Journal Sonntag, 8. Mai 2022 – Maienkühle mit Isarlauf, Lindwurmstraßenbesichtigung, Wirtshaus

Montag, 9. Mai 2022 um 6:35

Nochmal eine gute Nacht: Der Schlaf zwischen dreimal Aufwachen war tief, erst um sieben wachte ich ganz auf.

An verschiedenen Körperteilen kündigte sich ein Muskelkater aus der Hölle vom samstäglichen Rundum-Training an, dem arbeitete ich durch eine kleine Laufrunde gegen.

Der nördlichere Teil Deutschlands postete Sonnenfotos mit “28 Grad” in den Bildtexten, wir hier im Süden bekamen einen weiteren kühlen Regentag – biologisch-landwirtschaftlich super, sonntäglich stimmungsmäßig blöd.

Ich wagte mich dennoch ohne Regenschutz über den Alten Südfriedhof an die Isar, nahm mir eine wirklich kleine Laufrunde vor. Doch dann lief ich so leicht, zickten meine Waden so gar nicht, dass sie nur wenig kürzer als sonst wurde. (Im Nutzen fitter Tage bin ich ja gut, wenn ich es nur auch schaffte, auf die schlechten angemessen Rücksicht zu nehmen.)

Um Thalkirchen wich ich ein wenig von meinen sonstigen Wegen ab – und schon entdeckte ich völlig Neues. Zum Beispiel das Klo gleich hinterm Schleusenwärterhäusl bei Maria Einsiedel. Ich hatte die Toiletten im U-Bahnhof Thalkirchen ansteuern wollen, nahm dann gleich dieses: Supermodern, supersauber, jederzeit wieder. Und gleich beim benachbarten Kiosk entdeckte ich eine Verkaufstelle für Isar-Honig. Erst auf dem abschließenden Spaziergang über den Alten Südfriedhof bekam ich ein paar Regentropfen ab.

Verschwindendes Heizkraftwerk. (Unser Haushalt bezieht Fernwärme, erzeugt zum größten Teil in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, also als Beiprodukt der Stromerzeugung. Langfristig will unser Wärmeverkäufer, die Stadtwerke München, den Münchner Bedarf an Fernwärme CO₂-neutral decken, überwiegend mit Ökowärme aus Geothermie.)

Klohäusl bei Maria Einsiedel von außen (rotes Licht weil nach meiner Nutzung fotografiert, während der Reinigungsphase),

von innen.

Honigverkauf, im vorgehängten Körberl lagen leere Honiggläser.

Schwanennest unter der Thalkirchner Brücke.

Dominierende Duftmischung auf dem Alten Südfriedhof: Flieder und Bärlauch. Möchte ich bitte nicht auf dem Teller haben.

Ich genoss die Bewegung so sehr – und mir fiel ein, dass ich jetzt sogar wieder an zwei Tagen hintereinander intensiv Sport treiben kann. In den Jahren meiner immer schlimmeren Hüftbeschwerden (ich werde immer noch zornig bei der Erinnerung an den damaligen Dr. Orth: “Das ist nicht die Hüfte.”) hatte ich annehmen müssen, dass diese Zeiten für immer vorbei waren.

