Journal Sonntag, 16. Oktober 2016 – Doping

Montag, 17. Oktober 2016 um 6:43

In der Nacht auf Sonntag zahlte ich für die Wander-Ochsentour: Hüftschmerzen bis in die Zehen. Erst mit 600 mg Ibuprofen (nicht etwa schon mit 400) konnte ich einschlafen. So zahlte ich nicht nur für die Ochsentour, sondern auch für das Weglassen von Doping. Nämlich.

Vor unserem Wanderurlaub in England (hach, seelige Erinnerungen an die Zeit vor der Brexit-Abstimmung) holte ich mir so viele Tipps wie möglich von meinem Vater, der vor 13 Jahren den Jakobsweg von der französischen Grenze bis Santiago de Compostela gegangen ist. Dazu gehörte neben “Vergiss Wandersocken, trag zwei Paar alte Baumwollsocken übereinander” und “Rucksack immer die Bauch- und Brustriemen tragen” auch: “Morgens vor Wanderstart eine Schmerztablette.”

Nachdem ich ja beim Gehen/Joggen/Wandern gerne mal ausgesprochen unangenehme Hüftschmerzen habe, laut Ärzten sehr wahrscheinlich verursacht durch einen gereizten Nerv in der Lendenwirbelsäule, nahm ich also beim Wandern in den Cotswolds morgens immer 400 mg Ibu ein. Funktionierte sehr gut, ich hatte weder tags noch nachts Schmerzen. Und doch machte mich das nachdenklich: Vorsorgliche Schmerztabletten – ist das nicht pervers? Oder gehört das in dieselbe Kategorie wie die Magnesiumtablette zur Krampfprophylaxe, die ich als Vielschwitzerin vor sportlicher Bewegung nehme? Oder ist selbst die schon bedenklich?

Gestern vorm Stepaerobic warf ich zur Sicherheit nochmal Ibu ein. Mangels auch nur einer Spur von Fachkenntnis bin ich nämlich Medikationsexpertin und reime mir zusammen, dass die entzündungshemmende Wirkung von Ibu auch ursächlich hilft. Die Stunde Step im Sportstudio am Ostbahnhof war dann auch sehr erfreulich.

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§

Sensationelles Wetter zum Kirchweihsonntag. Nach einem Frühstück aus Joghurt und Obst zog es mich nach draußen zur Auer Dult (ohne Herrn Kaltmamsell, der arbeiten musste).

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Auf der Dult hatte ich erst mal Lust auf eine Bratwurst. Es wurde eine Rote und sie schmeckte sehr gut. Und dann musste es eine Strauben sein, zu Kirchweih gehört Fettgebackenes. Den Stand vom letzten Jahr musste ich erst mal suchen.

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Sie war noch warm, außen knusprig und sehr fett, innen cremig und saftig.
Ich mäanderte zurück nach Hause.

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Zum Nachtmahl wurde die zweite Hälfte des ersten Kürbis’ der Saison zu einer Quiche.

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Nachtisch war ein Apple Crumble.
Ich muss dringend nach schnell zerfallenden Kochäpfeln suchen, auch Braeburn waren nach einer halben Stunde noch fast so knackig wie frisch. Gibt es in Deutschland wirklich kein Gegenstück zum englischen Bramley,1 den man nur heiß anföhnen muss, und schon zerfällt er?

  1. Sollen wir lachen oder weinen über die Fußnote auf der Website “Campaign financed with the assistance of the European community”? []
die Kaltmamsell

18 Kommentare zu „Journal Sonntag, 16. Oktober 2016 – Doping“

  1. Usul meint:

    Ich nehme Schmerzmittel manchmal auch so halb-prophylaktisch, wenn sie eigentlich noch gar nicht notwendig sind: Ich hab eine Prädisposition für Rückenschmerzen, meine Wirbelsäule ist nicht standardkonform. Hat mir damals bei der Musterung eine eingeschränkte Tauglichkeit (T3) eingebracht. Sobald ich auch nur einen Hauch von Rückenschmerzen verspüre, der normalerweise komplett ohne Medikamente gut erträglich wäre, werfe ich sofort was ein. Die Erfahrung zeigt, tue ich das nicht, versucht mein Körper durch Muskelanspannungen den Schmerz “auszubalancieren”, was dummerweise zu noch mehr Verspannung und dann richtigen Schmerzen führt. Hab ich auf die harte Tour gelernt, aber die letzte 2-3 mal konnte ich massive Rückenschmerzen durch rechtzeitige und formal unnötige Schmerzmittelzuführung vermeiden.

