Journal Samstag, 22. April 2023 – Touristengucken im Englischen Garten

Sonntag, 23. April 2023 um 7:58

Mir waren Ausschlafen (mittelgut, zu viel Alkohol am Vorabend) und Schwimmen wichtiger, der Theresienwiesenflohmarkt 2023 musste auf mich verzichten.

Das Wetter strahlte sensationell, als ich vormittags mit dem Radl zum Schwimmen im Olympiabad aufbrach, roch ich herrlichste Frühlingsdüfte.

Im Olympiabad war bei Weitem nicht so viel los wie vor einer Woche, ich schwamm nahezu ungestört (nur beim Wenden immer wieder behindert von Menschen, die das Schwimmbad zum Am-Rand-Stehen besuchen), und da das gestern sehr wenig Kraft kostete und keine Mühe bereitete, gleich mal 3.300 Meter.

Das Dantebad wird leider erst Mitte Mai wieder öffnen, ich freue mich schon ungeheuer auf Bahnenziehen unter freiem Himmel. Bis dahin halt Olympiabad, ist ja auch sehr schön. (Aber ohne Sonne, vor einem Jahr sah man auf meinem Rücken bereits deutliche Bikinistreifen vom Draußenschwimmen.)

Auf dem Heimweg (keine Jacke mehr nötig) besorgte ich Frühstückssemmeln beim Wimmer, kurz vor zwei aß ich bei offener Balkontür zwei Körnersemmeln mit Butter und Marmelade, ein Stück kastilischen Käse, außerdem Mandarinen mit Dickmilch.

Das herrliche Draußen verdiente Beachtung, mit Herrn Kaltmamsell ging ich Touristengucken im Englischen Garten.

Sehr viele Menschen bereits auf dem Weg zum Hofgarten.

Im Englischen Garten ging es dann erwartungsgemäß zu wie im Madrider Retiro, er wuselte von einem bunten Gemisch aus Müncher*innen und Besuchsvolk.

Es war aber auch zu schön dort.

Nach zwei Stunden Spaziergang wanderten wir wieder über den Marienplatz heim, darauf gerade dicht viele Touristen, die in die gleiche Richtung guckten: Es war fünf, das Glockenspiel am Rathaus drehte sich und klingklongte.

Herr Kaltmamsell machte sich umgehend an die Zubereitung des Nachtmahls: Der Ernteanteil hatte wieder Sauerkraut enthalten, ich wünschte mir eine Wiederholung des köstlichen Szegediner Gulaschs.

Ich wiederum tätigte abschließende Handgriffe des Großfamilienurlaubs: Sortieren der Fotos. Herr Kaltmamsell hatte eine Online-Lösung recherchiert, mit der alle ihre Bilddateien an einem Ort hoch- und runterladen können, ohne Konto- oder Anmeldezwang. Es wurde Nextcloud, ich stellte eine Auswahl meiner Aufnahmen zusammen und lud sie hoch.

Köstliches Szegediner Gulasch war wieder köstlich. Reichlich Osterschokolade zum Nachtisch. Draußen bewölkte sich der Himmel wieder, Schluss mit sonnigem Frühling.

Früh ins Bett, weil ich zum einen richtig müde war, zum anderen einen neuen Roman angefangen hatte, diesmal wieder aus der Onleihe der Münchner Stadtbibliothek: Almudena Grandes, Roberto de Hollanda (Übers.), Kleine Helden. Er nahm mich mit ins heutige Madrid und zu den ganz durchschnittlichen Bewohnerinnen und Bewohnern eines Stadtviertels, die gerade aus ihren Sommerferien zurückkommen. Ins fast heutige Madrid, denn der Roman spielt in der Mitte der Zehnerjahre, damit vor Corona und noch mitten in den Folgen der Finanzkrise.

§

Ein großes Vorbild hat sich verabschiedet.

“Barry Humphries (Dame Edna to You, Possums) Is Dead at 89”.

A stiletto-heeled, stiletto-tongued persona who might well have been the spawn of a ménage à quatre involving Oscar Wilde, Salvador Dalí, Auntie Mame and Miss Piggy, Dame Edna was not so much a character as a cultural phenomenon, a force of nature trafficking in wicked, sequined commentary on the nature of fame.

(…)

In her stage and TV shows, written largely by Mr. Humphries, Dame Edna typically made her entrance tottering down a grand staircase (Mr. Humphries was more than six feet tall) in a tsunami of sequins, her hair a bouffant violet cloud (she was “a natural wisteria,” she liked to say), her evening gown slit to the thigh to reveal Mr. Humphries’s surprisingly good legs, her body awash in jewels, her eyes agape behind sprawling rhinestone glasses (“face furniture,” she called them).

§

Wenn Sie sich nicht zum Joggen aufraffen können, liegt das nur daran, dass Ihre Freunde sich nicht genug angestrengt haben.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Samstag, 22. April 2023 – Touristengucken im Englischen Garten“

  1. Hans-Georg meint:

    face furniture – ein wahrlich passender Ausdruck für die Brillen.

  2. Croco meint:

    Diese Picknickdichte und dann die Blaskapelle: die Renner heute Morgen.

  3. Ilka meint:

    Wie lustig, Touristengucken waren wir auch (Potsdam Sanssouci). War uns schnell zu voll (was ich niemandem vorwerfe, ist halt auch schön da und wir waren ja Teil des zu voll), daher gab es Kaffee dann lieber zuhause.
    Schönes Wochenende!

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