Journal Dienstag, 21. April 2020 – Mundschutz von der Schneiderin, dringend nötig

Mittwoch, 22. April 2020 um 5:51

Gute Nacht, und ich glaube, ich habe eine neue Lieblingsbettwäsche – die schon seit Jahren im Schrank lag: Aus weißem Baumwoll-Damast, die sich wundervoll anfühlt und der ich nach der nächsten Wäsche ein Bügeln gönnen werde, damit man das Webmuster schön sieht (oder ich recherchiere, ob es eine erreichbare Mangelstube gibt).

Schönstes Rosa.

Morgensport war nach Kräftigung und Dehnung eine Runde Mady-Yoga, sehr wohltuend.

Das wohlige Gefühl endete mit Eintreffen am Arbeitsplatz. Die Menschen waren ins Büro zurückgekehrt, es erleicherte mich, dass ich Aussicht auf mehr Community-Masken hatte (siehe Mittag): Mein Eindruck, dass der Münchner Berufsverkehr fast wieder Februar-Niveau hatte, war also kein Zufall. Zur ohnehin großen Arbeitsemsigkeit gesellte sich also die Störung durch Live-Menschen. Zum ersten Mal überhaupt schloss ich meine Bürotür ohne Arbeitsanlass, auch weil das Gefühl der Sicherheit weg war: Unbefangen bewegen kann ich mich jetzt wohl nur noch daheim.

Brotzeit wie am Vortag, nur in kleineren Mengen: Rote-Bete-Salat und Perdinkelgericht vom Samstag. Spätnachmittags zwei Birnen.

Mittags Verabredung in Untergiesing zur Übergabe der von Schneiderinnenhand gefertigter Atemschutzmasken. Ich genoss das Radeln in sonnigem Wind und entdeckte, dass der Flieder bereits blüht.

Zurück in der Arbeit verschanzte ich mich wieder in meinem Büro, für die Wege zu Drucker oder Klo setzte ich eine Maske auf: Die Flure waren nicht mehr leer. Wie schon seit morgens hohe Schlagzahl an Arbeit, ich konnte fast nichts in einem Zug beenden, was ich anpackte. Entprechend spät wurde der Feierabend.

Beim Heimradeln am Bavariapark Kinder- und Elternrummel, dazwischen Gruppe Jugendlicher. Mein Eindruck nach diesem Tag: Die Leute scheinen davon auszugehen, dass dieses Corona-Dings rum ist.

Daheim begrüßten mich die Hasenglöckchen – bluebell season!

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Spaghetti Cacio e Pepe – der kann die wirklich!

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Journal Dienstag, 21. April 2020 – Mundschutz von der Schneiderin, dringend nötig“

  1. Christine meint:

    Ganz klar gehöre ich zum Team Heißmangel! Ich liebe es sehr, mein Bett mit gestärkter Wäsche zu beziehen und finde das Hautgefühl beim Schlafen sehr angenehm. Nur im Winter dann kuschelige Wäsche aus Jersey.
    Und ich habe einen Faible für großblumige Muster aus den frühen 70ern. Gern in orange-braun-grün. Zum Glück konnte ich mich im Wäscheschrank meiner Erbtante reichlich bedienen.
    Direkt neben meinem Büro ist eine Annahme für Mangelwäsche. Die hebt zwar regelmäßig die Preise an und ist bei inzwischen fast 2€ pro Teil angekommen, aber der Genuss überwiegt.

  2. Madame Graphisme meint:

    Den Eindruck, dass Corona seit Montag durch ist, teile ich.
    Ich muss beim Joggen nun große Schleifen um Menschengruppen laufen und erstaunlich viele eingehängt flanierende Rentnerpaare machen sehr Vehement keinen Platz, so dass ich zum Teil sogar lieber mit den Autos auf der Straße laufe, anstatt der Risikogruppe zu nahe auf den Pelz zu rücken. es würde schon helfen, wenn sie statt neben- hintereinander liefen – aber Corona ist ja vorbei, da muss man das nicht mehr.
    Mein Fazit wird wohl, nun statt nach lieber ganz früh um fünf vor der Arbeit zu laufen. Das kollidiert zwar mit meinem Sicherheitsbedürfnis (allein zur halben Nacht über die Felder ist gruselig als Frau), aber wäre vermutlich weniger stressig als dieses stetige zur-Seite-Gesprinte.

  3. Joe meint:

    Hier in Berlin auch. Corona ist durch. Bis zur zweiten, heftigeren Welle Mitte Mai.

  4. arboretum meint:

    Ich sah vorgestern, wie vor einem Bäckerei-Straßenverkauf sich die Leute an den Stehtischen versammelten und quatschten, direkt neben einer ohnhin stark frequentierten Bushaltestelle, wo man als Passant schon in normalen Zeiten schlecht an den Leuten vorbeikommt. Auf den Wochenmärkten soll es auch wieder knallvoll sein.

