Journal Samstag, 4. Februar 2023 – Grünes Fest, Mick Herron, Slow Horses

Sonntag, 5. Februar 2023 um 9:01

Ausgeschlafen, leicht verkatert aufgewacht. Letzteres hatte ich vorhergesehen und keine Sportpläne gemacht. Erst mal baute ich mit Herrn Kaltmamsell die Wohnung von der Dinner Party am Vorabend zum größten Teil rück, währenddessen lief eine Maschine Wäsche.

Über Morgenkaffee gebloggt, Wäsche aufgehängt. Für das Mitbringessen zur abendlichen Einladung (an diesem Wochenende ging’s zu, als hätte ich ein Sozialleben) Pellkartoffeln gekocht, dazu den kürzlich gebraucht erworbenen Schnellkochtopf ausprobiert.

Das klappte gleich mal nicht: Die in der Anleitung angegebenen 8 Minuten Kochzeit ergaben rohe Kartoffeln. Herr Kaltmamsell, der schon mehr mit diesem Dampfkochtopf gearbeitet hatte, führte eine zweite Runde durch: gekochte Kartoffeln. Ich werde lernen müssen. Und wenn es nur ist, dass sich Druckgaren bei Kartoffeln nicht lohnt, weil sich die Garzeit von den sonstigen 20 Minuten nur auf zwölf reduziert.

Während die Kartoffeln ausdämpften und abkühlten, turnte ich Yoga: Im 30-Tage-Programm wäre eine Entspannungsfolge drangewesen, das wollte ich gestern als einzige Bewegungsmöglichkeit wirklich nicht. Ich wiederholte stattdessen die vorherige Folge.

Kartoffeln pellen und scheibeln, sie ergaben mit Salz und Sahne Rahmkartoffelsalat.

Geduscht und gekleidet ging ich raus auf eine Einkaufsrunde zur Schwanthalerhöhe (kühl, einige freundliche Flecken am Himmel), brachte unter anderem Semmeln mit. Die gab es gegen zwei zum Frühstück, außerdem Rote Bete und Tahini-Tarte vom Vorabend.

Das machte mich schläfrig genug für eine kleine Siesta. Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit Internetlesen, außerdem las ich Mick Herron, Slow Horses aus.

Abends waren Herr Kaltmamsell und ich zu einem Fest mit Motto “Warten aufs Grün” in Neuhausen eingeladen. Ich hatte online ein Peter-Pan-Kostüm bestellt und war schon wieder auf “Lieferzeit 3-5 Werktage” reingefallen: Als am Tag nach der Bestellung der Aussand gemeldet wurde, lag der Anliefertermin 2-3 Wochen später. Also lieh ich mir von Herrn Kaltmamsell sein Superhelden-Hemd, das prominent den (grünen) Hulk zeigt. Der Herr kleidete sich in ein grünes Hemd unter Weste und Hosenträgerhose, setzte eine Kappe auf und sah im Ergebnis irisch aus (grüne Insel).

Auf dem Fest allgemeines Erinnern an seinen Vorläufer vor drei Jahren: Es war damals für alle die letzte Geselligkeit vor den erst selbst gewählten, dann vorgeschriebenen Corona-Beschränkungen gewesen.

Mein Abendessen vom Buffet: Nudelsalat, Rahmkartoffelsalat, frisches Gemüse, Käse. Es gab auch Süßigkeiten in grüner Verpackung, davon nahm ich mir Nachtisch.

Noch vor Mitternacht verabschiedeten wir uns, Herr Kaltmamsell war kränklich (drei Jahre zuvor war er richtig krank gewesen und gar nicht erst mitgekommen).

Wunderschönes Treppenhaus vor Gastgeberwohnung, das meine Träume schon mal eingebaut haben.

§

Mick Herron, Slow Horses

Ein vergnüglicher Geheimdienstroman um Angestellte des britischen MI5, also des Inlands-Pendants zum Auslandsgeheimdienst MI6. Diese speziellen haben etwas so gründlich verbockt, dass sie im Dienst untragbar sind – doch aus irgendeinem Grund, bei jedem und jeder ein anderer, muss man sie weiterbeschäftigen und sammelt sie an einem Standort in London: Slough House (daraus abgeleitet ihr Spitzname Slow Horses). Wo sie sich und einander gründlich auf die Nerven fallen, auch als sich eine Möglichkeit auftut, doch nochmal an einen echten Einsatz zu kommen.

