Balkonstatus

Freitag, 24. Mai 2013 um 17:43

Wir füttern also die Vögelein, die uns den langen, langen Winter versüßt haben, weiter. Denn Ganzjahresfütterung ist laut komplett unbefangenen Quellen wie Vogelfutteranbietern und Ornithologen eine gute Tat. Das Leben auf unserem Balkon hat sich dadurch maßgeblich verändert.

Größter Fan des Meisenknödels sind mindestens zwei Buntspechte. Mindestens, weil einer sich immer wieder so blöd anstellt, dass er unmöglich identisch sein kann mit dem, der sein Kommen meist mit lautem TSCHECK! TSCHECK! TSCHECK! ankündigt (und damit durchaus mal früh morgens den benachbart schlafenden Mitbewohner weckt) und sich dann für Minuten an den Meisenknödel krallt, mit wuchtigen Schnabelschlägen große Stücke raushaut. Dabei stützt er sich mit dem Schwanz ein wenig an der Schnur des parallel hängenden Meisenrings ab. Der ungeschickte Buntspecht hingegen versucht sich am gespannten Drahtseil festzuhalten, an dem das nie genutzte Sonnensegel angeseilt wird – ist allerdings viel zu schwer dafür, rutscht runter (wo Spechte doch auch am Baumstamm nur aufwärts können, dem muss ja ganz schwindlig werden), flattert linkisch, versucht im Rutschen an den Meisenknödel ranzukommen. Allen Buntspechten gemein ist besonders große Schreckhaftigkeit: Während die Blaumeisen mittlerweile nicht mal mehr wegfliegen, wenn ich vorsichtig den Balkon betrete, reicht bereits Bewegung zwei Meter hinter dem Balkonfenster, um den Buntspecht zu vertreiben.

Möglicherweise gibt es mehr als einen geschickten Buntspecht am Knödel, und ich kann sie lediglich nicht unterscheiden. Mitesser sind in jedem Fall Amseln. Mindestens ein Amslerich (selbes Problem der Unterscheidung) hat mitbekommen, dass bei jeder Spechtmahlzeit Körner auf den Balkonsims und den Balkon fallen – die holt er sich. Mittlerweile reicht bereits der Anflug des Buntspechts, und schon sitzt Herr Amsel unter dem Meisenknödel. Aber auch (wahrscheinlich) andere Amsleriche und Amseln hopsen auf dem Balkon herum und picken heruntergefallene Körner auf. Von denen es reichlich gibt, den keiner der Meisenknödelbesucher frisst manierlich.

Der (die?) Kleiber kommen ebenfalls mehrfach täglich und picken mal am Meisenknödel selbst, mal am Boden. Meist kopfunter, weil sie es können.

Dazu kommen die namengebenden Blaumeisen, Kohlmeisen, Tannenmeisen (jawohl!), die immer wieder gute Laune machen. Leider haben inzwischen auch die Tauben mitbekommen, dass es auf unserem Balkon Futter gibt. Eigentlich gibt es an und um unser Haus überraschend wenige Stadttauben; vielleicht schreckt sie das Sperberpärchen, das hier sein Revier hat, vielleicht tun die vielen Krähen gut, die hier daheim sind. Doch nun musste ich mehrfach Tauben vom Balkonsims verscheuchen. Oder sollte ich vielleicht gar nicht?

Gespannt bin ich schon, wie es wird, wenn ich bei dann endlich mal warmem Wetter den Balkon selbst nutzen will. Irgendwie werden wir miteinander auskommen müssen.

die Kaltmamsell

13 Kommentare zu „Balkonstatus“

  1. waltraut meint:

    Ich habe mich von Ihnen anregen lassen zum ganzjährigen Vogelfüttern und dieses wird auch dankbar angenommen, von Kohlmeisen, Blaumeisen, Grünfink, Buchfink und natürlich den Spatzen. Der Futterplatz ist einfach auf dem Fensterbrett vor meinem Zimmer. Vielleicht weil wir im Parterre wohnen haben die grösseren Vögel den Futterplatz noch nicht entdeckt.
    Für das Vogelfutter musste ich ganz schön herumrennen bis ich welches gefunden habe, mit Haferflocken und Biorosinen habe ich es dann noch angereichert. Aber nach Meisenknödeln habe ich mich garnicht getraut zu fragen.
    Was Ihre Balkonnutzung angeht kann man für die Vögel eigentlich nur hoffen dass noch lange solches “Wetter” herrscht wie jetzt. (Bald kann man mit der Winterfütterung wieder anfangen.)
    Liebe Grüsse

  2. PS meint:

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    Made my day

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  3. Meike meint:

    Ich bin jetzt ebenfalls hochmotiviert mit dem Füttern anzufangen! Und das, wo ich doch auch immer ein großer “Die finden schon genug!”-Verfechter war.

