Journal Freitag, 10. November 2023 – Unwillig

Samstag, 11. November 2023 um 8:24

Der Wecker holte mich aus tiefem Schlaf, ich war sehr unwillig darüber, denn ich hatte gerade nach Langem mal wieder von einem interessanten Gebäude geträumt: Um einen Kastanien-bestandenen, asphaltierten Hof (ähnlich dem Schulhof des Reuchlin-Gymnasiums, als ich darin Schülerin war) lagen zwei Stück halbrunde Bauten, höchstens zweigeschoßig, in deutlich unterschiedlichem Stand der Erhaltung, und ich überlegte, wie ich sie für einen Roman verwenden könnte und wie ich in der Schilderung die Fensterfronten gestalten würde.

Diese Unwilligkeit setzte sich mit der fort, dass ich ins Büro gehen musste, dort war ich unwillig darüber, dass ich arbeiten musste, obwohl die Aufgaben des Tages absehbar und durchaus nicht belastend waren, doch dann fiel mir ein, dass all dieser Unwille ja auf den Grund-Unwillen zurückgeht, überhaupt leben zu müssen, zu atmen, zu denken, zu sein. So rang ich mich zum täglichen “Da muss ich halt durch” durch.

Ruhige Emsigkeit mit einer großen Tasse Schwarztee (builders tea mit viel Milch und Zucker, der bei mir halt Süßstoff ist), dann einer Kanne Kräutertee. Nachdem ich beim Querprobieren von Kräutertees bislang immer nur Bestandteile entdeckte, die ich nicht mag (alles Lakritzige, Minze nur sortenrein, Anisnoten), lerne ich vom aktuellen “Blütenzauber” vom Wurzelsepp, dass ich Kamille liebgewonnen habe: Mag ich in dieser Mischung, ebenso schnuppere ich in letzter Zeit Kamillenblüten beim Wandern wohlig hinterher. Bis vor ein paar Jahren verband ich damit nur Kindheitserinnerungen mit Krankheit.

Trotz regendrohlichem Wetter zog es mich raus auf einen Mittagscappucino. Wurde ein schöner Spaziergang in angenehmer Luft, erst auf dem letzten Stück des Rückwegs erwischten mich ein paar Tropfen.

Zu Mittag gab es einen Glockenapfel: Eher mehlig (das kegelt die Sorte vermutlich für die meisten raus) dafür überraschend säuerlich, stelle ich mir gut für Apfelmus und Kuchen vor.
Dann noch einen Pinova, maximal anders. Zudem gab es Kiwis mit Sojajoghurt. Ich hatte befrüchtet, dass das als Mittagessen zu wenig substanziell sein könnte, hielt mich aber erstaunlich lange satt.

Nach Feierabend, der Unwille richtete sich mittlerweile auf all die Termine und Verpflichtungen am Wochenende, spazierte ich im Trockenen über Süßigkeiteneinkäufe beim Discounter nach Hause, genoss die nicht zu kalte Herbstluft.

Daheim buk ich erst mal gestürzten Apfelkuchen.

Die Sorte Pinova stellte sich als doch nicht ideal heraus: Wurde beim Backen gummig statt mürbe.

Auf die Runde Yoga-Gymnastik während der Backzeit freute ich mich besonders – und geriet dann an eine besonders schlimme. Folge 10 von Adrienes Home besteht zu 90 Prozent aus beliebig besinnlichem Gelaber (Sie erinnern sich an die Lehrerinnenstimme in Peanuts? so kommt das bei mir an), es gibt wenig, was mich so verlässlich aggressiv macht (falls Sie mich also mal ganz schnell auf die Palme bringen wollen). Ich spulte vor bis zu den zwei wirklich gymnastischen Bewegungen und war (noch mehr) verstimmt.

Erhoffte Entspannung durch Alkohol: Nochmal Cosmopolitans, diesmal wieder nach unserem Standard-Rezept (für zwei: 12 cl Wodka, 6cl Triple Sec, 2 Teel. Limettensaft, 6cl Cranberry-Saft), aber eben mit Zitronen-Wodka.

Undrappiert.

Der Zitronen-Wodka war eine willkommene Abwandlung, doch ich hatte das Bedürfnis nach mehr Cranberry-Saft und goss auf.

Zum Nachtmahl teilten wir uns ein wunderbar marmoriertes Kuh-Kotelett, dazu gab es Ernteanteil-Spinat, und ich machte den restlichen Zuckerhut als Salat an. Wein dazu ein Muskat Ottonel von Paul Achs – den wollte ich halt probieren, auch wenn er sehr wahrscheinlich nicht zum dunklen Fleisch passen würde. War dann gar nicht zu deneben mit seiner leichten Bitterkeit hintenraus. Nachtisch lauwarmer Apfelkuchen, Schokolade. Früh ins Bett.

§

Lila über die Nachrichtenquellen und -lage in Israel:
“Vom Aus- und Anschalten”.

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Warum auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier es mal lieber gelassen hätte, von Arabisch-stämmigen als gesamter Bevölkerungegruppe eine Distanzierung von der Hamas zu fordern – hier erklärt Yassin Musharbasheiner als einer davon, was das bei ihm auslöst.
(Nicht die Drukos lesen.)

(Entlarvendes Gegenbeispiel: Haben sich schon alle Christ*innen von der sexuellen Gewalt ihrer Priester distanziert?)

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Freitag, 10. November 2023 – Unwillig“

  1. N. Aunyn meint:

    Ja – das war wirklich zum Fremdschämen. Dass muslimische Dachorganisationen sich distanzieren braucht meiner Ansicht nicht diskutiert zu werden, aber diese Forderung an Einzelpersonen zu richten ist völlig verfehlt.

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