Journal Freitag, 17. September 2021 – Wahlhilfeschulung und Ausflug ins Altmühltal

Samstag, 18. September 2021 um 8:39

Gut geschlafen, aber schon um halb sieben aufgewacht.

Ein Lichtblick: Die Zeitung war da!

Ich hatte mir den Tag freigenommen und las nach kurzem Bloggen erst mal die Twitter-Timeline der Nacht nach und die Zeitung. Außerdem hatte ich Zeit für eine ausgiebige und anstrengende Runde Krafttraining.

Eigentlicher Anlass des freien Tages aber war die Wahlhilfeschulung gewesen; es hatte auch Online-Termine gegeben, ich hatte mich dennoch für eine Präsenzschulung Auffrischung für Schriftführende im Wahllokal angemeldet. Vorher packte ich noch meine Tasche für den Ausflug, den ich mit Herrn Kaltmamsell nachmittags antreten würde, nach der Schulung würde es schnell gehen müssen.

Ich radelte unter grauem Himmel raus nach Obersendling, wo in einer schwer zu findenden Etage in einem von zahlreichen Gebäuden eines Industriezentrums ein Konferenzzentrum mit dem Schulungsraum lag. Den Ort kannte ich zum Glück von der letzten Schulung Anfang 2020, ich musste diesmal weniger suchen.

Ausblick aus Schulungsraum.

Wieder war ich sehr beeindruckt von der Vorbereitung des Münchner Wahlamts: Jetzt gibt es auch kleine Filmchen, auf denen Schriftführende zum Beispiel die Bedienung des Wahlkoffers nachschlagen können. Falls Sie Interesse am Schulungsmaterial haben: Hier alles online. Zackig und wohldurchdacht führten eine Trainerin und ein Trainer durch die Infos, unter anderem lernte ich, dass es durchaus Unterschiede zwischen den gesetzlichen Regelungen von Kommunal- und von Bundestagswahl gibt, z.B. bei der Wertung eines Stimmzettels als gültig oder ungültig.

Heimradeln in immer größeren sonnigen Abschnitten, zu Hause stellte ich nur das Rad unter und griff nach meiner Reisetasche: Wir fuhren ins ins Altmühltal, genauer nach Riedenburg.

Ein überfüllter Zug brachte uns bis Ingolstadt Nord, ich aß zwei Äpfel. Von dort nahmen wir den Regionalbus, der uns eine Stunde über die Dörfer nach Riedenburg fuhr. Die Busfahrt entwickelte sich gleich mal zu einem Urlaubserlebnis – von Reisen in entfernte Kontinente bringen Backpacker doch auch immer tolle Geschichten von Fahrten mit Öffentlichen Verkehrsmitteln mit, das liefern auch die auf dem eigenen Kontinent.

Uns fuhr ein eher junger Busfahrer mit Hipsterbart und Trucker-Kappe – den Typus kenne ich aus Stadtbussen gar nicht hinterm Steuer. Er grüßte uns beim Einsteigen herzlich und kam offensichtlich aus der Gegend: Unterwegs grüßte er nämlich alle Naslang Bekannte: In einem Neubaugebiet hinter Kösching war es eine junge Familie vor Einfamilienhaus, die kurz freundlich angehupt wurde und achthändig winkte, später ein Radler neben der Landstraße, auch ein Traktorfahrer auf einem Feld war unter denen, die einen herzlichen Huper bekamen und ebenso herzlich zurückwinkten. Wie in England wurde beim Aussteigen gedankt und gegrüßt.

Wir kamen durch neue Einfamilienhaussiedlungen, deren zahlreiche Baustellen die entschlossen fortschreitende Bodenversiegelung in Oberbayern dokumentierten (Hochwasserschutz? Welcher Hochwasserschutz?), durch den Speckgürtel der Audi-Gegend Ingolstadt, dann aber auch durch alte und durchaus lebendige Dörfer nördlich des Donautals – die mir aus meiner Zeitungszeit vor 30 Jahren noch gut bekannt waren.

Sandersdorf

Die Rosenburg über Riedenburg, eines unserer Ziele am Samstag.

Wir waren zweieinhalb Stunden von Tür zu Tür unterwegs; mit dem Auto wäre das wahrscheinlich höchstens eine Stunde schneller gegangen, da wir erst mal aus der Münchner Stadtmitte raus hätten müssen.

In Riedenburg bezogen wir unser Zimmer und schauten uns dann ein bisschen im Ort um; ich kam auch an der Lokalredaktion vorbei, in der ich während meines Studiums als Urlaubsvertretung gejobbt hatte.

Unsere Unterkunft hatte ich nach dem Restaurant darin ausgesucht: Forsts Landhaus. Wir setzten uns als erste Gäste zum Abendessen, denn wir hatten großen Hunger. Und aßen ausgezeichnet. Als Apertitif nahmen wir Sekt mit hausgemachtem Quittensaft, Gruß aus der Küche war ein wenig Schweinebauch in japanischer Sauce mit Rote-Bete-Salat. Die Wirtin empfahl uns zu unserer Essenswahl einen deutschen Rotwein: einen württemberger Konvent Dürrenzimmern Lemberger-Merlot, den ich blind nie als deutschen Wein eingeordnet hätte und der uns sehr gut schmeckte (kräftig und nelkig).

