Journal Samstag, 17. Februar 2024 – Brotbacken und lukullischer Freundesabend

Sonntag, 18. Februar 2024 um 8:52

Nächtliche Kopfschmerzen – ich hatte den Wein im Verdacht, trotz bloß halber Flasche und dreimal so viel Wasser dazu.

So wachte ich unausgeschlafen auf. Positiv: Ich startete die Umsetzung meiner Brotbackpläne zeitig, es sollte Buttermilch-Mischbrot geben (in jedem Durchgang entferne ich mich weiter vom Originalrezept, mal sehen, wann ich so zufrieden bin, dass es als eigenes Rezept unter meinen landet).

Das Brot gelang hervorragend (Anschnitt nach Abkühlen).

Das Draußen war düster, aber weiter mild, es regnete. Die Kopfschmerzen ließen sich auch nicht durch Ibu vertreiben, ich fühlte mich müde. Doch ich hatte mich auf eine Schwimmrunde gefreut, also machte ich mich dafür fertig und in ging in Nieselregen zur U-Bahn.

Unterwegs machte ich einer Gruppe Hispanohablantes Platz, gedankenlos mit spanischer Erklärung, dass sie so zusammen sitzen konnten, woraufhin sie sie komplett verstummten. (Verzeihung, so war’s nicht gemeint. Aber in München ist Spanisch fast genauso wenig Fremdsprache wie Englisch.)

Im Gebäude der Olympiaschwimmhalle sah ich vor der Bezahlschranke (hihi) hinunter aufs Becken – mit sinkender Laune: Es war so voll, wie ich es noch nie gesehen hatte, zwei Bahnen durch Rudelschwimmer besetzt, ganz kurz überlegte ich umzukehren. Doch das hätte meine Laune weiter verschlechtert, ich ließ es darauf ankommen.

Im Olympiapark selbst fand gestern ein Volkslauf statt, die Teilnehmenden nutzten die Schwimmbadumkleiden, ich musste einen leeren Spind erst suchen.

Doch von da an ging es aufwärts: Die am wenigsten genutzte Bahn, in die ich mich herabgelassen hatte, leerte sich bald, ich fühlte mich gar nicht mehr müde, das Kopfweh war weg. Gutes Schwimmen, nach 3.000 Metern hätte ich locker noch weiter können (wollte es aber nicht übertreiben, und es war eh schon spät).

Am südlichen Beckenende, also Richtung Sprungbecken, nahm ich bei jeder Wende deutlich den Geruch von Dauerwellen-Chemikalie wahr (ich bin so alt, dass ich die noch aus eigenem Riechen kenne), Wasserstoffperoxid? Vermutlich einfach zur Reinigung verwendet, doch der Geruch schubste den Gedankengang an, dass die Blumenkohlfrisur auf Basis von Dauerwelle auf den Häuptern alter Frauen wie seinerzeit dem meiner polnischen und meiner spanischen Oma wohl ausgestorben ist. Und durch den praktischen Kurzhaarschnitt ersetzt wurde. Auch dass damit der Phänotyp alter Damen ausgehfein mit Kleid, Pumps, Handtasche durch beige Funktionskleidung mit Klettverschlussschuhen abgelöst wurde, ein Generationenwechsel an der Spitze der Bevölkerungspyramide. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Styling-Wechsel – zu dem dann ich gehören werde.

Den Rückweg begann ich mit der Tram, unterbrach ihn für Espressobohnenkauf in der Maxvorstadt – und musste dann wieder zurück zur Tram gehen, denn an der U2 wird derzeit gebaut. Das Wetter war mittlerweile deutlich heller und freundlicher geworden.

Frühstück kurz nach zwei bestand daheim aus zwei mächtigen Scheiben frischem Brot, die eine mit Gänseschmalz (von dem werden wir noch eine Weile haben), die andere mit Butter und bulgarischem Akazienhonig. Außerdem einer großen Hand voll libanesischer Pistazien.

Gemächlicher Nachmittag mit Zeitungslektüre und einer Runde Yoga-Gymnastik, bevor ich mich fein machte für die Abendeinladung mit Herrn Kaltmamsell bei Freunden. Dafür nahmen wir eine U-Bahn in Richtung Südwesten. Blöderweise startete mein Kreislauf kurz davor seine Superschwindel-Schweißausbruch-Frier-Nummer (seit den Glutattacken der Wechseljahre weiß ich sicher, dass das keine ist), ich nahm ein kleines Handtuch mit, um unterwegs wenigstens Gesicht, Hals und Haar halbwegs zu trocknen.

Wir verbrachten einen ausgesprochen lukullischen Abend mit Champagner-Cocktail, wunderbarer Suppe (dazu ein überraschend passender fränkischer Orange Silvaner Kerstin Laufer), einer mächtigen fränkischen Bauernente (von der ich mir mit der Erklärung “der Gast bekommt das beste Stück” gleich mal einen Schenkel schnappte), begleitet von Klöß, Blaukraut, Selleriesalat (unbedingt nachbauen), im Glas einen wunderbaren spanischen Roquers de Porrera aus dem Priorat.

Und dann gab es noch als besonders köstlichen Nachtisch eine Zitronentarte (aus dem goldenen Plachutta, merken), dazu Süßwein. Das Ganze in dem wunderschönen und schweren Familienkristall eines der Gastgeber. Und begleitet von Neuigkeiten-Austausch, Aufholen von aktuellem Ort im Leben.

Darüber war es überraschend spät geworden: Erst nach Mitternacht saßen Herr Kaltmamsell und ich am U-Bahnsteig für die Heimfahrt.

§

Cornelia Kolden fasst für die ARD Brüssel Hintergründe der europäischen Bauernproteste zusammen:
“Woher kommt die Wut auf Brüssel?”

Spoiler: Die aktuelle Bundesregierung ist nicht die Ursache der Missstände. Nicht mal die Grünen.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Samstag, 17. Februar 2024 – Brotbacken und lukullischer Freundesabend“

  1. Lempel meint:

    Die Dauerwelle ist nicht ausgestorben, die männliche Jugend trägt dafür derzeit die Dauerwelle ihrer Urgroßmütter auf (“Nudelkopf”).

  2. Joriste meint:

    Ja, es ist wirklich verrückt. Die 15jährigen Jungs machen Minipli. Ich konnte es nicht glauben, aber als ich begann drauf zu achten haben da jetzt wirklich viele Locken oben. Die Töchter nickten wissend.

  3. Spontiv meint:

    das Essen sieht sehr lecker aus. mich interessiert die vorsuppe, was ist das für eine einlage?

  4. die Kaltmamsell meint:

    Das waren zum einen Pfannkuchenstreifen, Spontiv, zum anderen Grießnockerl.

  5. Anne meint:

    Pistazienbrot! Grossartige Idee!

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