Journal Donnerstag, 24. August 2017 – Spanienurlaub 5, Ponte do Porto nach Muxia

Freitag, 25. August 2017 um 7:41

Delphine! Echte Delphine im Meer! Eindeutig und lange und mindestens zu dritt!
Ja, es war zudem ein durchgehender Regentag, aber Regen hatte ich schon öfter, auch beim Wandern. Delphine habe ich noch nie in freier Wildbahn gesehen, mit oder ohne Wandern.

Es wurden dann exakt die angekündigten 19 Kilometer in sechs Stunden – weil wir die letzte Schleife über die Wallfahrtskirche in Muxia ausgelassen haben. Eine wunderbare Tagesetappe mit viel Wald, aber auch Rías und Küste, schmalen Wegen, breiten Wegen, Holzbohlenwegen, hübschen Dörfchen – entspannt und gelassen.

Das Wetter war eine echte Überraschung. Die Vorhersage für Donnerstag hatte sich an den beiden Tagen davor alle paar Stunden geändert, von durchgehend Sonne bis durchgehend Regen und mit allem dazwischen. Gestern morgens beim Aufstehen hieß es dann: 30 Prozent Regenwahrscheinlichkeit am Nachmittag. Doch als ich eine halbe Stunde später ordentlich sonnengecremt die Vorhänge öffnete, regnete es bereits. Wir kleideten uns entsprechend und waren frohen Mutes.

Aufmerksame Leserinnen und Leser haben vielleicht an der Überschrift bemerkt, dass die gestrige Etappe nicht dort begann, wo die vorgestrige geendet hatte (Camariñas): Ein freundlicher Taxifahrer holte uns morgens ab (um neun, deshalb wieder sehr kurzes Frühstück, das es erst ab 8:30 Uhr gab) und brachte uns an den Startort. Er sprach Deutsch mit uns: Hatte 14 Jahre in der Schweiz gearbeitet. Wir unterhielten uns ein wenig über spanische Emigration im Lauf der Jahrzehnte und das Phänomen, dass die allermeisten früher oder später nach Spanien zurückkehren.

Wir wurden in Ponte do Porto abgesetzt, und hatte mir Camariñas schon gefallen, war ich von diesem Örtchen vollends entzückt: Nicht nur hat es ein eigenes Café Central (in dem ich endlich anständigen Morgenkaffee bekam), sondern einen Fluss mit herrlichen Auen, alte, aber nicht zu herausgeputzte Häuser, viel Grün. Hier kann ich mir sehr gut Urlaub vorstellen.

Da wir diesmal auch durch Dörfer kamen, konnten wir einkehren: Um eins waren wir in Merexo zwar noch früh dran, uns wurde erst aufgesperrt, doch wir bekamen Bier und bald Gesellschaft von älteren Herren aus dem Dorf, die leidenschaftlich und lautstark auf Gallego die wirklich wichtigen Themen des Lebens diskutierten: Ist süßes Essen akzeptabel oder nicht. Ich musste sofort an die ebenso leidenschaftliche Diskussion denken, die HerdyShepherd erst kürzlich auf Twitter über pudding (akzeptabel, heiß geliebt) versus dessert (inakzeptabel, Abomination) anzettelte (ab hier).

Richtige Mittagspause machten wir nicht, wir sahen im Regen keine Möglichkeit. Statt dessen aßen wir im Stehen Trockenfeigen und Salznüsse (ich zudem eine Birne, die ich unter einem Birnbaum voller Früchte von der Straße geklaubt hatte – von der Straße ist nicht Diebstahl, finde ich). Diesmal trafen wir einen ganzen Haufen anderer Wanderer, mindestens sechs. Das lag daran, dass unsere Route ein paar Kilometer auf dem Jakobsweg verlief – da geht’s zu!

Diesmal sind wir in einem sehr Zeitgeist-designigem Hotel untergebracht, totaler Kontrast zum vorherigen, aber ebenso angenehm und schön. UND unser Hotelzimmer liegt direkt auf einem Pokéstop.

Morgenkaffee in Ponte de Porto mit Aussicht auf das Wetter des Tages.

Die lange Hose hatte ich eh geplant – allerdings zum Schutz vor noch mehr Kratzern.

Kirche Santiago de Cereixo in Ponte de Porto – Romanik können die da, gell.

Der dazugehörige Dorffriedhof.

In Ponte de Porto kann ich mir gut Urlaub vorstellen.

Hier sah ich zweimal Kraniche auffliegen – wunderschön.

Und dann verwandelte sich der Kranich in einem wunderschönen alten Mann…

An der Mündung des Río Porto sahen wir mindestens zwei Dutzend Menschen im Wasser stehen und irgendwas fangen – mit fröhlichem Hin- und Herrufen und gemächlichen Bewegungen ein faszinierender Anblick.

Auch den Leuchtturm an der Praia do Lago sahen wir schon von Weitem (siehe Sinn und Zweck).

