Journal Samstag, 20. Mai 2023 – Tag der Lebensmittel (Einkauf und Zubereitung)

Sonntag, 21. Mai 2023 um 8:09

Nachtschlaf ok, allerdings mit einem Loch um halb drei: Heftiger Herzschlag ließ mich nach einem Klogang erstmal nicht wieder einschlafen.

Ich stand auf zum typischem Maigrau 2023. Als Allererstes setzte ich Kartoffeln für Kartoffelsalat zum Abendessen (für zu Fleischpflanzerl) auf: Ich suchte die kleinsten aus dem dieswöchigen Ernteanteil aus, bei Pellen statt Schälen würde mehr Kartoffel übrig bleiben.

Nach Bloggen über Morgenkaffee und Duschen machte ich mich auf die erste Einkaufsrunde.

Dress for the temperatures you expect, not for the ones you have. – so sagt man doch. War in den fahlen Sonnenversuchen auch fast nicht zu kalt.

Ich kaufte gemischtes Hackfleisch beim Schlagbauer, entnahm einem handgemalten Plakat zum 95. Geburtstag des Seniorchefs, dass dieser seine Lehre in der Metzgerei Meixner in meiner Geburtsstadt Ingolstadt abgeschlossen hat (einst berühmt für ihren Leberkäs, wie alle Innenstadt-Metzgereien in Ingolstadt schon lang aufgegeben). Nächster Einkaufsstopp: Billigschokolade im Discounter. Ich wäre bereit für Erdbeeren gewesen, doch die am Standl waren riesig und hell – der Verzicht fiel mir leicht.

Daheim kurzes Verräumen, dann ging ich mit Herrn Kaltmamsell zu den Luxus-Einkäufen für den Rosentag am Sonntag zum Dallmayr: Sonntags ist die Auswahl an feinen Restaurants in München sehr gering, so hatte der Herr ein Picknick vorgeschlagen – hatten wir schon lang nicht mehr zum Rosentag gehabt. Genau an diesem Sonntag sollte es auch für ein paar Stunden sonnig und warm werden.

Beim Dallmayr sahen wir uns erst gründlich um, dann kaufte ich vor allem Feinkostsalate.

Als wir am Obst anstanden, kamen aus einer Innentür eine festlich gekleidete Dame mit kleinem, geschmückten Hut und ein Herr im StresemannCut. Sie verließen mit einem “hier können wir auch raus”, gemurmelt vom Herrn, den Verkaufsraum auf direktem Wege. Nun wundert mich in der Münchner Innenstadt, zumal im Dallmayr, nur wenig, und ich hakte “StresemannCut live im Einsatz sehen” von meiner Lebensliste ab (weit, weit hinter dem bereits abgehakten “Frack tragen”).

Später besorgten wir noch Frühstückssemmeln und in der Landwehrstraße syrisches Gebäck, im Bahnhofsviertel trafen wir Freunde – die den Anlass für Hut (sie nannten ihn “fascinator”) und Stresemann kannten: Am Odeonsplatz, 5 Fußminuten vom Dallmayr, heirateten gestern ehemalige bayerische Königs. Sehen Sie: So locker und liberal toleriert man in Bayern Parallelgesellschaften.

Daheim machte ich uns Cappuccinos, zum Frühstück aß ich ein Laugen-Zöpferl und Banane mit Joghurt.

Lektüre der Wochenend-Süddeutschen, dazwischen ging ich immer wieder in die Küche für Handgriffe am aufwändigen Walnussbrot, das ich zum Rosentag backen wollte. Den Weizensauerteig hatte ich über die Woche davor gründlich aufgefrischt.

Nochmal eine Runde Tüchtigkeit: Ich bügelte die Wäsche der vergangenen Wochen – kein warmer Frühling bedeutet wenig Bügelwäsche. Dabei hörte ich zunächst das RBB-Kultur-Interview mit Katja Berlin zu ihrem aktuellen Tortengrafik-Buch Wofür Frauen sich rechtfertigen müssen (empfehlenswert, auch weil sie über ihre Arbeitsweise spricht), dann eine Folge Resonator (Podcast-Reihe der Helmholtz-Gemeinschaft) vom Juni 2022: Ein knappes Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sprach Holger Klein mit Prof. Christian Kuhlicke, der am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung das Department Stadt- und Umweltsoziologie leitet:
“Klimasichere Kommunen und Städte”.
Ein sehr informatives Interview über aktuelle Möglichkeiten, aber auch Grenzen des Hochwasserschutzes und die Rolle der Forschung darin (in Abgrenzung zu Politik und Verwaltung).

