Journal Montag, 7. September 2020 – J.L. Carr, How Steeple Sinderby Wanderers Won the FA Cup
Dienstag, 8. September 2020 um 6:46Seltsame Nacht mit realistischen und umso bizarreren Träumen (vermutlich beeinflusst von der aktuellen Lektüre), tiefer und erholsamer Schlaf geht anders.
Der Wecker stand eh auf halb sechs, weil ich eine Runde Crosstrainer wollte. Das klappte auch und bereitete Freude.
Der nächtliche Regen hatte aufgehört, ich konnte trocken in die Arbeit radeln. Wo plötzlich so viele auf der Trick mit dem frühen Arbeitsanfang gekommen waren, dass ich erst nach einer halben Stunde auch nur dazu kam, mein Teewasser aufzusetzen.
Und ich glaube, vor der OP muss ich mir in dem ganzen Durchhalten, Aushalten und Verdrängen der Schmerzen nochmal eine Einheit Heulen, Zähneknirschen und Rumbrüllen nehmen, weil es so viel Kraft kostet. Und das, wo ich sogar noch selbst humpeln kann und aus eigener Kraft überall hin komme.
Mittags frische Feigen mit Feta. Gegen den Nachmittagshunger eine Scheibe selbstgebackenes Brot.
Meine Zahnärztin war zurück aus ihrem Urlaub, ich holte mir für nächste Woche einen Termin, um die bröselnden Schneidezähne richten zu lassen.
Viel zu tun, es wurde schon wieder spät.
Auf dem Heimweg erledigte ich die Lebensmitteleinkäufe für die nächsten Tage beim Vollcorner.
Kurzes Ausruhen daheim, bevor wir zum Treffen unserer Leserunde aufbrachen. In kleinerer Runde auf Abstand aßen wir Auberginen-Kartoffel-Auflauf (gut!) und Schokoladenkuchen, sprachen über J.L. Carr, How Steeple Sinderby Wanderers Won the FA Cup. Eine 1975 erschienene englisch Satire über eine Zuguck-Sporart, die mich überhaupt nicht interessiert: Fußball. Zumindest weiß ich genug über die Regeln und die Geschichte des Sports, um mitdenken zu können und die satirisierten Hintergründe zu erkennen. Außerdem ist J.L. Carr Meister der Erzählökonomie und braucht für die launige Geschichte der Dorfmannschaft, die mit Hilfe der kühlen Analyse eines ungarischen Intellektuellen eine Strategie für den englischen Pokalgewinn findet, nur 130 Seiten. Wirklich lustig fand ich die Seitenhiebe auf die Strukturen und Gemeinheiten im Landleben, weit weg von jedem Landliebe-Idyll, außerdem war ich überrascht, dass die Mechanismen von Kommerzialisierung und Medienausschlachtung des Fußballs offensichtlich vor 50 Jahren bereits dieselben wie heute waren. Und es gab einige schöne Wendungen entgegen der Lese-Erwartungen. Dennoch hat ein Fußballfan wahrscheinlich größeres Vergnügen an dem Roman (Christoph Becker überschlägt sich in der FAZ schier vor Begeisterung) und kann sich die beschriebenen Spiele besser vorstellen (im Roman als Lokalzeitungsberichte der sehr jungen, emsigen freien Mitarbeiterin Glinchy abgedruckt, die ich als Personal des Landlebens sofort wiedererkannte und mochte). Die anderen Mitlesenden waren durchwegs sehr angetan von dem Buch.
Heimradeln durch nur wenig kühle Nachtluft mit einer Ahnung von Herbst.
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Herzbruch braucht ja gar keine Themenanregungen – jetzt hat sie so nachvollziehbar und informativ über Handball gebloggt, dass ich am liebsten noch mindestens ein Dutzend weiterer Sportarten so vermittelt haben möchte:
“Pulled to bits”.
Unter anderem gefällt mir der Vergleich mit Geigespielen: Den kann ich aus erster Hand nachvollziehen. Mein Wunsch Geige zu spielen hielt nämlich nur wenige Wochen an, in denen ich die schulische Leihgeige nur zu grauenvollen Geräuschen brachte und mir klar wurde, dass das so schnell auch nicht besser werden würde. Seither behaupte ich, ich sei zu hörempfindlich fürs Geigenlernen. (Sie erinnern sich? Martin-Horn tut mir so weh, dass ich sogar vom Fahrrad springe, um mir die Ohren ganz fest zuhalten zu können?)
Finden wir auch sportliche Zuordungen für Querflöte (funktioniert schnell irgendwie, selbst Mittelmaß ist mit durchschnittlicher Anstrengung erreichbar) und Klavier (Taste -> Ton, fertig, aber nur ganz wenige bringen es zu echter Musik)?
6 Kommentare zu „Journal Montag, 7. September 2020 – J.L. Carr, How Steeple Sinderby Wanderers Won the FA Cup“
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8. September 2020 um 8:30
Bitte glauben Sie mir, dass ich ohne zu zögern eine Runde mit Ihnen mitheulen würde, wenn es denn helfen würde. Ich schicke noch einmal gedanklich alle Kraft die ich zur Zeit am Meer tanke. Das schaffen sie!
8. September 2020 um 8:52
<3 Joël.
8. September 2020 um 14:13
Das mit dem Losheulen kann ich bestens nachvollziehen. Chronische Schmerzen sind etwas ganz fieses und ich dieaktuelleSituation trägt sicher ihren Rest dazu bei. Um mal im lokalen Slang zu bleiben: Lasset raus meine Sonne.
8. September 2020 um 14:49
Ich weiß, dass Gesundheitstipps unerwünscht sind, hoffe aber, dass das für reine Infos nicht gilt. Ich habe kürzlich in der Rentner-Bravo (aka Apotheken-Umschau) gelesen, dass im Zusammenhang mit Gelenkersatz-OPs darauf geachtet werden sollte, dass bei größeren Zahnbehandlungen etc. vorsorglich Antibiotika eingenommen werden sollten, um Übergreifen von möglichen Infektionen auf die Implantate zu vermeiden.
8. September 2020 um 14:58
Sie sind immer so hart zu sich. Schon überlegt um sich vorab der Op krankschreiben zu lassen, um ausgeruht genug zu sein f die OP etc. Oder übertreib ich jetzt? Nein. Ich finde Sie haben es einfach verdient. Ich mein Rumschreien u Heulen, da ist man ja dann schon sehr vom Schmerz zermürbt.
8. September 2020 um 20:25
Angela hat vollkommen recht.