Auszeitjournal Mittwoch, 1. August 2012 – Maria Einsiedel

Donnerstag, 2. August 2012 um 9:13

Fast ausgeschlafen (also bis kurz vor sieben), nachdem wir am Vorabend den Ferienbeginn des Mitbewohners mit Cocktails im Auroom gefeiert hatten. Der Plan: Ein echter Ferientag zu zweit mit Badengehen. Da ich die jüngste Schwimmeinheit am Montag im Olympiabad mit einem Chlorschnupfen von bislang unerlebter Heftigkeit bezahlte, sollte es ins Naturbad Maria Einsiedel gehen.

Aber erst mal genoss ich den 15. Morgenkaffee des Jahres auf dem Balkon (ich zähle auf Twitter mit), glitzernde Sonne, Morgenfrische, keckernde Kohlmeisen in der Kastanie. Die Mauersegler, fürchte ich, sind bereits seit einigen Tagen weg. In die Sommerferiendüfte schnupperte ich, bis unterm Balkon ein Auto minutenlang mit laufendem Motor stehenblieb – Benzin ist offensichtlich noch nicht teuer genug.

Da Badengehen für uns richtig exotisch ist, sind wir dafür nicht wirklich ausgerüstet. Auf dem Weg zur U-Bahn kauften wir zumindest Strandmatten.

Das Naturbad Maria Einsiedel ist das schönste Freibad, in dem ich je war (nicht dass ich viel Erfahrung hätte): Übersichtlich, umgeben vom Grün der Isarauen, viel alter Baumbestand, urige Bepflanzung. Die beiden Becken (Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken gehen ineinander über, dazu gibt es ein Plantschbecken) werden mit ungechlortem Wasser gespeist, das in einem mehrstufiges Regenerationssystem unter anderem über Kieselbecken gereinigt wird.

Das wirklich aufregende Feature des Bades aber ist der Isarkanal, der hindurchfließt. An beiden Seiten führen Treppen hinein, immer mit dem Hinweis versehen, dass die Badeaufsicht für diesen Bereich nicht gilt. Ich stieg so weit wie möglich an der südlichen Freibadgrenze in den Kanal, stellte fest, dass er scheißkalt war, und ließ mich einmal quer durchs Bad bis ans nördliche Ende treiben – ein paar Minuten unter Brücken hindurch, vorbei an dicht bewachsenen Blumenwiesen. Es war göttlich. Das Wasser kühlte meine sonnenbeschienene Haut so plötzlich, dass es sich fast wie besonders große Hitze anfühlte.

Wir mochten zwar Freibad-Amateure sein, doch eines stand fest: Zu essen gab es Pommes vom Kiosk. Diese waren dann auch angemessen mittelgut, passend dazu holten wir uns ein Päckcheneis Cornetto (hatte ich ebenfalls seit Jahren nicht mehr gehabt).

Voller wurde das Bad erst am Nachmittag, dann aber richtig. Die Atmosphäre war perfekt, als per Lautsprecherdurchsagen eine vierjährige Betty gesucht wurde („Bitte an der Kasse abgeben“) und mehrfach ein Motorradfahrer mit Landsberger Kennzeichen.

Um vier hatte ich dann genug und fuhr heim (der Mitbewohner war schon früher zu einer Einladung aufgebrochen), um den Rest des Tages mit Lesen, Bügeln und dem Verarbeiten von Inhalten der frisch gelieferten Ökokiste (regional) zu verbringen – die letzten Male leider so wenig erntefrisch, dass vor allem Salate blitzschnell durch Wegessen vor dem Wegfaulen bewahrt werden mussten.

die Kaltmamsell

19 Kommentare zu „Auszeitjournal Mittwoch, 1. August 2012 – Maria Einsiedel“

  1. Sus meint:

    Oh, wie genial! Da würde ich auch gerne einmal baden gehen! Leider ein bißchen zu weit weg…

    Liebe Grüße, Sus

  2. Nicole meint:

    Seeehr schön sieht das aus, und klingt das auch. Ich höre die Lautsprecherdurchsage imklusive Echo quasi.

  3. Mel meint:

    Wow, das sieht ja wunderschön aus! Man möchte sofort baden gehen…

  4. Schnick Schnack Schnuck meint:

    Geil! Von Gastrofritten bin ich heimlichpeinlich-Fan!

  5. Lena meint:

    Schöhön!

  6. Sue meint:

    Wunderschön! Steht ab jetzt auf meiner Sommer-To-Do-Liste.
    P.S.: Bitte mehr von diesem schönen Freizeitkram!

  7. Micha meint:

    Das nenne ich doch mal ein echtes Naherholungs-Bad! Sieht sehr vergnüglich aus!

  8. ellebil meint:

    Ist das irgendwie in der Nähe der Jugendherberge Thalkirchen? Denn wenn ja, war das gerade eine sehr nette Erinnerung an die Klassenfahrt 2005, die wir in einer sehr sonnigen Juniwoche in München verbrachten…;).