    Insofern bin ich froh, wenn es demnächst eine Maskenpflicht beim Einkaufen und im ÖPNV gibt, um die Leute daran zu erinnern, dass das noch lange, lange nicht vorbei ist. Die benehmen sich gerade so, als sei alles wieder gut und wie vorher.

  5. Eva meint:

    Wenn sich die Risikogruppe der Älteren (und ich meine jetzt nicht die alten Tüdeligen, sondern die der E-Bikenden Rentner) abschiesst-ja, mei. Alle Risikogruppen mit Hirn bleiben bitte zuhause! so wird das mit der Durchseuchung und dem Herdenschutz vielleicht schneller gehen. Sicher auch höhere Zahlen einfordern…. Mir geht ganz oft die Formulierung „mündiger Bürger“ auf den Geist und grad denke ich dann, dass sie das ja alle sind.
    Desillusioniert und ernüchtert, aber nicht hoffnungslos grüßt Eva alle Schlangenlinienläufer*innen und Mundschutzträger*innen

  6. hafensonne meint:

    Das ist die Folge der fatalen Signale mancher Politiker bspw. aus NRW, die meiner Meinung nach den Schuss nicht gehört haben. Wenn die Zahl der Neuinfektionen langsamer steigt, steigt sie immer noch an.

    Hier in Rostock (200.000 Einwohner und größte Stadt in MV) haben wir 75 bestätigte Fälle, aktuell werden 7 Patienten stationär behandelt, keiner intensivpflichtig. Und wann hat der Oberbürgermeister die Schulen geschlossen und weitere Maßnahmen erlassen? Am 13.03., vier Tage nach dem ersten bestätigten Fall. Es wurde nicht abgewartet, bis Bund und Land in die Puschen kamen.

    Ich habe insgesamt den Eindruck, dass die ursprüngliche fachliche Sachlichkeit der Virologen, insbesondere Prof. Drosten, inzwischen den allseits bekannten Bierzeltsprüchen von Politikern aller Coleur gewichen ist. Und das ist nicht gut.

  7. Ulla meint:

    Ich frage mich warum hier immer wieder die E-bikenden Rentner angegriffen werden? Sie werden alle auch in dieses Alter kommen, mit oder ohne E-Bike.
    Ich war heute in der Münchner Innenstadt, es war schön ruhig und niemand ist eingehängt mir entgegen gekommen.

  8. Eva meint:

    Sorry für die Verallgemeinerung: ich wollte den Unterschied zwischen gebrechlichen und mobilen älteren Menschen beschreiben. Es fällt nur auf, dass bei dem schönen Wetter geballt E-Bikende Rentner oder Pensionäre *innen bitte jeweils mitdenken draußen unterwegs sind. Das ist eine Tatsache und kein Angriff. Sollte auch keiner sein-warum Sie sich auch immer davon angegriffen fühlen, Ulla. Und die Tatsache, dass diese als Risikogruppe nicht im Pulk draußen unterwegs sein sollten, möchten Sie wahrscheinlich nicht abstreiten. Und mit den Tüdeligen meinte ich diejenigen, die aus Altersgründen nicht mehr begreifen, dass sie draußen höchst gefährdet sind.

  9. Susann meint:

    Hatte heute iim Münchner Süden auch den Eindruck, quasi qua plebiszit wäre Corona kein Thema mehr. Alles flaniert, rückt sich auf die Pelle, Mundschutz äußerst vereinzelt, Frühling und Flieder genießen.
    M. Erachtens schwierig, so etwas Ungreifbares wie die Coronapandemie realistisch einzuordnen und das eigene Verhalten langfristig darauf auszurichten – und dann kommen noch so idiotische Politikerkommunikationsfehler wie Bundesliga YAY – das KANN ja keiner mehr ernstnehmen, wenn es kein Problem ist, dass 22 rotzende, spuckende Männer 90 min auf Tuchfühlung sich übers Gras wälzen.
    Mal sehen, was jetzt passiert.

  10. Hauptschulblues meint:

    H. teil Evas Meinung. Die e-bikenden Rentner sind hier im Münchner Nordwesten eine Pest. Nicht nur, dass sie mit 20 km/h um die Kurve fahren, diese nicht schaffen und H. ausweichen muss, um eine Kollision zu vermeiden, was nicht immer einfach ist, nein, auch ihr Herdenverhalten ist abstrus und vorsätzlich gefährlich.

  11. Margarete meint:

    Viele Formen des Megamassensupervergnügens sind nun erst einmal unmöglich.

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