    Aber die Tauben, die würd ich weiterhin verscheuchen. Am Ende fangen die dort noch an zu nisten, wenn Sie mal nicht hinschauen. Ein Paar tat das mal auf unserem Balkon, wärend wir im Urlaub waren. Die Balkonrenovierung hinterher war gar nicht lustig…

  4. ganga meint:

    Guten Tag,
    da schaue ich aber, dass es auch andere Leute gibt, welche noch Vögel füttern. Bei uns war es so, dass im Winter die Vögel die Meisenknödel und die Sonnenblumensäckchen ….. nur ganz wenig angerührt habe. Un djetzt erst haben sie die Säckchen leer gefressen. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass ich die Vögel noch weiter fütterte. Aber nach diesem Artikel, werde ich auch noch den Rest auf die Terasse hinaushängen.

  5. Sigourney meint:
  6. adelhaid meint:

    wir füttern auch angeregt durch den letzten artikel zur ganzjahresfütterung auf diesem kanal, und nun wird es in der tat immer schwieriger, vogelfutter zu finden. wie sollen das dann die kleinen kerlchen erst schaffen?
    wir erfreuen uns nun sehr an den spatzen und auch an den dohlen, die nur morgens kommen, und ähnliche saubären wie die spechte sind.
    ansonsten kommen zu uns die blaumeisen vom kleinen garten neben uns. im winter werde ich einen echten feeder aufhängen und einen stuhl vor die balkontür stellen – auf der warmen seite, für mich.

  7. die Kaltmamsell meint:

    In München hole ich das Vogelfutter in der Zoohandlung (Dehner am Viktualienmarkt), solche gibt es doch sicher überall. Heute habe ich Meisenknödel mit Insekten drin besorgt, das nächste Mal gibt’s vielleicht die beeindruckenden Jumbo-Knödel.

  8. Christine meint:

    Es wäre wirklich furchtbarst gemein, wenn ich anfangen würde die Vögel zu füttern. Denn ich habe drei sehr aktive Katzen, denen ich dann ihre Opfer quasi frei haus liefern würde.
    Außer Elstern lassen sich hier deswegen(?) auch keine anderen Vögel blicken.

  9. die R. von Unter Geiern meint:

    Sehr interesanter Bericht! Wir haben beschlossen, mit aufkommendem Grünzeug die Futterzeit auf dem Balkon zu beenden, weil die Vögel so unmanierlich futtern UND weil die Tilly-Tauben es sich in großer Zahl häuslich eingerichtet haben über den Winter. Die Tauben sind echt ein Problem, weil sie alles voll kacken und auch erst wegfliegen, wenn ich energisch den Balkon betrete. Letztens saßen sie zu zweit in der Petersilie und dem Schnittlauch, die ich mühsam hochpäppel. Treu geblieben sind uns die Eichhörnchen, die mitten in der Stadt in die vierte Etage klettern, um sich ihre Nüsse zu holen.

  10. Kittykoma meint:

    Hm, meine Mutter hat vor ein paar Jahren ein ziemliches Problem mit den Nachbarn und der Hausverwaltung bekommen, als ihre Fütterungen auch Tauben anlockten.
    Das ging bis zu einer Anzeige.

  11. Sigourney meint:

    Nächster Versuch:
    Im Internet kann man gigantische Futterstangen bestellen (so eine Art Riesenmeisenknödel, aber mit verschiedenen Futtersorten, wiegt 600g, nach Pfiffikus Futterstange googeln), mit denen kommen die Spechte besser zurecht. Und zumindest die norddeutschen Vögel stehen generell darauf, kann ich empfehlen, es herrscht reger Flugverkehr.

  12. Uschi meint:

    Hach, ist das nicht schön mit den Piepmätzen?! Und ich als früher reines Stadtkind lerne auch noch was dabei… Ich habe hier auch diverse Meisenarten, Kleiber, Buchfinken (sehr hübsche Gesellen), ein Eichelhäher-Paar und Peterchen, das Eichhörnchen, als Stammgäste. Und ich werde auch ganzjährig füttern, obwohl mir die Nachbarn stets ungefragt mitteilen, daß man das nicht “soll”.

  13. Hildrun meint:

    Kommentar gelöscht von Kaltmamsell: Keine echte E-Mail-Adresse, kein Kommentieren.

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