Archiv für Juli 2023

Journal Montag, 17. Juli 2023 – Erster Nach-Urlaubs-Arbeitstag ohne großes Leid

Dienstag, 18. Juli 2023

Eigentlich hatte ich mir eingebildet, dass ich nach einem Klogang kurz nach vier nicht mehr richtig eingeschlafen war – doch als der Wecker klingelte, hatte ich das regenreiche Gewitter seit kurz vor fünf überhaupt nicht mitbekommen, zum Glück hatte das Poltern Herrn Kaltmamsell geweckt, der die sperrangelweit offenstehenden Fenster und Türen schloss.

Ich startete in den Tag also nicht mit Aufwischen von Wasserlachen, sondern mit Blumengießen, Geschirrspülerausräumen, Milchkaffee.

Zu meinem Weg in die Arbeit hatte der Regen aufgehört, ich genoss die frische Luft im Sommerkleidchen.

Dank der Vorarbeit am Sonntag konnte ich den Bürotag gefasst und effizient angehen. Dank einer kurzfristig abgesagten Besprechung kam ich sogar zu meinem Mittagscappuccino raus, in der Sonne war es bereits nicht mehr angenehm.

Zum späten Mittagessen gab es Aprikosen (es wäre schön, einmal dieses Jahr wirklich gute zu erwischen) und Roggenvollkornbrot mit Butter.

Auch am Nachmittag konnte ich viel wegarbeiten.

Auf dem Heimweg noch ein paar Einkäufe (Obst, Süßigkeiten, Schminkzeug für die Party am Samstag). Zu Hause freute ich mich über eine Runde Yoga-Gymnastik, die sonntägliche Hantel-Eskapade hatte nur wenig Muskelkater zur Folge.

Zum Nachtmahl erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder den Wunsch nach einem meiner Lieblingsgerichte: Jamie-Oliver-Glasnudelsalat mit Sojahack, Garnelen, Chilis, Frühlingszwiebeln, Erdnüssen, frischen Kräutern.

Wichtigstes Ziel: nicht überfressen, das hatte ich in den vergangenen Tagen ein paar Mal zu oft (und fühle mein Intelligenzlevel dann immer auf Höhe Cocker Spaniel). Auch nicht an der Schokolade zum Nachtisch. Abend mit dem Erfolg abgeschlossen, dass ich mich tatsächlich nicht überfraß.

Gleich nach Sonnenuntergang begann es abzukühlen, ich konnte bald die Fenster öffnen.

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Dass “Antwort auf die endgültige Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest” ein frühes Beispiel für verheerendes Prompt Engineering ist – taucht das schon in einschlägigen Berater-Folien auf?

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Schlimme Nachricht: In Brighton brannte am Samstag das historische Hotel Royal Albion. Ich verbinde es immer mit Graham Greenes Roman Brighton Rock (lesenwert, auch wenn man Brighton nicht kennt), obwohl es gar kein Schauplatz der Handlung ist (hier ein Blogpost von 2015, der sich auf die Suche nach Spuren von Brighton Rock im damaligen Brighton macht).

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Promotion des Barbie-Films geht weiter (habe “Barbie-Film” eben bei Google eingegeben – probieren Sie das mal). Hier Styling-Tipps von Ken – für Ihre KENERGY!

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/aNJ_JPkbH2M

via @donnerbella

Journal Sonntag, 16. Juli 2023 – Ämterdigitalisierung in Sonntagsruhe

Montag, 17. Juli 2023

Über Nacht hatte es wunderbar abgekühlt: Schon kurz nach Mitternacht hatte ich bei einem Klogang Fenster geöffnet (allerdings nicht auf Durchzug, sondern mit geschlossenen Türen, denn draußen wehte Wind), ich wachte zu sanftem Regen auf. Beim Morgenkaffee auf dem Balkon fröstelte ich sogar und holte irgendwann eine Jacke.

Mein neuer Führerschein ist endlich fertig, ich vereinbarte online einen Abholtermin. Doch es war wieder ein ganz schöner Kampf, bis ich an die Info und die Möglichkeit zur Terminvereinbarung kam: Die Anmeldung zur BayernID war nicht erreichbar (“Verbindung fehlgeschlagen”), ein anderer Zugang meldete Wartungsarbeiten, Herr Kaltmamsell probierte so lange rum, bis er mir den Link/Pfad zu einem funktionierenden Anmeldeformular schicken konnte, dort wurden mir zwei parallele Profile unterstellt und ich sollte bitte erstmal eines löschen (unterschieden sich nur darin, dass das als gültig markierte durchgehend in Großbuchstaben geschrieben war). Bevor Sie mir wieder erzählen, wie einfach Ihr Führerscheintausch rein analog vor Ort funktionierte: Ich möchte sehr, dass es künftig wirklich Nutzer-freundliche Online-Amtsgänge gibt. Doch wenn niemand die jetzigen Angebote annimmt, können die Ämter weiterhin argumentieren, es gebe ja keinen Bedarf. Die sollen sich gefälligst anstrengen.

