Journal Samstag, 15. Februar 2014 – Frühlingseinbruch

Sonntag, 16. Februar 2014 um 8:55

Für einen Tag schaute der Frühling vorbei, mit so hohen Temperaturen, dass ich nachmittags aus dem Haus ins Warme trat.

Klassische Frühlingskollektion (Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokanten) auf der Wiese neben dem pharmakologischen Institut:

140215_Fruehlingskollektion

Auf dem Weg zum Einkaufen im Verdi Süpermarket die Nutzung der Baulücke in der Goethestraße bewundert.

140215_Graffiti_Goethestrasse

§

“Großes Bauernbrot” gebacken: Ein schön saftiges, feinporiges und elastisches Brot mit angenehmer Säure, die Kruste durch Stärke und Wasser in einer besonderen Art und Weise knusprig. (Das nächste Mal halte ich mich dann auch an die Anweisung, nach dem Stürzen des Teiglings auf den Backstein die überschüssige Stärke abzubürsten.)

140215_Grosses_Bauernbrot_Ploetz

Beim Backen mein durch Verklebung funktionsuntüchtiges iphone vermisst, dessen wichtigste Funktion wohl der Timer ist. Und beim Brotbacken sind viele, viele Schritte zu timen. Ständig musste ich den Mitbewohner und sein Tablet bemühen.

§

Im Sportstudio eine Stunde Krafttraining, das zwar vertraut “Bodystyling” hieß, aber offensichtlich nach einem festen Programm mit fester Dauer jeder Übung vorging. Viele Übungen waren sehr kompliziert und ungewohnt – nun, Abwechslung soll ja beim Krafttraining besonders nützlich sein (neue Reize für Muskeln).

Anschließend eine Stunde fortgeschrittenes Stepaerobic. Und in dieser Samstagnachmittagsstunde, die ich noch vor wenigen Wochen ob der besonders komplexen Choreografien und Rhythmuswechsel fast ausschließlich stolpernd verbracht hatte, war ich an einer Stelle die einzige, die nicht den Faden verlor, als die Vorturnerin uns allein machen ließ. Schaun’S: Auf sowas kann ich richtig stolz sein, so stolz wie auf sonst fast nichts in meinem Leben. Ich will nicht darüber nachdenken, was das über mich verrät.

§

Gelesen:

Hakan Tanriverdi bei Süddeutsche online über reddit – von dem ich seit langen den Verdacht habe, dass dort mords Interessantes zu finden ist. Doch jedesmal wenn ich einem Twitterlink folge und dort lande, schreckt mich das Design ab, das nach Arbeit und Forum aussieht. Nach der Lektüre von “Die selbsternannte Titelseite des Internets” habe ich mir vorgenommen, die Mühe auf mich zu nehmen.

§

Gelesen:

Isabo haut Matussek seine “defizitäre Liebe” um die Ohren.

Seit vielen Jahren versuche ich Homophobie zu verstehen, sie interessiert mich wirklich, gerade weil ich sie nicht begreife. Vom Doku-Zweiteiler “Out There”, den Stephen Fry darüber machte (Teil 1, Teil 2), hatte ich mir mehr Informationen erhofft, aber immerhin gelernt, dass die befragten Homohasser gleichgeschlechtliche Neigung für anerziehbar halten, möglicherweise sogar für ansteckend. (Wofür es, das sei nur zur Sicherheit betont, keinerlei Beweise gibt.)

Auch der Artikel “Homophob? Muss nicht sein” auf Zeit online reiht im Grunde lediglich einige statistische Hinweise auf, unter welchen Umständen Homophobie am häufigsten auftritt – das ist mir zu dürftig. Warum nur bekämpfen Menschen (außer aus religiösen Gründen, die immer in einer separaten Argumentationswelt liegen) die Liebe anderer Menschen, die sie nicht nur überhaupt nichts angeht, sondern sie selbst in ihrer Liebe und ihrem Leben überhaupt nicht betrifft oder gar einschränkt?

§

Gelesen:

Deborah Orr vom Guardian hofft darauf, dass die Stürme und Überschwemmungen, die Großbritannien seit Monaten beuteln, ein Umdenken in der Politik bewirken. Denn anscheinend musste diese Thatcher-Nachkommen erst durch die Katastrophe lernen:

Individuals have some responsibility for protecting themselves against floods. Local councils have some responsibility for protecting their boroughs against floods. But infrastructural protection against floods is a huge job, a national job, a job that the state has to oversee. There is no private-sector solution here, not even in the spacious realm of neoliberal fantasy.
(…)
It is predicted that David Cameron will come to regret his declaration, in the face of the floods, that “money is no object”. That must not happen. He has never said a truer word. It is stupid, pouring money into the management of decline, as successive governments have been doing for a long time now. But pouring money into the management of progress – that is smart. That is a genuine and meaningful investment.