Meine Vorspeise war Makrele mit Linsen und Avocado-Creme.

Herr Kaltmamsell hatte Pfifferling-Terrine.

Als Hauptspeise hatten wir beide Jura-Lamm ausgesucht, dass mit Zucchini, Pilzen und gebratener Polenta serviert wurde.

Mein Nachtisch: Cassis-Parfait in Schokomarzipan-Mantel.

Herr Kaltmamsell bekam Mango-Mousse mit gebackenen Pfirsichen.

Wir hatten sehr gemütlich über mehrere Stunden gegessen und waren jetzt sehr satt – und froh, dass wir nur zwei Stockwerke bis ins Bett gehen mussten.

§

Schafbäurin Helen Rebanks zeigt ihren Vormittag auf dem Hof (Schafbauer James Rebanks ist auf Lesereise in Norwegen) als Story auf instagram.

So gefallen mir die Stories auf instagram am besten, ein Mix aus Filmchen und Bildern, manchmal erklärende Untertitel. Womit ich leider weiterhin nichts anfangen kann: Minutenlanges Sprechen in die Kamera (ich bin fast nie in einer Situation, in der ich den Ton anmachen kann, und selbst dann gleicht das Podcasts – für die ich nur alle paar Wochen eine Gelegenheit finde), reihenweise Re-Posten der Twitter-, Tiktok- und instagram-Posts von Leuten, denen ich nicht folge (ich nehme an, das hat die Hinweis-Funktion, die früher Blog-Einträge hatten). Das heißt natürlich nicht, dass man die Stories-Funktion nicht so verwenden soll – ich begrüße grundsätzlich, dass alle Web-Funktionen für alles verwendet werden. Es heißt nur, dass ich bedaure, keinen Zugang zu den enthaltenen Informationen zu haben, vor allem zu den in die Kamera geredeten.

die Kaltmamsell

16 Kommentare zu „Journal Freitag, 17. September 2021 – Wahlhilfeschulung und Ausflug ins Altmühltal“

  1. Christine meint:

    Schade, dass Sie sich wahlhalber nicht in Baden-Württemberg auskennen, ich konnte nicht rausfinden, wer ins Wahllokal darf (3G? 2G?) …

  2. die Kaltmamsell meint:

    In München, Christine, werden die Wahlhelfenden kurz vorher per E-Mail über die genauen Corona-Maßnahmen informiert, da sich die Lage bis dahin noch ändern kann. 2G halte ich für extrem unwahrscheinlich, weil das die Wahlberechtigung verhindert. Sicher ist schon jetzt: Maskenpflicht im Wahllokal.

  3. Christine meint:

    Danke für die Info (dass das offensichtlich noch gar nicht festgelegt ist).
    Nein, von 2G ging ich auch nicht aus und Maske war ja schon bei der Landtagswahl von Nöten.

    Ich habe mir jetzt zum ersten Mal im Leben Briefwahlunterlagen schicken lassen. Die kann ich im Wahllokal abgeben, falls ich ohne Test (mit Maske) reinkomme. Wenn ich ohne Test nicht reindürfte, kann ich den Wahlschein immer noch beim Rathaus einwerfen.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Nein, Christine, Achtung! Die können Sie nicht im Wahllokal abgeben! Im Wahllokal müssten Sie die zerreißen und bekämen einen neuen Stimmzettel. Sie können die Briefwahlunterlagen aber am Wahlsonntag bis 18 Uhr in den Sonderbriefkästen Ihrer Gemeinde einwerfen, Standorte finden Sie online.

  5. Claudia meint:

    Hier in Hessen wurde mitgeteilt: Nur Maske erforderlich.

    Liebe Kaltmamsell, ich bedanke mich herzlich für den Link zu den Infos von München! Ich traue mich zum ersten Mal als Wahlhelferin tätig zu sein und wurde direkt als Schriftführerin eingeteilt. Eine ausführliche Schulung gibt es hier allerdings nur für den Wahlvorsteher; Schriftführer werden lediglich darin geschult, wie die Niederschrift auszufüllen ist. Die Münchner Schulungsunterlagen konnten meine massive Unsicherheit zumindest etwas reduzieren.

  6. Christine meint:

    Wiederum danke, Frau Kaltmamsell. Aber ich könnte tatsächlich mit dem Wahlschein einen Anlauf zur “echten” Wahl machen und falls erfolglos den Wahlschein noch für die Briefwahl unterschreiben + am Rathaus einwerfen.