Mich erfüllte tiefe Dankbarkeit, dass das alles so gut ausgegangen ist, dass ich so viel Glück mit meiner Hüft-OP und meinem künstlichen Hüftgelenk hatte und habe:
– Ich lebe in einer Zeit, in der Hüft-Arthrose nicht mehr Schmerzen und Unbeweglichkeit für den Rest des Lebens bedeutet. Den medizinischen Fortschritt finde ich einfach großartig.
– Bei mir sprach nichts gegen einen Standard-Eingriff für eine Hüft-Endoprothese. Damit standen mir eine Vielzahl spezialisierter Kliniken und erfahrener Experten zur Auswahl, die wiederum aus einem riesigen Angebot von medizinischer Technik wählen konnten, die genau zu meinen Vorbedingungen passte, zu meiner Hüftdysplasie, zu meinem Körper, meinen Maßen.
– Der Termin meiner OP lag noch so rechtzeitig, dass ich bis kurz vorher trainieren konnte. Erst wenige Wochen vor dem Termin konnte ich keine Treppenstufen mehr bewältigen, auf den Crosstrainer schaffte ich es bis direkt davor.
– Mein körperlicher Gesamtzustand war auch sonst gut, ich brachte keine besonderen Risiken in die OP.
– Meine berufliche Sitation ermöglichte mir nach der Reha genug Zeit für Genesung.
– Ich profitierte von einem Gesundheitssystem, in dem eine gesetzliche Krankenkasse und die Rentenversicherung die enormen Kosten für das alles ohne jeden Widerstand übernahmen.
– Nach der OP gab es keine Komplikationen, ich konnte mich wie vorher einfach an die ärztlichen Anweisungen halten.

Und so bin ich jetzt, gut anderthalb Jahre nach dem Eingriff, so fit wie vor zehn Jahren. Mindestens.

Ich war zu meinem Lauf so früh losgekommen, dass es beim Frühstück erst halb eins war: Herr Kaltmamsell hatte sich Porridge gewünscht, das ich kochte, ich aß meines mit einer Orange, Joghurt und Honig, davor ein Stück spanischen Käse. Daheim duftete der Flieder in der Vase ganz wunderbar.

Zeitunglesen, Buchlesen. Ich war mit Herrn Kaltmamsell zu einem kleinen Spaziergang verabredet: Wir wollten uns die Lindwurmstraße von vorn bis hinten ansehen, und zwar auf Gastronomie hin, durch die wir uns systematisch fressen könnten. Diese erwies sich als noch bunter international, als ich das ohnehin erwartet hatte (das eritreisch-äthiopische Restaurant bei der Rothmundstraße kannte ich zum Beispiel noch gar nicht), außerdem ist an Niveau alles dabei von Kebab/Döner über Osteria bis zum gehobenen Ederer.

Abendessen gab es früh, denn ich war nochmal verabredet: Ich kochte zum Rest Ossobuco mit reichlich Gemüse vom Vorabend die Emmernudeln aus einem früheren Ernteanteil. Dann spazierte ich zum Fraunhofer: Für ein recht kurzfristiges Treffen mit einer Freundin hatte ich nach einem Lokal überlegt, das auch am Sonntag geöffnet sein würde (in München eine Rarität) und kam auf die richtige die Idee “Wirtshaus!”.

Wir brachten einander auf neuesten Stand, zurück nach Hause ging ich (ein wenig unelegant, weil Muskelkater in Beinrückseite und Po) durch eine milde Nacht mit überraschenden Maiendüften – ich freute mich auf die angekündigte Wetterbesserung.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Sonntag, 8. Mai 2022 – Maienkühle mit Isarlauf, Lindwurmstraßenbesichtigung, Wirtshaus“

  1. Poupou meint:

    Sie könnten noch die Wunderheilung der Migräne durch Hüft-OP erwähnen ;)

    LG
    Poupou

  2. Sebastian meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  3. Tine meint:

    Wie schön, dass Sie wieder so fit sind! Ich finde auch, dass wir hier sehr dankbar sein können für die Fortschritte in der Medizin.

    Meine Mutter (Jahrgang 1937) hatte auch Hüftbeschwerden,bei ihr wurde damals, im und nach dem Krieg, versucht, dies mit Einlagen in den Schuhen und viel Schonen zu kurieren. Bei ihr kam es zu mindestens 5 oder 6 Operationen, mehrere künstliche Gelenke…. Heute wäre die gleiche Krankheit schon im Kindesalter behoben worden und sie hätte mit einem entsprechenden Reha/Physioprogramm jahrelange Schmerzen vermieden.

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