Journal Montag, 3. Oktober 2022 – San Sebastián 19: Flysch-Wanderung von Deba nach Zumaia

Dienstag, 4. Oktober 2022 um 8:31

Unruhige Nacht mit albigen Träumen von der Arbeit – was ich ihr wirklich übelnehme.

Gestern gingen wir auf die dritte Wanderung unseres Baskenland-Urlaubs, und zwar durch den Geopark der baskischen Küste. Unser Rother-Wanderführer Baskenland nennt sie “Entlang der Flyschküste von Deba nach Zumaia”.

Ich bitte Sie, “Flysch” liest sich nun wirklich wie ein selbsterfundenes Wort – gibt’s aber echt ehrlich als Gesteinsformation: Der Wikipedia-Eintrag dazu hilft allerdings wie die meisten Geologie-Einträge bei Wikipedia Laien wie mir nicht viel weiter, weil ich über die Hälfte der Begriffe in der Definition “bezeichnet in der Geologie eine marine sedimentäre Fazies, die meistens durch eine Wechselfolge von Tonsteinen und grobkörnigeren Gesteinen (typischerweise Sandsteine) repräsentiert ist” ebenfalls nachschlagen muss. Vielleicht dann doch selbsterfunden.

Egal, wir nahmen vormittags bei mittelsonnigem Wetter einen Euskotren nach Deba, sahen bereits während der 50-minütigen Fahrt interessante Landschaft (grüne Hügel und Wald, Gemüsegärten, Reiher, Möwen, dazwischen reichlich Industrie und Wohnblocks – Baskenland halt). In Deba setzten wir uns noch in einen Bar auf dem Dorfplatz (reger Betrieb) auf einen café con leche, dann ging’s gleich mal supersteil hoch.

Diese Flysch-Geschichte sorgte dafür, dass wir auf den 19 folgenden Kilometern und fünf Stunden nach Zumaia ausgesprochen ungewöhnliche Küstenanblicke zu sehen bekamen, gleichzeitig abwechslungsreiche Wege, viel Auf und Ab (meine App zählte am Ende 150 Stockwerke). Allerdings auch viele weitere Wander*innen: Der größte Teil der Tour war auch Jakobsweg, und an einigen Stellen grenzte sie an Auto-Parkplätze, die zusätzliches Publikum beitrugen. Oft mussten wir Platz machen, denn so manche*r Wander*in schien mit schmalen, sehr steilen Streckenabschnitten an den Rand der Überforderung zu geraten, selbst mit Wanderstöcken, da wollten wir nicht auch noch für Stress sorgen.

Side Show Tierwelt: Kühe, Schafe, Ziegen, Hunde, viele Eidechsen, eine Blindschleiche, viele Rotkehlchen, dazu Grasmücken, Spatzen, Amseln, Krähen, Falken, Rotkehlchen-kleine Vögelchen mit hellgelber Unterseite (?).

Das Wetter war eigentlich sehr schön, doch es lag wieder dieser Dunst über der Küste, der manche Sicht bereits auf 50 Meter trübte. Petitessen, ich kann die Wanderung wirklich empfehlen (allgemeine Fitness und Wanderstiefel vorausgesetzt).

Steiler als Treppen neben der Pelotas-Halle von Deba hoch (wieso ist es eigentlich so schwer, die Steilheit von Wegen fotografisch einzufangen?).

Auch sehr steil, nur halt runter – echt ehrlich:

Alte Wandernweisheit:

Steigste rauf,

kannste runtergucken.

Bild: Herr Kaltmamsell.

Da unten wurde gesurft:

(Eine Sorte Wanderer, die einer im Chiemgau nicht begegnet.)

Flyschige Wege:

Brotzeit um drei:

Äpfel und Gebäck, das wir in einer Pastelería am Bahnof Amara in San Sebastián gekauft hatten. Meine Rosinenschnecke war aus buttrigem Blätterteig und sehr gut.

Bahnhof unseres Zielorts Zumaia:

Wir erwischten wieder gerade pünktlich einen Zug zurück nach San Sebastián, sahen diesmal aus dem Fenster viele Reiher und Kormorane.

Nachtmahl bereiteten wir uns selbst zu: Es gab callos a la madrileña (aus der Dose, im Supermarkt gekauft) mit restlichem Brot, dazu die restlichen Markttomaten mit Zwiebel. Ich wünschte, ich könnte diese wunderbaren Zwiebeln auf Vorrat nach München mitnehmen – den baskischen Piment d’espelette bekomme ich daheim sehr einfach, nicht aber die spanischen süßen und aromatischen Zwiebeln. Und nein: Was in Bayern als Metzgerzwiebeln angeboten wird, ist nicht dasselbe. Nachtisch war restlicher Käsekuchen, außerdem viel Schokolade.

Beim Wandern viel an @journelle gedacht, am Wochenende hatte die Trauerfeier für sie stattgefunden – und wäre ich nicht auf Reisen, hätte ich sicher auch den Weg nach Hamburg genommen.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Montag, 3. Oktober 2022 – San Sebastián 19: Flysch-Wanderung von Deba nach Zumaia“

  1. Alexandra meint:

    Danke für das viele, viele Blau! Eine Weide für meine Augen!

    Auf steile Anstiege verzichte ich dennoch dankend, die muss ich erst wieder “einüben”.

    Bei den “Vögelchen” dachte ich spontan an Goldhähnchen, es gibt verschiedene, vielleicht das Kanarengoldhähnchen?

    Das assoziiert zumindest das Vorkommen in Spaniens Küstenregion.

  2. Die Toni meint:

    Der “Flysch” stammt ja nun ganz eindeutig aus der selben Quelle wie der “Spunk” von Pippi Langstrumpf, ganz egal, was Wikipedia sagt.

    Danke für die Assoziation; heute Mittag in der Kantine werde ich Spunk mit Flysch essen.

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