Archiv für April 2020

Lieblingstweets April 2020

Donnerstag, 30. April 2020

Der zweite Monat mit thematischem Corona-Überhang.

Journal Mittwoch. 29. April 2020 – Etwas Regen und schöne Schuhe

Donnerstag, 30. April 2020

Jetzt stresst mich die Situation dann doch – nicht eigentlich die Pandemie, sondern die Pandemie in Kombination mit Arbeit. Ich friere, habe keinen rechten Appetit, schrecke nachts hoch, gestern Morgen wachte ich wieder mit üblen Kopfschmerzen auf – so übel, dass ich den Wecker vorstellte für eine zusätzliche halbe Stunde Schlaf unter Verzicht von Sport. Ich fühlte mich durch und durch elend; in anderen Zeiten wäre ich krank daheim geblieben, doch das würde derzeit die Ursachen meines Elends verstärken. Noch bin ich diesseits des Zusammenbruchs und kann einige Auslöser mit genügend Disziplin aus dem Weg arbeiten.

Gestern hatte ich schon auch eine Menge zu tun, doch zum einen haute ich von der ersten Minute am Morgen an voll rein (zumal ich da noch allein war und mich frei bewegen konnte), zum anderen kamen nur wenige Querschüsse.

Es hatte morgens geregnet, ich nahm die U-Bahn in die Arbeit. Sie war nur spärlich besetzt, alle trugen Masken und hielten Abstand. Der Regen dauerte aber nur bis Mittag, am späteren Nachmittag wurde der Himmel schon wieder blau.

Außerdem stresst mich, dass seit etwa zwei Wochen die erlösende Zeit vorbei ist, in der sich alle Kräfte in Politik und Gesellschaft darauf konzentrierten, die Corona-Krise für alle bestmöglich zu bewältigen. Es war eine schöne Zeit, die mir Zuversicht spendete – obwohl sie im Grunde einem kollektiven Erschrecken entsprang. Doch seit etwa zwei Wochen ist meiner Beobachtung nach alles wie vorher: Partikularinteressen, Befindlichkeiten und handfeste Egozentrik bestimmen Handeln und Entscheidungen. (Zu unser aller Glück noch nicht bis in die Spitze der Bundesregierung.)

Auf der Rückfahrt Einkehrschwung beim Edeka am Stachus: Der ist besonders leer, weil er sonst vor allem von Touristen frequentiert wird. Ich kaufte Brotzeitgemüse, Obst und Süßigkeiten ein.

Daheim erneut Stimmungsaufhellung durch schöne Dinge: Die Schuhe, die ich am 13. Januar in England bestellt hatte, waren bei der zweiten teuren Lieferung endlich eingetroffen. Und sie waren in Echt genau so schön wie erträumt.

Da ich bereits zwei Paar Schuhe dieses Herstellers hatte, wusste ich, dass sie passen würden.

Eine zweite Lieferung entlarvte einen Denkfehler. Das Ladekabel meines Iphones war an beiden Enden sehr mürbe, ich hatte es vor Monaten mit Spezial-Knetmasse geflickt. Doch nun lud es nur erratisch, ich musste immer eine Weile am Stecker juckeln. Also hatte ich ein neues Ladekabel bestellt. Bei Einstecken aber war alles gleich geblieben: Der wacklige Anschluss hatte nicht am Ladekabel, sondern an der Buchse am Telefon gelegen. Ich nehme an, dass sie verschmutzt ist und muss jetzt Wege finden, sie zu säubern.

Außerdem hatte mir Herr Kaltmamsell etwas aus der Schule mitgebracht: Eine Bachmuschelschale aus dem Bach an der Schule.

Sie ist beeindruckende acht Zentimeter lang!

Nachtmahl waren Maultaschen in Rinderbrühe, Käse, und zum Nachtisch Kathas Schneekuchen, den wir arbeitsteilig aus schon lang eingefrorenen Eiweiß hergestellt hatten (bei uns brauchte er zehn Minuten längere Backzeit) – schmeckte sehr gut.

Journal Dienstag, 28. April 2020 – Jetzt auch hier: Home-Office-Erlebnisse

Mittwoch, 29. April 2020

Gestern also der erste echte Home-Office-Tag meines Lebens: Arbeiten wie im Büro, nur von daheim aus. (Was ich in einem früheren Arbeitsleben das eine oder andere Mal gemacht hatte: Mich daheim zurückgezogen, um Ruhe für hochkonzentrierte Arbeiten zu haben wie Texten oder Konzepterstellung, aber da war immer klar, dass ich nur im äußersten Notfall erreichbar bin.)

