Geld umgesetzt wird.

    Bei allem Respekt vor Sarah Robles: Sie wird kein Gold gewinnen. Nach der Statistik des Weltverbands hat sie bei der WM im November mit großem Abstand zur Spitze den zehnten Platz belegt (im Zweikampf hat sie 76% der Leistung der Siegerin erreicht).

    Würde Sarah Robles Gold gewinnen, käme der Sponsor auch nicht von selbst. Gewichtheben ist in den USA und auch bei uns schlicht eine Nischensportart. Der Weltmeister und Olympiasieger Mathias Steiner hat nach den Olympischen Spielen beklagt, dass er trotz seines hohen Bekanntheitsgrades kaum Sponsorengelder bekommt. Er hat natürlich ein paar Ausrüster, aber er kann von Sponsorengeld nicht wirklich leben.

    Warum verdient man als Sportlerin oder Sportler in den USA bzw. in Deutschland mit Gewichtheben kein Geld? Das hat drei Gründe:

    1. Die Sportart Gewichtheben kommt immer wieder mit Doping-Vergehen in die Schlagzeilen. Es mussten schon ganze Mannschaften aus dem Verkehr gezogen werden, weil alle Sportler gedopt waren.

    2. Gewichtheben ist in vielen Ländern nicht »fernsehtauglich« [es gibt ganz wenige Ausnahmen]. Das Interesse der Zuschauer ist so gering, dass es von den Wettkämpfen kaum Übertragungen gibt. Einzige Ausnahme: Die Olympischen Sommerspiele.

    3. Die Gewichtheber aus den uns am besten bekannten Staaten (in denen Sportler das meiste Geld verdienen), sind bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen nur selten erfolgreich. Somit kann sich auch keine große Unterstützerbasis entwickeln.

  30. kecks meint:

    …Gewichtheberinnen aller Gewichtsklassen sind nur schwer zu vermarkten aka man kann davon nicht leben. Gewichtheben auf diesem Niveau erfordert aber mindestens zwei Trainingseinheiten an den meisten Wochentagen (ähnlich Turnen, koordinativ sehr anspruchsvoller, technischer Schnellkraftsport). In Deutschland ist dies den Kadersportlerinnen (darunter die sicherlich den gängigen Schönheitsidealen sehr entsprechende Julia Rohde) nur möglich, weil es die Einrichtung der Sportfördergruppen, also staatlich finanzierte Berufssportler, gibt.

    Warum ist Gewichtheben so schwer vermarktbar? Gründe siehe Stefans Posting über mir.

    Mit der Körperfülle der Athletinnen in der offenen Gewichtsklasse (+75kg) – die anderen sind oft sehr durchtrainiert und haben selten höhere Körperfettwerte, meist auch nicht viel Muskelmasse; die Gewichtsklassen beginnen für Frauen bei 48kg! – hat die geringe Popularität eher wenig zu tun.

    Insofern ist das Beispiel Gewichtheben für das Phänomen der Dickendiskriminierung eher nicht so treffend. Es zeigt eher, wie prekär die Existenz der meisten Spitzensportler außerhalb des Fußballs etc. tatsächlich, auch in Deutschland, ist (“Olympian living out of his car”).

  31. adelhaid meint:

    also war die gewichtheberin ein schlechtes beispiel (und dennoch wirklich sehr interessant..nischen sieht man ja nich so oft). aber wie sieht es denn abseits der nischen aus? die fußballdamen deutschlands (welche titel haben die noch??) haben auch day jobs. gibt es sportarten, außer schwimmen, in denen männer wie frauen erfolgreich sind und wo die frauen wie die männer davon leben können?

  32. kecks meint:

    …ja. leichtathletik zum beispiel. da kommen die frauen öfter besser bei sponsoren an als die männer. man muss hier aber auch nicht zwingend mehrmals täglich trainieren, wenigstens nicht in den schnellkraftbereichen. biathlon vielleicht? wintersport generell außerhalb des skispringens?

    die meisten populären (im sinne von einschaltquoten) sportarten sind aber männlich dominiert (fußball, fußball, fußball, bisschen formel 1).

    andererseits kann man aber in deutschland wie gesagt außerhalb des fußballs und weniger anderer aktionen von leistungssport nicht leben, außer man landet in der sportfördergruppe, deren plätze sehr begrenzt sind. die meisten kaderathleten sind demnach soldaten, gefolgt von studenten und schülern (nachwuchskader), gefolgt von wenigen leuten mit ‘normalen’ halbtagsjobs bzw. auf hartz iv (kein witz). hauptgeldgeber sind meist vereine (benzinkostenabrechnungen), lokale sponsoren, eltern, oft auch trainer, teilweise die stiftung sporthilfe. das hat alles wenig mit genderproblemen zu tun.

