Nationale Tampontechniken

Dienstag, 15. September 2015 um 6:47

Dass es Kulturen gibt, in denen Frauen Tampons verwenden und Kulturen, in denen sie keine verwenden: Darauf waren wir ja wohl alle gefasst. Möglicherweise hat es mit Unterschieden der Körperkultur zu tun – kennt jemand eine systematische Untersuchung? Würde mich wirklich interessieren. Selbst bin ich nach Beginn meiner Menstruation sehr bald von Binden auf Tampons umgestiegen, allein schon weil ich das Gefühl hasste Windeln zu tragen. Seither halte ich die Erfindung des Tampons für eine der größten Errungenschaften der menschlichen Zivilisation.

Weniger weit verbreitet ist das Wissen, dass es unterschiedliche Tamponkulturen auf dieser Erde gibt. Diesen Umstand lernte ich am Anfang meines Auslandsstudienjahrs in Südwales, also im September 1991. Wenige Tage nach meiner Ankunft deckte ich mich mit Tampons für die nächste Regelblutung ein – nur für eine, denn die Tampons waren atemberaubend teuer und ich hatte mein Stipendiumsgeld noch nicht. Doch als ich erstmals einen dieser britischen Tampons verwenden wollte, verlor ich ein wenig die Fassung (alle Fotos aufgenommen April 2015 in Brighton):

150407_05_Tampons

Sie waren alle einzeln in harte Einführhülsen verpackt. Der Gedanke, welche Art von Anwendung das implizierte, ließ mich schaudern. Ich knackte die Patrone, zupfte den Tampon heraus – und stand vor einem neuen Problem: Die Watte war keineswegs hart gepresst und einfach einführbar, sondern bestand aus ungepresster, lockere Watte. Da hätte ich auch ein Schnürl um einen Wattebausch binden können. Anschließend suchte ich gezielter im Supermarkt und fand Tampons in gewohnter Form und Konsistenz, allerdings war das Angebot so gering, dass ich es im Regal mit Monatshygiene fast übersehen hätte.

Später erfuhr ich, dass auch in den USA die Darreichungsform von Tampons in Plastik- und Papphülsen überwiegt. Dieses Frühjahr überzeugte ich mich in Brighton, dass sich im United Kingdom bis heute kaum etwas geändert hat – ein bisschen schon, denn das Angebot an gepressten Tampons ohne Einführstutzen ist seit 1991 größer geworden.

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Seit gestern weiß ich nun, dass es in Japan ähnlich ist: Meike, die gerade Urlaub in Tokio macht, zeigte auf instagram das Innere dieser Hülsentampons.

die Kaltmamsell

27 Kommentare zu „Nationale Tampontechniken“

  1. Sjule meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  2. Christine meint:

    Erstaunlich fand ich auch, was die Pharmama in diesem Zusammenhang zu berichten weiß: http://pharmama.ch/2014/12/15/tampons-mit-noppen/

  3. die Kaltmamsell meint:

    Ach, Christine, ich erinnere mich an eine Unterhaltung zwischen zwei jungen Frauen in der Sportstudio-Umkleide, die miteinander kicherten, ihnen sei schon wieder in der Aerobicstunde der Tampon rausgefallen. Als ich mich einschaltete und erklärte, dass und warum ein korrekt eingeführter Tampon nicht herausfallen könne, erntete ich höfliche, aber eindeutige “Spinnerin”-Blicke.

  4. pazzerella meint:

    Bin gespannt, in welchem Land zuerst Menstruationstassen ganz regulär im Supermarkt gesichtet werden. (Bin seit Jahren glückliche Tassenträgerin und möchte nicht mehr zurück.)

  5. cornelia meint:

    Ich erinnere mich noch gut an ein Telefonat einer span. Kollegin, welches sie mit ihrem Freund führte, der erfolglos versucht hatte, Tampons zu erstehen, die ihren Vorgaben entsprachen. Da es dieses Modell hier in D. nicht gab (gibt?), importierte sie diese folglich immer.

  6. die Kaltmamsell meint:

    Oh ja, cornelia, von meinem einen Deutschlandbesuch während des UK-Studienjahrs kam ich auch mit einem Dutzend Schachteln (richtiger!) Billigtampons zurück.

  7. Angela Leinen meint:

    Ich habe auch schon mal größere Mengen o.b. nach Chile exportiert.

  8. Brigitte Novacek meint:

    Bin auch auf Tasse umgestiegen. Best decision ever. Spart Geld und Müll.

  9. lihabiboun meint:

    Also EIGENTLICH könnte mir das alles ja egal sein, weil … naja. Bin schon bißchen älter und habe diese Produkte GOTT SEI DANK hinter mir.
    Trotzdem: Tassen? Das ist doch wohl Ironie, oder wie?

