Journal Donnerstag, 16. November 2023 – Naturbeobachtung auf der Theresienwiese / Alte Liebe in Augsburg

Freitag, 17. November 2023 um 7:52

Wieder gut geschlafen (man muss auch loben!), und das bei Herrn Kaltmamsell – Teil der Bettzeug-Logistik für Übernachtungsbesuch.

Für den Arbeitsweg konnte ich zu Variante A zurückkehren: Luftlinie einmal quer über die Theresienwiese. Und erwischte gleich mal ein seltenes Naturschauspiel.

(Synchronstimme von Robert Redford: Rolf Schult) Erste Morgensonne mitten in München. Unter den schützenden Blicken der Bavaria hat sich eine Herde Zwerg-Gabelstapler zusammengefunden. Die Tiere ahnen nicht, dass jetzt, Mitte November, die Ost-West-Passage der Theresienwiese freigeschmolzen ist und ihre ungestörten Tage enden.

Im Büro noch schnell was weggeschafft: Der Tag war mit einem jährlichen Treffen aller Fachbereiche wie meinem an allen Standorten belegt – und weil er aus Kostengründen wieder online stattfand, konnte ich teilnehmen. (Unter anderem wurde live auf einen derzeit aktiven Messestand meines Arbeitgebers geschaltet, Smartphone über MS Teams, was ich ziemlich cool fand, sowas bekomme ich ja nie in Echt mit.)

In der Kaffeepause Sprint zur Nachbar-Cafeteria für einen Cappuccino, in der Mittagspause gab’s einen Apfel sowie Quark mit Joghurt und ein paar reingeschnippelten Trockenfeigen.

Gleich nach Ende der Veranstaltung nahm ich eine U-Bahn zum Bahnhof: Ich war mit Herrn Kaltmamsell nach Augsburg zu einem frisch dorthin umgezogenen Freund eingeladen. Da die Strecke nicht von der Deutschen Bahn bedient wird, sondern von einem Drittunternehmen, war sie nicht von Warnstreik der DB-Lokführer betroffen, ich kam problemlos und pünktlich an.

Gründliche Besichtigung der neu bezogenen Wohnung, dann lud uns der Gastgeber in ein edles Restaurant ums Eck ein: In die Alte Liebe. Es gab hervorragenden Champagner Bonnet-Ponson, für mich noch ein Glas Bürklin-Wolf Weißburgunder aus der Pfalz. Dazu Kleinigkeiten:

Puntarelle

Taube, auf hiesigen Speisenkarten eine Seltenheit, diese war sehr gut.

Mittlerweile regnete es nicht enden wollend, unterm Schirm spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell zum Augsburger Hauptbahnhof, wir warteten auf einen der gestern deutlich rareren Regionalzüge als sonst zurück nach München.

Heimweg im Regen, schnell ins Bett.

§

Jeder und jede, die in den vergangenen Jahren Zeug*innen von Vorträgen und Folien-Präsentationen wurden, vor allem beruflich, beobachteten den Siegeszug des “Genau”. “Genau äh ja” wird möglicherweise im Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht bereits als üblicher Einstieg in Präsentationen gelehrt. Vor wenigen Wochen wurde ich erstmals Zeugin eines “genau” in einer Wortmitte, ich freue mich auf weitere Varianten.

Auf Mastodon wies mich Linguist @josch auf einen Aufsatz aus dem Jahr 2021 von Peter Auer hin, der sich systematisch mit diesem Diskursmarker (welch schöner, nützlicher Begriff) befasst, unter anderem damit, in welchen Umgebungen “genau” sonst noch mit welcher Funktion auftaucht.
Genau! Der auto-reflexive Dialog als Motor der Entwicklung von Diskursmarkern”.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 16. November 2023 – Naturbeobachtung auf der Theresienwiese / Alte Liebe in Augsburg“

  1. Ilka meint:

    Neulich auf einem Elternabend: Die Klassenlehrerin verwendete inflationär das Wörtchen “genau”. Highlight waren zwei “genaus” hintereinander, durch eine kleine Pause getrennt.
    Ich ertappte mich, dass ich anfing, die “genaus” zu zählen, konnte dadurch inhaltlich nicht mehr zu 100% folgen.
    Und das Fiese ist – diese “Genaueritis” ist äußerst ansteckend. Am nächsten Tag bemerkte ich, dass ich selber immer mal wieder ein satzeinleitendes “genau” verwendete. Genau, das fand ich tatsächlich unangenehm!