An Sport hatte ich gestern eigentlich eine weitere Schwimmrunde geplant, diese im Schyrenbad, um die Wassertemperatur zu testen (vergangenen Sommer ungeheizt, ich schlotterte wie noch nie zuvor beim Schwimmen). Doch der kühle, graue Morgen nahm mir die Lust darauf, ich plante um auf ein seltenes Hanteltraining mit Fitnessblender. Diese Rundum-Kräftigung, in den vergangenen Jahren oft geturnt, strengte mich in fast beunruhigendem Maß an – andererseits habe ich vielleicht genau diese Folge noch nie mit den 3-Kilo-Hanteln absolviert, die mir das Christkind gebracht hat, auch das könnte die Anstrengung erklären.
Fast vergessene Nebenwirkung: Ich hatte beim anschließenden Duschen Mühe, die Arme zum Haarewaschen zu heben.

Umfassende Fußpflege bis fast so schöne Füße wie nach professioneller Pediküre.

Raus zum Semmelholen. Noch fahl war die Sonne zurückgekehrt und mit ihr sofort Hitze. Beim Heimkommen schloss ich die Außenfenster und ließ Rollläden herab. Beim Bäcker zahlte ich mit Smartphone – ich bin übrigens durch die drei Wochen England komplett ohne Bargeld gekommen, zahlte kleine Beträge mit Smartphone-App, größere mit Visa-Karte. In zahlreichen Läden/Cafés/Restaurants informierten sogar Schilder, dass Barzahlung gar nicht möglich war.

Nächster Tagesordnungspunkt: Ermöglichung guten Nachtschlafs vor erstem Arbeitstag nach Urlaub. Ich startete meinen Arbeitsrechner und las mich durch die E-Mails, sortierte sie, ließ die erwartbaren Software-Updates durchlaufen, stellte fest, dass in meiner Abwesenheit nichts Schlimmes passiert war. (Wäre ich auf Mittelschlimmes gestoßen, hätte ich schonmal gewusst, was meinen ersten Arbeitstag dominieren würde. Wäre sehr Schlimmes dabei gewesen – hätte ich halt trotzdem auf den ersten Arbeitstag nicht schlafen können.) Gut investierte anderthalb Arbeitsstunden.

Kurz vor drei dann Frühstück: Rest Okroschka, Körnersemmel mit Butter und Rübensirup, außerdem Aprikosen, Pfirsich, Pflaumen, Kirschen mit Dickmilch. War zu viel, musste aber weg. Da ich beim Obstschnippeln unangenehm umschwirrt wurde, stellte ich die erste Fruchtfliegenfalle des Jahres auf, nach bewährtem Rezept.

Auf dem Balkon Zeitungen aufgelesen, zum vorerst letzten Mal digital.

Mehr Tüchtigkeit: Wohnungräumen, Arbeitszeugs vorbereiten, Kleid für Montag aufbügeln.

Nochmal die entspannende Yoga-Einheit vom Vortag, dann servierte Herr Kaltmamsell Abendessen.

Chicken tikka masala, aber nur mit der Hälfte Hühnchen, weil es eh in erster Linie um die Sauce geht. Sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Journal Samstag, 16. Juli 2023 – Hitzeeinbruch, Sturmschäden, Internettreffen

Sonntag, 16. Juli 2023

Für gestern war ein heftiger Hitzeeinbruch angekündigt, was mit meinen (seit Wochen stehenden) Laufplänen kollidierte. Ich stellte mir einen frühen Wecker (sollte mich ja eh langsam wieder Arbeitstag-Aufstehzeiten nähern), um die Morgenkühle zu nutzen. Nach einer unruhigen Nacht wachte ich allerdings mit bösen Kopfschmerzen und allgemeiner Wackeligkeit auf (dem Bauch geht’s wieder nicht so gut). Also ließ ich den Morgen ruhig angehen, bloggte über Balkonkaffee und reichlich Wasser, bis es mir zum Glück besser ging.

So kam ich allerdings erst um neun los zum Laufen, und schon beim Radeln zum Friedensengel spürte ich die Hitze heranwogen. Die Wohnung hatte ich vor dem Verlassen bereits mit Rollläden verschattet, alle Außenfenster geschlossen und nur die zum Innenhof gekippt.

Tagesthema wurde: Erstaunlich, wie viel Sonne an Orten niederprügeln kann, die ich bis gestern als “schattig” bezeichnet hätte. Vielleicht bin auch aus der Übung, musste ich durch die drei angenehm temperierten Wochen in England ja nicht lernen, mit der hiesigen Hitze zurecht zu kommen.

Dennoch ging das Laufen recht gut. Ich ließ das Radl an der Max-Joseph-Brücke stehen, trabte langsam los – und bemerkte zum ersten Mal, dass diese Strecke, die ich als fast komplett beschattet in Erinnerung hatte, ganz schön viel Sonne enthält. Doch immer wieder kam leichter Wind auf und aktivierte die Kühlfunktion des Schweißfilms auf der Haut.

