Journal Mittwoch, 13. Dezember 2023 – Beifang aus dem Internetz
Donnerstag, 14. Dezember 2023 um 6:24Das Dezemberdatum bereits deutlich zweistellig, den kriegen wir auch noch rum.
Beim Kreuzen der Theresienwiese in wieder milder Luft begegnete ich dem großen Krähenschwarm vom Dienstagmorgen; doch während er am Dienstag gerade eingeflogen kam, den dunklen Himmel weiter verdunkelte, saßen die Vögel jetzt aufgereiht auf den Spannseilen der Tollwood-Zelte.
Amselgeflöte um halb acht, auf den vorherigen Heimwegen hatte ich es auch gegen 18 Uhr gehört, die spinnen.
Mittags raus in die Düsternis, für eine Runde Bewegung in der Dezemberluft zu einem Cappuccino, beides tat gut.
Mittagessen am Schreibtisch: Pumpernickel mit Butter, Joghurt mit Quark und Maracuja.
Ein eher ruhiger Arbeitstag, viel Jahrezeitliches.
Nachmittags regnete es kräftig, doch zu Feierabend hatte es aufgehört. Ich ging über Drogeriemarkt-Besorgungen heim. Dort saß ein rotzender und hustender Herr Kaltmamsell und jammerte: “Kümmere dich um mich!” Es genügte ihm aber, von mir Ibu und Nasenspray angereicht zu bekommen, ich machte ehrlich mitfühlende Laute dazu.
Wie vereinbart gab es zum Abendessen Sushi (Ernteanteil war aufgebraucht), ich bestellte eine bunte Mischung (und Spinat-Sesam-Salat). Ich hatte mich gerade nach einer Yoga-Runde umgezogen, als der Sushi-Bote auch schon klingelte.
Schmeckte gut!
Früh ins Bett zum Lesen.
Post im Briefkasten: Die Stadt München hatte mich angeschrieben, Betreff “Vollzug des Bundesmeldegesetzes (BMG)”. “Nach einer Mitteilung des Wahlamtes”, so heißt es in dem Schreiben, solle ich nicht mehr da wohnen, wo ich wohne. Mit Bitte, den Sachverhalt aufzuklären.
Mache ich natürlich ohne weitere Umstände, aber what? Und warum Wahlamt?
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Eine Analyse von Matthias Quent, Professor für Soziologie und Vorstandsvorsitzender des Instituts für demokratische Kultur an der Hochschule Magdeburg-Stendal, in republik.ch:
“Deutschland kippt nach rechts”.
Die Ohnmacht und eine gewisse Resignation vor dem Druck von rechts aussen ist in der demokratischen (Noch-)Mehrheit in Ostdeutschland überall zu spüren. Es scheint, als litten in der gegenwärtigen Vielfachkrise und unter rechtsextremem Dauerbeschuss grosse Teile der Zivilgesellschaft unter einem kollektiven Burn-out.
(…)
Auch wenn der Verfassungsschutz mit seiner jüngsten Entscheidung zu Sachsen nun schon den dritten Landesverband der AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft hat: Angst vor dem Inlandgeheimdienst hat die AfD nicht mehr. Ihre Kooperationen mit Neonazis, staatsfeindlichen Reichsbürgerinnen und Überschneidungen zum rechtsterroristischen Untergrund sind gut dokumentiert, empören aber immer weniger. Währenddessen versuchen die Rechten, ganz nach dem Vorbild Donald Trumps, die Polarisierung weiter voranzutreiben. Die Botschaft lautet: Wir werden von denen angegriffen, weil wir für euch einstehen. Auf Telegram heisst es auf dem Kanal von Björn Höcke: «Vergesst nicht: Sie sind gegen Höcke, weil er für euch ist! 2024 wird unser Jahr.»
(…)
Weil die Gesellschaft sich immer weiter ausdifferenziert, während die Bindungskraft gemeinsamer Wertvorstellungen abnimmt, ist eine politische Legitimationskrise entstanden. Und diese wird in den sozialen Netzwerken verstärkt. Viele Menschen reagieren, indem sie eigene, mitunter von Fakten und guten Argumenten losgelöste Weltdeutungen oder gar Verschwörungstheorien entwickeln. So werden auch gesellschaftliche Institutionen infrage gestellt, was von rechts aussen planvoll befeuert wird. Aus den Trümmern der liberalen Demokratie soll eine neue autoritäre Ordnung entstehen, für die die antidemokratischen Entwicklungen in Viktor Orbáns Ungarn die Blaupause bilden.
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Maximilian Buddenbohm sieht sich mal wieder um und konstatiert:
“Hinnehmendes Abwarten in bröckelnden Kulissen.”
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Wie man lustiges Multimedia-Erzählen auch machen kann und dabei nicht nach Journalistikschule aussieht, zeigt The Verge mit:
“The year Twitter died”.
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Was archäologische “Blockbergungen” sind, habe ich im Museum für Vorgeschichte in Halle gelernt, dessen Werkstatt dafür berühmt ist. Hier erklärt sie Museumsdirektor Harald Meller samt einigen Beispielen (das Massengrab von Lützen habe ich damals in der Ausstellung “Krieg” gesehen):
https://youtu.be/oEQlgllwdAk?si=9eXx7kmzTW1Rn1OK
1 Kommentar zu „Journal Mittwoch, 13. Dezember 2023 – Beifang aus dem Internetz“
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14. Dezember 2023 um 18:31
“Die Ohnmacht und eine gewisse Resignation vor dem Druck von rechts aussen ist in der demokratischen (Noch-)Mehrheit in Ostdeutschland überall zu spüren. Es scheint, als litten in der gegenwärtigen Vielfachkrise und unter rechtsextremem Dauerbeschuss grosse Teile der Zivilgesellschaft unter einem kollektiven Burn-out.”
Was für ein wichtiges Zitat! Ja, auch im Osten sind die meisten Leute keine Nazis, obwohl das Nicht-Nazisein dort erheblich anstrengender ist als anderswo. Dass dann trotzdem oft alle über einen Kamm geschoren werden und der gesamte Osten als hoffnungsloser Fall abgeschrieben wird, ist dann erst recht ein Schlag ins Gesicht.