  2. Anke meint:

    Was ist mit tatsächlich als Beginn einer Antwort? Das ist doch auch erst einige Jahre alt. Tatsächlich bin ich damit, Jahrgang 62, nicht groß geworden.

  3. Jojo meint:

    Mit Powerpoint- und anderen Vorträgen habe ich nie zu tun, aber das “Genau” fiel mir neulich bei Söhnchens Klavierlehrer auf, der das auch sehr häufig gebraucht. Eventuell habe ich auch nur wegen des kurz zuvor gehörten Radiobeitrags https://www.swr.de/swr2/wissen/aeh-aehm-genau-wozu-gibt-es-fuellwoerter-102.html mehr darauf geachtet.

  4. Flusskiesel meint:

    Danke für die Dokumentation dieses erhabenen Naturschauspiels! Ich habe da immer als Erzählstimme Dietmar Wischmeyer als ,,Kleiner Tierfreund” im Ohr.
    Den ahme ich immer nach, wenn sich im Büro mal mehrere Kolleginnen am Trinkwasserspender sammeln:
    ,,Es will wohl Abend werden am Wasserspender, wenn sie die Tiere der Serengeti vorsichtig und scheu um das kühle Nass versammeln …”

  5. Roland B. meint:

    Genau in der Wortmitte ist doch nichts besonderes.
    Augenaufschlag.

  6. Beate meint:

    Meine Theorie ist, dass Menschen unterhalb einer gewissen Altersgrenze kaum noch in der Lage sind, Sätze ohne “genau” und “tatsächlich” zu bilden. Es geht mir dann ähnlich wie Ilka: Ich konzentriere mich auf die Füllwörter, die Häufigkeit und die Platzierung, der Inhalt ist fast nur noch Hintergrundrauschen.

  7. Bleistifterin meint:

    Als ich vor 20 Jahren Studierenden aus den USA Deutschunterricht erteilte zur Zulassungssprachprüfung DSH legte sich einer der Studierenden eine Email-Adresse an ” jajagenau@…”
    (Wobei ich es in meiner Erinnerung eher als Bestätigung denn als Einleitung benutzt habe)
    Peinlich!

  8. Jjaks meint:

    Hier in der IT ist “Okay” während Präsentationen inflationär – auch irgendwann sehr schmerzhaft…

  9. susann meint:

    Der Siegeszug des “genaus” fällt mir seit einigen Jahren verstärkt bei Schülerreferaten auf. Es hat auch bei Abiturprüfungen Einzug gehalten, gerne auch als Schluß des hehren 10-minütigen Paradestücks der Schülerkarriere, dem Kolloquiumsreferat. Hier gerne verwendet in der Form: “Ja, und das war Referat, ähm, ja, genau.”
    Gefolgt von scheu-charmantem Augenaufschlag mit der Bedeutung “Das waren aber jetzt schon 15 Punkte, oder, genau?”

  10. Christian meint:

    Ich hätte geschworen, dass die Menschen, bei denen ich das zuerst wahrgenommen habe, das „genau“ brauchten, um sich selbst zu vergewissern, dass der bis jetzt geleistete Teil erfolgreich beendet wurde, im Idealfall stimmte und im Idealfall auch, um Rückfragen zu vermeiden. Wie es halt ist, wenn man zu einem Thema präsentiert/referiert, zu dem man exakt das angelesene und ver-powerpointete Wissen hat, aber kein Mµ mehr.
    Genau.
    Dann breitete es sich aus und ich danke sehr für diesen interessanten Link

  11. Hauptschulblues meint:

    Das g-Wort nervt tierisch.

  12. Andi meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Genau!

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