Journal Donnerstag, 31. Juli 2025 – Beobachtungen zum Sommerferienfeiern
Freitag, 1. August 2025 um 6:33Zerstückelte Nacht ohne äußeren Anlass, ich war froh, als ich sie beenden konnte.
Große Freude über das Licht draußen: Zwischen vereinzelten Federwolken blauer Himmel, ich marschierte in Sonnenschein ins Büro. Dort war trotz aufziehender Sommerferien so richtig was zu tun, allerdings wurde aus meiner schlafgestörten Dumpfheit im Hirn richtiges Kopfweh. Darauf eine Ibu.
Ich holte eine Online-Schulung durch Gucken der Aufzeichnung nach: Geschwindigkeit auf 1,5, Überspringen mehrerer Technik-Probleme und Aufteilen in Kapitel mit Pausen für andere Erledigungen, Nachverfolgen von Links in den Schulungsunterlagen erwies sich als ideal, ich lernte etwas.
Schon für den Weg zu meinem Mittagscappuccino nahm ich wieder lieber einen Schirm mit, der Himmel hatte gemischt dunkelgrau zugezogen.
Vorm Running Sushi am Heimeranplatz stand eine lange Schlange an; als ich vorbeiging, öffnete sich gerade die Tür und eine bereits entkräftet scheinende Servicefrau rief raus: “Wer hat Reservierung?” Es hoben sich nur drei Hände so halb, eindeutiges Schule-Händeheben – und in genau diesem jugendlichen Alter sahen alle Schlangestehenden auch aus. Gestern war in Bayern letzter Schultag vor den großen Ferien, in manchen Kreisen geht man nach Freilassung wohl mit Schulfreund*innen Essen. Das bestätigte wenige Gehminuten später das Innenleben des angesteuerten Tagescafés Notting Hill auf der Schwanthalerhöhe: Es brummte vor Schulvolk ganz frisch in den Ferien, vor allem Mädchen, es wurden zur Feier des Tages Bowls bestellt.
Ich glaube, das habe ich in dem Alter auch gemacht, das gehörte mit 15, 16 zu den ersten Malen Ausgehen ohne Eltern: nach Unterrichtsschluss mit Freund*innen. In meinem Fall war das bevorzugt der Teeladen Barbara Mahrt am Anfang der Ingolstäder Harderstraße: Dort kostete die Tasse Tee Taschengeld-kompatible 50 Pfennig; man durfte sich durch die Teegläser schnüffeln (Kaminfeuer! Pfirsich-Maracuja!) und mit der Wahl eine Tasse aufbrühen lassen.
(Lehrer*innen, so bekam ich das in den vergangenen Tagen mit, waren gestern bereits durch mit Schuljahresabschlussfeiern und saßen vermutlich schon mittags in der Familienkutsche Richtung Brenner.)
Tatsächlich kam ich trocken zu meinem Mittagscappuccino und zurück, nach dem Mittagessen (Pfirsich, Nektarinen, außerdem Mango mit Sojajoghurt und Roggenkörnern), strahlte auch hin und wieder die Sonne. Bevor weitere Regenschauer ans Fenster prasselten.
Nahezu pünktlicher Feierabend: Ich wollte nochmal versuchen, die Ibáñez-Ausstellung zu Mortadelo y Filemón im Instituto Cervantes zu sehen und nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz. Doch wieder hatte ich Pech: Diesmal war der Saal von einer Kindertheater-Aufführung belegt (der freundliche Portero bot an, mir danach nochmal aufzusperren, aber ich hatte keine Lust auf Warten). Ich gebe nicht auf.
Beim Verlassen des Instituto Cervantes fiel mir wie schon in der Vorwoche dieses Denkmal am Marstallplatz auf.
Aufschrift: “Den Trümmerfrauen und der Aufbaugeneration Dank und Anerkennung München nach 1945
Im Wissen um Verantwortung“
Es verwunderte mich, denn schon lange hat historische Recherche ergeben, dass dieses Trümmerfrauen-Bild ein Mythos ist, begründet vor allem auf dem Umstand, dass beherzt räumende Frauen in Kriegstrümmern ein besonders attraktives Fotomotiv ergaben. Hier ein spannender und gut lesbarer Aufsatz dazu von Nicole Kramer aus dem Jahr 2021 im Historischen Lexikon Bayerns. Das Denkmal wurde 2013 errichtet – vielleicht war die Forschung damals noch nicht bis ins Bewusstsein der Initiatoren durchgedrungen?
Auf dem Rückweg Einkäufe im Kaufhaus (Tinte für Füller, Schreibheft) und im Alnatura. Daheim machte ich mich gleich an die Zubereitung des Abendbrots: Reichlich Romana-Salat mit süßer Zwiebel, Eiern. Dazu briet Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch Panisse, ein Restl Käse war auch noch da. Nachtisch Schokolade.