Das Unwetter in der Woche zuvor hatte große Löcher in die Isarauen gerissen – selbstverständlich bereits von den Wegen geräumt. Hier ein mächtiger umgestürzter Ahorn, wie man sieht, bestehen seine Wurzeln aus einem flachen Teller.

Nach dem Duschen ging ich nochmal raus auf eine Einkaufsrunde, ich brauchte Detail-Blödsinn für ein Party-Styling und besorgte ein wenig Lebensmittel.

In der Fußgängerzone hörte ich viel Spanisch, dachte erst: “Na, das mit der Hitzeflucht nach Deutschland hat wohl nicht ganz geklappt.” Dann aber: “Hey, 35 Grad in München sind immer noch zehn Grad weniger als derzeit auf der iberischen Halbinsel, ¡disfruten!

Daheim noch ein Milchkaffee, dann spazierte ich langsam zu einer Eiscafé-Verabredung im Dreimühlenviertel: Nach 20 Jahren Lesen sah und sprach ich einen Wiener Menschen hinter Blog/Twitter/instagram/Mastodon in Person. Das war sehr schön.

Dazu gab’s Bier-Schorle (ich hatte um alkoholfreies Weißbier gebeten, gab’s nicht, auf meinen Wunsch “ohne Alkohol, mit Geschmack, aber nicht süß”, servierte man mir ein sauer gespritztes alkoholfreies Bier mit einem Schuss Zitrone – ganz hervorragend, ich trank drei davon) und als Frühstück einen Erdbeerbecher.

Auch auf dem Alten Südfriedhof deutlich mehr prügelnde Sonne, als ich es in Erinnerung hatte. Und zahlreiche bereits klein geschnittene, vom Unwetter gefällte Bäume.

Lustig bei meiner Heimkehr: Mir war schwindlig und heiß, und sobald ich mich auf den Boden legte, floss der Schweiß (nein wirklich: Haare und Shirt waren nass, auf dem Parkett musste ich eine Lache aufwischen) – und diesmal war ich erst unsicher, ob mein Kreislauf wie seit über 20 Jahren Schwindel-Schweiß-Frier-Purzelbaum schlug oder diesmal die Hitze schuld war (es war das Übliche, abschließendes Frieren im nassen Shirt als Beweis).

Als sich meine Systeme beruhigt hatten, turnte ich eine Runde Yoga-Gymnastik, auf die ich mich gefreut hatte. Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch Okroschka vorbereitet.

Schmeckte wunderbar, hat sich als meine liebste kalte Suppe etabliert. Diesmal verwendete Herr Kaltmamsell wie geplant Schinkenwürfeln: gut aber nicht ideal, nächster Versuch mit Räuchertofu. Dazu gab es tinto de verano (wieder ein Posten auf der Sommerliste abgehakt), Nachtisch Süßigkeiten.

Beim Schlafengehen war es draußen immer noch deutlich wärmer als in der Wohnung, die Fenster blieben erstmal zu.

Journal Freitag, 14. Juli 2023 – Nach-Urlaubs-Erledigungen, britische Käserunde

Samstag, 15. Juli 2023

Sehr gut im eigenen Bett geschlafen, allein und beim Aufwachen nur kurz iritiert über die Lage des Betts im Zimmer und über den Umstand, dass vorm Schlafzimmerfenster Deutsch gesprochen wurde.

Am Himmel Wolkenschleiher, in angenehmer Sommermorgenkühle gab’s Morgenkaffee und Wasser zum Bloggen auf dem Balkon. Kofferausräumen, Wäschewaschen, Haushaltsdinge – alles ganz gemütlich. Das bedeutete, dass ich recht spät meine Schwimmpläne umsetzte, die ich bereits weit vor dem Urlaub für diesen letzten freien Tag gefasst hatte.

Ich radelte in fahlem Sonnenlicht und inmitten großer Mengen anderer Radler*innen ins Dantebad. Schwimmen ging nur so lala, auf meiner Sportbahn viele unberechenbare Mitschwimmer*innen. Vielleicht dem Wochentag geschuldet: Viele Frauen schwammen mit unbekleideten Brüsten (was im Dantebad immer schon viele taten, seit diesem Jahr ist das ausnahmslos und offiziell in allen Münchner Bädern erlaubt). Was mich daran wunderte: Nur zwei davon trugen gar kein Oberteil und schwammen in Badehose, die anderen hatten ihren teils voluminösen Badeanzug bis zur Taille runtergeschoben oder schwammen mit Bikinioberteil um den Bauch. Menschen sind verschieden.

Wegen überraschender Geschwindigkeitswechsel musste ich immer wieder plötzlich überholen, gegen Ende meiner 3.000 Meter war ein sehr schmerzhafter Wadenkrampf die Folge. Kurzes Abduschen, Eincremen, ich legte mich auf die spärlich besetzte Liegewiese und genoss eine Stunde Musikhören in angenehmer Temperatur.

