Journal Dienstag, 18. September 2018 – Geburtstag und Leserunde

Mittwoch, 19. September 2018 um 7:03

Morgens Geburtstagskuchen und Geschenk für Herrn Kaltmamsell.

Draußen hielt der Sommer an.

(Kein Versehen.)

Die Theresienwiese wurde gerade zur Festung verbarrikadiert, zum Glück bin ich durch einen Ausflug nach Norddeutschland bereits Freitagabend fort aus München und habe dann zwei Wochen Urlaub – Gelegenheit zur Flucht.

Am Abend verdunkelte sich der Himmel, es kam Wind auf, doch wir schafften es trocken zur Leserunde nach Giesing. Beim Kreuzen des Alten Südfriedhofs blieb ich mehrmals stehen, um die riesigen Baumkronen im Wind und die Fledermäuse vorm Gewitterhimmel zu bewundern.

Köstlichkeiten und Bowle (als “Sangria” vorgestellt, was spätestens beim Aufgießen von Sekt nicht mehr funktionierte), wir sprachen aber auch über Literatur: Chimamanda Ngozi Adichie, Americanah – das nicht bei allen so gut ankam wie bei mir, über den Roman schreibe ich aber noch einen gesonderten Eintrag.

Rückweg über verregneten Boden, aber wir blieben auch diesmal trocken.

Eine etwas beruhigende Nachricht bekommen: In der Bruderfamilie hatte es vor einigen Wochen einen Unfall gegeben, dessen Folgen noch nicht völlig abschätzbar sind.

§

“Warum ist Weiblichkeit weniger wert?”

Laut Harari haben Menschen spätestens seit der landwirtschaftlichen Revolution Männern einen höheren Stellenwert beigemessen als Frauen. «Egal, wie sie ‹Mann› und ‹Frau› im Einzelnen definieren – es war immer besser, ein Mann zu sein.» Die Geburt der Kinder war schon immer Aufgabe der Frau, da Männer nun einmal keine Gebärmutter haben, schreibt Harari. «Aber um diesen harten biologischen Kern herum hat jede Gesellschaft zahlreiche Schichten von kulturellen Vorstellungen und Normen gelegt, die nichts mit der Biologie zu tun haben. Fast alle Eigenschaften, die Gesellschaften Männern und Frauen zuschreiben, sind angeblich natürlich, aber in Wirklichkeit entbehren sie meist jeder biologischen Grundlage.»

Da muss ich mich durchaus auch in die eigene Nase kneifen: Von klein auf war ich bereit, ganz mainstreamig auf stereotyp weibliche Interessen herabzusehen – Ballett, Puppen, rosa, Pferde – und gleichzeitig stereotyp männliche für interessant zu halten. Das hatte nicht nur mit meiner Veranlagung zu tun, die sich tatsächlich beim Puppenanziehen/-ausziehen langweilte und beim Bäumeklettern aufblühte. Sondern auch mit der Infiltration durch die Gesellschaft, die Weibliches als minderwertig ansah. (Dass ich Fortpflanzung zeitlebens nicht nur nicht wünschte, sondern als Schrecken empfand, verstärkte das vermutlich.)

Erst vor wenigen Jahren fing ich an, gegen meine heutige ähnliche Abwehr anzugehen: Nerdiges Interesse an Lidschatten und sonstiger Gesichtsfarbe, an Handtaschen (weiblich konnotiert) ist nicht weniger wert als nerdiges Interesse an Modelleisenbahnen und Angeln (männlich konnotiert). Alles davon geht halt an mir vorbei, aber Menschen sind bekanntlich verschieden.

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Captain Marvel is a woman! (Apropos.)

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https://youtu.be/Z1BCujX3pw8
die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Dienstag, 18. September 2018 – Geburtstag und Leserunde“

  1. Sabine meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

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  2. Sebastian meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

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  3. Neeva meint:

    Wirklich alle Gesellschaften? Die Mojo gibt es immer noch. Was ist mit dem alten Kreta? Umd die Irokesen waren zumindest matrilinear.
    Mir stellen sich ein wenig die Nackenhaare auf, wenn jeMANd behauptet, Frauen wären überall geringer angesehen. Die Folgerung, dann könne man nichts machen, liegt nicht fern.

  4. Sigourney meint:

    Captain Marvel ist eine Frau, made my day!

  5. Ruth P meint:

    Happy Birthday an Herrn Kaltmamsell!

  6. Sebastian meint:

    Ach, und was wäre die Welt ohne Marvel?

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