  10. joriste meint:

    meine private Alltagsgeschichte dazu ist genau umgekehrt: Ich benutzte die mit Applikator damals lieber, und als ich in den 90ern zum Auslandsaufenthalt in UK war, erfreute mich das vielfältige Angebot der Hülsentampons sehr, denn in D waren die mit dem Applikator gerade erst auf dem Markt eingeführt (hihi) worden. Jedenfalls ist das mein rückschauender Eindruck.

  11. susann meint:

    Die Tasse finde ich super, dann Tampons, dann abgeschlagen auf den hinteren Plätzen Binden (insbesondere die widerlichen mit den Plastikflügeln).
    Lihabiboun, ja, die gibt es tatsächlich, aber sind nur sehr vage tassenartig. Kann man unter “diva cup” oder “moon cup” googeln.
    Bei mir hat’s ein bisschen gedauert, bis ich die Handhabung raus hatte, aber seitdem sind wir gute Freunde geworden. :-)

  12. Sabine meint:

    Ich habe mich geweigert, die Handhabung von “Tampax” oder ähnlichen Tampons mit Einführhilfen zu lernen, was zu Befremden seitens meiner Mutter führte. Als sie anfing, Tampons zu nutzen, gab’s zu “Tampax” keine Alternative, so dass sie es nicht anders kannte.

    @joriste, “Tampax”, also Tampons mit Einführhilfe gibt es schon seit den späten 1940er Jahren in Deutschland. Damals lag den Packungen noch ein Zettelchen bei, dass frau verschämt dem Apotheker zuschieben konnte, damit sie so einen hochnotpeinlichen Artikel nicht öffentlich verlangen muss.

    Ich vermute, die Einführhilfe haben hygienische Gründe oder mit Ekel vor dem Blut zu tun – Menstruationsblut gilt ja in manchen Kulturen als unrein, ebenso wie die Menstruierende.

  13. Lena meint:

    Ich bin auch seit einem halben Jahr “Tassenträgerin” und finde es bedauerlich, dass diese so unbekannt sind. Das System ist einfach genial, man muss viel seltener wechseln, besser für den Körper (ich weiß ja auch nicht was so ein Tampon noch ausdünstet) und nachhaltig.
    Seitdem liegen zwei angefangene Packungen o.b. daheim, die ich nicht mehr verwende… hmpf
    Applikatortampons hab ich noch nie verstanden und Binden finde ich einfach nur bäh.

    Wie einem ein Tampon rausfallen kann ist mir hochgradig unverständlich. So kompliziert ist die Bedienung nun doch wirklich nicht, oder o.O?

  14. Suzie meint:

    Ich weiß noch, wie ich das erste Mal mit einem Tampon in der einen und der “Wegbeschreibung” in der anderen Hand im Badezimmer saß & versucht habe, beides in Einklang zu bringen. Es hat mich bestimmt eine Stunde gekostet. So richtig wusste ich da noch nicht, wie es “unten rum” so funktioniert. Die Einführhilfen sind sicher für die verklemmten Amerikanerinnen (und wen auch immer), die sich nicht trauen, sich unten anzufassen. Oder es ihnen als “unschicklich” verkauft wird.

  15. Lila meint:

    Noch eine Stimme für die Tasse!

  16. windsbraut meint:

    Ich habe die Tasse leider erst im letzten Jahr entdeckt und bin ebenfalls begeisterte Trägerin.

  17. Das San meint:

    Wie funktionieren denn diese Applikatordinger überhaupt? Mir erschließt sich das überhaupt nicht. Ist die normale “händische” Einführung da nicht irgendwie einfacher und präziser?

  18. joriste meint:

    hm. Schreibe ich jetzt noch was dazu? Ich weiß nicht, aus welchen Gründen die Einführhilfen erfunden wurden, für mich waren sie damals ™ eine Erleichterung. Prüde Amerikanerinnen *sigh*, gar schauderhaft (really?)? Ich empfand die Hülse als Hilfe, damit war der Tampon gut zu pla(t)zieren und rutschte besser rein. Mit Blut kam ich dennoch in Berührung – das lief nämlich uU an der Hülle außen vorbei, also vielleicht doch nichts für die Amerikanerinnen? Mir ist nicht bewusst, ab wann ich meine Hygieneartikel eigenverantwortlich besorgt habe, sicherlich hat die Entwicklung der supermarktartigen Drogeriemärkte geholfen, das Sortiment zu vergrößern und zu einem ungezwungeren Einkaufen geführt @Sabine.