Auf dem Heimweg wurde die Sonne dann deutlicher und brachte sofort Hitze mit. Leider war ich insgesamt missgelaunt (wann ungefähr kann ich im Urlaub mit dieser Entspannung rechnen, von der ich so viel höre?): Ob auf den Schwimmbahnen oder im Straßenverkehr (hier vor allem andere Radler*innen) – alles Idioten außer mir.1

Auch der Heimweg war noch frisch genug, dass ich nicht jeden Sonnenstrahl mied. Ich besorgte Espressobohnen und Frühstückssemmeln in der Maxvorstadt. Daheim um vier Frühstück bestehend aus zwei Körnersemmeln, die ich sehr genoss.

Restlicher Nachmittag mit Erledigungen: Körperpflege (die Schultern hatte ich mir auf der letzten Wanderung in den South Downs stärker sonnenverbrannt als zunächst gedacht; sie taten mir sehr leid und ich hatte das seltsame Bedürfnis, mich bei ihnen wegen dieser Vernachlässigung zu entschuldigen), Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner (übersichtlich, das meiste hatte Herr Kaltmamsell besorgt), mehr Wäschewaschen/-hängen/-sortieren/-aufräumen, Kofferentpacken und -aufräumen.

St. Paul vom Forum Schwanthaler Höhe aus, hochsommerlich versteckt in Blattwerk.

Es war schon sieben, als ich nach all diesen Erledigungen den Papierpoststapel anpackte, der während unseres Urlaubs eingetroffen war. Darin wie erwartet die Berufung zur Wahlhelferin, bei der bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober trete ich wieder als Schriftführerin an. Charmante Besonderheit: Auch Herr Kaltmamsell hatte sich diesmal als Wahlhelfer beworben (er hatte eingesehen, dass man das als Bürger*in mindestens einmal gemacht haben sollte), und wir sind im selben Wahlraum eingesetzt.

Im Zentrum des Nachtmahls stand der Käse aus Neal’s Yard Dairy:

(Von elf Uhr im Uhrzeigersinn:) Gorwydd Caerphilly, Duckett’s Caerphilly (für mich ist Caerphilly das Hauptbeispiel für einen typischen und ganz eigenen britischen Käse, den man seltsamerweise nie in Deutschland bekam – jetzt eh nicht mehr), den rechten, etwas milderen fand ich noch aromatischer / der weiße Ticklemore, ein ganz milder Ziegenkäse, zu dem besonders gut der confierte Knoblauch aus Freiburg passte / Pevensey Blue, einer der typischen cremig-milden Blauschimmelkäse aus Südengland, dieser vertrug sich hervorragend mit dem Ploughman’s Pickle, das Herr Kaltmamsell am Nachmittag gekocht hatte / unten der davofließende Stinker Lynn, der sich am besten mit der frischen Gurke unterhielt und mit dem österreichischen Rosé.

Zum Nachtisch hatte Herr Kaltmamsell nochmal Erdbeeren erjagt (<3), Abschluss Schokolade.

Im Bett begann ich die nächste Lektüre: Josef Bierbichler, Mittelreich, weil es Frau Brüllen so gut gefallen hatte, ich das Buch schön länger auf meiner Wunschliste hatte und es in der Stadtbibliothek gerade verfügbar war. Benedict Wells, Vom Ende der Einsamkeit hatte ich gern gelesen, war aber nicht so recht dahinter gekommen, was mir da eigentlich erzählt wird: Die Gesellschaftsschichten, in denen der Roman spielt, kenne ich trotz geteilter Gegenwart und Verortung nur aus, na ja, Romanen, zudem stolperte ich mal wieder über die Prämisse, dass das zentrale Element jedes Menschenlebens und jeder Glückssuche im Leben Fortpflanzung ist.

§

Maximilian Buddenbohm legt seine “eigene kleine allgemeine Feldtheorie über die sozialen Entwicklungen und Verwerfungen der Gegenwart” dar, ich finde sie nachvollziehbar und nützlich.
“Zusammenreimen und weitermachen”.

Es ist nämlich so. Die Gegenwart, die wir alle in irgendeiner Weise empfinden, vermutlich auch immer aufdringlicher empfinden, sie drängt uns immer mahnender zu moralischen Entscheidungen und zu ethisch korrekten Handlungen.

Im Folgenden bietet er eine Erklärung für die extremen gesellschaftlichen Reaktionen auf diese Situation an und plädiert für einen maßvollen Mittelweg.

Was mich an das sehr informative Interview mit Robert Habeck in der Süddeutschen vom 30. Juni (€), “‘Das haben wir zuletzt nicht so toll hinbekommen'”, erinnerte (den Artikel darf ich bis Sonntagabend noch verschenken, dann endet mein Digital-Abo und ich lese wieder auf Papier; melden Sie sich an die E-Mail-Adresse links oben, wenn Sie das Interview lesen möchten). Denn davon blieb mir am deutlichsten diese Passage hängen:

Gibt es dieses „Wir“ in der deutschen Gesellschaft?

Das ist nicht gegeben, sondern muss jeden Tag erarbeitet werden. Aber da muss man sich eben entscheiden: Glaubt man daran, dass es für Veränderungen Mehrheiten geben kann, oder glaubt man daran nicht. Das ist im Grunde die Frage nach dem Menschenbild. Ich will darauf setzen, dass Menschen sich nach Zusammenhalt sehnen, dass sie bereit sind, für andere etwas zu tun und dafür auch etwas zu ändern.