  33. ubarto meint:

    @blinki: Zu Medien vs. Männern – es ist schon im Rahmen des Möglichen sich einen Mann zu suchen der einen schön findet wie man ist und dem es total wurst ist, wieviel man wiegt. Die Botschaften der Medien auszublenden und sich gegen die täglichen Reaktionen anderer Leute ein dickes Fell zuzulegen ist hingegen schwieriger ;-)

    Aber klar, ich weiß schon worauf Du hinauswillst: Für einen persönlich ist sicherlich der beste Weg, sich diesbezüglich eine Stinkefinger-Scheißegal-Haltung (auch bekannt als das dicke Fell) zuzulegen. Aber ich denke es ist eben gleichzeitig auch wichtig, dass wir Frauen uns das gesamtsolidarisch einfach nicht mehr bieten lassen sollten. Und wir sollten auch an Mädchen und junge Frauen denken, die sind denke ich da sehr verwundbar und gefährdet.

  34. Neeva meint:

    Zum Thema frau solle sich bei ihrem Körperbild nicht von den Männern abhängig machen: Es ist ja schön und gut sich einen zu suchen, der einen “so liebt wie man ist”. Die hunderte Botschaften jeden Tag, dass seine Frau scheiße ist und er nur bei ihr ist, weil gutmütig, Mutterkomplex, Weichei usw. kriegt er aber auch ab. Und die sind irgendwann auch eine Belastung für die Partnerschaft.
    Nichts, woran eine gesunde Partnerschaft kaputt geht, aber ein ständiges, völlig unnötiges Hintergrundrauschen.

    Klappt natürlich mit dünner Frau und dickem Mann auch, nur dass dann die vorherschende Botschaft ist, sie wäre hinter seinem Geld her.

  35. Sigourney meint:

    Ups, nun denn, Danke für die Aufklärung übers Gewichtheben.
    Von dem ich zugegebenermaßen keine Ahnung habe.
    Aber jede Frau, die eine so “abseitige” unglamouröse Sportart derartig ernsthaft ausübt, hat meinen vollen Respekt.
    Und ich hoffe, dass sie dann wenigstens viel Spaß bei den Olympischen Spielen hat, wenn gewinnen nicht drin ist (ist ja auch gerade da eigentlich nicht das Wichtigste).

  36. Melody meint:

    “Die hunderte Botschaften jeden Tag, dass seine Frau scheiße ist und er nur bei ihr ist, weil gutmütig, Mutterkomplex, Weichei usw. kriegt er aber auch ab.”

    Ja kann den denn dann niemand aus diesem Umfeld voller Dummheit retten? Denn es ist doch ein Zeichen geistiger Unterschicht, sich solche Gedanken über andere ernsthaft zu machen – das sind die verzichtbaren Menschen, nicht die lohnenswerten.

  37. ClaudiaBerlin meint:

    Es gibt das persönlich-reale Körperempfinden – und andrerseits die gefühlte Bewertung von außen. Wobei sich dieses “außen” den einen vornehmlich über Medien vermittelt, den anderen über konkrete Mitmenschen.

    Auf der mitmenschlichen Ebene hatte ich noch nie ein Figurproblem. Ganz einfach, weil ich immer nur mit Männern zusammen kam und komme, die an meiner “Molligkeit” (165cm, derzeit ca. 80 Kilo) keinen Anstoß nehmen.

    Im Selbstbild per Spiegel bin ich für mich noch nicht “dick” – obwohl ich mittlerweile Größe 44-46 brauche und die heutige Welt mich sehr wohl als fett ansehen würde. Ist mir egal, auf meine Lebensqualität hat das keinen Einfluss.

    Warum zumTeufel lassen sich so viele Frauen auf dieses Schlankheitsideal ein? Man kann ewig die Werbung anprangern, aber letztlich sind es doch wir selber, die entscheiden, was für uns gut und böse, falsch und richtig ist!

    Wenn ich mir selber fühlbar zur Last werde, wenn ich unter meinem Gewicht zu leiden beginne, dann kümmer ich mich ums Abnehmen. Nicht per Crash-Diät, sondern über sinnvolle Ernährungsumstellungen. Alsbald hab ich dann ein paar Kilo weniger und das PRoblem ist abgehakt.