Weitere Brotback-Schritte, außerdem war ich ja fürs Abendessen zuständig: Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat.

Ich hatte sehr große Lust auf Rotwein, wir öffneten einen Prometus 2020 aus Castilla y León – war gestern genau das Richtige (passte allerdings gar nicht zum Essen).

Zum Nachtisch dann doch die ersten Erdbeeren der Saison: Die beim Dallmayr hatten meinen Ansprüchen genügt. Außerdem nach Langem mal wieder syrisches Gebäck vom Nawa.

Sorgen bereitete mir der Teig des Walnussbrots: Er ging vor lauter Sauerteig-Power bereits bei der Stockgare in der Schüssel sehr stark. Ich hatte die Übernacht-Gare im Kühlschrank geplant, und es war auch schon spät nachts – was ich aus Müdigkeit durchzog, obwohl meine Brotbackerfahrung mir sagte, dass dieser Teig nur noch eine kurze Stückgare im Gärkörbchen brauchte und dann gleich gebacken werden sollte. Hilft halt die ganze Erfahrung nichts, wenn sie nicht in den Tagesrhythmus passt.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Samstag, 20. Mai 2023 – Tag der Lebensmittel (Einkauf und Zubereitung)“

  1. Bleistifterin meint:

    Guten Morgen!

    Der Anzug des Hochzeitsgastes war hoffentlich kein Stresemann, sondern ein Morning suit – deutsch: Cut oder Cutaway: gestreifte Hose, Weste, Jacke mit hintem längeren, rundem Schnitt.

    Der Stresemann kombiniert die gestreifte Hose zu einer normalen Anzugjacke.

    Warum weiß ich sowas? # unnützesWissen

  2. die Kaltmamsell meint:

    Ach, Bleistifterin, vielen Dank!
    Ich hatte “Stresemann” für die deutsche Übersetzung von “Morning Suit” gehalten – dabei taucht in Romanen Anfang 20. Jh. durchaus “Cut” auf, damals wohl “Cöt” ausgesprochen.

  3. ChocoChili meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell,
    Diese Aussprache von “Cut” kann ich als Tochter eines früheren Maßschneiders so auch bis zum Ende des 20. Jh. bestätigen. “[Kat]” habe ich dagegen auch bei seinen Kollegen nie gehört.
    Ob Cuts auch damals schon über Maßkonfektion hergestellt und dann in den entsprechenden Geschäften möglicherweise anders ausgesprochen wurden, weiß ich jedoch nicht.

  4. Sabine meint:

    Ich gestehe ja, mit gewissem Interesse die Wittelsbacher-Hochzeit verfolgt zu haben, aber nur, weil ich letztens das neu erschienene Buch vom Herzog Franz von Bayern gelesen habe. Das ist schon recht interessant, insbesondere zu Kriegs- und Nachkriegszeit, und der gute Mann kommt insgesamt recht sympathisch rüber, aber ich musste schon sehr die Stirn runzeln, wie viel Einfluss die Familie halt doch immer hat und bin jetzt dafür, den Wittelsbacher Ausgleichsfonds vielleicht doch mal auslaufen zu lassen. Naja, wenn sie ab und zu eine hübsch in Ohnmacht fallende Prinzessin an Land ziehen, vielleicht zwei, drei Jahre länger.

  5. Poupou meint:

    Beruflich hatte ich zeitweise mit Adel zu tun: die sagen auch im 21. Jh. noch Köt. Ist halt traditionell kein Bildungsbürgertum…

    LG
    Poupou

  6. Bettina meint:

    Hm. In Downton Abbey sitzen die Klamotten irgendwie besser.

  7. Bleistifterin meint:

    Und ja: definitiv “kött” ausgesprochen.

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