Zu meiner Überraschung (und Rührung) glaubt unser Wirtschaftsminister, dass Menschen sich in die Richtung entwickeln können, nicht mehr nur an ihren kurz-(kürzest-)fristigen Eigennutz zu denken (wie eben trotzige Kinder), sondern an den Nutzen einer größeren Einheit wie der Gesellschaft – der dann auch ihnen zugute kommt.

§

Wie innovativ die Deutsche Bahn sein kann, muss mir ein Brite auf Twitter erzählen. Er fährt regelmäßig von London nach München mit dem Zug und geriet gestern in einen Testzug der Deutschen Bahn, der in erster Linie auf Arbeiten unterwegs ausgerichtet ist, den “Ideenzug”. Lesen Sie selbst.

§

Zum Sport.
Das mit den Pferden und dem Reiten empfinde (!) ich (!) als komplett absurd. Man braucht es nicht mehr, denn für Transport und als Zugtiere gibt es bessere, schnellere und tierfreundlichere Mittel. Diese riesigen Säugetiere werden also mit enormem Aufwand nur für menschlichen Spaß gezüchtet und genutzt – nicht mal als Nahrung (soweit ich weiß, gibt es bei uns kein Pferdefleisch, das für den Verzehr erzeugt wurde, sondern es wird das Fohlen- und Pferdefleisch verkauft, das halt anfällt wegen Verletzung etc.).
Deshalb unterstütze ich von ganzen Herzen den finnischen Wettkampf mit Steckenpferden.

  1. Selbstverständlich weiß ich um die Unwahrscheinlichkeit dieser Aussage. []

Journal Donnerstag, 13. Juli 2023 – Ende Englandurlaub

Freitag, 14. Juli 2023

Fast 13 Stunden von Tür zu Tür – das war gestern ein langer Reisetag.

Letzter Blick vom Balkon der Ferienwohnung.

Wir nahmen wieder einen National-Express-Bus zum Flughafen London Heathrow, weil der laut Fahrplan auch nur zehn Minuten länger brauchte als die Zugverbindung, außerdem kein Umsteigen erfordert und nur ein Drittel kostet. Herr Kaltmamsell hatte die für ihn typisch frühe Abfahrt gewählt, weil “man weiß ja nie”, ich bin schon lange darauf eingestellt, zumal: Für An- und Abreise per Flugzeug kalkuliere ich einen Tag ein, fertig. Das ist ohnehin genau betrachtet sensationell schnell für über 900 Kilometer Luftlinie.

Vom Busbahnhof Pool Valley aus Abschied vom Palace Pier – den ich diesmal nicht mal betreten hatte.

Das “man weiß ja nie” war dann ein Unfall vor uns auf der Autobahn, der umfahren werden musste. Der Busfahrer informierte uns darüber und rechnete mit einer halben Stunde späterer Ankunft in Heathrow. Doch schon unterwegs erreichte uns eine weitere Information: Unser Flug wurde um eine Stunde verschoben.

In Heathrow würden wir also längere Zeit verbringen, durch eine weitere Verschiebung unseres Abflugs wurden es vier Stunden.

Unter anderem kam ich um halb zwei dann doch noch zu einem full English breakfast, besonders gut schmeckten mir die Bratwurst und die Pommes. Herr Kaltmamsell aß dirty fries und Paprika-Hummus.

Smartphones laden (gar nicht so einfach – mittlerweile bin ich Lademöglichkeiten in Öffentlichen Verkehrsmitteln und an Flughäfen so gewohnt, dass ich davon überrascht werden konnte, hier lang suchen zu müssen, denn an den wenigen Stationen gab es vor allem britische Steckdosen, die spärlichen USB-Steckmöglichkeiten waren fast alle kaputt), Zeitung- und Romanlesen. Unser Abflug-Gate war denn netterweise genau das mit dem einen funktionierenden USB-Stecker, an dem wir ohnehin saßen.

Abschied von England.

Zurück in Bayern.

Da wir erst nach 19 Uhr am Münchner Flughafen landeten, wurde es für Lebensmitteleinkäufe knapp: Der vertraute Edeka am Flughafen hatte geschlossen (und wies auf einen Ersatzort, den wir erst hätten suchen müssen), wir setzten auf die Minuten vor Ladenschluss um 20 Uhr der Lebensmittelabteilung des Kaufhof am Marienplatz.

Herr Kaltmamsell fuhr unsere Koffer nach Hause, ich verließ die S-Bahn am Marienplatz – und stand vor dem nächsten Hindernis: Rolltreppe und Treppe zum Ausgang waren gesperrt, der angeforderte Aufzug hielt nicht auf dieser Ebene, sonder fuhr mehrfach leer vorbei. Da ich mir Salat zum Abendessen und Milchkaffee am nächsten Morgen in den Kopf gesetzt hatte, blieb mir nicht viel Zeit, ich verlegte mich aufs Klettern: Nämlich über die Absperrung der Rolltreppe und übers Bauloch darin. So schaffte ich es noch in den Kaufhof, da deren Brottheke bereits leer war, um 19:59 Uhr auch in den U-Bahnhof-Rischart für ein Brot. München hatte netterweise für unsere Rückkehr mit einem Unwetter in der Vornacht ordentlich abgekühlt, kein Temperaturschock.