    WARUM zum Teufel ist das für so viele so ein Mega-Problem?

  38. Orangerie meint:

    Lucian Freuds Bild “Benefits Supervisor Sleeping”
    wurde 2008 für 34 Mio Dollar in London versteigert! ;-)

    Orangerie grüßt.

  39. blinki meint:

    Nochmal zum Thema was Männer gerne hätten:
    vielleicht habe ich mich nicht klar ausgedrückt, ich wollte einfach meine starken Zweifel darüber zum Ausdruck bringen, dass Dünnsein wie behauptet das wichtigste Attribut beim Weib als Trophäe ist! Frauen in Männerzeitschriften haben ja wahrscheinlich 25 kg mehr auf den Rippen als Frauen in Frauenzeitschriften.

    was allabouteve meint, finde ich wichtig: Wo fängt dicksein denn eigentlich an? Ich liege formatmäßig etwa auf ClaudiaBerlins Linie, ich fühle mich aber subjektiv nicht dick. Aus meinem näherem und weiteren Umfeld kriege ich das auch nicht rückgemeldet. Vielleicht auch einfach bloß, weil das unfein wäre, ich muss mich jedenfalls mit dem Thema nicht beschäftigen. Vielleicht würden sich andere bei Größe 44 ja schon vor Selbsthass entleiben.
    Solchen Selbsthass aus Optimierungszwanghaftigkeit empfinde ich aber eher als ein inneres Problem, externalisiert. Ab einem gewissen Grad des Erwachsenseins finde ich es ein bisschen pathetisch, sich hinzustellen und zu sagen, ich finde mich Scheisse und die Medien/ Gesellschaft/meine Eltern sind schuld.

    Andererseits kann ich mir gut vorstellen, dass man ab einem gewissen Format auch einer Diskriminierungsathmosphäre ausgesetzt ist, die absolut anprangerswert ist und wo es auch falsch wäre, sich darauf zu beschränken, sich das dicke Fell wachsen zu lassen.

  40. Frl. Wahrheit meint:

    Ich erlaube mir, einen neuen Gedanken in die Diskussion zu bringen:

    Akzeptanz der eigenen Person und somit auch des eigenen Körpers hat ja auch immer mit Sexualität zu tun.

    Frauen wird in der patriarchalen Gesellschaft keine Selbstbestimmung über ihren Körper und damit keine selbstbestimmte Sexualität zugestanden.
    Offensichtlich sind wir also in den vermeintlich so aufgeklärten modernen Zeiten nicht viel weiter als zu Großmutters, Urgroßmutters, Ururgroßmutters Zeiten.

    Im doppelten Sinne starke, selbstbestimmte Frauen machen Angst, da sie die althergebrachten Machtstrukturen in Frage stellen. Sie passen nicht in das Bild, das die männlich dominierte Gesellschaft (der männlich dominierte Mainstream) von der Frau entwirft, um die eigenen Positionen zu sichern.

    Das alles klingt sehr vor-vorgestrig, ich weiß. Aber mir scheint, dass es sich eben nicht nur um “Mainstreamfaschismus” (@ Rainer), sondern auch um Patriarchalfaschismus handelt.

  41. Kathy meint:

    Der Artikel hat mir gut gefallen, vielen Dank!

    Ich möchte noch mal auf einen Aspekt eingehen, der hier nur ganz am Rande erwähnt wurde – nämlich wie viel wir Frauen eigentlich an andere Frauen vor allem an Mädchen und ganz erst recht an unsere Töchter weitergeben.

    Meine Mutter war (und ist) einerseits voll von “fat talk”. Andererseits hat sie mir immer wieder gesagt, dass ich mir um Himmels willen keine Gedanken machen soll, da es für jede Figur Männer oder Frauen gibt, die eine genau dafür lieben. Und das meinte sie ernst; diese Äußerungen hat sie bewusst gemacht, während “fat talk” einfach so aus ihr raussprudelt.