    Das Dumme an solchen Verfahren ist immer: Man weiß nicht, ob man es auch ohne Mittelchen gut überstanden hat. Verschwinden die Ursachen der Schmerzen (Training etc.), wird man es nie erfahren, weil man immer vorbeugend einwirft …

  2. Beate meint:

    Backapfel: Boskop! Letztens zu einem Apple Crumble verarbeitet, dessen Rest am nächsten Tag (kalt) immer noch hervorragend mundete.

  3. Pippilotta meint:

    Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, die Warnsignale des Körpers vor Überlastung dauerhaft medikamentös auszuschalten, nur um ihn dann weiterhin be- (und womöglich über-) lasten zu können. Aber das muss natürlich jede(r) für sich selbst entscheiden.

    Definitiv nicht empfehlen würde ich aber das Tragen von zwei Paar (Baumwoll-) Socken übereinander beim Wandern: die Füße bleiben feucht, die Lagen verschieben sich gegeneinander, werfen Falten und führen so zur Blasenbildung. Sehr gut sind dagegen nach meiner Erfahrung spezielle, für linken und rechten Fuß unterschiedlich geformte, eng anliegende Trekkingsocken, die es z.B. von Falke in unterschiedlichen Materialien und Stärken gibt.

    Zum Backen und für Crumble würde ich ebenfalls Boskoop empfehlen; für letzteren gare ich die Apfelstücke auch gerne in etwas Weißwein im Topf auf dem Herd vor.

  4. Nina meint:

    I second Boskop! Wunderbar für Crumble. Wenn ich genug Zeit habe, gare ich auch etwas vor.
    Zu Schmerzmitteln: ich habe bei einigen meiner diversen Kopfschmerztypen, unter denen ich so leide, die Erfahrung gemacht, dass frühzeitige Ibu-Einnahme hilft, z. B. wenn der Schmerz aus Verspannung im Schulter-Nackenbereich rührt. Bei anderen schmerzen, wo dies nicht der Fall ist, werden die Schmerzen aber schlimmer, wenn ich sehr früh Tabletten einwerfe. Vielleicht eine Art medikamenteninduzierter Kopfschmerz? It’s complicated.

  5. die Kaltmamsell meint:

    Komisch, Nina, Beate und Pippilotta: Boskop bleiben bei mir sogar besonders lang hart und zerfallen nicht. Vielleicht muss ich mangels Bramleys einfach grundsätzlich vorgaren.

    Die zwei Paar Baumwollsocken, Pipilotta, haben mich bestens durch die Cotswolds und den Moselsteig gebracht. Zum Glück, denn von den Falke-Dingern bekam ich heftig juckenden Ausschlag.

  6. gertraud meint:

    Also, meine englische Crumble-Rezeptgeberin spezifiziert die Äpfel nicht, schreibt aber Vorgaren in ihrem Rezept vor.

  7. Micha meint:

    Wüßte ich es durch Ihre Offenheit nicht besser, ich würde sie für einen grundfröhlichen Menschen halten. Die Idee eines Apfels, *den man nur heiß anföhnen muss, und schon zerfällt er* amüsiert mich sehr – wie viele Ihrer Ausdrucksweisen…

  8. jirina meint:

    Boskop oder Klarapfel. Der zerfällt beim kompottkochen.

  9. obadoba meint:

    Vielleicht ist die Wandersockensache ja irgendwie fußbedingt, z.B. wegen argem Fußschwitzen. Ich bekomme von Baumwollsocken Blasen. Immer. Weil wie Pippilotta anmerkte, die Füße halt schwitzen und ich irgenwann so sehr im eigenen Saft stehe, dass die Stiefel nahezu quatschen. (Sorry für das Bild.) Deswegen unbedingt Trekkingsocken, die die Feuchtigkeit ableiten.

