Journal Freitag, 23. Februar 2024 – Zahnthemen, die Balkan-Bäckerei auf der Schwanthalerhöhe

Samstag, 24. Februar 2024 um 8:46

Früherer Wecker, weil ich gleich um halb acht den jährlichen Zahnreinigungstermin vereinbart hatte.

Also nahm ich eine U-Bahn zur Münchner Freiheit. Spazierte zur Praxis der Zahnärztin.

Angenehm ist diese Prozedur ja nie, doch ich freue mich immer auf das Wiedersehen mit der Zahnreinigerin. Wieder glichen wir unsere aktuellen Lauferlebnisse an der Isar ab. Und sie sprach über den Sturm und das Gewitter in der Nacht zuvor: Ich hatte nichts mitbekommen, musste also wirklich tief geschlafen haben

Nachdem Frau Zahnreinigung letztes Jahr an der Regelmäßigkeit meines Zahnseideneinsatzes gezweifelt hatte (ich bin immer noch tief gekränkt in meinem Streberinnentum), wies sie mir diesmal nach, dass ich an einigen Stellen konsequent falsch zahnseidle und schon Kerben ins Zahnfleisch gefräst habe. Wir übten an diesen Stellen mit Spiegel – und ich fürchte, darin liegt auch der Trick: Ich meide den Badezimmerspiegel beim abendlichen Zahnseideln, weil ich ihn verspritzen würde. Werde ich also künftig in Kauf nehmen, um mich nicht (Achtung:) ins eigene Fleisch zu schneiden.

Bei der anschließenden Kontrolle missfiel Frau Dr. med. dent. eine “uralte” Füllung (Videobeweis per Zahnfernsehen), ich trat also erst nach einer weiteren Terminvereinbarung zurück auf die Straße.

U-Bahn ins Büro – wo mich erstaunte, dass auch bei Arbeitsbeginn über eine Stunde später als sonst nichts los war auf den Fluren, Freitag halt. Los war allerdings einiges in meinem Postfach, ich schaltete Tempo zu. Das Dringendste hatte ich bis Mittag durch, ich marschierte auf einen Cappuccino ins Westend – unter einheitlich grauem Himmel und in kühler Luft.

Mittagessen später am Schreibtisch: Apfel, Hüttenkäse, Orangen.

Durch Telefonate Dinge herausgefunden, das fühlte sich sehr tüchtig an. Nicht lachen: Hauptaufwand an Energie und Zeit kostete das vorherige Nachdenken, wen ich anrufe und wie ich die Fragen formuliere.

Freitäglich pünktlicher Feierabend. Vor den Wochenendeinkäufen im Vollcorner ging ich in eine Bäckerei, die mir eine kulinarisch anspruchsvolle Bulgarin empfohlen hatte: Die Bäckerei Konditorei Adriatik auf der Schwanthalerhöhe stellt laut ihr authentisches und gutes Balkan-Backwerk her, sie hatte mir anhand von Fotos auch konkrete Produkte empfohlen.

Käsebreze und -finger rechts gehörten zum empfohlenen, und dann hatte ich in einem Regal an der Wand dieses runde Brot gesehen und danach gefragt: ein Maisbrot, das fand ich spannend.

Um die Theresienwiese war der Himmel zum Sonnenuntergang ganz eigentümlich gefärbt, ein Streifen leuchtete am Horizon intensiv blau.

Und über der Schwanthalerhöhe brannte er.

Daheim informierte mich Herr Kaltmamsell, dass er das Backwochenende aus Vernunftgründen um eine Woche verschoben hatte: Statt zum allerersten Arbeitstag an neuer Stelle würde er erst am Montag drauf Berge von Kuchen für die neuen Kolleg*innen mitbringen. Also bereitete ich nicht Cookie-Teig vor, sondern turnte statt dessen eine Runde Yoga-Gymnastik.

Dann wurde Wochenende gefeiert. Zu den Drinks (Rosita) aßen wir das Balkan-Hefegebäck mit Käse: Sehr gut und anders, saftiger und feinporiger Teig.

Zum Abendessen gab es den kleinen Ernteanteil-Chinakohl aus der Pfanne mit Sojahack, dazu das Maisbrot.

Es erinnerte an amerikanisches Cornbread, also wahrscheinlich mit Backpulver gelockert, schmeckte aber deutlich weniger süß und war fester. Uns fielen gleich mal weitere Einsatzmöglichkeiten ein. Im Glas Rosé Pittnauer Dogma, ganz wunderbar. Nachtisch Schokolade.

§

Ich fühle mich gesehen: “I’m over fifty”.
Unbedingt auch die Kommentare lesen.

Das mit der manchmal überraschenden Unsicherheit beim Treppenruntergehen habe ich also nicht allein? ABER HOSENANZIEHEN IM STEHEN KLAPPT NOCH SUPER!
(I’m over fifty and and of course this young pretty woman in my neighbourhood with long blond hair parted in the middle is really nice what do you mean she is actually five different ones?)