    Mit meiner eigenen Tochter versuche ich es anders zu machen. Keine Kommentare über Portionsgrößen (weder positiv noch negativ), ich versuche ihre Aufmerksamkeit auf ihr Körpergefühl zu lenken nicht auf das Feedback anderer. Ich erlaube ihr mit meinem Bauch zu schmusen, den sie so wundervoll “weich und schwabbelig” findet, obwohl ich am Anfang echt schlucken musste. Aber sie soll eben ein positives Verhältnis zu nicht-normierten Körpern kriegen – und da kann ich mich ja wohl selber schlecht rausnehmen.
    Allerdings ist auch in ihrem Alter der Peer Pressure schon enorm. Erstklässlerinnen, die sich gegenseitig hänseln und den Druck ihrer Eltern 1:1 versuchen weiterzugeben (das betrifft nicht nur Gewicht, sondern auch welche Farben und Klamotten für Mädchen ok sind, welches Spielzeug etc.).

    Ich habe mir angewöhnt, Menschen wenn für ihr Aussehen, dann für Dinge, die sie aktiv beeinflusst haben, Komplimente zu machen: Wenn sie Mut zu knalligen Farben oder extravaganten Schnitten haben, zu außergewöhnlichen Frisuren oder Brillen, zu schönem Schmuck. Und noch lieber natürlich zu Taten :)

  42. Micha(el Winkler, Dresden) meint:

    Krass finde ich solche Umfrage-Ergebnisse wie mit den 75% würden ihr Kind abtreiben, wenn eine 50%ige Wahrscheinlichkeit bestünde, dass ihr Kind mal dick werden wird.
    Da kann man sich ja fast wünschen, dass Dummheit mit Impotenz und Gebärunfähigkeit korreliert ;)

    Fast genauso krass finde ich allerdings diverse Fernsehshows à la “The Biggest Loser” (die Produzenten hatten ihren latenten Zynismus gegenüber Übergewichtigen ja offenbar schon doppeldeutig im Titel der Show verpackt), die ja doch nur Unterhaltungsshows sind – auf äußerst ambivalente Art und Weise. Andererseits: für’n paar Dollar oder Euro finden sich eben auch immer ein paar Dicke, dicke Dumme und dumme Dicke. Also, so what …

    Auch Marius MW’s Song “Dicke” – Ende der 1970er (?) – hat sicherlich ein gewisses Maß an wasweißichalles geschaffen und MMW wollte sicher eher sich als “dünnen Hering” selbst bauchmiezeln, doch der Song dreht sich eben um “die anderen”, die Nichtdünnen (inkl. einem “Na, du fette Sau” am Ende des Songs).

    Alles in allem ist’s jedoch an den Dicken selbst. Mir sind Menschen, die erst einmal zur ihrem Körperumfang – ganz gleich, ob dick oder dünn – stehen können, sympathischer als welche die sich jeden Tag auf die Waage stellen.

    Fazit: lieber dick und klug als dünn und dumm ;)

  43. barbara meint:

    Und dann gipfelt dieser Selbsthass ja oft auch noch im Tragen von Spanx.
    Masochismus pur. Tragen Frauen selbst bei den aktuellen Temperaturen.

  44. Susann meint:

    Ich schließe mich den Vorposterinnen an, die daran erinnern, wie kräfteraubend es ist, immer die Schönste, Dünnste, Hübscheste, Blondeste…sein zu müssen.
    Da fehlt natürlich dann dir Kraft, um sich politisch oder gesellschaftlich zu engagieren – und letztlich ist die Energie, die man ins Dünn-und-Schön-Sein buttert sowieso verschwendet, weil irgendwann erwischen einen dann die Falten und die Schwerkraft letztendlich doch – ob Größe 34 oder Größe 46.

  45. Modeste meint:

    Wenn ich die Kommentare lese, dann wirkt das alles natürlich sehr vernünftig, dieser Ratschlag, sich vom Urteil anderer unabhängig zu machen. Nun leben wir alle aber nicht auf dem Mars, und nicht normgerecht (also nicht schlank) zu sein, spiegelt sich den ganzen Tag in den Reaktionen Dritter wieder: In dem kleinen Augenflirt morgens in der Tram. In dem Lächeln, mit dem ein Passant einen auf der Friedrichstadt unter den Regenschirm nimmt. Ob man im vollbesetzten Borchardt mit ein bißchen Lächeln und Zwinkern mittags noch einen Tisch bekommt. Eine Rose von einem Fremden. Der Kellner in der King Size Bar und der Türsteher im Berghain.

    In allen diesen Situationen (und in vielen mehr) macht es einen Unterschied, ob man schlank ist oder nicht. Ist es da nicht verständlich, Schlankheit Bedeutung beizumessen?

