Journal Samstag, 24. August 2013 –
Abschied von Sommerfreuden

Sonntag, 25. August 2013 um 8:31

Nochmal Morgenkaffee auf dem Balkon.

130824_Morgenausblick

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Ein weiteres Brot aus dem Brotbackbuch von Lutz Geißler und gleichzeitig das albernste Brot meiner persönlichen Brotbackgeschichte gebacken: Schokobrot.

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Der Teig war bei mir deutlich fester geworden als auf dem Foto von Lutz, und die Teigmenge erschien mir zu gering für zwei Laibe. Ich formte also nur einen. Zum Abendbrot schnitten wir ihn an: Großartig! Knusprige Kruste, elastisches Inneres, Geschmack sehr schokoladig, ohne süß oder kuchig zu wirken. Schmeckte mit Butter, aber auch mit Ziegenkäse.

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Während der drei Stunden Stückgare ging ich zum Krafttraining ins Sportstudio. Leider musste ich das geplante Programm kürzen, da mein Kreislauf ausstieg: Beim Oberkörpertraining am Hoch-und-Runterfahrturm (Sie wissen schon, dieses Kombiteil, auf dem man kniet und unterstützte Klimmzüge etc. macht) wurde mir nicht nur schwindlig, sondern vor Schwindel so übel, dass ich mich setzen musste.

Das wunderte mich dann doch, denn ich bin gesund, hatte genug getrunken, und es war nicht heiß. Mir kam ein Verdacht: Hatte das vielleicht etwas mit den großen Mengen Knoblauch im Abendbrot zu tun? Ich fragte auf Twitter herum und tatsächlich: Knoblauch wirkt sehr wahrscheinlich blutdrucksenkend. Möglicherweise sogar wie Sau – der Mitbewohner hat eigentlich rekordverdächtig hohen Blutdruck (ererbte Veranlagung), nach zwei Knoblauchtartemahlzeiten war dieser 20 % niedriger, auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Messungen.

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München war gestern voll von Menschen, die wie Fußballspieler gekleidet waren. Aber ich weiß ja, dass die gar nicht auf dem Weg zum Fußballspielen waren, sondern anderen Menschen beim Fußballspielen zusehen wollten. Ich fände es ganz bezaubernd, wenn dieser Brauch auf Freunde und Freundinnen des Eiskunstlaufs oder des Schwimmsports übergriffe.

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Nachmittag zum vermutlich Abschiedsbesuch im Einzelbad, sogar mit Mitbewohner. Nochmal einen Köpper ins Schwimmbecken, nochmal im Isarkanal hinabtreiben, kurze Pause an den Brombeerbüschen, an denen – viel später als im Vorjahr – die ersten Beeren reif sind.

Um fünf war der Himmel bereits düster bedeckt, kurz darauf begann es zu regnen.

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Als ich abends am Kuchenbacken war (auf Wunsch des Mitbewohners einen Zitronenkuchen), rief meine Mutter an und kündigte für Sonntag Elternbesuch “zum Geburtstagskaffee” an. Langsam begreife ich: Geburtstage haben eigentlich nichts mit dem Jubilar zu tun, sondern sind die Pflicht, Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Samstag, 24. August 2013 –
Abschied von Sommerfreuden“

  1. Trulla meint:

    Nochmal zum Thema Geburtstag: In Ihrem Fall, liebe Kaltmamsell habe ich begriffen, auch durch entsprechende Kommentare anderer, künftig besser keine Notiz davon nehmen. Ich werde mich daran halten – nichts für ungut!
    Wollte nur meiner Wertschätzung darüber Ausdruck verleihen, dass Sie die Welt bereichern.

    Ich freue mich nämlich immer unheimlich, Geburtstagsgrüße, meistens noch als gute alte, sorgfältig ausgewählte Postkarte, zu erhalten und schreibe auch selbst welche. Im Laufe eines Lebens haben sich Freundschaften, Bekanntschaften, kollegiale Kontakte angesammelt, von Verwandtschaften mal abgesehen, die man weder intensiv pflegen möchte noch kann. Aber die doch irgendwie willkommene Gelegenheit, einmal im Jahr von diesen Menschen zu hören, Ihnen selbst zu berichten, bietet sich zu diesem Anlass an. Er wird genutzt für etwas, was sonst nicht stattfinden würde.

    Gesellschaftliche Erwartungen konventioneller Art haben mich noch nie sonderlich interessiert oder berührt. Dem kann man sich doch relativ gut entziehen. Und als weder religiös noch sonstwie spirituell veranlagter Mensch schon erst recht. Auf dieser Ebene erfüllt mich vieles ohnehin nur mit Verwunderung, Abscheu und Entsetzen. Belustige mich gern darüber:”Gott sei Dank bin ich nicht gläubig.”

