Nicht so gut geschlafen, weil ich nachts mehrfach Beinkrämpfe bekam, wenn ich mich streckte (dass ich mehrfach nachts das Bedürfnis hatte, meine Beine zu strecken, ist aber auch nicht normal).
Zu einem frischen und bewölkten Morgen aufgewacht. Die Wettervorhersage verhieß aber Sonnenschein im Lauf des Vormittags, ich hielt an meinen Schwimmplänen fest. Recht früh spazierte ich über Alten Südfriedhof und Isar zum Schyrenbad, war noch deutlich vor zehn im Wasser.
Doch schon als ich mich vom Beckenrand in dieses ließ, merkte ich: zu kalt, auch wenn es nicht ganz so kalt war wie im Energie-sparenden Vorjahr. Zwar schwamm ich wirklich fröhlich los, rechnete aber jederzeit mit Frieren. Besonders flottes Tempo konnte das nicht verhindern, mit Zähnezusammenbeißen und dem guten Zureden, dass das ja jetzt nur das eine Mal war, schaffte ich 2.700 Meter, dann musste ich meine Raspel-taugliche Gänsehaut und die gefühlten blauen Lippen aus dem Becken schaffen (ich brauchte die Leiter, für ein Hochziehen über Beckenrand schlotterte ich zu sehr). Es dauerte lange, bis ich mit heißer Dusche und dann auf der Liegewiese in der Sonne wieder aufgewärmt war. Das ist sehr schade, denn damit zerstob auch meine Hoffnung, in den nächsten Sommerwochen mal nach der Arbeit für eine Schwimmrunde hierher zu radeln.
Ein paar Lebensmittel-Einkäufe auf dem sonnigen und milden Weg zurück, daheim gab’s zum Frühstück Weißbrot mit den Antipasti vom Vorabend sowie richtig gute Kirschen.
Jetzt startete das eigentliche Programm des Tages und die eigentliche Geschichte: Vor vielen Monaten erreichte mich aus dem Freundeskreis Bloggen die Einladung zum großen gestrigen Fest “Last Night of the Goths”, gefeiert im Tonwerk Dorfen. Um entsprechende Kleidung wurde gebeten. Dass ich Mottoparties besonders mag, erwähnte ich bereits; das liegt daran, dass ich mich gerne verkleide (deshalb bin ich auch große Freundin des Münchner Faschings – BÄLLE! -, bloß dass der mir zeitlich jedes Jahr wieder ungelegen kommt).
In England gibt es Läden für Party-Ausstattung in vielen Geschmacksrichtungen; als ich in Brighton an solch einem vorbeikam, nutzte ich ihn als Inspiration für das Goth-Fest. Ergebnis: Ich würde als Goth Barbie auftreten. Zentrales Element der Verkleidung war ein sensationeller rosa Cowboy-Hut mit Glitzer und Federn.
Doch den musste ich ja auch zerstörungsfrei nach Deutschland schaffen. Sicherste Transport-Variante: Auf meinem Kopf. Auf der Rückreise sah ich also so aus.
(Spiegel-Selfie auf einem Klo des Flughafens London Heathrow.)
Und was soll ich sagen: Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Komplimente an einem Tag bekommen wie damit. Als ich am Flughafen erstmal an einem Costa Cappuccino für uns kaufte, begeisterte sich der Barista sofort für den Hut, wir tauschten in Smalltalk Woher und Wohin aus, zu den Cappuccinos schob er mir dann ein Stück Karottenkuchen rüber: “That’s on me.”
Auf allen Wegen durch den Flughafen begleiteten mich fröhliche Blicke, erfreute Bemerkungen: “Love your hat!” Ich musste an all die attraktiven Frauen denken, die verletzt darauf hinweisen, über 50 würden sie unsichtbar – es gibt ein Gegenmittel! Sogar als ich das rosa Trumm mit Glitzer und Federn in München beim Aussteigen aus dem Flugzeug in der Hand trug, leuchteten die Augen der drei draußen wartenden Service-Herren auf, und einer rief: “Wow, toller Hut!”
Na gut, in Wahrheit hat also der Hut die Komplimente bekommen, nicht ich. Aber den Kuchen bekam ICH spendiert! Und das ist es doch, was wir Frauen wirklich wollen: Kuchen.
Zur Komplettierung der Goth Barbie hatte ich im englischen Party-Laden einen rosa Tutu und ein rosa Kunstbast-Röckchen gekauft, in München pinke Sandaletten sowie Lidschatten in Glitzerpink. Gestern komplettierte ich das mit rosa Oberteil, fuchsia Laufhose, der Tutu erwies sich als eher lahm, ich entschied mich für das Bast-Röckerl.
Ich war mit dem Ergebnis zufrieden. (Über meine eigene Barbie-Vergangenheit als Kind schreibe ich noch, vorab: Ja, es gab eine intensive. Meine war die Zuckerfee-Barbie.)
Die Party-Location war optimal ans Bahnnetz angebunden, der Zug nach MarktoberdorfMühldorf brachte mich nach Dorfen – schon recht früh, den losgefeiert wurde um fünf. Schon am Bahnsteig fiel im sommerlichsten Sonnenlicht das Grüppchen in Tiefschwarz auf.
Party-Location gleich ums Eck vom Bahnhof Dorfen. Und dort verbrachte ich ein paar wundervolle Stunden. Es war so schön, alte Bekannte wiederzusehen – teilweise, wie wir feststellten, nach Jahren, weil Pandemie. Doch ich lernte auch neue Leute kennen, großartigerweise kam ich in den Party-Modus, den ich eigentlich verloren glaubte, der mich Unbekannte aus echtem Interesse schlicht mit: “Dich kenne ich noch nicht. Wer bist denn du?” ansprechen ließ.
Die Gäste kamen aufs Herrlichste aufgebrezelt, ich sah atemberaubende Kleider an Herren und Damen, wunderschönen Schmuck, beeindruckendes Make-up.
Die beiden Gastgeberinnen (später trat noch eine Band auf).
Der supernette und aufmerksame Service bot gefährlich süffige Drinks an (ich blieb beim Basil Smash, den ich ab der Hälfte jeweils mit Sprudelwasser aufgoss), bald ein reichhaltiges Grill-Buffet mit Fleisch, Fisch, Vegetarischem, Veganem, viel Gemüse, Salaten dazu.
Neuerlicher Auftritt der Gastgeberinnen: Nach dem Verschicken des Save-the-date sei die häufigste Frage gewesen, ob sie heirateten. Das sei zwar nicht der Anlass, doch eines der klassischen Elemente von Hochzeiten wollten sie unbedingt auch.
Torte.
Das war der zentrale Nachtisch, und er schmeckte sensationell. Ich nahm mir ein Stück der obersten Ebene, Schoko-Buttercreme, und eines von der untersten, Quark-Beeren – ausgesprochen köstlich. Schon das war eigentlich zu viel, die mittlere Ebene, von der Koster*innen als Zitronentorte berichteten, musste ich auslassen.
Ein weiteres Bild meines Huts auf instagram.
Auch wenn für Mitternacht eine Überraschung angekündigt war, nutzte ich den letzten Zug zurück nach München schon vorher und schaukelte samt Hut nach Hause – müde-fröhlich und vor allem erfreut, dass ich also doch noch Spaß mit mehr als ganz wenigen Menschen haben kann.
Nachtrag: Mehr Fotos!
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Hier hat’s schon zu lange keine Tanzfilmchen mehr gegeben. Deshalb heute: Long board dancing von @valeriya_gogunskaya.
via @hotelmama