Im Bett las ich weiter in Grete Weil, Tramhalte Beethovenstraat. Ich hatte sie ja über ihren Roman Der Weg zur Grenze Ende 2023 entdeckt – den ich hier nochmal ausdrücklich empfehle.
§
Wenn schon Verkleidung in Anspielung auf vergangene Zeiten und Gesellschaftsschichten, vorgeführt in Vergangenheitsspiel, dann doch lieber ein Regency-Picknick in Garten des Royal Pavillion von Brighton. (Nachtrag: Achtung Altersbeschränkung für Angucken.)
14 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 31. Juli 2025 – Beobachtungen zum Sommerferienfeiern“
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1. August 2025 um 6:50
TIL: Instagram-Beiträge können eine Altersbeschränkung haben.
Das sehr stilvolle Regency-Picknick ist ab 18 J. ?! (vermutlich die Dekolletés, Bild 3)
1. August 2025 um 7:09
Ich erinnere mich daran, dass es bei der Aufstellung des Trümmerfrauen-Steins eine lebhafte Debatte gab.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/debatte-um-ein-denkmal-die-maer-von-den-muenchner-truemmerfrauen-1.1839499
Der Stadtrat wollte das Ding wohl nicht:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/denkmal-am-marstallplatz-verhuellte-truemmerfrauen-1.1839565
Warum überhaupt ist der so schiach? Die Schrift…
1. August 2025 um 8:47
Das mit dem Teeladen haben wir zu Abizeiten auch gemacht, in Freistunden oder nach Schulschluss an Tees schnuppern und sich mit Freundinnen mit einer Tasse niederlassen :)
1. August 2025 um 8:57
Danke für den Aufsatz zu den Trümmerfrauen. Den habe ich mit viel Interesse gelesen.
1. August 2025 um 9:02
Teeladen – Ja! Habe direkt Wildkirscharoma in der Nase!
Und den Buchtipp von Grete Weil habe ich mir direkt gemerkt. Als LiF (Lehrkraft in Ferien) ohne Italienambition habe ich jetzt viel Zeit zum Lesen und freue mich sehr darauf! Danke für Ihr tolles Blog, ich lese fast immer gerne mit.
1. August 2025 um 9:28
Sehr eindrucksvoll auch “meine Schwester Antigone”, mit dem Grete Weil 1980 ihren literarischen Durchbruch erlebte.
1. August 2025 um 9:42
Ja, so habe ich das mit den beginnenden Sommerferien auch in Erinnerung.
Dazu Freistunden, die wir, als wir dafür endlich das Schulgelände verlassen durften, im benachbarten Café Brenner, später Bacher, in der Clemens-/Ecke Bismarckstraße. Da habe ich auch meine erste Zigarette geraucht.
1. August 2025 um 10:35
Danke für den Hinweis auf die Altersbeschränkung, Anne! Ich führe sie eher auf die abschließende Alkohol-Werbung zurück.
1. August 2025 um 12:37
Das erinnert mich an meine Lehrlingszeit, jeden Monat wenn es Geld gab waren wir nachmittags im Eiscafe und abends in der Gaststätte essen. Der Grund das Essen im Lehrlingswohnheim war nicht so toll.
1. August 2025 um 12:56
Als Gnadenthal Schülerin war der Teeladen Pflichtprogramm. Ich kann mir ad hoc den Geruch abrufen. Gibt es Patchouli überhaupt noch?
1. August 2025 um 14:21
Eisdiele, was anderes gab es nicht in dem kleinen Fachwerkstädtchen.
Vielleicht bin ich nur Lehrerin geworden, weil ich jedes Jahr die Freude am Ferienbeginn und die Spannung am ersten Schultag genießen wollte.
Ferien putzen alles weg und alles wird neu. Das gibt es in keinem anderen Beruf.
1. August 2025 um 18:51
Hier auch immer eine bestimmte Eisdiele am Markt im kleinen Ort am Niederrhein. Wir hatten ca. 4 insgesamt, die am Markt hatte Tische draußen und dort saßen wir am letzten Schultag. Stundenlang. Niemand hetzte uns. Das war sehr schön. Alle Eisdielen wurden richtig traditionell von italienischen Familien, meist aus dem Süden, geführt, das Eis sensationell und man fühlte sich immer zu Hause. Die eine ohne Aussenbewirtung hatte aber die besten und größten Innenräume, die zwei Söhne trugen immer eine weiße Jacke, und Spaghetti-Eis war der Klassiker. Schöne Erinnerungen, schöne Zeiten.
1. August 2025 um 19:57
Genau. Am letzten Schultag gab‘s zum Mittagessen einen Eisbecher in der einzigen Eisdiele des Städtchens. Zunächst war es immer der Kiwi Becher, später dann gerne der Amaretto Becher, wo man unter 16 immer ein bisschen mutig sein musste, sich das zu trauen.
1. August 2025 um 20:19
@Croco: Ja!
Müssen Lehrer:innen nicht am letzten Schultag auf der Abschlusskonferenz sein?