Journal Sonntag, 18. Februar 2024 – Der Frühling ist voll ausgebrochen

Montag, 19. Februar 2024 um 6:19

Schlaf bei geschlossenem Fenster, weil draußen durchgehend laute Menschen lärmten. Ich wachte nach der Abendeinladung deutlich zu früh auf, aber nur wenig verkatert, selbst das eher vom zwischenmenschlichen Austausch (Partykater) und dem wenigen Schlaf.

Draußen wurde es sonnig, für meinen Isarlauf stattete ich mich mit Sonnenbrille und Schirmmütze aus, ließ die Handschuhe daheim. Ich fuhr eine U-Bahn-Station weit zur Fraunhoferstraße, lief von dort an die Isar und flussabwärts, bei herrlichem Wetter zwischen viel Spaziervolk und Radelnden.

Unterwegs begegnete ich der vollen Ladung Frühfrühling in Blütenform: Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokanten, in der Großstadt inklusive diese begeistert fotografierender Menschen.

An der Emmeramsbrück bog ich Richtung Aumeister ab, doch auch hier gesperrte Wege, ich lief einmal im Kreis, um auf meine Wunschlaufdauer von 100 Minuten zu kommen. Der letzte Teil zurück zur Tram-Haltestelle Tivoli wurde überraschend beschwerlich, doch nichts tat ernsthaft weh.

Müller’sches Volksbad mit Kabelsteg im Hintergrund.

St. Lukas, im Vordergrund entwurzelte Bäume. An der Muffathalle sah ich Streetart, die ich noch nicht kannte.

Mauersteg, im Hintergrund die Maximiliansbrücke.

Beim Warten auf die Tram dehnte ich gründlich. Ich stieg an der Müllerstraße aus, spazierte über Semmelholen beim Wimmer heim.

Zum Frühstück gab’s kurz nach zwei eine zweite Runde Milchkaffee, eine Birne, zwei Körnersemmeln. Mit einer kleinen Siesta holte ich Nachtschlaf nach, las dann Wochenend-Süddeutsche und Buch.

Brotzeit für Montag gekocht: Aus den Ernteanteil-Karotten wurde mal wieder Karottensalat mit Koriander. Ich turnte noch eine Runde Yoga-Gymnastik.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch etwas ganz Besonderes gemacht: Kalbsbrust mit Makkaroni-Maronen-Füllung aus dem Buch von Petra Hammerstein, Zart und saftig. Ich mag gefüllte Kalbsbrust, halte aber die klassische Semmelknödelmasse nicht für die ideale Füllung.

Schmeckte wirklich gut, vor allem das Fleisch. Die Füllung war recht fest, durch die Kastanien aber ungemein aromatisch. (Aber natürlich viel zu viel, Füllung ist immer zu viel.) Nachtisch Schokolade.

Der Guardian-Wochenend-Newsletter thematisiert comfort food. Beim Nachdenken über meines solches stolperte ich: Was soll comfort food eigentlich sein? Im Guardian-Newsletter wird es mit “the type of food they would typically eat at home in their pyjamas” beschrieben. Das SZ-Magazin versucht sich an der Übersetzung “Trostessen”:

lassen uns in unsere Kindheit oder an den letzten Urlaubsort reisen – und einfach mal die Gegenwart vergessen

Das verwirrt mich eigentlich noch mehr, denn Speisen, die mich an meine Kindheit erinnern oder an einen Urlaub sind keine, die mich die Gegenwart vergessen lassen. Aber vielleicht ist mein Grundproblem, dass mich Essen nicht tröstet: Wenn es mir schlecht geht oder wenn ich Schmerzen habe oder beides, verschwindet mein Appetit. Manchmal geht es mir nach ein wenig Alkohol besser, aber das ist ja offensichtlich nicht gemeint. Wahrscheinlich kenne ich also gar kein comfort food. Es gibt einfach Nahrungsmittel und Gerichte, die ich besonders gern esse, die mir Vergnügen und Behagen bereiten – das sind allerdings so viele, dass eine Liste sinnlos wäre.