  9. Sabine meint:

    Das einzig wahre Freibad in München, wenn man eine im Speckgürtel aufgewachsener See-Schwimmerin ist.

    Waren Sie eigentlich mal in Bern, zum in der Aare schwimmen? Das macht angeblich die ganze Stadt dort – von der Brücke ins tiefe, eisige Wasser springen und sich durch die ganze Stadt treiben lassen, dann zurücklaufen. Dieses Freizeitvergnügen, das ich eines Tages unbedingt erleben möchte, hat seine eigene Internetseite, mit den Geräuschen, die die kleinen Steine in der Aare machen… http://www.aareschwumm.ch/

  10. haehtinaeh meint:

    Das Maria-Einsiedel, Schwimmbad meiner Kindheit! Danke für die schönen Bilder.

    @Sabine: grossartige Seite über den Aareschwumm! Die Gschichtlis sind echt super, tolles Projekt.

  11. Trolleira meint:

    Wow, das ist ja ein tolles Bad! Da macht doch ins Freibad gehen wirklich Spass. Der Kanal ist ja der Hammer. Muss ich unbedingt mal ausprobieren, wenn ich wiedermal in Deutschland bin.

  12. Julia meint:

    Ach Mist, dahin habe ich es nie geschafft in meiner Münchner Zeit. Dabei klingt es so göttlich. Aber wohl auch nur an einem freien Vormittag. Abends war mir schon das Laufen am Flaucher ein Graus, weil alles voller Müll und Scherben war. Ich wünsche Ihnen weiter so wundervolle Entdeckungen in Ihrer Auszeit. (Und uns das Miterleben!)

  13. beautyjagd meint:

    Ich befürchte auch, dass die Mauersegler sich schon am letzten Wochenende zu ihrer Tour in den Süden aufgemacht haben. Ich beobachte jedes Jahr, wann sie kommen und wieder wegfliegen. Am Wochenende war ich im Flußschwimmbad in Bamberg, das war ähnlich herrlich wie das hier von dir beschriebene Naturschwimmbad.
    PS: Ich lese gespannt mit, wie sich die Auszeit weiter gestaltet!

  14. Gaga Nielsen meint:

    Vorbildlich!
    Nur der Produkthinweis vor Cornetto erscheint mir recht unsinnig. Man erklärt ja auch nicht, worum es sich bei Coca Cola tatsächlich handelt. Freibad und Cornetto/Capri/Nogger sind quasi siamesische Zwillinge. Und da die Ossis ja immer sehr gut informiert waren, was im Westen angesagt war, sind die bestimmt auch sofort im Bilde. Obwohl ich auch nicht so sonderlich qualifiziert bin, Freibäder zu beurteilen, rate ich mit, dass es sich bei dem da oben um eines der schönsten überhaupt handeln muss. Bildschön.

  15. Lu meint:

    das sieht ja traum_haft aus! ich muss dringend nach münchen, im sommer!

  16. Preißndirndl meint:

    In der Tat: Das ist ein wunderschönes Naturbad – und es liegt quasi vor meiner Haustür. Schmunzeln muss ich immer über die wilde Entschlossenheit der älteren Damen dort vor ein paar Jahren. Als ihr FKK-Bereich geschlossen werden sollte, sorgten sie mit ihrem Protest dafür, dass er erhalten blieb. Zwischen Eiskanal und “Pommesbude” gibt es übrigens das Phänomen der unsichtbar und seit Generationen reservierten Plätze. Wer sich dorthin legt, dem kann der eigentliche “Platzhalter” ziemlich auf die Pelle rücken, um seine Besitzansprüche geltend zu machen.

  17. Richard meint:

    Danke, mein Vater, ein Thalkirchner ist, wenn möglich immer wenn es nicht nach Schäftlarn an die Isar ging ins Maria Einsiedel. Für mich als Kind einerseits fantastisch, andererseits immer etwas mit Angst verbunden denn irgendwann wurde der Kanal dann am Ausfluß von einem Gitter bzw. Gitterstäben verschlossen und es wurde immer gewarnt da ja nicht zu nahe hinzuschwimmen “sonst ziagst di durch” wohin wurde nie gesagt. Orkus oder so? Kindheitserinnerung ca. 60Jahre her.

  18. Tanja meint:

    Verehrte Frau Kaltmamsell,
    als Zugereiste sage ich herzlichen Dank für diese tolle Adresse! Das werde ich sicher ausprobieren!

  19. Stadtneurotiker meint:

    Ich verachte öffentliche Badenanstalten eigentlich. Schulische schwarze Stunden gepaart mit vielen Ausflügen mit über 40 Kindern lassen mich einen großen Bogen um Hallen- und Freibäder machen.
    Aber Maria Einsiedel ist so ein herrliches Kleinod unter den blaugefärbten Chlortümpel, daß sogar ich ganz gerne dorthin gehe und sogar freiwillig Pommes und Steckerleis verspeise. Und sogar ins Wasser gehe.

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