Journal Samstag, 22. August 2015 – Sugo einkochen

Sonntag, 23. August 2015 um 8:05

Der Sommer war nochmal zurückgekommen, mich zog es sehr hinaus an die Isar zu einem Lauf – recht früh, denn ich hatte ab Mittag noch etwas vor.

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Leichtfüßig war ich fast zwei Stunden unterwegs und wäre gerne weitergelaufen.

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Statt dessen duschte ich schnell und zog mich an: Es ging mit S-Bahn und Fahrrad hinaus nach Schönbrunn zum Kartoffelkombinat.

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Gestern (und am Freitag davor) wurde in drei Schichten Sugo eingekocht, aus der Tomatenflut unserer Gärtnerei in Schönbrunn. Nächstes Wochenende wird nochmal eingekocht. Ich freute mich sehr, dass ich endlich Zeit zum Mithelfen hatte: Vergangenes Jahr stand nur an Wochentagen eine Küche fürs Einkochen zur Verfügung, und wochentags musste ich arbeiten.

Die Küche war eine des Franziskuswerks, mit viel Platz, professionellen Spülmaschinen, großen Arbeitsflächen und Spülbecken. Wir waren in unserer Schicht etwa 18 Helferinnen und Helfer, dazu Vorstand Daniel an der Spüle, dirigiert von einem echten, gelernten Chefkoch und seinem Adlatus an den Töpfen. Schürzen, Messer, Schneidebretter hatten jeder und jede selbst mitgebracht.

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Wir zerteilten die direkt davor geernteten (gewaschenen und geputzten) Tomaten und entfernten die Strünke. Zudem hackten wir viele, viele Zwiebeln und Auberginen. Die Schicht davor hatte bereits Karotten und Sellerie gewürfelt (die Wanne damit stand neben mir, ihr Duft bescherte mir die Erkenntnis, dass Knollensellerie eine intensive Zimtnote hat – vielleicht sollte ich ihn mal in einem arabischen Gericht verwenden), außerdem eine Wanne Tomaten gehäutet und filetiert. Im Nebenraum wurde außerdem Knoblauch geschält und gescheibelt.

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Aus den Tomaten köchelte in einem Großküchenkessel der Basissugo, mit Zucker, Salz und Pfeffer gewürzt.

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Auf seinem Profiküchenherd verarbeitete der Koch diesen Basissugo mit dem gedünsteten sonstigen Gemüse zu Sugo-Variationen, die direkt dahinter ganz heiß in frisch gespülte Gläser gefüllt wurden. Sugo spuckt ja gerne aus seinen Töpfen, der freundliche Koch mit einem unendlichen Fundus an Geschichten aus seinem Kochleben warnte die nebenstehenden Abfüllerinnen regelmäßig, wenn ein Topf in die Spuckphase kam.

Der Nachmittag war ein großer Spaß, natürlich wurde viel über Kochen und Speisen gesprochen. Wenn ich mich durch die Küche bewegte, schnupperte ich von einer Duftinsel zur nächsten.

Herr Kaltmamsell allerdings zog das große Los: Er durfte KOCHEN! (Genauer: den Großkessel für den Basissugo bedienen, dabei Zucker, Salz, Pfeffer abwiegen und einrühren, sogar mit dem Baustellenzauberstab pürieren!)

Zurückgeradelt in goldenem Abendlicht, Nachtmahl im Schnitzelgarten mit etwas zu viel Weißwein und einem Kellner, der mich angemessen mit “Milady” ansprach.

(Und ich bin gerührt, wie viele liebe Menschen inzwischen respektieren, dass ich das gestrige Datum ignoriert haben möchte.)

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Wir wissen ja hoffentlich: Immer schön vorsichtig sein mit Verallgemeinerungen. Zum Beispiel über Modebloggerinnen:
“Die Macht einer Modebloggerin im Flüchtlingsdrama”.

Die Österreicherin Madeleine Alizadeh schreibt über Mode und Kosmetik. Doch seit ein paar Wochen ist alles anders. Ihr neuer Alltag: Sich für Geflüchtete einsetzen – bis an die Grenzen ihrer Kräfte.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Samstag, 22. August 2015 – Sugo einkochen“

  1. die.sandra meint:

    Genau der Job, die Gewürze abwiegen zu müssen, wäre der, vor dem ich mich gruseln würde. Bis das Sugo probiert ist, würde ich mich ständig unsicher fragen, ob ich die Tara-Taste jetzt eigentlich gedrückt habe oder nicht ;) Dann lieber schnibbeln.

  2. Regina meint:

    Tolle Sache scheint dieses Kartoffelkombinat zu sein, so mit allem drum und dran ! Klasse Idee, den gemeinsam einzukochen in so einer tollen Küche. Wer bekommt wie den Sugo ?
    Glückwunsch an Herrn Kaltmamsell ! An so einem Platz würde ich auch gerne mal kochen ! (Aber nur Tomatensugo, nix kompliziertes.)
    (Ich stehe allein in meiner Küche und schnippele, koche in meinem 5-l-Topf, passiere (ewig) durch eine kleinküchenübliche “flotte Lotte”, koche nochmal auf und schütte in sterilisierte Gläser, verbrenne mir die Finger und mache anschliessend sauber. Aber bei der Gartenarbeit, beim Ernten und schlussendlichem Verspeisen, da habe ich Hilfe ! Und immerhin haben wir den Platz, um Gemüse selbst anzubauen, hat auch was. Ich bin gar nicht neidisch, aber manches macht zu mehreren mehr Spass :)

  3. die Kaltmamsell meint:

    Der Sugo, Regina, ist für uns Genossenschaftler, nicht für einen Verkauf: Er bewahrt uns im Winter vor Rübenkoller.

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