  46. blinki meint:

    Modeste, zum einen; was Sie meinen ist sexuelle Attraktivität und es gilt keineswegs je dünner desto sexuell attraktiver. Haltung ist da (jedenfalls auf der Basis meiner bisher angesammelten Lebenserfahrung) das Zauberwort.

    Zum anderen; mit 15 -25 war es mir natürlich auch wahnsinnig wichtig, ob der Kellner und Türsteher des standardgebenden Ladens mich supi finden, aber auch damals war für die Türpassage Bedeutung (wer kennt wen und gehört man zur in posse) schon wichtiger als Kilos. Heute bin ich 40, Chef von 9 Leuten und Mutter von zwei Kindern und es fällt mir im Traum nicht mehr ein einem Kellner gefallen zu wollen. Was natürlich nicht heißt, dass ich ihn nicht nett behandle ;-).

    Mit dem Augenaufschlag kommt man sowieso nicht bis 80 durch, irgendwann ab 30 wird das ja armselig, also muß man sich ohnehin frühzeitig nach Alternativen zur schnieken Zuckermaus umsehen.

  47. ClaudiaBerlin meint:

    @Modeste: wenn solche Resonanzen das Entscheidende in Sachen Selbstwertgefühl sind, was machen dann eigentlich Männer. egal ob dick oder dünn? Mit “in bisschen Lächeln und zwinkern” nimmt die niemand untern Regenschirm und der Kellner wird dafür auch nicht einen Extra-Tisch raus rücken!

  48. Melody meint:

    Modeste: Das ist (offensichtlich) eine von diesen “es ist bei mir so, also muss das doch sicher für alle gelten”-Geschichten.

    Man muss Schlankheit keine übertriebene Bedeutung beimessen, nein. Die Welt ist zu groß und zu bunt, als dass die Optik eines einzelnen Menschen von echter Bedeutung sein könnte.

    Außerdem finden ja auch nicht alle Leute alte Menschen, farbige Personen, behinderte Menschen, zu große und zu kleine Personen und andere irgendwie “exotisch” wirkende Menschen sauber optisch eingepasst. Sollen die dann auch alle unbedingt in ihrer eigenen Bedeutungssuppe unglücklich herumschwimmen oder dürfen sie rumlaufen und einfach leben, ohne sich mit Deppen und deren Klischees aufzuhalten? (Bin für letzteres.)

    Faustregel: Nie an den Diskriminierenden orientieren.

  49. Susann meint:

    Also, noch mal von mir.
    Ich bin übergewichtig und finde meine zusätzlichen Kilos ziemlich scheiße. Ich arbeite daran, die zu reduzieren (und es funktioniert, danke, pseudolateinamerikanisches Hinternwackeln!), aber nicht, damit ich im Cafe einen besseren Tisch kriege und mich irgendein Alphamännchen toll findet. Ich habe einen wunderbaren Mann zuhause.
    Das ist für mich das Wichtigste: was immer ich tue, ich möchte das für MICH machen nd nicht wegen der Außenwirkung. Den Unterschied kenne ich, dazu bin ich alt und weise genug. Jemandem jüngeren fällt das vielleicht schwerer.
    Also: Übergewicht darf man scheiße an sich selber finden, solange man erkennt, dass es nicht das ist, was einen ausmacht. Ich finde mich selbst ziemlich gut – aber die wabbeligen Oberarme, naja, die müssten echt nicht sein.

    Das wirkliche Unheil ist diese moralische Bewertung von Übergewicht. Die Übergewichtigen kommen medial mitunter schon fast als “Schädlinge am Volkskörper” rüber: hedonistische Versager, derentwegen das Gesundheitssystem kollabieren wird und die gesamte westliche Zivilisation gleich mit.
    Ehrlich wäre es, die Dinge zu sehen, wie sie sind: wir sind evolutionäre Erfolgsmodelle, die an viel Bewegung & wenig kalorienreiche Nahrung angepasst sind. Die moderne westliche Welt bietet wenig Bewegung & furchtbar billige & viel kalorienreiche Nahrung. Wir treffen mit unserem eingebauten Programm auf eine Welt, die dafür nicht mehr geschaffen ist. Ergo -> Übergewicht als zunehmendes Problem. Man könnte mehr Energie reinstecken, zu überlegen, wie man die Welt umbaut und weniger, die Übergewichtigen zu verteufeln. Aber dann könnten sich ja einige nicht mehr ganz so überlegen fühlen…

  50. Carmen meint:

    @Susann: Nicht zu vergessen die Hormone, die auf verschiedenen Umwegen in die Nahrung und ins Trinkwasser gelangen, diverse Zusatzstoffe, auf die jeder Mensch anders reagiert, genmanipulierte Nahrung… da wird experimentiert wie beim kleinen Chemiker, mit nichtsahnenden Menschen als Versuchskaninchen, Ausgang des Experiments offen. Und Übergewicht (vor allem atypisches Übergewicht) ist da eine der Nebenwirkungen.