Ich hatte den Wecker wie sonst auch auf halb sechs gestellt, er holte mich aus tiefen Schlaf. Wieder ein milder, klarer Morgen. Gestern war Yoga-Tag, ich hatte mir ein halbes Stündchen Entspannung und Dehnen ausgesucht – tat gut.

Zur gewohnten Zeit kurz vor acht hatte ich unseren Esstisch als Schreibtisch umgeräumt und startete. Was anders war als im Büro: die Kälte. Ich wusste schon vorher, dass ich im Büro immer leichter gekleidet bin als daheim, doch ich brauchte dicke Socken, Strickjacke und Heißgetränke, um auf das im Büro gewohnte Befinden zu kommen.

Vor allem vormittags bekam ich mit, wie viel Herr Kaltmamsell den ganzen Tag telefoniert – digitalen Unterricht hatte ich mir anders vorgestellt. Er wiederum ist ja als Lehrer Arbeiten daheim seit Jahrzehnten gewohnt, allerdings erst seit fast sieben Wochen ausschließlich. Für ihn war die Neuerung, dass auch ich von daheim arbeitete, und er erbot sich sofort, bei einer meiner Besprechung per Videoübertragung nackt durch den Hintergrund zu laufen. Ich musste ihn enttäuschen, meine fernmündlichen Besprechungen waren bislang immer ohne Bild.

Vorteil des Arbeitens daheim: Es gab guten Cappuccino! Nur wenig nach meiner gewohnten Zeit machte ich Mittagspause und legte zu einem Teller Linsensuppe die Süddeutsche.

Das “Streiflicht” beginnt:

Vor drei Jahren schrieb ein gewisser Thomas Renger auf Twitter: “Ich bin ja kein Bärenexperte, aber …” Diesen Pünktchen folgte jedoch nichts explizit Bärenkundliches, also beispielsweise der Nachsatz: “… aber dass der Brillenbär zur Unterfamilie der Kurzschnauzenbären gehört, weiß sogar ich.” Unter Rengers Tweet war vielmehr ein Tablett mit 14 Schokohasen von Lindt abgebildet, die auf einem Schild als “Goldbären” ausgewiesen wurden.

Der Autor bezieht sich auf diesen Tweet, und @dentaku und ich kennen einander ungefähr so lange, wie es Twitter gibt. Das war sehr lustig.

Nachmittags ging es weiter mit hoher Schlagzahl, aber auf dem kleinen Bildschirm des Arbeits-Laptops, der in so mancher Anwendung selbst Scroll-Down-Auswahl zum Zielschießen machte (nein, manche Software-Oberflächen sehen kein Größerstellen vor, vor allem wenn sie über 20 Jahre alt sind, fragen Sie nicht).

Dazu sang aus irgendeiner emsigen Nachbarwohnung eine Bohrmaschine ihr Lied. Vor lautern Ackern hatte ich keinen Appetit auf einen Nachmittagssnack. Kalt war mir außerdem immer noch.

Ich hatte fest vor, nach Feierabend noch einen Spaziergang zu machen. Als ich spät völlig erledigt den Arbeitslaptop zuklappte, regnete es – umso besser! Zum einen braucht es Regen, zum anderen würde es wunderbar riechen, und zum noch anderen bedeutete das: Wenige Menschen! Ich entschied mich gegen einen Schirm und schlüpfte statt dessen in meine superduper Wanderjacke.

Es roch wirklich phantastisch im Regen. Der blühende Bärlauch erinnerte mich an den wunderschönen Urlaub in den Cotswolds vor vier Jahren.

Ich roch mich ein wenig durch Fliederbüsche, blieb stehen, um das Regenrauschen zu hören, sah einen Stockerpel zwischen den Grabsteinen spazieren.

An der Isar war es endlich leer genug für einen entspannten Spaziergang ohne Hakenschlagen zum Abstandhalten. Der Regen tröpfelte sanft, für richtige Bewässerung müsste das Wetter ein paar Wochen so bleiben.

Ich kam sehr hungrig nach Hause. Herr Kaltmamsell hatte Maultaschen mit Pilzfüllung gemacht (manche Menschen entspannen so, andere anders), die er gebraten servierte. Im Fernsehen lief der wirklich schlechte James Bond Diamentenfieber.

Zweiter Tag in Folge, an dem ich vor lauter Arbeit praktisch nicht zum Twitterlesen kam.

Journal Montag, 27. April 2020 – Tagesabschluss mit finnischer Mode

Dienstag, 28. April 2020

Boah, was ein Tag.