Mir gefiel die Englischheit der Szenerie: Nach der Beschreibung von zwei, drei Details in Slough House wusste ich bereits, wie es darin roch (Teppich im Treppenhaus!), ich erkannte zudem Pubs und Cafés wieder (heftige Vermissung und Sehnsucht nach England – aber ich bin immer noch beleidigt). Außerdem empfand ich den Realismus vieler Aspekte als angenehm: In den ersten beiden Dritteln des Buchs machen die Protagonost*innenProtagonist*innen ihren Geheimdienstjob wie wir unsere: Nichts läuft jemals ganz glatt, man verschusselt etwas und verstolpert sich, nie greift irgendwas perfekt ineinander, ständig muss man nachbessern, damit der Job überhaupt erledigt ist. Im letzten Teil steigert sich die Protagonistentruppe allerdings zu Höchstform – das empfand ich als ein bisschen enttäuschend konventionell, andererseits ist die Handlung dann so spannend, dass der Fokus auf Tempo und Fortgang liegt.

Sprachlich bleibt Herron im Genre – allerdings mit dem zeitgenössischen Dreh Ironie und Selbstreflexion, ohne den Genre heute albern wirkt: Zum Beispiel sind viele Dialoge hard boiled und auf Pointe geschrieben, doch die Pointensetzerin freut sich über den Treffer (oder ärgert sich, wenn ihr nicht rechtzeitig einer eingefallen ist). Und wir bekommen durchaus neben nahezu realistischen auch Genre-Figuren: Unter anderem den dicken, ekligen, ausgemusterten Haudegen, dem alles egal scheint, doch der sich selbst aus scheinbar unentrinnbaren Zwickmühlen befreit / die Intrigen spinnende, Fäden ziehende Karriere-Chefin / das gewissenlose Kabinettsmitglied aus der Oberschicht (“PJ”, ganz deutlich nach Boris Johnson gezeichnet).

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Samstag, 4. Februar 2023 – Grünes Fest, Mick Herron, Slow Horses

  1. Friederike meint:

    Wow – das Treppenhaus!!!!!
    (und Rahm-Kartoffelsalat ist ja auch mal ein interessanter Beitrag zur Blödsinns-Debatte „Majo oder nicht“. Klingt lecker!)

  2. N. Aunyn meint:

    das Treppenhaus ist wirklich eine Wucht. In Berlin gibt jemand Stadtführungen, in denen er anhand von Treppenhäusern Stadtgeschichte vom 17. bis zum 19. Jahrhundert erschließt.

  3. kecks meint:

    *ProtagonistInnen. :) (Typo)

  4. die Kaltmamsell meint:

    Danke, kecks!

  5. Sabine meint:

    Ich mochte setting und Idee von Slow Horses auch sehr, fand es aber mühselig zu lesen – so viel Exposition! Schade, weil ich gern eine neue Genre-Serie zum Lesen gehabt hätte. Tatsächlich war die Serie dann sehr rasant und unterhaltsam, die schaue ich weiter.

    Das wird wohl nix mit den Spionageromanen und mir. John le Carré hätte ich auch gern gemocht, aber nö.

  6. Croco meint:

    Mit dem Schnellkochtopf bin ich nie zurecht gekommen.
    Diese Zeit, bis das Ventil den hohen Druck anzeigt, muss man ja zur Kochzeit noch hinzu rechnen. Einen Zeitgewinn habe ich nur beim Zubereiten von Siedfleisch festgestellt, was ich ganz selten mache, und dann den Topf verschenkt.
    Bin gespannt, wie der Schnellkochtopf sich bei Euch bewährt.

  7. Sigrid meint:

    Der Schnellkochtopf wird bei mir nur zum Kochen von Kichererbsen oder
    getrockneten Bohnen verwendet. Dabei spart er sehr viel Zeit.

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