  51. Ilse meint:

    Den Tisch im Borchart und der Türsteher im Berghain – du liebe Güte, wenn das die Belohnung für ein Leben von Selbsthass und Kontrolle ist, dann sage ich nur: auf geht’s zum nächsten Restaurant.

  52. Evil Tweezerman meint:

    Diskriminieren bedeutet primär unterscheiden und leider scheinen wir Menschen in den meisten Fällen (vielleicht sogar in allen?) nicht fähig eine Unterscheidung ohne eine Ungleichwertung vorzunehmen. Schwarz-weiß, klug-dumm, alt-jung,groß-klein etc etc. Ein hohes Einkommen bzw. ein hoher sozialer Status korreliert , neben vielen anderen Faktoren, nicht nur mit einem geringeren Gewicht, sondern auch (bei Männern)mit überdurchschnittlicher Körpergröße und (bei Männern und Frauen) mit überdurchschnittlicher Attraktivität. Die (übrigens globale) Ausbreitung des Dickenhaß scheint in den letzten Jahren aber tatsächlich bedenkliche Ausmaße anzunehmen. Zwar bin ich selbst grundsätzlich der Fat Aktivism Bewegung positiv eingestellt, allerdings wird hier nicht selten das gleiche dubiose Cherry Picking in Sachen Studienauswahl betrieben, um zu belegen, dass Körpergewicht, Gesundheit und Wohlbefinden voneinander unabhängige Größe darstellen. Auch wenn (starkes) Übergewicht Gesundheitsprobleme mit sich bringt, sollten die Bemühungen doch eher dagegen angehen, dass Menschen aufgrund dieses Umstandes zu sozialen Pariahs gemacht werden.

    Persönlich habe ich zudem den Eindruck, dass sich vor allem in höheren sozialen Schichten die Parameter des Dünnseins in den letzten 10 Jahren stark verschoben haben. Was in den 90ern die zu erstrebende Größe 36/38 war, ist nun die 32/34. Klar, Vanity Sizing hat auch zugenommen. Meine eigene Erfahrung bestitz zwar keine empirische Evidenz, allerdings habe ich aufgrund meiner schweren Essstörung mein für meinen Körper nicht natürliches Gewicht die letzten zehn Jahre konstant gehalten und eine starke Veränderung der Wahrnehmung meiner nicht-unmittelbaren Umwelt bemerkt: während ich vor 10 Jahren häufig angesprochen, teils offen beschimpft wurde, erhalte ich heute häufiger Komplimente für meine “gesunde” Statur.

  53. Masa meint:

    Ich habe Übergewicht, fühle mich unwohl, wenig belastbar und hässlich, trotzt und wider bessern Wissens. Aber es ist ein unshcätzbarer Vorteil, genauso gliebt zu werden. Mein Mann findet mich toll, ob mit merh oder weniger auf den Rippen und meine Töchter auch. Bei uns gibt es kein Fernsehn für sie, damit sie ihre natürliche Sicht auf den Menschen behalten, solange es geht. Dick ist für sie kein Thema, sie selber sind dünn, abe auch andere Menaschen werden so nicht tituliert. Und ich freue mich, wenn die Mädchen selbstverliebt vor dem Spiegel stehen und hoffe das dieses Frauen-medien-selbst?-bild ihnen noch ganz lange keinen Schaden zufügen kann.

