Journal Donnerstag, 21. August 2025 – Was macht denn eine Kosmetikerin eigentlich?

Freitag, 22. August 2025 um 6:25

Nochmal dazwischen eine Nacht im eigenen Bett, bevor ich aus Logistikgründen vor dem Wien-Urlaub (und dem Wohnunghüten meiner Mutter) wieder bei Herrn Kaltmamsell übernachte. Bei Weckerklingeln hätte ich gerne noch weitergeschlafen.

Vor den Fenstern sah ich die angekündigte Düsternis, für meinen Arbeitsweg benötigte ich einen Schirm.

Sehr emsiger Vormittag am Schreibtisch, Mittagscappuccino mit Kollegin bei Nachbars, dort Austausch von Lesetipps für Urlaubstage.

Vor dem Mittagessen (Apfel, eingeweichtes Muesli mit Joghurt) brauchte ich dringend noch Bewegung: Fußmarsch um den Block, der Schirm in der Hand sorgte als Talisman für ausreichend Regenpause.
Außerdem Absprache mit meiner Mutter zum Wohnunghüten während unseres Wien-Urlaubs.

Mittelanregender und emsiger Arbeitsnachmittag. Ich konnte durch eine schlichte Idee eine heikle Frage klären, das freute mich.

Spannend: Würde es auf meinem Heimweg regnen? Ja, tat es, aber erst ab der Hälfte.

Zu Hause wirbelte ich erstmal in Urlaubsvorbereitungen. Ich wollte unbedingt eine Runde Pilates turnen, das schaffte ich auch. Was sich aus dem frisch geholten Ernteanteil für Salat eignete, verarbeite ich zu einer riesigen Schüssel Salat mit Zitronensaft-Knoblauch-Vinaigrette: Lollo rosso, Tomaten, Gurke. Herr Kaltmamsell machte aus dem restlichen Ernteanteil (Mangold, Zucchini, Aubergine) einem italienischen Picknick Pie: Ein Teil wird unser Reiseproviant, einen Teil hinterlassen wir meiner Mutter im Kühlschrank.

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Auf Mastodon fragte mich @novemberregen: “Was macht denn eine Kosmetikerin eigentlich?” Dadurch wurde mir bewusst, dass das nur Leute wissen, die schonmal eine solche Gesichtsbehandlung hatten – also sehr wenige. Der Rest kennt wahrscheinlich nur Film- und Fernsehbilder von Frauen in Bademänteln mit Handtuch im Haar auf Liegen, Gurkenscheiben auf den Augen.

Nun weiß ich extrem wenig allgemein über Gesichtsbehandlungen von Kosmetikerinnen, es gibt wohl auch sehr invasive und formverändernde (wer sich gruseln möchte, liest den Guardian-Artikel “Be honest, have you had work? 11 people open up about what they do – or don’t do – to their face”). Aber ich erzähle gerne, wie meine eigene üblicherweise abläuft:

Ich lege mein Oberteil ab und mich auf einen besonders bequemen Sessel (ähnelt einem Fernsehsessel in der Waagrechten). Die Kosmetikerin bindet meine Haare aus dem Gesicht, ich schließe die Augen.

Dann wendet sie Dutzende wohlriechende Flüssigkeiten, Pasten, Cremes an, die mal mit Schwämmchen oder Tüchern, mal mit kreisenden Bürstchen, mal mit Pinseln oder Fingern auf- und abgetragen werden. Eine dieser Pasten muss einige Minuten einwirken, dafür verlässt sie den Raum.

Zwischen all dem Auftragen und Abtragen richtet die Kosmetikerin für ein paar Minuten Dampf auf mein Gesicht, ein weiterer Prozessschritt ist das Ausdrücken von Mitessern, ein weiterer eine ausführliche Gesichtsmassage. Manche Schritte umfassen das Belegen meiner Augenlider mit getränkten Watte-Pads. Gesprochen wird dabei sehr wenig, meine Kosmetikerin kündigt lediglich Schritte an, die mit stärkeren Sinneseindrücken verbunden sind: „Jetzt kommt Dampf.“ „Das wird jetzt kalt.“ „Vorsicht Licht.“ (Die Lampe, die sie fürs Mitesserausdrücken auf mein Gesicht richtet.)

Ich empfinde diese Stunde als ausgesprochen angenehm, lasse sehr los, fühle die verschiedenen Berührungen und Texturen, schaffe es überraschenderweise, weder die Mittel mitzuzählen noch mich zu fragen, wozu sie dienen. Seit über 20 Jahren gönne ich mir das im Schnitt ein- bis zweimal im Jahr.

Dieser Grad des Loslassens ist mir allerdings nur bei einer vertrauten Kosmetikerin möglich, die ich mag. Verhindert haben das schon: Entspannend gemeinte Hintergrundmusik, Gesichtspflegeberatung, unaufmerksame Handhabung von Werkzeug und Mitteln, schmerzhafte Behandlungsschritte (außer dem Mitesserausdrücken – ich erinnere mich an eine Methode, die die damalige Kosmetikerin als neuesten heißen Scheiß ankündigte und bei der sie tiefgekühlte Glaskolben über mein Gesicht rollte, AUA!).

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Auf diese Ausgabe von 1981/82 brachte mich die Ibáñez-Ausstellung 2025 im Münchner Instituto Cervantes – und ich wollte sie sofort haben. Die Comics “Mortadelo y Filemón” gehörten zum Standardprogramm meiner Kindheits-Spanienurlaube Mitte 1970er bis Mitte 1980er und waren damals wunderbar exotisch und lustig (habe meinen spanischen Vater selten so lachen sehen wie bei dieser Lektüre).

“En Alemania” hat alles, was ich an “Mortadelo y Filemón” liebe: Komik fast ausschließlich auf der Bild-Ebene (nur selten dann meist brachiale Kalauer), und hier eine Vielzahl liebevoller Details in fast jedem Panel, zwei tollpatschige Spione, unerwartete Lösungen für Probleme.

Zur Zeit der Erscheinung waren die meisten spanischen Gastarbeiter bereits nach Spanien zurückgekehrt – und brachten ein tiefes Wissen um regionale Stereotype in Deutschland mit. Die Handlung führt die Protagonisten durch zahlreiche Bundesländer, und in Berlin gibt es neben Türken nur heruntergekommene Greise, in Bayern hängen an allen Häusern Franz-Josef-Strauß-Wahlplakate, die Schwaben sparen sich zu Tode, im Rheinland herrscht der Alkohol, Friesen sind dumm etc. etc. Das ist überraschend kundig durchgespielt – und eine gute Geschichte gibt es auch (die wiederum mit spanischen Stereotypen beginnt).

Was auffällt: Während zu dieser Zeit Spaniern zu Deutschland reflexartig erstmal das Dritte Reich einfiel, gibt es keine Nazi-Witze.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Donnerstag, 21. August 2025 – Was macht denn eine Kosmetikerin eigentlich?“

  1. Berit meint:

    Die Erfahrung bei der Kosmetik kann ich bestätigen, ich würde noch empfehlen vorher zu fragen was die Behandlung beinhaltet, sprich ob z.B. Cremes mit starken Wirkstoffen verwendet werden. Ich hatte da einmal ein unschönes Erlebnis mit Retinol, das meine sehr empfindliche Haut nicht verträgt. Hätte ich auch gesagt, wenn ich vorher gewusst hätte das es zum Einsatz kommen soll.

    Der Guardian-Artikel lässt mich eher traurig als verwundert zurück. So viele schöne Menschen, die sich solche tiefgreifenden Gedanken über ihr Aussehen machen, und darunter leiden.

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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