Journal Mittwoch, 23. August 2017 – Spanienurlaub 4, Arou nach Camariñas
Donnerstag, 24. August 2017 um 8:02Sandig war das heute, sehr sandig. Doch die Zeit schien mir auf diesen gut 24 Kilometern und acht Stunden mit zwei Pausen schneller zu verfliegen als an den beiden Wandertagen zuvor. Das erleichterte mich, denn die Nacht auf gestern war sehr anstrengend gewesen. Am Einschlafen hinderten mich: Jede Bewegung des Herrn neben mir (zwar schlafe ich allein am besten, aber derart empfindlich bin ich sonst nicht), Einschlafbilder, wie ich zwischen Felsspalten stürze oder gleich die Klippen neben dem schmalen Wanderpfad hinab (ich mag mich für ziemlich schwindelfrei halten, mein Unterbewusstsein ist es wohl nicht), Partylärm gegenüber, Hüftschmerzen. Gegen letzteres nahm ich Ibu und schlief endlich ein.
Angekündigt war bedeckter Himmel, aber der hielt sich nicht dran: Schnell schien zwischen den Wolken die Sonne, fast durchgehend – auch wenn man das auf den Fotos nicht sieht. Zunächst liefen wir über sandige Pfade und Sandstrände, dann über Pfade zwischen Heidekraut und Brombeerbüschen, die so schmal waren, dass Herr Kaltmamsell sie als “minimalinvasiv” bezeichnete. Vorteil: keine Mountainbiker. Nachteil: zerkratzte Beine, gestern wäre eine lange Hose die passende Wahl gewesen. Doch auch Schotterpiste und normale Wanderwege gehörten gestern zur Strecke.
Noch überlegen wir hin und her, wie wir es mit der fünften Etappe am Freitag halten, die nicht nur 30 Kilometer und zehn Stunden lang ist, sondern auch die schwierigsten Auf- und Abstiege der gesamten Route ankündigt (es gibt eine Alternative über den Jakobsweg). Denn wenn der Abschnitt am Dienstag als “einfach” beschrieben wurde, uns aber in Felsenklettereien schickte, wird mir arg mulmig, wie im Vergleich “schwierig” aussieht. Gestern machten wir uns nach acht Stunden gemischter Wege klar, dass wir am Freitag genau dann nochmal zwei Stunden vor uns haben würden. Dazu wären wir gestern nur zum Preis von Laune und Verletzungsrisiko im Stande gewesen.
Unsere Unterkunft in Camariñas ist ganz entzückend: Ein uraltes, gepflegtes Häuschen an einer Plazuela, das schön eingerichtete Schlafzimmer und das Bad haben rohe Steinmauern – sowas mag ich arg gern. Wir lernen: Zwei Sterne heißen gar nichts, das kann ein liebloser Schuhkarton sein wie am Sonntag oder ein schönes Pensionzimmer.
Auch der Ort Camariñas sieht reizend aus. Nur dass wir abends irgendwie keine große Lust auf Herumlaufen hatten.
Nach kurzem Frühstück fuhr uns der Herr vom Vortag mit seinem Taxi nach Arou (ich hörte dabei ein wenig Radionachrichten, dominierendes Thema sind hier natürlich die Untersuchungsergebnisse nach dem IS-Terroranschlag in Barcelona) unter düster verhangenem Himmel.
Minimalinvasiver Weg durch Hecken inklusive Brombeeren.
Ein typischer anstrengender Abschnitt (der grüne Punkt weist den Weg). Vielleicht sollte man bei dieser Wanderung darauf hinweisen: “Alpine Erfahrung von Vorteil.” Dann hätte ich zwar trotzdem gebucht (ohne alpine Erfahrung), aber ich wäre selbst schuld gewesen.
Minimalinvasiver Weg durch Heidekraut und Disteln.
Praia do Trece – schon wieder ein atemberaubender Strand.
Dorthin rutschten wir vom Monte Blanco und lernten, dass Sand bergauf ein Fluch ist, dann aber einen superschnellen Abstieg ermöglicht. Wenn man mit Juchzern drauf scheißt, dass danach die Wanderschuhe voller Sand sind.
Der Wanderweg führte quer über den Strand.
Beim Cementerio dos Ingleses (mit interessanter Geschichte) ruhten wir uns aus und ließen uns dabei von vielen, vielen gestapelten Steinen zusehen.
Das nächste Ziel, den Leuchtturm Faro Vilán, sahen wir lange bevor wir es erreichten.
An seinem Fuß machten wir Mittagspause mit Apfel und getrockneten Feigen.
Fischzuchtfabrik – falls Sie schon immer wissen wollten, wie sowas aussieht.
Und so sah der Wanderweg aus, der uns herumführte. Alpine Erfahrung von Vorteil.
Die letzten beiden Stunden waren gemütlich, wir sahen Kormorane sitzen und ließen uns von einem alten Herrn ins Gespräch verwickeln, der gerade vom Angeln kam (40 Jahre im Schweizer Tunnelbau gearbeitet hatte, vor zehn Jahren in Rente gegangen, genau als der Gotthardbau startete, zurück nach Galicien gezogen).
Die kleine Badewanne im Hotel ermöglichte mir wieder ein herrliches Vollbad (Wandern macht erstaunlich schmutzig), nach ersten Handgriffen für diesen Blogpost ging ich mit Herrn Kaltmamsell auf Drinks (als ich einen Gin & Tonic bestellte, fragte man mich nach meiner Gin-Präferenz; ich ließ die Kellnerin aussuchen, die mir einen leicht rosa Puerto de Indias empfahl, der leicht Erdbeerkaugummi-aromatisiert war und genau das Richtige für gestern), Abendessen gab’s im Hotel.
Wer weder Fisch noch Meerestiere mag, hat es an der galicischen Küste wahrscheinlich schwer.
6 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 23. August 2017 – Spanienurlaub 4, Arou nach Camariñas“
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24. August 2017 um 9:04
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24. August 2017 um 9:07
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24. August 2017 um 17:42
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24. August 2017 um 22:29
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24. August 2017 um 23:18
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25. August 2017 um 8:09
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