“These storms could be a catalyst for just the kind of major works Britain needs”

Über die Überflutungen selbst gibt’s eine Zusammenfassung auf London Leben.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Samstag, 15. Februar 2014 – Frühlingseinbruch“

  1. kecks meint:

    warum homphobe so agieren, wie sie agieren (oder generell priviligierte gruppen oft ein problem damit haben, wenn nicht-privilegierte gleiche rechte bekommen sollen): da ist dann plötzlich noch was anderes. die eigene entscheidung wird dadurch unabweisbar als kontingent sichtbar – man hätte sich ja auch anders entscheiden können. die zahl der möglichen lebensentwürfe nimmt zu. kurz: kontingenz nimmt zu, die notwendigkeit im eigenen dasein nimmt ab. es könnte alles ganz anders sein, und man kann das nicht mehr einfach negieren, weil es einem ständig unter die nase gehalten wird. dieses neu ins bewusstsein gerückte faktum ist dann ein problem, das kognitiv bearbeitet werden muss. das ist anstrengend, das macht mühe, manchmal auch angst und wut, und am ende kommt auch noch dabei raus, dass man vielleicht doch nicht selber king of the universe ist (was man mit etwas ratio-einsatz schon viel früher hätte wissen können, aber meist schlicht nicht wissen wollte). im grunde eine ungute mischung aus denkfaulheit und/oder dummheit und ressentiment.

  2. Susann meint:

    Also…dieser Ausspruch mit der “defizitären Liebe” ist so dummdreist, dass einem die Spucke wegbleibt.
    Ich werde meiner unfreiwillig kinderlosen Schwester selbstverständlich gleich den Gang zum Scheidungsrichter nahelegen, denn ihre Liebe ist einfach zu defizitär, sorry.
    Trollen im Internet ist ja nun eher nicht, aber hier möchte ich ein lautes, kräftiges “So ein Vollhorst!” in die Runde rufen.

    (Die “Yeah, ich bin Homophob”-Fraktion ist glaube ich weitgehend deckungsgleich mit der “DIE Belgier bringen IHRE Kinder um”-Fraktion. Leute, die mit Komplexität und Grauzonen und einer Welt, die sich einfachsten Erklärungsmustern entzieht, gar nicht gut leben können.)

  3. Croco meint:

    Den Matussekartikel habe ich auch gelesen, und halt gedacht, dass der Herr immer wunderlicher geworden ist mit den Jahren.
    Ernst nehmen kann man ihn nicht.
    Homo – und Heterosexualität zieht sich durch die ganze Tierwelt. Warum sollten wir da eine Ausnahme bilden. Verbieten bringt nichts, Sexualität ist nichts, was groß am Verstand vorbei kommt. Mit der Abscheu davor kann ich auch rein gar nichts anfangen. Kann aber verstehen, dass Menschen Angst bekommen, wenn Vertrautes sich ändert, ihr Weltbild bröselt.

  4. Trulla meint:

    Matussek lese ich nur noch, wenn ich an dem Tag noch nichts zu lachen hatte – obwohl es zum Heulen ist. Seine Religiosität nimmt wahnhafte Züge an.

  5. gotti meint:

    zum iphone – vielleicht tut’s assistive touch einstweilen?

  6. mariong meint:

    nur mal brainstormingartig:
    weil es bestehende Machtverhältnisse extrem bedroht
    weil die patriarchalische Machtstruktur auf der Idee der natürlichen Überlegenheit des Mannes über die Frau beruht
    weil die Existenz von Homosexualität (von Männern) diese Idee ad absurdum führen würde
    weil sie zur Folge hätte, dass man auch weitere Möglichkeiten der Vielfalt zur Kenntnis nehmen und sogar noch akzeptieren müsste?

    In dieses Bild passt die Stellung der Kirche (auch Islam/Judentum..)
    zum Thema. Alles patriarchalische Organisationen.

    Ich persönlich kenne Männer, die aufgrund traumatisierender Kindheitserlebnisse eine Homophobie entwickelten. Eine von vielen Möglichkeiten.

    (*Stammtisch aus*)

  7. mariong meint:

    weil doppelt wieder versucht zu löschen

  8. die Kaltmamsell meint:

    Ach, gotti, es wäre so schön gewesen. Doch mein Home-Knopf hat aufgegeben, während die Kalender-App offen war. Und um die zu schließen und an die anderen Apps incl. Einstellungen zu kommen, bräuchte ich – TUSCH! – den Home-Knopf.

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.


Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen