Journal Montag, 14. Februar 2022 – Schneller und kürzester Einsatz als Schöffin

Dienstag, 15. Februar 2022 um 6:36

Schlechte Nacht, ich war wirklich erleichtert, als das Weckerklingeln sie beendete.

Herrlich sonniger Morgen.

Im Büro klingelte überraschend gegen halb neun mein Handy (aber Sie wissen ja, dass auf meinem Handy Klingeln immer überraschend ist): Dran war eine Angestellte des Amtsgerichts, ob ich es einrichten könne, kurz nach Mittag als Schöffin zu kommen. (Es ist schlichter Höflichkeit geschuldet, dass das als Frage formuliert wird: Wenn ich laut Liste als Hilfsschöffin dran bin, bräuchte ich sehr triftige Gründe wie Krankeit oder räumliche Abwesenheit, um der Ladung nicht folgen zu müssen.) Also schnell in der Arbeit Bescheid gegeben und den Tag umgeplant: Ohne Fahrrad würde ich länger zum Amtsgericht brauchen, denn ausgerechnet dorthin ist die Öffi-Verbindung vom Büro aus umständlich.

Mein Arbeitstempo zog schlagartig an, ich musste mangels Nachmittagsstunden gleichzeitig erledigen, was ich sonst hintereinander abgearbeitet hätte und war, fürchte ich, in den zahlreichen Online-Besprechungen des Vormittags nicht 100 Prozent aufmerksam. Meine Mittagspause zog ich vor, über der Tageszeitung aß ich Brot mit Avocado (die sind aber auch aromatisch!), Orange und ein paar Trockenpflaumen. Jetzt ist erst mal Avocado-Pause; die unreifsten aus der Corwdfarming-Kiste hatte ich gleich bei Lieferung in den Kühlschrank gelegt und hole sie einzeln zum Nachreifen heraus.

Mein Einsatz bei Gericht wurde dann mit 20 Minuten allerdings mein kürzester bislang. Es ging um zahlreiche Fälle von Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt (gelernt: so heißt Schwarzarbeit von Seiten des Arbeitgebers, Geschädigte sind u.a. die Krankenkassen), doch die beiden Angeklagten erschienen nicht. Die Richterin sprach mit Staatsanwaltschaft und (Pflicht-)Verteidigung, ordnete dann Haftbefehl nach §230 StPO an (im Gerichtssaal schnell mitgeschrieben und später nachgeschlagen).

Zurück in die Arbeit ging ich raschen Schrittes zu Fuß, diese halbe Stunde war unwesentlich länger als das Rumgeeier mit Öffentlichen Verkehrsmitteln. Währenddessen zog der Himmel zu, es war kühlschwül.

Am Schreibtisch nochmal ordentlich was weggearbeitet: Das neue IT-System ließ mich endlich auf ein paar dringend nötige Funktionen zugreifen, ich kam wichtige Schritte vorwärts. Auf dem Heimweg gab es genug Wolkenlöcher, die mich den fast vollen Mond sehen ließen.

Zu Hause eine ausführliche und wohltuende Runde Yoga, anstrengend aber sicher.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell restliche Linsen mit Spätzle vom Sonntag, dazu einen köstlichen Salat aus dem Ernteanteil-Blaukraut mit Fenchel und Orange. Früh ins Bett, weil ich neue Lektüre begann: Chris Whitaker, We begin at the end.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Montag, 14. Februar 2022 – Schneller und kürzester Einsatz als Schöffin“

  1. trolleira meint:

    Da bin ich aber gespannt auf deine Buch Kritik, nach all dem was ich darüber gelesen hab, gehen die Meinungen ja ziemlich auseinander…

  2. Flusskiesel meint:

    Wenn mich die Schöffengeschäftsstelle anruft, werde ich meist auch immer gefragt, ob ich Zeit hätte. Vielleicht telefonieren die ja ihre Hilfsschöffendenliste einfach ab, wer verfügbar ist.

  3. Joël meint:

    Kühlschwül?

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