Aus Unruhe eh schon mal eine halbe Stunde vor frühem Wecker aufgewacht. Ich fühlte mich dann aber bei meinem Frühsport frisch (es war Crosstrainer-Morgen). Grauer Himmel, der aber nur ein paar elende Tröpfchen abließ und schon am Vormittag wieder sonnig wurde.

Zumindest die Schnecke am Bavariapark nimmt Corona-Bekämpfungs-Anordnungen ernst. Hat auch brav Abstand gehalten.

Im Büro dann volle Ladung von Anfang an. Nebenwirkung von Besprechungen per TelKo: Man kann/muss nebenher andere Dinge bearbeiten. Ich ließ sogar die Mittagspause ausfallen und aß nur schnell etwas über der Tastatur (zwei italienische Dim-Sums von Vorabend) – wenn ich schon mal nicht zum Zeitunglesen komme! Aus Gründen sammelte ich weiter Material, das ich wirklich von daheim aus bearbeiten kann, um einen Dienstag ohne Büro und Menschen um mich rum zu ermöglichen. Und ich arbeitete so viel wie möglich ab, was wirklich nur vor Ort abzuarbeiten ist (weil Ort und Material vor Ort nötig).

Später Feierabend. Ich war so zermürbt und erschöpft, dass ich fast meinen Plan für den Abend aufgegeben hätte, auf den ich mich seit Freitag freute: Da hatte ich nämlich im Schaufenster vom Radspieler zwei Oberteile gesehen, die mir sehr gut gefielen und für die ich übers Wochenende eine starke Sehnsucht entwickelt hatte.

Zum Glück überwand ich meine Bockigkeit (“GESCHIEHT EUCH NUR RECHT, wenn ich heute überhaupt nichts zum Freuen kriege!”) und radelte durch die Sonne in die Innenstadt. Im Radspieler wurde ich gebeten, mir die Hände zu desinfizieren und ein laminierten Kärtchen von einem Stapel zu nehmen, beim Verlassen des Geschäfts zurückzulegen: So behielt man den den Überblick über die Anzahl von Kunden in den verwinkelten Gängen des alten Hauses. Ich stellte fest, dass die beiden Kleidungsstücke aus dem Schaufenster immer noch so schön waren, dass sie mir passten und standen: Gekauft.

Daheim stellte ich fest, dass sie finnische Mode sind, Ritva Falla, gefertigt in Estland. Meine Laune war schon mal deutlich gehoben. Wie Sie sehen, sind meine Haare weiter gewachsen. Ich habe den Scheitel auf die Seite mit dem Wirbel verlegt, damit dieser mir den Pony aus dem Gesicht wirbeln kann. Das hat in Kombination mit der Länge einen leichten Howard-Carpendale-Effekt, bringt mich aber insgesamt auf völlig neue Ideen für den nächsten Friseurbesuch.

Dann bekam ich auch noch einen Negroni als Aperitif und als Nachtmahl von Herrn Kaltmamsell schönes Dhal sowie ein Karotten-Kokos-Curry mit Reis. Ich war mit dem Tag versöhnt.

Journal Sonntag, 26. April 2020 – Geruhsamkeit

Montag, 27. April 2020

Wieder gut und ausgeschlafen, aufgewacht zu noch einem sonnigen Tag – allerdings mit kühler Luft: Fürs Lesen auf dem Balkon, der mittlerweile ganz von Kastanienblättern verschattet wird, brauchte ich Strickjacke und dicke Socken.

Morgens ein wenig Korrespondenz, dann Bloggen und Twitter-Nachlesen bei Milchkaffee und Wasser.

Die gestrige Sporteinheit bestand aus einer halben Stunde Crosstrainer zum Aufwärmen und derselben ausführlichen Ganzkörperkräftigung mit Hanteln wie am vorherigen Sonntag – wenig überraschend gehen Ausfallschritte weiterhin nicht, aber probieren musste ich’s. Mittägliches Semmelholen (Abstand weiterhin schwierig, Maskendichte unter 10 Prozent), den Nachmittag verbrachte ich mit Teetrinken und Zeitunglesen auf dem Balkon. Als Nachmittagssnack gab es Orangen und Maracuja mit Joghurt.

Für alle Fälle probierte ich den Arbeits-Laptop aus, der mir Arbeiten von daheim ermöglichen soll – ich möchte mir nun doch die Option einer Flucht aus einem zu dicht besetzten Büro in die Telearbeit offen halten. Nach ein paar Extrarunden funktionierte fast alles, für die Fehlermeldungen muss im Fall des Falles der IT-Support ran. (Blöderweise guckte ich bei diesem Test auch in mein Postfach und weiß dadurch, dass mir die kommende Arbeitswoche einen großen Brocken bringt.)

