Journal Mittwoch, 23. August 2023 – Freier Tag am Chiemsee und im Hirschgarten

Donnerstag, 24. August 2023 um 5:49

Ein wenig unruhig geschlafen, Grund eine Mischung aus Wärme und Wein. Nach einem Aufwachen um fünf fuhr ich ein wenig Sorgenkarussell, schlief aber vor Weckerklingeln nochmal leicht ein. Weckerklingeln am freien Tag wegen Plänen: Eher früher Aufbruch Richtung Prien am Chiemsee, abends zurück in München in den Hirschgarten.

Erstmal gab es Morgenkaffee auf dem Balkon, es kündigte sich ein heißer Tag an mit Gewitterneigung. In kurzen Hosen und Sandalen marschierte ich mit Herrn Kaltmamsell zum Bahnhof, kurz vor neun fuhr der Zug Richtung Chiemsee ab (Sitzplatz kein Problem).

In Prien war die Luft frischer als in München, doch die Sonne brannte bereits heftig und unangenehm. Wir spazierten zum Bootsableger, ich füllte meine Wasserflasche gleich mal neu auf, das Schiff zur Insel Herrenchiemsee legte kurz darauf ab.

Auf Herrenchiemsee wurde gerade – Stroh angeliefert?

Blick vom Anlegesteg in den herrlich klaren Chiemsee. Die Fische konnte ich noch fotografieren, doch als ich weiterging, zeigte Herr Kaltmamsell nochmal in den See: Unter Wasser schwamm ein Haubentaucher! (Herr Kaltmamsell hatte ihn vor dem Abtauchen identifiziert.) Zu meiner Überraschung schlug er die Beine in Frosch-Bewegungen, nicht etwa paddelnd.

Wir spazierten hoch zum Schloss Herrenchiemsee, ich hatten am Vortag Tickets für eine Führung (man kommt nur mit Führung rein) kurz vor zwölf gesichert.

Hier wurde eine neue Technik zur Abwehr des Buchsbaumzünslers getestet.

Schlimme Zeiten waren das, in denen Echsen und Schildkröten als Arbeitstiere ausgebeutet wurden.

Es war noch Zeit für Frühstück: Eiskaffee.

Und für einen kleinen Spaziergang im schattigen Wald.

Die Führung durchs Schloss hatte ich im Mai vergangenen Jahres schonmal mitgemacht, Herr Kaltmamsell noch nie. Doch die junge Frau, die uns die Schlossräume diesmal zeigte (Fotografieren immer noch verboten), setzte durchaus andere Schwerpunkte als der Herr vergangenes Jahr; ich fragte mich erstmals, ob die Guides wohl ihre Texte selbst verfassen und lediglich freigeben lassen? Dennoch hätte ich mir mehr Zeit zum Gucken von und mehr Informationen zu Details gewünscht. Gibt es wahrscheinlich nur unter Fachleuten bei Sonderführungen. Interessant und neu war mir unter anderem, dass bezahlte Führungen durch Schloss Herrenchiemsee bereits kurz nach dem Tod Ludwig II. angeboten wurden – als ein Weg, seine enormen Schulden abzuzahlen.

Worauf ich bei diesem Besuch auf Herrenchiemsee besonders gespannt war: Die neue Ausstellung zu 75 Jahren Verfassungskonvent im Augustiner-Chorherrenstift.

Der Sitzungsraum des Konvents, mir wurde recht feierlich.

Die Inhalte der Ausstellung (deutsch und englisch) fand ich gut ausgesucht: Vorgeschichte und Ausgangslage, Rolle der Besatzungsmächte, zeitlicher Ablauf bis zu den Verfassungen von BRD und DDR, zentrale Fragen des Prozesses (u.a. wer soll sie erarbeiten? mit welchen Vorgaben? wer soll sie wie ratifizieren?), zentrale Fragen des Inhalts (u.a. welche Basiswerte? welche Wirtschaftsform?), ein paar wenige Exponate. Zeitgemäß wurde interaktiv und mit verschiedenen medialen Präsentationsformen gearbeitet – nicht immer nutzungsfreundlich: Wenn zum Beispiel die Schrift zu den Schritten eines Ablaufs nur mit einem Schieberegler erhellt wird, der Rest dunkel bleibt – kann sie halt immer nur eine Person lesen. Und die Lösung, die vielen Einzelfragen mit einem kontaklosen Händewinken an der Wand auszusuchen und lesbar zu machen, kam der Spielfreude besuchender Kinder entgegen und dem Rätsellösungsvergnügen mancher Erwachsener (z.B. Herrn Kaltmamsells) – ließ aber die Inhalte untergehen.