Andererseits half schon oft gegen schlechte Laune ein liebevoll zubereitetes und wohlschmeckendes Abendessen, das Herr Kaltmamsell zauberte. Und um auf die Guardian-Definition zurückzukommen: Im sitze oft im Pyjama, also in Schlumpfklamotten am Abendbrottisch, wenn ich davor Yoga geturnt habe und keine Lust auf eine Rückkehr in meine Bürokleidung hatte.

Weil auch das ein wiederkehrendes Food-Thema ist: Nein, ich esse auch nichts besonders Seltsames, einzeln oder in eigenwilliger Kombination. Am ehesten ist meine Vorliebe für lauwarmes Wasser eigen, von dem ich am Tag ca. anderthalb Liter trinke (ansonsten viel Tee, ob schwarz, Kräuter- oder Früchte); nur im heißesten Hochsommer bevorzuge ich mein Leitungswasser kalt.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Sonntag, 18. Februar 2024 – Der Frühling ist voll ausgebrochen“

  1. Joël meint:

    Interessante Frage mit dem Comfort Food.

    Ich denke Comfort Food ist das Essen, das dich grad in dem Moment, in dem du es einnimmst, glücklich macht. Es ist dem Moment geschuldet und der augenblicklichen Situation in der du dich befindest.
    Sei es weil du in einem tollen Restaurant sitzt und es dir sehr gut schmeckt, oder weil dir eiskalt ist und der heiße Eintopf mehr als willkommen ist um dich aufzuwärmen. Es kann auch die Packung Chips vor den Fernseher bei deiner Lieblingsserie sein.
    Es nur auf das Essen zu beziehen das man daheim hat und im Pyjama einnimmt, reicht mir nicht.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Eben, Joël – aber die Leute nennen dann doch immer Speisen wie Grießbrei oder gebackenen Käsetoast, meinen also irgendwas Anderes.

  3. Neeva meint:

    Comfort Food: Ein vertrautes und geliebtes Essen, mit dem man sich ein Gefühl von Behagen und Sicherheit vermittelt? Etwa so wie man ein besonders gemochtes Buch immer wieder liest zur Entspannung. (Ok, vielleicht mache nur ich das. Es gibt ja Leute, die lesen Bücher grundsätzlich nur einmal.)

  4. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Comfort Food: Für mich Essen das ich mit meiner Kindheit verbinde. Es riecht nach (guter deutscher) Linsensuppe? Bähm, bin ich in der Küche meiner Oma. Es gibt Apfelkuchen mit Schlagsahne? Bähm, die andere Oma holt den Kuchen frisch aus dem Ofen. Irgendwas mit Kaninchen? Bähm, mein Papa steht in der Küche und zaubert Weihnachtsessen.
    Und wenn das Gericht dann auch noch so schmeckt wie in der Erinnerung…

  5. caterina meint:

    comfort food: eine richtig gute minestrone. hilft bei verstimmtem magen, appetitlosigkeit, allgemeinem grummeln, schlechter laune, unwohlfühlen, schnupfen….. minestrone erinnert ich daran, dass es viel mehr sonne gibt als schatten, dass alles gut wird (auch wenn das nicht stimmt), dass…..

  6. Poupou meint:

    Nach etwas Mitlesen hier hätte ich ja gedacht, Ihr comfort food sind Linsen?

  7. Maria meint:

    Vielleicht ist es ja auch gar nicht Ihr “Grundproblem”, dass Sie Essen nicht tröstet, sondern Ihre Superkraft, eigentlich soll Essen ja auch gar nicht so emotional zurückgebunden sein. Ich will Berge von Kartoffelbrei essen, wenn ich traurig bin, weil mich das wie in eine Decke hüllt und Spaghetti Bolognese sind im Winter an manchen Tagen mein Sonnenschein auf dem Teller – mit Hunger oder Stoffwechsel hat das nix zu tun und es löst ja nun mal auch keine Probleme. Insofern wäre mir ein etwas uncomfortiges Verhältnis zu Essen lieber.

  8. Sebastian meint:

    Was Joel sagt (find die ePunkte nicht)

    Das andere mit Kind– und Vergangenheit ist für mich Regressionsessen, also an Zeiten erinnernd, in denen man nichts tun und denken musste für sein Essen und so nicht verantwortlich oder gar Schuld war. Eigentlich für alles nicht. Kann mir vorstellen, dass das kurz tröstet.

    (Denke jetzt über Regressionstrinken nach)

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