  54. Sonja meint:

    Ich finde es gut, dass die Diskussion stattfindet. Jedwede Diskriminierung ist aus meiner Sicht problematisch und sollte innerhalb einer funktionierenden Gesellschaft zur Diskussion gebracht werden.
    Allerdings: Ich halte es für schwierig, wenn die Thematik unter Erwachsenen auch dazu verwendet wird, die Verantwortung für die eigene Selbstwahrnehmung an andere abzugeben. Soll heissen: nicht die Gesellschaft macht Dich zum Opfer sondern Du selbst (wie schon erwähnt gilt dies für Erwachsene, nicht für Heranwachsende in der Selbstfindungsphase…)
    Ich gebe zu, dass ich dünn bin (bzw. mich dafür halte – habe mich seit 10 Jahren nicht mehr gewogen…) und deswegen im Bezug auf “Dick sein” keinen Referenzrahmen habe. Allerdings bin ich schwarz (bitte nicht die PoC-Diskussion wieder aufleben lassen!) und stelle auch in diesem Kontext fest, dass das “schwarz sein” durchaus in Teilen meines (auch schwarzen) Bekanntenkreises oft verwendet wird, um sich nicht an die eigene Nase fassen zu müssen.
    Manchmal wird man bestimmt benachteiligt, weil man nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht – aber das eigene Glück und die eigene Lebensgestaltung sind davon nur so abhängig, wie man selbst es zulässt.
    Unterstützung, wenn es zu tatsächlicher Diskriminierung egal welcher Art kommt, ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Deswegen nochmals: tolle Diskussion.
    ABER: manchmal schallt es z.B. nur so aus dem Wald heraus, wie man selbst reingerufen hat – und hier hilft es keinem, wenn gleich mit einer “Diskriminierungskeule” gewinkt wird – dieser Reflex behindert meiner Meinung nach bei erwachsenen Menschen häufig die Selbstreflektion.

  55. Francee meint:

    Mir geht es wie Ubarto. Auch ich war immer schon dünn, zu dünn wie viele finden und so auch oftmals ich. Daher weiß ich – nur halt von der anderen Seite aus – nur zu gut, wie es ist Vorurteilen die rein vom äußeren Blick herstammen ausgesetzt zu sein. Ich halte es für unheimlich wichtig in einer so vielfältigen Gesellschaft wie der unseren für mehr Abwechslung bei der Darstellung von Körper-Varianten zu sorgen. In allen anderen Gebieten wird Artenvielfalt doch auch geschätzt! Besonders durch die Photoshop benutzenden Medien sehe ich vor allem junge Menschen gefährdet, nicht mehr zwischen echt und unecht und “normal” und “medial verbreitetem Schönheitsbild” differenzieren zu können.

  56. anja und co meint:

    Hallo Kaltmamsell und Mitlesende,

    ich denke schon das es ein wichtiges Thema ist.
    Vieles wurde geschrieben – nichts unbekanntes. Neues kann ich auch nicht beitragen. Ich bin schwer Adipös. Als Traumafolge, eine von vielen. Ich arbeite an mir und mache Therapie. War früher Bulemisch. Das Gewicht ist gar nicht Mittelpunkt der Therapie. Und ich habe Freundinnen, die mich so mögen wie ich bin. Ich selber habe absolut kein gutes Körpergefühl und fühle mich nicht auf dieser Ebene Liebenswert.

    Man hat es schwerer in der Welt. Stühle sind zu eng, Gänge zu eng, Klamotten zu klein, zu teuer…. Blicke anderer und auch Bemerkungen die einem immer mal wieder an das Aussehen erinnern. Ärzte, die einem erst mal weniger ernst nehmen…

    Sport machen, schwimmen gehen – dazu fehlt mir das Selbstbewusstsein (noch) – den Blicken und Vergleichen stand zuhalten.

    Ich bin inzwischen 42 Jahre alt. Wäre “die Gesellschaft” toleranter, wäre manches einfacher – aber dennoch müßte ich an mir arbeiten. Klar.

    Es kommt immer auch darauf an mit wem man sich umgibt. Aber man kann sich nicht vom Rest der Menschen Fernhalten. Nicht Lesen, nicht gucken, nicht wahrnehmen. Dicke werden Diskriminiert – psychisch Kranke auch, Frauen auch, Arbeitslose auch… wenn man zu mehreren Kategorien gehört dann ist es nicht leicht sich in der Welt zu Hause zu fühlen.

    Dennoch ist der beste Schritt sicherlich sich erst mal in sich selber zu Hause zu fühlen.
    Aber manches könnte leichter sein.

    Vielleicht ein bisschen gejammert.
    Liebe Grüße senden
    anja und co

  57. Gaga Nielsen meint:

    Gerade darüber gestolpert:
    http://www.youtube.com/watch?v=jM1cD-wvXVk

    Robin Hood Glööckler, Rächer der Konfektionsgrößen 44+.
    (Ich mag ihn ja sehr.)