Als wir dicht davor waren, entdeckten wir unverwechselbare Flossen direkt hinter ihm im Meer: Delphine! Wir sahen ihnen zu (mindestens ein sehr großer und zwei kleinere), bis sie rechts aus unserem Blickfeld verschwunden waren. Sie werden mir einfach glauben müssen, dass das die schwarzen Striche auf dem Foto oben sind – mit einer Handykamera war nicht mehr rauszuholen.

Ich genoss das Wandern im Regen und versuchte mir klarzumachen, dass es auf einer Irlandwanderung auch nicht viel anders wäre (ich möchte eigentlich sehr gern in Irland wandern, fürchte aber den vielen Regen), vielleicht bloß ein bisschen kälter.

Einkehren in Merexo (es gibt wirklich immer eine Kleinigkeit zu Essen dazu).

Puh, wieder weg vom Jakobsweg, der eine unangenehm stark befahrene Straße war (uns gilt der grüne Trasno-Pfeil oben).

So gern ich bislang die federnden Holzbohlenwege mochte (hier wieder durch ehemalige Mühlen) – gestern fürchtete ich die glitschigen Dinger. Selbst bei noch so vorsichtigen Schritten hätte es beide von uns fast gelegt.

Angekommen in Muxia. Die Wegbeschreibung hätte uns noch zur Kirche auf dem Berg geschickt, aber ich sah da keine Kirche. Und wir wissen ja wohl alle: Was man nicht sieht, kann man nicht besuchen.

Hotelzimmertür.

Das mit dem bestellten Abendessen (Sie nennen es Halbpension) war wieder komplizierter: Zwar hatte das Hotel ein Restaurant, das bei unserer Ankunft um halb vier auch bummvoll war. Doch genau an diesem Abend würde es geschlossen bleiben (wegen Erschöpfung des Personals). Man reservierte uns statt dessen einen Tisch in einem anderen Restaurant, fragte mehrfach nach, ob das auch wirklich in Ordnung sei und bedankte sich sehr herzlich bei uns für das Entgegenkommen.

Wir aßen sehr gut, verwirrten aber den jungen Man-bun-Kellner mit unserer Bestellung: Ich hatte auf der Karte Pulpo mit heimischem Käse überbacken gesehen – konnte ich mir nicht vorstellen, wollte ich probieren. Laut Herrn Kellner war ich die erste, die das jemals bestellt hatte – ich fragte nur halb im Scherz, ob das etwa nicht schmecke? Und dann bestellte Herr Kaltmamsell auch noch Pulpo sowohl als Vorspeise (paniert) als auch als Hauptspeise (traditionell galicisch). Ich versuchte, Herrn Man-bun zu entspannen, indem ich erklärte, dass Touristen halt komisch seien. Half natürlich nicht.

Spannung beim Zu-Bett-Gehen: Würden wir uns am nächsten Tag für die lange, schwierige Strecke oder für die Abkürzung über die Rennstrecke Jakobsweg entscheiden? Und würden die Wanderstiefel bis zum nächsten Morgen wieder trocken sein?

§

Auf der anderen Seite der Welt, in Japan, wandert gerade Nina Jäger, und bloggt freundlicherweise darüber. Hier geht’ los.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 24. August 2017 – Spanienurlaub 5, Ponte do Porto nach Muxia“

  1. Mareike meint:

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    Gerne gelesen

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  2. adelhaid meint:

    und, äh, wie war der pulpo mit käse? kann man machen?

  3. Wiesel meint:

    Delfine…! Das ist ja großartig, Sie Glückspilz! Und auch von mir einen herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Wanderberichte. Ich lese das aufmerksam und mit großer Begeisterung. Ein bisschen, als wäre man selbst dabei.

  4. Buchfink meint:

    Im Mai nahm ich an einer Gruppenreise “Spaniens Norden”.einer Kombi aus Bu sfahren und Jakobswegwandern teil. Die Rückreise traten wir per Bus ab Santiago nach Porto (dort Abflug) an. Die Rias konnten wir natürlich nur vom Bus aus sehen, und die Reiseleiterin hat uns erzählt dass Feinkost Käfer seine Muscheln und anderes Meeresgetier täglich von dort einfliegen läßt.

  5. Christine meint:

    Sehr schöne Wanderbeschreibungen und Fotos. Danke.

  6. Alessa meint:

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    Gerne gelesen

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  7. Croco meint:

    Habe A. die Delphine gezeigt. Ich glaube, er ist jetzt ziemlich neidisch.

  8. rum meint:

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    Gerne gelesen

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  9. die Kaltmamsell meint:

    Ah, endlich wieder richtiges Internet! Das Gericht, adelhaid, schmeckte, war aber ein wenig Textur-arm: Der Pulpo war so zart gekocht, dass er dieselbe Konsistenz hatte wie der geschmolzene Käse.

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