Interessant auch die (wenigen) Kommentare unter dem Post, die humorfrei behaupten, mit $Methode (Sport, Ernährung, Einstellung blablabla) müsse das alles gar nicht sein. Ebenso humorfrei: Schnuckis, Altern ist ein physikalischer Vorgang, irgendwann erwischt es jede*n, auch bei noch so gesundheitsförderlichem Lebensstil. (Ausnahme: Brandner Kasper)1

Apropos: Eine Nebenwirkung des Theaterabends mit Schauspiel aus allernächster Nähe war das Abgucken eines Schminktricks an der Hauptdarstellerin – so entwickelt man also schwarzen Lidstrich weiter, wenn die Lider im Alter erschlaffen. Habe ich gleich mal umgesetzt, funktioniert super.

§

Auch alt: Im Techniktagebuch schildert Kathrin Passig
“Um 1985
Computerkurs im Jugendzentrum”.

§

Wenige Wochen vor der Oscar-Verleihung ein weiteres Interview mit der nominierten Ausnahme-Schauspielerin Sandra Hüller, hier in der New York Times. Hüller beschreibt, welche Auswirkungen die Nominierung schon jetzt auf ihr Leben und ihre Arbeit hat – auf ihre klarsichtige, uneitle Art:
“A Top Oscar Nominee, Uneasy in the Spotlight”.

  1. Sie melden sich, wenn ich die Schrift hier im Blog wieder mal größer stellen sollte? []
die Kaltmamsell

15 Kommentare zu „Journal Freitag, 23. Februar 2024 – Zahnthemen, die Balkan-Bäckerei auf der Schwanthalerhöhe“

  1. Sandra meint:

    Ich frage mich gerade, wie man beim Zahnseideln den Spiegel verspritzt. Ich scheine eine völlig andere Technik anzuwenden.

  2. loosy meint:

    Ich bin 40 und hab das mit den Treppen schon ne Weile….

  3. Bleistifterin meint:

    Bitte Schminktricks nicht nur anteasern, das wollen wir doch alle wissen! Dankeschön!

  4. die Kaltmamsell meint:

    Meine Augen sind doch nicht Ihre Augen, Bleistifterin: Ich müsste sehr ins Detail gehen. Kurzversion: Außen nicht mehr hochziehen.

  5. Sonni meint:

    Yeah, I’m over 50… und erinnerte mich erst neulich daran, wie ich noch vor 20 Jahren fest der Meinung war, Altern sei doch auch EINSTELLUNGSSACHE. Ich jedenfalls würde immer High Heels tragen und morgens mit einem Satz aus dem Bett hüpfen. Alles andere wäre doch zumindest teilweise Anstellerei. Ja, genau.

  6. Melanie meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Made my day

    *******************************************************

  7. Rainer meint:

    Man sollte noch dieses unbewusste Stöhnen in den Alterserscheinungen aufnehmen, jede kleinste Kraftanstrengung wird musikalisch mit einem Ächzen untermalt… und meistens kriegt der Ächzende das gar nicht mit…

  8. Rainer meint:

    Herausziehen der Zahnseide vom Zahnfleisch weg und nicht zur Seite… sehr interessant was da manchmal geflogen kommt…

  9. Croco meint:

    Eine sehr schöne, sehr liebe und sehr blonde Freundin ist empört, dass sie jetzt kleine Spuren von Arthrose hat. Sie. Das geht nicht. Und woher das käme. Sie hätte doch alles richtig gemacht.
    Vom Alter, sag ich. Sie ist sehr empört und ein bisschen beleidigt.
    Vor dem Alter hatte ich noch nie Angst. Ich finde es immer noch spannend. Naja, die Auas nicht. Aber ich mag meine neue Gelassenheit sehr. Und das mit dem Lidstrich muss ich ausprobieren, ich hab so winzige Schlupfäuglein.

  10. geschichtenundmeer meint:

    Die Instagram-Dame habe ich geliebt, als ich selbst noch auf Instagram war. (Und ja, ich kenne das.)

  11. Andrea meint:

    Treppen hinuntergehen- bin froh, dass es mir mit mittlerweile 60 nicht allein so geht

  12. Iris meint:

    Hier heftiges Kopfnicken beim Lesen der Aussage mit dem Treppensteigen und bei dem Kommentar von Rainer. Früher ging mir das Ächzen und Stöhnen meiner älteren Schwägerin auf die Nerven, heute erwische ich mich immer öfter selber dabei.

  13. Chris Kurbjuhn meint:

    67. Treppen geh ich seit ca. 15 Jahren nur in Geländer-Griffweite runter.

  14. Nadine meint:

    Ich bin 39 und gehe Treppen schon immer vorsichtig runter. Ich bin zu oft gestürzt, als dass ich damit warte bis ich 50 bin… Gestürzt bin ich noch zu Schulzeiten… Team Geländer seit 20 Jahren quasi…

  15. Eva meint:

    Der Sicherheitsbeauftragte meines früheren Arbeitgebers meinte mal, man solle beim Treppensteigen IMMER UND IN JEDEM ALTER DEN HANDLAUF BENUTZEN (Caps nicht von mir). Ich halte mich zwar nach wie vor nicht immer dran, aber seine folgende Erklärung war einleuchtend (ganz kurz gefasst: Gestolpert ist man schneller als man denkt und dabei kann man sich übel verletzen.) Und vielen Dank für den Schminktipp!

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