Auch diesmal erwischten wir ein Boot bei Ankunft am Steg, nämlich das zur Fraueninsel.

Sie war der eigentliche Grund des Ausflugs. Vor zwei Jahren hatte ich dort im Bootshaus der Keramik-Künstlerin Iris Stoff Porzellan gesehen, das mir sehr gefallen hatte, und war sehr stolz darauf gewesen, dass ich nichts davon gekauft hatte, weil: Nicht noch mehr Zeug. Nur dass mir ihre Vasen mit schwarz-roten Fischmotiven seither nicht aus dem Kopf gegangen waren. Also spazierten wir um die Insel mit dem Ziel dieses Bootshauses.

Alpenkette im Hitzedunst.

Wir trafen die Künstlerin wie auch vor zwei Jahren bei der Arbeit an: Sie saß über ein kleinen Dose aus weißem Ton und bemalte sie gerade mit einem bunten, floralen Muster. Die Auswahl an Objekten mit Fischmotiv war nicht mehr groß, aber jetzt besitze ich eine kugelige Vase damit (Foto davon, wenn ich rausfinde, wie ich sie gebührend in Szene setze).

Der Heimweg war etwas anstrengend, vor allem wegen der Hitze: Mit dem Schiff über Gstad und Herrenchiemsee zurück nach Prien, dort erneutes Wasserflaschenauffüllen, zu Fuß zum Bahnhof, Warten auf dem ungeschützten Bahnsteig auf den verspäteten Zug zurück nach München, der dann komplett überfüllt war, ab Rosenheim zumindest Bodensitzplatz.

In München brachten wir lediglich die kostbare Vase nach Hause, setzten uns dann gleich in eine Tram zum Hirschgarten.

Jetzt aber Essen: Herr Kaltmamsell besorgte zu unseren Radlermassen Spare Ribs für ihn und für mich eine Makrele frisch vom Steckerl (wunderbar saftig), die große Breze teilten wir uns.

Viecher jenseits des Zauns gab’s auch.

Yoga-Gymnastik stand gestern mit diesem vollen Bauch außer Frage. Daheim noch Schokolade zum Nachtisch, ich nutzte den Abend zum Verfassen des Blogposts.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 23. August 2023 – Freier Tag am Chiemsee und im Hirschgarten“

  1. Madame Graphisme meint:

    Ich habe bei einer Führung im Schlossgarten meiner Heimatstadt mal die Dame, die die Führung machte, gefragt, da auch ich mich über die Schwerpunkte wunderte (nicht negativ. Nur anders, als ich sie gesetzt hätte) und bekam zur Antwort, dass tatsächlich die Guides ihre Führung selbst zusammenstellen. Zwar mit vorgegebenem Schwerpunkt (grober geschichtlicher Rahmen) aber sonst wohl frei.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Gehört dieser Schlossgarten, Madama Graphisme, auch zur Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung?

  3. Madame Graphisme meint:

    Nein, zu den staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg. Aber da die Dame auch in Rheinland-Pfalz Führungen gibt, scheint es da weniger föderal zuzugehen.
    Ich fand es sehr spannend, wie sie davon erzählt hat, wie sie ihr Portfolio aufbaut und erweitert. Das ist wohl tatsächlich ein Work In Progress.

  4. Croco meint:

    Das erzählte mir die Führerin in Oppenheim auch. Sie stellt ihre eigene Führung zusammen.

  5. caterina meint:

    Ich war vor Jahren mal Schlossführerin (in Österreich). Es gab das Grundgerüst, was gesagt werden musste, darüberhinaus noch Fakten jede Menge und ich habe mich dann nach der Gruppe gerichtet. Wenn ich mehrsprachig unterwegs war, konnte ich einfach weniger sagen, weil die Zeit knapp wurde, bei Jugendlichen hab’ ich einen anderen Schwerpunkt gesetzt als z.B. bei Amerikanern oder Japanern. Ältere Einheimische haben andere Interessen als jemand, der in 10 Tagen quer durch Europa düst. Es ist doch sinnlos, etwas herunterzubeten das die Menschen nicht interessiert, wenn es genug anderes gibt, was ich erzählen kann.

  6. Hauptschulblues meint:

    Stroh auf die Insel: Dort gibt es jede Menge Stalltiere, abseits der Besucher:innen.

  7. Sebastian meint:

    Tolles Gefolge, Frau Kaltmamsell.

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