Zum Abendessen machte uns Herr Kaltmamsell italienische Dim-Sum-Dampfnudeln.

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Wie sich unser Verhältnis zur visuellen Informationsvermittlung durch Split Screen verändert und verändert hat, erzählt im Interview Filmprofessor Malte Hagener – sehr interessante Beobachtungen:
“‘Wir sind beobachtete Beobachter'”.

via @goncourt

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Wie geht eigentlich unser parlamentarischer Faschismus mit der Krise um, was macht Corona mit der AfD und die AfD mit der Situation? Nicole Diekmann beschäftigt sich als ZDF-Hauptstadtkorrespondentin seit Jahren mit der Partei und fasst ihre Beobachtungen zusammen:
“AfD in der Krise – Auf der Suche nach dem größten Feind”.

Journal Samstag, 25. April 2020 – Gruß aus den Staatlichen Museen von Gaganien

Sonntag, 26. April 2020

Wohlig ausgeschlafen bis fast sieben. Draußen lachte ein weiterer Sonnentag; als ich vormittags nach Gymnastik auf den Crosstrainer stieg, den eben erworbenen Sountrack von Guardians of the Galaxy auf den Ohren, konnte ich der Kastanie beim Aufblühen zusehen. Ich strampelte locker, leicht und ausführlich.

Herr Kaltmamsell hing nach der vergangenen Arbeitswoche erschöpft in den Seilen, ich durfte fürs Abendessen sorgen und die Wochenendeinkäufe erledigen (wenn man nicht für eine Woche und eine vierköpfige Familie einkauft, geht das nämlich problemlos allein, liebe blockierenden Einkaufspärchen). Abstandhalten war in den beiden besuchten Läden schwierig, in einem war die Angestellte mit der Hemdaufschrift “Security” das Problem: Wenn so jemand ohne Mundschutz mitten im knapp zwei Meter breiten Eingang steht und auf mein Stehenbleiben mit der freundlichen Aufforderung “Sie können ruhig reingehen” reagiert – weiß ich auch nicht weiter.

Daheim stürzte sich Herr Kaltmamsell in das Vier-Herdplatten-Frühstück Eggs florentine (MIT selbst gemachten Crumpets!), ich freute mich an dem am Vortag eingegangenen Gruß aus den Staatlichen Museen von Gaganien:

Die wundervolle Gaga Nielsen hatte eine Frühlingstombola beschlossen und durchgeführt.

Nach dem Frühstück befasste ich mich mit der aus dem Keller geholten Sommerkleidung (also der, die nicht ganzjährig Platz im Schrank hat) und kellerte ein wenig Winterkleidung ein, schweren Herzens auch die Wandersachen – es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, dass ich dieses Jahr wanderfähig bin. Zudem füllte ich eine Kiste mit meinen hohen Schuhen, die ich seit knapp einem Jahr wegen der Schmerzen nicht mehr tragen kann und die nur im Regal einstauben: Noch bringe ich den Optimismus für eine Zukunft auf, in der sie wieder zum Einsatz kommen können.

Ein Vorteil des verschlankten Kleidungsbestands, der nur wenig Einkellerung beim Jahreszeitenwechsel nötig macht: Ich muss weniger aufbügeln. So dauerte der Bügeleinsatz inklusive Wäsche der vergangenen Wochen nur ein Stündchen, in dem ich den vorletzten NDR-Drosten-Podcast anhörte. Unter anderem lernte ich daraus, woher der Präventionsvorsprung Deutschlands resultiert und welche Hinweise aktuelle Studien geben, hier der Text er Sendung zum Nachlesen als PDF.

Der Tag war blitzschnell vergangenen: Ich war nicht mal zum Zeitunglesen gekommen und hatte den Verdacht, dass mir irgendjemand am Vormittag und am frühen Nachtmittag mindestens zwei Stunden geklaut hatte.

Als Nachtmahl hatte ich Rosenkohlragout mit gefüllten Pfannkuchen ausgesucht. Ich kämpfte ein wenig mit den Pfannkuchen: “Der erste geht immer daneben” stimmte halt auch hier, was allerdings bei ohnehin nur fünf bis sechs Stück ein großer Schaden ist. Geschmack allerdings ausgezeichnet, ein sehr befriedigendes Essen.

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Auch die geschätzte Wissenschaftsredakteurin der Süddeutschen Kathrin Zinkant hatte sich mit Prof. Drosten unterhalten, und zwar vor allem über seine eigenartige gesellschaftliche und mediale Rolle derzeit:
“‘Als Wissenschaftler schafft man keine Fakten'”.