  58. Susann meint:

    Nachtrag:
    Nach intensivem Leben mit der Muckibude kann ich nun folgende Beobachtung nachreichen: keine, KEINE der wahrscheinlich 150 körperbetont gekleideten Frauen und Mädchen, die da regelmäßig mit mir die Muckibude heimsuchen, reicht an das medial-photogeshoppte-modelige Idealbild heran. Keine einzige. Auch nicht die im Bereich Gr. 34.
    Die Schneiderin meines Vertrauens meint übrigens, bis jetzt habe noch jede ihrer Kundinnen von den normalen Normmaßen in irgendeinem Punkt abgewichen – egal, bei welcher Größe.

    Ergo: jede Frau, und zwar wirklich jede, hat Grund, ihr Aussehen sch… zu finden, wenn sie sich die miedial-photogeschoppt-modeligen Idealbilder zum Vorbild nimmt. Nie wieder eine Frauenzeitschrift zu kaufen wird da zur Notwgendigkeit für die Psychohygiene.

  59. Lili meint:

    Puh. ich weiß nicht was ich dazu sagen soll.
    Ich bin richtig schockiert, dass schon wieder Frauenbilder gegeneinander ausgespielt werden.
    Dieses ewige “wer ist mehr Wert -dick oder dünn” ist nicht der richtige Weg!

    Wieso ist eine Frau mehr Wert als eine andere Frau? Weil Artikel wie dieser explizit darauf hinweisen, dass eine Frauengruppe mehr benachteiligt wird, als die andere und man dieser Benachteiligung ein Ende machen muss. Das ist ja eine Benachteiligung an sich – nur dicke Frauen dürfen nicht benachteiligt werden.

    Wieso nicht mal einen Block darüber schreiben, dass alle Frauen schön sind? Das es falsch ist Frauenbilder zu produzieren und Frauen auf ihr Gewicht zu reduzieren.

    Und zu den Fragen die gestellt wurden:
    1. Wird ein Mann mehr um eine Dünne Partnerin beneidet, als um eine Dicke? – meiner Ansicht nach wird kein Partner um ein Skelett beneidet – lieber paar Kilo mehr auf den Rippen, als dass ein Mädchen ausschaut als würde sie verhungern.

    2. Werden eher dünne oder dicke Frauen als Vorbilder genutzt, sei es als erstrebenswerte Partnerinnen oder als Identifikationsangebot für Erfolg?
    In der Werbung werden leider zu oft nur dünne Frauen abgebildet. Vorbilder sind eine ganz persönliche Sache, die jede Person für sich selbst bestimmen muss.

    3. Auf wen wird mit dem ersten Blick herabgeschaut?
    Ich kann das nur von der Perspektive eines Skeletts berichten -> egal wohin ich gehe oder was ich mache, ich muss jedes Mal einen Spruch einstecken, dass ich Magersüchtig bin. In der Schule wurde ich von LehrerInnen gedemütigt – vor der ganzen Klasse. Die Mädels die paar Kilos mehr auf den Rippen hatten, wurden kein einziges Mal von den LehrerInnen darauf angesprochen. Nur ich als “Magersüchtige” wurde ständig darauf hingewiesen, wie abnormal und knochig ich aussehe.

    4. Wem werden automatisch negative Charaktereigenschaften zugeschrieben?
    Meine negative Eigenschaft: Ich esse nichts, ich halte Diät, ich mache nur Sport, wenn ich doch mal was esse, dann nur Salat etc.

    5. Wer würde schneller aus einem brennenden Bus gerettet?
    Da muss ich zustimmen. Es wird vermutlich die dünnere Person zuerst gerettet, weil es einfach weniger Kraftraubend ist.

    6. Wem wird bei körperlichen Beschwerden die umfassendere ärztliche Versorgung zuteil?
    Egal wie oft ich Knochengerippe beim Arzt war und obwohl ich fast an meinen Symptomen gestorben bin, hat mich kein Arzt ernstgenommen und untersucht. Wenn man dünn ist, dann gibt es nur eine richtige Diagnose: Magersucht. Damit ist für die Ärzte der Fall erledigt.

    6. Wer wird als mehr Wert erachtet?
    Mir wurde mein ganzes Leben lang beigebracht, dass ich nichts wert bin, weil ich so dünn bin.

    Also ja – Frau sein lernen, bedeutet sich scheiße zu finden, egal welche Kleidergröße man hat

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