Heimkehr in unsere Wohnung so spät, dass ich sogar das Kofferauspacken verschob: Wir räumten nur Notwendigstes aus, in der Wohnung herum, nach neun servierte ich Kopfsalat mit Tomaten und Knoblauch-Vinaigrette, dazu Brot mit englischer Salzbutter. Süßigkeiten zum Nachtisch waren noch reichlich vorhanden.

§

Ich bin weiterhin sehr sehr gespannt auf den Barbie-Film, nämlich seit ich erfuhr, dass Greta Gerwig ihn macht. Im New York Times Magazine ein erschöpfend ausführlicher Artikel über Gerwigs Ansatz und über den Hintergrund des Phänomens Barbie: gesellschaftlich, wirtschaftlich, künstlerisch. Erzählt mehr über die Entwicklung von Frauenrolle und Feminismus als manch theoretische Abhandlung.
“Greta Gerwig’s ‘Barbie’ Dream Job”.

(Als New York Times-Abonnentin darf ich zehn Artikel pro Monat verschenken, und zwar mit einem “anyone can read it”-Link. So mögen wir das; geben Sie mir Bescheid, ob das funtkioniert?)

Journal Mittwoch, 12. Juli 2023 – Brighton 9 mit #12von12 inklusive London

Donnerstag, 13. Juli 2023

Warum nicht mal am letzten Urlaubstag bei #12von12 mitmachen und den Tag mit 12 Fotos erzählen? (Was an Tagen wie dem gestrigen eine schmerzliche Beschränkung in der Bebilderung darstellt.)

1 von 12: Wie die Tage zuvor begann auch dieser in Schlumpfklamotten und mit Bloggen zu Milchkaffee und Wasser. Das Wetter draußen gemischtwolkig, windig und kühl.

2 von 12 : Vor meinem Ausflug nach London war noch Zeit für eine Kraft-Einheit Yoga-Gymnastik.

3 von 12: Ich spazierte zum Brightoner Bahnhof (Herr Kaltmamsell blieb in Brighton), kaufte mir am Automaten ein Daytime Off-Peak Return-Ticket nach London Bridge von Thameslink (mit £21,40 eine wirklich günstige Fahrt, die Herr Kaltmamsell für den Freitag zuvor gefunden hatte). Die Verbindung fährt mindestens alle halbe Stunde. Englisches Bahnhofs-System: Auf den Anzeigetafeln mit allen Zwischenhalten steht erst kurz vor Abfahrt das Gleis, dann passiert man mit dem Magnetstreifen-Ticket die Schranke zum Bahnsteigbereich (wegen Magnetstreifen keine durchgehende Online-Buchung).

Ereignislose und nur leicht verspätete Fahrt nach London Bridge. Ich sah viel aus dem Fenster und genoss den Ausblick auf englische Landschaft.

4 von 12: Unweit des Bahnhofs London Bridge befindet sich gegenüber von Borough Market Neal’s Yard Dairy. Der Market besteht mittlerweile nahezu ausschließlich aus Fressständen, vor lauter Touristengruppen und anstehenden Schlangen (offensichtlich promoten Influencer*innen derzeit einen mit Paella, dort stand die längste Schlange mit sehr jungen Rucksackträger*innen) war schier kein Durchkommen.

Der Nebenraum von Neal’s Yard Dairy, in dem sonst die Kühlregale mit Milchprodukten standen, ist gerade Baustelle, ich ging von der Straße direkt in den Käse-Verkaufsraum. Mit übermenschlicher Anstrengung beschränkte ich mich beim Kauf auf fünf britische Käsesorten, Details erzähle ich bei Verzehr zurück daheim in München.

Wieder schob ich mich durch die Touristenmassen in Borough Market, um auf die Brücke über die Themse und zur Tube Station Monument zu kommen. Kurz davor holte ich mir Mittagscappuccino bei einem Costa, an den kleinen Speciality-Kaffeeläden zuvor auf dem Weg waren mir die Schlangen zu lang gewesen.

Und dann kaufte ich mir doch einfach ein ein U-Bahn-Ticket am Automaten: Die Version, einfach meine Kreditkarte jeweils an den Eingang und später an den Ausgang zu halten, damit mir am Ende des Tages der günstigste Tarif summiert würde, traute ich mich nicht – ich hätte ja dann unterwegs kein Ticket vorzuweisen gehabt!

Von der Zielstation South Kensington war ein unterirdischer Gang mit “Museums” ausgeschildert, dem folgte ich – und kam so über die Kellereingang ins Victoria and Albert Museum. Dort setzte ich mich erstmal mit dem Lageplan auf eine Bank, orientierte mich und frühstückte zwei Eiweißriegel.

Zunächst tat ich mir schwer, den roten Faden des Museums zu finden.