    Den Wunsch Ihrer Eltern, Sie gerade jetzt zu besuchen, würde ich aber eher auf der persönlichen Ebene ansiedeln, nicht den großen Maßstab anlegen. Für Eltern bleibt man eben bei allem Respekt immer das Kind, in Ihrem Fall ein sehr geliebtes, umhegtes, gepflegtes, viel fotografiertes und gefördertes! Viel Grund für Dankbarkeit.

    Fazit: Der Klügere (hört sich in dem Zusammenhang unschön an) gibt nach.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Das habe ich doch so viele Jahre gemacht, Trulla, das Nachgeben: weil es die Mutter freut, der Bruder sich Mühe gegeben hat, die Kolleginnen es doch bloß gut meinen, die Neffen Anderes nicht verstehen. Darf nicht irgendwann genug sein?

  3. Muyserin meint:

    Liebe Kaltmamsell,

    apropos „albernes Brot“: Der launige food critic des Observer, Jay Rayner, verwies neulich unter der als genüssliche Warnung zu verstehenden Überschrift „Staring Disgusting in the Face“ auf das Blog seines neunjährigen Sohnes, der es sich zum Ziel gemacht hat, auf Dan’s Amazing Bread Factory die aberwitzigen Brotrezepte zu dokumentieren, die er mit kindlichem Forscherdrang ersinnt und bäckt.

    (Ich muss gestehen, dass ich zur Zeit Ihr Blog nur sporadisch lesen kann und also nicht weiß, ob Sie selbst bereits darüber schrieben oder jemand es in den Kommentaren erwähnte.)

    PS Mein diesjähriger low-key Geburtstag war einer der Besten meines Lebens (Achtung, Post setzt grundsätzliches Verständnis für Affenliebe voraus).

  4. trippmadam meint:

    Ja, die Brombeeren sind dieses Jahr wirklich spät dran. Ich hatte am letzten Sonntag zwar schon ein paar an der Isar gefunden, aber selbst das kam mir spät vor. Heißt das, dass der Sommer ein bisschen länger dauern wird, als wir glauben? Auch ein paar meiner Kräuter auf dem Balkon haben noch nicht geblüht, obwohl ihre Zeit schon lange gekommen sein sollte.

  5. Susann meint:

    Beim heutigen Spaziergang durch München hatte ich auch das Gefühl, der Herbst ist, wenn schon nicht da, so doch in den Startlöchern.

    Zum Geburtstag: Sie wissen nicht, wie lange Sie Ihre Eltern haben – da würde ich sagen: nur zu, lasst uns zusammen feiern und Zeit verbringen, so viel es geht. Wer weiß, wie lange es geht! Es ist doch egal, ob’s um Geburtstag, Promotion oder Weihnachten geht – man verbringt Zeit mit Leute, die man liebt, und die man nur einen Teil dieser kurzen Lebenszeit, um sich haben kann.
    Ich bereue immer noch die Zeit, die ich nicht mit einer lieben Verstorbenen verbracht habe – hätte ich die Chance, würde ich jede alberne Ausrede nützen, um sie zu sehen.

  6. Croco meint:

    Geburtstag ist eher ein Anlass, anzurufen oder sich mal wieder zu sehen.
    Es geht nie um das Geburtstagskind.
    Außer wenn es um die Beziehung zur eigenen Mutter geht.
    Ich habe mir angewöhnt, meine Mutter zu bitten mir genau an dem Tag zu erzählen, wie sie meinen Tag der Geburt erlebt hat, damals.
    Wie stark die Schmerzen waren, was die Hebamme gesagt hat.
    Es gab Gewitter an dem Tag und im Kreissaal lagen 18 entbindende Frauen, von denen einer lauter schrieb als die andere.
    Und die Hebamme sagte, ich hätte gleich die Augen aufgemacht und mich umgeschaut. Und jetzt kommt das Schmeichelhafteste ever. Ich sei ein selten waches und kluges Kind. Genau.
    Und deswegen finde ich Geburtstag immer ganz nett.

  7. Croco meint:

    Sie schrien natürlich, die anderen Mütter.

  8. philine meint:

    Ja, am Samstag war “abschwimmen” im Starnbergersee angesagt. Auf der Heimfahrt verfolgte mich eine dicke, fette schwarze Wand aus den Alpen, die riesige Regenwolken vor sich herschob, die sich dann auf der Autobahn derart entluden, das schnelleres Fahren als 60kmH nicht gestatteten. zuhause erlaubten zwei Minuten Regenpause ein trockenes ins Haus kommen. Aber in Bayern kippt der Sommer sowieso immer um den 15.August.

    Ich finde von Herzen gemeinte Glückwünsche, zu was auch immer, sehr schön. Zumal von Eltern und Geschwistern. Das beweist doch nur, dass die sich freuen, dass man existiert. Nur wenns pflichtschuldig daher kommt, oder sogar durch bewusstes Erzählen gefordert wird, äusserst überflüssig.

  9. percanta meint:

    Den Vorschlag zur Fankleidung bei den anderen Sportarten möchte ich nachdrücklich unterstützen!

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