    Persönlich mag ich lieber Wollsocken als Hightech-Kunstfaser-Socken, weil die bei längerem Tragen (Mehrtagestouren) nicht so grauslich stinken wie die Kunstfasersocken. Auch wenn sie zugegeben länger feucht bleiben. Aktueller Favorit: Veith Socken. Selten so wenige Druckstellen und angehende Blasen (verhindert durch rechtzeitiges Verpflastern) bekommen :-)

    Ich bin inzwischen auch so weit, dass ich Schmerzmittel prophylaktisch nehme. Ohne bleibt der Spaß regelmäßig auf der Strecke, mit eher selten. Meine Argumentation ist ähnlich: so kann die entzündunghemmende Wirkung schon einsetzen, bevor besagte Entzündung allzu schlimm wird. Ahnung habe ich natürlich keine, aber das funktioniert echt gut :-)

  10. Croco meint:

    Der Apotheker meines Vertrauens argumentiert ja auch so: Sinn der Schmerzen ist Warnung vor Überlastung. Wenn man ja weiß, wo er herkommt, den Sachverhalt nicht ändern kann, und Bewegung nicht schadet, kann man ja entzündungshemmende Stoffe nehmen. Bewegt man sich nicht aufgrund der Schmerzen, wird oft alles noch viel schlimmer.
    Dadurch wird die Durchblutung geringer und die Entzündungsmediatoren werden nicht mehr abgeleitet.
    Uff, ich hoffe, ich habe alles korrekt wiedergegeben.

  11. regina meint:

    Mein Mann ist auch so ein Kandidat für Blasen und wundgescheuerte Stellen an den unmöglichsten Stellen der Füße.
    Seit er sich zu jeder Berg- und Skitour Feinkniestrümpfe aus meinen Vorräten (in verführerischem Schwarz über behaartem Männerbein …) unter die Wollsocken zieht und gefährdete Stellen mit Hirschtalg einreibt, ist er alle Probleme los.

    Crocos Apotheker-Argumentation erscheint mir ziemlich einleuchtend.
    Wissen Sie denn, warum Ihr Lendenwirbelsäulennerv gereizt ist?

    Herzliche Grüße vom anderen Isarufer!

  12. berit meint:

    Ich hab noch eine nicht-wander-oder-schmerzverwandte Frage: Ist Strauben das gleiche wie Spritzkuchen?

  13. Lempel meint:

    Ich würde Ibuprofen niemals über einen längeren Zeitraum (mehrtägige Wanderung) prophylaktisch einnehmen. Ibuprofen kann nämlich ganz schön die Nieren schädigen. Und auf so einer Wanderung trinkt man ja eh eher zu wenig, schwitzt viel, das beeinträchtigt die Nieren sehr.
    Ich verstehe grundsätzlich nicht, warum es bei einer Wanderung im Oktober gleich fast 30 km Weglänge sein müssen. Ist doch klar, dass Sie bei einem solchen Gewaltmarsch kurz vor Einbruch der Dunkelheit Schmerzen bekommen. Das hält doch niemand ohne Beeinträchtigungen aus. Eine entspannte, dafür schmerzlose Tour von 10-15 km Länge, dann braucht es auch keine Schmerzmedikamentation mit eventuellen gravierenden Nebenwirkungen.

  14. die Kaltmamsell meint:

    Ja, regina, wegen einer angeborenen schiefen und verwachsenen LWS:
    https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/archiv/160615_05_MRT.jpg

    berit: http://lmgtfy.com/?q=spritzkuchen – also ja.

  15. Trolleira meint:

    Die alten wirklich tollen Lederäpfel – ungeschlagen zum Backen. Ob es die wohl am Viktualienmarkt gibt?

  16. die.sandra meint:

    Schhmerzmittel haben auch Nebenwikungen,das sollte man bedenken.Wenn bspw. Prostaglandine ausgeschaltet werden,sind Sie den Schmerz los,ihr Magen hat aber auch weniger Säureschutz.Lesen Sie mal,was die Prostaglandine alles machen,dann ist auch klar,was runtergefahren wird,wenn man sie blockiert.
    Zum Wandern trage ich stinknormale H&M Socken- sollten nur recht nEu sein,damits nicht rutscht.

  17. die.sandra meint:

    Dem schließe ich mich an, das klingt vernünftig.

  18. Berit meint:

    Liebe Frau Kaltmamsel was soll ich mit ihrer Antwort anfangen? Wiki sagt nein, ihr Bild sagt ja.

    Wenn Sie keine Lust auf Kommunikation haben, dann tun Sie uns doch beide einen Gefallen und lassen es.

    Einen schönen Abend noch.

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