Ich bin weiterhin sehr beeindruckt von Drostens Konzentration auf Inhalte und Lösungen, hinter der persönliche Befindlichkeiten zurücktreten.

Journal Freitag, 24. April 2020 – Feines Restaurantessen daheim

Samstag, 25. April 2020

In den frühen Morgenstunden von bösen Kopfschmerzen geweckt worden, die ein paar Migränesymptome dabei hatten. Wecker vorgestellt in der Hoffnung, dass etwas mehr Schlaf hilft. Das in Kombination mit Ibu nach dem Aufstehen wirkte tatsächlich. Spätestens die raketenartige Euphorie nach Verschwinden der Kopfschmerzen bewies, dass das eine Migräne gewesen war. Also gestern halt mal kein Sport, nur ein bisschen Dehnen – ICH KANN DAS ICH BIN NÄMLICH NICHT ZWANGHAFT!!EINSELF!!

Ein weiterer sonniger, milder Tag, diesmal gab es sogar ein paar Wolkenfelder.

Im Büro sehr aufgebracht gewesen, mich diesmal aber an zuständiger Stelle beschwert. Obwohl ich mich wie ein Kindergartenkind fühlte, das zur Erzieherin rennt. Mal sehen, ob es was gebracht hat.

Mittags selbstgebackenes Sauerteigbrot (aus der Gefriere) und original hessische Ahle Wurscht, die mir ein sehr freundlicher und großzügiger Leser zukommen hatte lassen – schmeckte tatsächlich ganz hervorragend und vielschichtig.

Nach Feierabend direkt heim geradelt. Ich fange an, menschenarme Routen auszuknobeln, um nicht zu waghalsigen Manövern fürs Abstandhalten greifen zu müssen. Meine wehe Hüfte war in den vergangenen Tagen besonders kooperativ: Ich konnte immer wieder fast symmetrisch gehen, in den Nächten schlief ich schmerzfrei. Wie herrlich wäre es, wenn es so bliebe, bis die Zeiten eine OP erlauben.

Die Hasenglöckchen im Grün bei St. Matthäus waren bereits in vollem Schwung:

Fürs Nachtmahl hatten wir uns umgesehen, ob auch die feinen Restaurants der Innenstadt Mitnehm-Essen anbieten, durch dessen Abnahme wir sie unterstützen können. Fündig war ich bei Landersdorfer und Innerhofer geworden: Dort gibt es derzeit Donnerstag bis Samstag Speisen, die man daheim nur noch erhitzen muss.

Ich hatte für uns beide ein dreigängigen Menü bestellt und um eine passende Flasche Wein gebeten, um halb sieben radelte ich zum Abholen hin.

Beim Plaudern mit Robert Innerhofer erfuhr ich, dass sein Lokal dieses Jahr eigentlich 20-jähriges Bestehen feiert – vielleicht klappt das mit der Feier noch. Er äußerte sich zuverlässig, dass sie die momentane Krise durchstehen.

Daheim gab es zur Vorspeise Terrine vom Perlhuhn mit Apfel:

Als Hauptgang Rinderroulade mit Topfenspätzle und Gemüse (das Fleisch in Soße kam in einem Plastikbeutel, den wir im Wasserbad erhitzten, Spätzle und Gemüse in der Pfanne – ich nehme an, es wird von der Verfügbarkeit einer Mikrowelle ausgegangen, die wir halt nicht haben):

Als Wein hatten wir uns auf einen Morey Saint Denis – Domaine Pierre Amiot et Fils geeinigt, einen schönen Burgunder, elegant und vielschichtig.

Dessert war ein getränkter Savarin, der ganz hervorragend schmeckte:

Ein Festmahl – aber einen Restaurantbesuch ersetzte es halt nicht.

§

Norbert Blüm ist gestorben, der bewies, dass sich erfolgreicher politischer Streit mit Integrität und Moral verbinden lassen. Die Tagesschau machte die Nachricht zum gestrigen Aufmacher.

Auf Twitter verlinkte @habichthorn ein wunderschönes Porträt von Norbert Blüm, das Britta Stuff 2015 schrieb:
“Nostalgie
‘Hallo, hier ist Norbert'”.

“Guten Tag, Blüm hier, könnte ich den Herrn Ministerpräsidenten Seehofer sprechen?”

“Tut mir leid, Herr Blüm, der Herr Ministerpräsident ist im Urlaub, kann ich was ausrichten?”

“Wenn er Lust hat, soll er mich mal anrufen.”

“Gerne. Haben Sie denn ein spezielles Thema?”

“Joa, das Wetter wär schön.”