    Warum ich den blauen Stimmzettelumschlag nicht vor Ort in die Urne legen kann, obwohl diese Umschläge laut Informationsbeilage später auch in die Wahlurne kommen, muss ich dann nicht verstehen, sondern einfach akzeptieren :-)

    Warum ich’s so kompliziert mache? Ich finde, das Wahlrecht, für Frauen schwer erkämpft, wird bei Vor-Ort-Wahl besser gewürdigt, als wenn man einfach einen Briefumschlag in nen Briefkasten wirft, damit man “es” hinter sich hat.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Ich empfehle wirklich allen, mal als Wahlhilfe eine Wahl mitzumachen, Christine: Im Wählerverzeichnis ihres Wahllokals sind Sie mit “W” markiert, Sie haben Briefwahlunterlagen erhalten und dürfen eigentlich nicht dort wählen (das gehört zu den vielen Maßnahmen, die verhindern sollen, dass jemand zweimal wählt). Wenn Sie dennoch dort auftauchen, bereiten Sie in erster Linie Umstände. Wer mal als Wahlhelferin im Einsatz war, kann vermutlich besser nachvollziehen, warum im Gesetz und in den Regelungen nicht jeder Einzelfall berücksichtigt wird.

  8. Poupou meint:

    Zustimmung in allen Punkten. Nach der Berliner Wahlhelferschulung gilt weder 2G noch 3G, lediglich Maske und Abstand. Ich nehme an, dass ist bundesweit einheitlich geregelt für die Bundestagswahl?

    LG
    Poupou

  9. die Kaltmamsell meint:

    Das wäre die erste bundesweit einheitliche Corona-Regelung überhaupt, Poupou; ich gehe von einer lokalen aus, die an die sonstigen lokalen Corona-Regelungen abhängig von Infektionslage gekoppelt ist. Für die Wahlhelfenden gilt in München auf jeden Fall 3D.

  10. Nina meint:

    Auf dem Wahlschein, den ich mit den Briefwahlunterlagen erhalten habe, ist aber doch deutlich formuliert, dass ich damit berechtigt bin, entweder per Briefwahl zu wählen oder mit diesem Wahlschein und meinem Ausweis in jedem beliebigen Wahllokal meines Wahlkreises am Wahltag vor Ort zu wählen. Ich habe mir die Briefwahlunterlagen für den Fall zuschicken lassen, dass ich am Wahltag in Quarantäne sitze und nicht vor Ort in meinem Wahllokal wählen kann (mit kleinen Kindern zusammenlebend kein ganz unwahrscheinliches Szenario). Wenn dem nicht der Fall sein sollte, gehe ich auch lieber in mein Wahllokal und mache mein Kreuzchen vor Ort. Ob das Umstände bereitet, ist für mich zunächst mal eine nebensächliche Überlegung. Ich habe schlicht das verbriefte Recht dazu.

  11. die Kaltmamsell meint:

    Nur mit Wahlschein ist es einfacher im Wahllokal, Nina, ohne ausgefüllte Briefwahlunterlagen (die Sie bei Quarantäne am 26.9. ja auch nicht in einen Sonderbriefkasten werfen könnten).

  12. Nina meint:

    (Für den Fall einer Quarantäne am 26.09. übernimmt den Einwurf jemand für mich. Aber danke für den Hinweis.)

  13. Claudia meint:

    @Christine: Dass Sie Ihren Stimmzettelumschlag nicht in die Urne ihres Wahllokals legen können, liegt daran, dass er dann auf Grund der geringen Anzahl solcher Umschläge im Wahllokal als IHR Wahlbrief identifizierbar sein könnte. Briefwahlzettel haben daher einen oder mehrere eigene Wahlbezirke (und ihre ganz eigene Wahlurne) um sicherzustellen, dass mind. 50 Briefwahlzettel zusammen ausgezählt werden.

  14. FrauZimt meint:

    Ich habe das bei der letzten Bundestagswahl so gemacht, das ich Briefwahl beantragt hatte, weil ich im Vorfeld nicht wusste ob ich am Wahltag arbeiten muss oder nicht. Musste ich dann nicht also bin ich nach genauem Nachlesen aller Bestimmungen mit den Unterlagen am Sonntag ins Wahllokal, durfte dort natürlich auch wählen, habe aber mitbekommen was für ungeheure Umstände ich den Wahlhelfenden dort gemacht habe. Fazit, das werde ich garantiert nicht noch einmal machen. Dieses Mal ebenfalls Briefwahlunterlagen beantragt, aber auch bereits ausgefüllt und weggeschickt, dieses Mal war mein Grund für die Briefwahl, mich beim derzeitigen Stand der Pandemie nicht unbedingt in ein Schulgebäude und eventuell in einen Raum mit renitenten Maskenverweigerern begeben zu wollen.

  15. Christine meint:

    Vielen Dank, Claudia, das leuchtet mir ein!

  16. Flusskiesel meint:

    Was Instagram angeht, kann ich nur zustimmen! Mir fehlt außerdem noch die Möglichkeit, redundante Inhalte aus Stories auszublenden. Wenn nämlich ständig die selben Postings und Videos durchgereicht werden nervt auch das eigentlich schnelle ,,Weitertippen” erheblich.

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