5 von 12: Ich begann mit den Räumen zu Design des 20. Jahrhunderts: Das Aussehen der (Alltags-)Exponate wurde vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und politischer Veränderungen erklärt.

6 von 12 und 7 von 12: Immer wieder beschildert, erkärt und einen Blick wert war das Museumsgebäude selbst.

Ich geriet in die Gilbert Collection mit Kostbarkeiten aus mehreren Jahrhunderten, zum Teil wurde auf Bildschirmen deren Herstellung erklärt.

Auch durch die Räume mit sakraler Kunst streifte ich, von Tora-Rimonim über Monstranzen bis Buntglasfenster (unter der riesigen Vielfalt von Letzteren nichts, was auch nur ansatzweise den Lieblings-Buntglasfenstern meiner Kindheits-Pfarreikirche St. Pius ähnelte).

8 von 12: Wirklich hängen blieb ich immer an zeitgenössischen künstlerischen Interpretationen der Themen, hier zum Beispiel sakrale Glaskunst mit Fisch-Motiv.

9 von 12: Einen Schlüssel zu den Zielen des Victoria and Albert Museums lieferte mir dann endlich die Information zu den Repliken-Sälen – das V&A wurde als South Kensington Museum gegründet, das die Bürger Londons bilden sollte, “to educate designers, manufacturers and the public in art and design”.

10 von 12: In einem der Ausstellungsräume mit Glaskunst. Ich hatte gerade die Räume mit Juwelen aus mehreren Jahrtausenden gesehen, hier lag der Schwerpunkt auf Materialien und Herstellungsweisen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Veränderungen. Jetzt war ich von der Masse an Exponaten endgültig überfordert. Aber: Wo Spiegelwand, da Selfie.

11 von 12: Hier und in den schier endlosen Glasschränken mit Keramik wurde mir klar, was das Museum auch ist, nämlich Forschungsstätte. Die Art der Präsentation (vergleichbar mit Schmetterlingswänden in alten naturhistorischen Museen) ermöglicht den Zugang zu viel mehr Objekten als es die kuratierte Präsentation einer kleinen Auswahl nach Themen täte. So können Fachleute die Originale selbst betrachten und vergleichen, müssen kein Personal um Raussuchen aus dem Magazin bemühen. Um den Preis, dass Laien wie ich erschlagen werden.

12 von 12: Nach ein wenig weiterem Schlendern und insgesamt zweieinhalb Stunden Museum machte ich Schluss, kaufte nur noch ein paar Karten im wundervollen Museumsshop. Einen schnellen Weg zum U-Bahnhof wies mir eine herumstehende Dame mit Museumsabzeichen, die meinen suchenden Blick aufgefangen hatte – so wie mir eine ihrer Kolleginnen vorher ungefragt einen Tipp gegeben hatte, wo ich meine eben ausgetrunkene Wasserflasche auffüllen könne, “we all fill our bottles there”. Herzerwärmende kindness of strangers.

Rückfahrt mit U-Bahn und Zug nach Brighton. Ich hatte die Temperatur überschätzt und fror in meinem Sommerkleidchen, am meisten im Zug, der auch noch Klimaanlagen-gekühlt war.

Zurück in der Ferienwohnung packten wir die Koffer zum größten Teil, gingen für ein indisches Abendessen hinaus nach Hove. Auch in diesem Restaurant litt der Genuss darunter, dass Herr Kaltmamsell mittlerweile selbst so gut und ausgefeilt indisch kocht, aber wir wurden mit Samosas, Butter Chicken und einem milden Lammcurry angenehm satt. Nachtisch zurück in der Wohnung Süßigkeiten.

Journal Dienstag, 11. Juli 2023 – Brighton 8 mit Einkaufslage und englischem Fernsehen

Mittwoch, 12. Juli 2023

Unruhig aber ausgeschlafen.

Nachdem mir kürzlich auffiel: Bei meiner täglichen Bloggerei über Alltag und Kleinigkeiten muss man schon ganz schön lange mitlesen, um meine biografische Eckdaten mitzubekommen – fasste ich sie als Service in einem Blogpost zusammen, den ich in meiner About/FAQ-Seite verlinkte.

Es war kühles Wetter mit Wind angekündigt, ich probierte nochmal eine Laufrunde. Ging besser als am Samstag, die Wadenschmerzen setzten später ein und störten nicht wirklich. Gestört fühlte ich mich aber durch die unangekündigte Sonne, die vor allem am weißen Undercliff Walk blendend abstrahlte.

Bei Ebbe roch es besonders schon algig und tangig-salzig nach Meer, ich atmete tief und mit Genuss.

Links Flügel trocknender Kormoran in Brighton Marina. Kurz drauf sah ich rechts über den steilen Felsen einen Falken rütteln

Schon auf meinem letzten Stück Lauf stimmte das mit Wind und Kühle, eventuelle Badepläne ließ ich fahren.