  19. Helena meint:

    1 Hoch auf die Tasse!

  20. kid37 meint:

    Fun fact 1: Ich kenne weitläufig jemanden, der die Dinger als Studentenjob entgratet hat (hoffentlich sorgfältig). Fun fact 2: Von mir als glaubwürdig eingeschätzte Zeuginnen berichteten mir, diese Dinger auf dem Klo bei einem Konzert der “Ärzte” (no pun intended) gesichtet zu haben. Es muß sie dann wohl auch hierzulande geben.

  21. Pechmarie meint:

    Als ich das erste mal (ziemlich früh) meine Tage bekam, empfahl mir meine Mutter die ganz “normalen” Tampons, vermutlich weil sie das selbst am besten fand und weil es deswegen halt auch das einzige war, das wir im Haus hatten. Mit meinen knapp 12 kam ich damit gar nicht klar und ging zur Dorfapotheke, wo man angeblich auch solche Einführhilfen kriegen konnte, was dann aber leider nicht so war, ich hatte nur ein (für mich damals sehr peinliches Gespräch) mit der Apothekerin, die mich seit meiner Geburt zumindest medizinisch kannte. Danach verwendete ich eine Weile Binden, die ich immer eklig fand, bis ich es für eine unglaublich wichtige Schwimmbad-Verabredung dann doch mit Tampons schaffte (es war grauenhaft, aber danach konnte ich es).

    Amerikanerinnen und andere Frauen, die solche Einführhilfen verwenden sind sicherlich nicht verklemmter als andere, jede macht’s halt so wie es für sie am besten passt und das ist wahrscheinlich meistens so wie wir es in der Jugend gelernt haben.
    Wirklich verklemmt ist die Gesellschaft, die diesen (wenn auch oft unangenehmen) völlig natürlichen Zustand tabuisiert, und das ist anscheinend ein globales Problem…

  22. obadoba meint:

    Ich muss hier mal eine Gegenstimme zu den Tassen erheben.

    Ein halbes Jahr getestet und für ziemlich unpraktikabel befunden. Funktioniert im Alltag mit Zugang zu ordentlichen Toiletten noch halbwegs gut, sobald man sich aber länger nach ‘draußen’ begibt, wird’s katastrophal, vor allem wenn man den Bereich der sprudelnden Bächlein verläßt. Das ist eine Sauerei sondersgleichen. Nicht so ordentliche Toiletten sind auch eine Herausforderung. Nein Danke.

  23. pazzerella meint:

    Die einzelnen Tassenmarken und Modelle haben tatsächlich ganz unterschiedliche Eigenschaften, sodass frau besser nicht auf gut Glück, sondern nach Beratung kaufen sollte. Auf fb gibt es eine tolle Gruppe zum Thema mit hervorragender Beratung, ansonsten am besten Internetseiten wählen, die eine Reihe von unterschiedlichen Cup-Marken anbieten und auch gerne beraten.
    Ein schönes Projekt ist Rubycup, da geht für jeden gekauften Cup ein Exemplar an ein afrikanisches Mädchen.

  24. obadoba meint:

    Ich denk schon, dass das Tassen-Ding gepasst hat, aber so beim Klettern beispielsweise mitten in einer Wand, ist auch ein Tampon eine kleine Herausforderung, aber immerhin halbwegs handhabbar.

    Ich bleibe dabei: Das ist was für Stadtfrauen und Zivilisationsanhängerinnen. Yoga hab ich nicht damit getestet, könnte mir aber auch bei ein paar weiteren Sportarten lustige Seiteneffekte vorstellen. Mein Sport findet meist weitgehend aufrecht statt.

  25. Birgit meint:

    @obadoba
    Aber grade im Außenbereich weiß man doch nicht, wohin man gebrauchte Hygieneartikel entsorgen kann. Bei der Tasse ist nur das Blut zu entsorgen und evtl. noch ein wenig Klopapier.
    Bei mir funktioniert der Gebrauch der Tasse (Rubycup) seit 1 1/2 Jahren problemlos. Nur schade, dass ich erst so spät draufgekommen bin (bin schon Ü 40).

  26. pazzerella meint:

    Wahrscheinlich trainiert Klettern (wie Reiten auch) den Beckenboden aufs Erfreulichste. Da wird, soweit ich weiß, meistens ein Fleurcup Classic empfohlen. Das ist wohl der härteste Cup. Der Zustand des Beckenbodens ist ein wichtiges Kriterium bei der Cupwahl. Bei einem schwächeren Beckenboden passt eher ein weicherer Cup.

  27. obadoba meint:

    @Birgit:
    Brotzeittütchen :-) Reinstecken, mitnehmen, fertig.

    @pazzerella
    Mir geht es eher um die Handhabung. Vielleicht bin ich ja nur hoffnungslos ungeschickt, aber bei jedem Wechsel hatte ich blutige Hände. Tampons sind da eine vergleichsweise saubere Sache (auch ohne Applikator, der scheint mir eh arg befremdlich).

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