Um italienisches Essen mache ich in England einen großen Bogen; zwar weiß ich aus Italien-Aufenthalten, dass auch das in München nicht identisch ist mit der besten Version im Land selbst, doch England interpretiert es bis zum Nicht-mehr-Wiedererkennen. Doch dieser Tage sah ich bei einem Spaziergang durch North Laine auf Tellern Pizzen, die genau meinem Geschmack entsprachen: Unregelmäßig und offensichtlich handgeformt, mit brotigem, saftigen Rand. Zu diesem Lokal, Fatto a mano, gingen wir gestern zum späten Mittagessen um halb drei.

Herr Kaltmamsell hatte eine Capricciosa, ich eine mit Aubergine und Räucher-Ricotta, wir waren beide sehr zufrieden. Wir beobachteten, dass die Einheimischen zu ihrer Pizza gerne Pommes und Dips bestellten, auch bei diesem besonders guten Teig Teile des Rands übrig ließen, als sei er nur Verpackung. Andere Länder, Sitten etc.

Danach trennten wir uns, jede*r ging eigenen Einkaufsinteressen nach. Ich stöberte unter anderem in Kleidung, auch wenn ich wirklich, wirklich nichts brauche. Dabei fiel mir vor allem das ausgesprochen minderwertige Material auf. In Schuhläden besteht das Angebot für Frauen zu 90 Prozent aus Turnschuhen und Birkenstocks, Rest hochhackige Party-Schuhe.

Ich spazierte bis zu einem bestimmten Weinladen im Viertel Seven Dials, entdeckte dadurch eine äußerst lebendige Ladengegend. Der Laden war auf der Website des Weinguts Breaky Bottoms, das wir am Vortag passiert hatten, als Händler für deren Produkte angegeben, ich hätte sehr gern eine Flasche probiert. Doch Herr Weinverkäufer wusste von nichts, und er arbeite schon seit vier Jahren dort. Interessant übrigens, dass Weinhandel hierzulande auch exklusive Biere und Ciders anbietet.

Preise, Sortiment, Versorgungssituation: Unsere Erfahrungen der vergangenen beiden Wochen in England.
– Die Gastronomie-Preise liegen unter denen in München. (Und in vielen Restaurants wird auf der Rechnung automatisch eine Service-Pauschale von 12 Prozent zur Endsumme addiert.)
– Das Obst- und Gemüse-Sortiment im Supermarkt ist mit nur wenigen Lücken vorhanden, doch die Vielfalt ist nur ein Schatten von früher, als ich Touristenfotos von zehn Sorten Champignons im Regal machte. Selbst jetzt, in der reichhaltigsten Obstzeit des Jahres, gibt es statt wie früher mehrere Sorten Pfirsich, Nektarinen, Aprikosen, Pflaumen, Kirschen von allem höchstens eine. Und die auch nicht mehr als zusätzliche Auswahl “perfectly ripe”, ein Konzept, das ich in England kennenlernte: Auf der Mango steht jetzt explizit “sweet and juicy when ripened at home”. Dafür schreien ganz viele Verpackungen “only from British farmers”.

Grauer und frischer (ich genieße es und tanke Kühle für München) Nachmittag in der Ferienwohnung mit Lesen und mit Recherchen für den letzten Brighton-Tag am Mittwoch: Ich möchte nach London fahren für Einkäufe und zum ersten Mal ins Victoria and Albert Museum. Dazu muss ich nach vielen Jahren wieder die Tube nutzen: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Ticketkauf mit pay as you go supereinfach geworden, ich bin schon sehr gespannt, ob das wie beschrieben funktioniert.

Auch Abendessen gab es: Ich machte mir Salat aus Ruccola und Tomaten, dazu ein Glas Rotwein, das wir noch hatten, außerdem Mango mit Joghurt, danach gab’s Süßigkeiten, zu viele.

Ich bat Herrn Kaltmamsell um englisches Fernsehen – was mit dem Gerät in der Ferienwohnung gar nicht einfach ist: Der Fernsehapparat hier ist auf nicht-lineares Gucken über alle möglichen Kanäle von Netflix über Disneyplus bis ITV, Channel four, BBC ausgelegt. Für manche muss man sich mit eigenem Konto einloggen, für manche sind bereits Konten angelegt. Aber einfach den Fernseher anschalten und schauen, was gerade läuft, wie wir Alten Fernsehen kennen – das geht nicht. Herr Kaltmamsell hatte herausgefunden, wie man sich zum Live-Programm klickt, und in den Tagen davor hatten wir ein bisschen geguckt, aber gestern blieben wir in der BBC-Mediathek (wie ich sie jetzt einfach mal nenne) an The Cleaner hängen, dem englische Remake des fabulösen NDR-Tatortreinigers. Gar nicht mal schlecht, nimmt viele Kernelemente der Vorlage auf (aber einen Bjarne Mädel haben sie halt nicht hier), in der ersten Folge spielt gleich mal Helena Bonham Carter die Titelfigur “The Widow”.

Abrupter Abbruch des Fernsehabends, als mein leeres Wasserglas auf dem Tisch umkippte und einen großen Untersetzer aus Spiegelglas kaputtschlug – jetzt muss ich der unangehmen Vermietungsagentur auch noch einen Schaden melden.