Archiv für April 2024
Journal Montag, 29. April 2024 – Durch Frühlingsdüfte
Dienstag, 30. April 2024Eine eher unruhige Nacht, aber ich schlief nach Klogang um halb fünf nochmal ein.
Vogelgebrüll ohrenbetäubend, es wurde mit herrlichen Frühlingsdüften hell mit Sonnenanteil. Anhand der Wettervorhersage hatte ich beschlossen, dass dies der perfekte Tag für den zweiten Einsatz meiner Ruby Slippers war, diesmal in der Inkarnation der Wicked Witch of the East.
Das Risiko auf mich fallender Häuser schätzte ich gering ein.
Dichter Arbeitsvormittag voller Besprechungen, darunter auch eine nützliche Schulung, die aber rechtzeitig für meinen Mittagscappuccino durch waren. Jacke brauchte ich jetzt draußen fast nicht mehr.
(Dann gebe ich’s halt zu: Ich mag Reggae. In dem Café nahm ich erst lediglich den typischen Bass wahr und bekam sofort gute Laune. War dann eine reizvolle Mischung aus Raggae und Jazz, die ich noch nie gehört hatte.) (Hahaha, als wenn das bei mir Musik-Ignorantin irgendwas zu sagen hätte.)
Mittagessen spät zurück am Schreibtisch: Apfel, restliche Rote-Bete-Emmernudeln vom Samstagabend.
Arbeitsnachmittag mit Schulungsfortsetzung und Kopfweh-verstärkenden Aufgaben.
In wunderbaren Frühlingsdüften und milder Luft marschierte ich nach Feierabend über die Theresienwiese am Frühlingsfest vorbei und zu einer Reinigung am Goetheplatz (die näher gelegene Reinigung am Sendlinger Tor hat vor zwei Jahren geschlossen): Ich gab meinen Wintermantel ab, und wenn ich schonmal da war, ein paar Hemden von Herrn Kaltmamsell.
Das Baukranballett rechts gehört nicht zum Frühlingsfest (kürzlich zählte ich mal die Kräne um die Theresienwiese und kam auf 17).
Für Abendessen war ich eigentlich mit Herrn Kaltmamsell zu einem Abstecher zum Frühlingsfest verabredet. Doch zum einen schreckten mich die Menschenströme in Bayernverkleidung ab, die Richtung Volksfest gingen, zum anderen hatte ich auf keine der dortigen Speisen Lust (sonst gerne Bratwurst, Pommes, Langos). Statt dessen entschieden wir uns, nach Jahren mal wieder bei Max Beef Noodles zu essen.
Unterwegs hielt ich die diesjährige Hasenglöckchenblüte bei St. Matthäus fest.
Ich wählte eine Suppe mit Tofu und ein wenig Pakchoi – die leider langweilig schmeckte, ich musste sie mit der bereitgestellten Chillisauce aufpeppen. Und die Nudeln kamen im zusammengepappten Klotz, der eben erst mit Brühe übergossen war, ich musste sie auseinanderlockern. Aber meine Beilage, geprügelte Gurken, schmeckte gut. Ich fürchte, aus dem Lokal ist eine Massenabfertigung geworden, kein Vergleich zu seinen familiären Anfängen. Daheim gab es noch Schokolade zum Nachtisch.
Früh ins Bett zum Lesen – auch wenn Tele5 montags alte Folgen Raumschiff Enterprise zeigt. (Mir ist bewusst, wie albern mittlerweile bei solchen Serien der Verweis auf Live-Fernsehen ist.)
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Wunderschöne Überschrift für ein Textlein übers Altwerden:
“Langweilig macht frei”.
Was Autorin Barbara Dribbusch allerdings nicht erwähnt: Feuer, Leidenschaft und Neugier sind dabei keineswegs versiegt. Sie richten sich lediglich auf Inhalte, die man in Zeiten des Mitfieberns mit Sex-Szenen als langweilig erachtet hätte.
Journal Sonntag, 28. April 2024 – Textilpflegesonntag
Montag, 29. April 2024Gewaschen, geflickt, gebügelt: Meine Häuslichkeiten konzentrierten sich gestern auf Textilien.
Genüsslich ausgeschlafen. Beim Rollladenhochziehen entpuppte sich der Morgen als grau, das war so nicht vorgesehen.
Dennoch Bett abgezogen und eine Waschmaschine mit den Überzügen gestartet, sie sollten auch bei mittelsonnigem Wetter bis abends trocknen.
Ich werde immer besser in meinen Bibliotheksbestellungen: Die Nachricht, dass meine nächste Vormerkung bereitsteht, kam genau richtig.
Als ich mich eigentlich für meinen Isarlauf hätte fertigmachen können, war es mir noch zu kalt draußen. Ich zog also eine nachmittägliche Flickarbeit vor: Der Naht eines Innenbeutels einer Manteltasche hatte sich gelöst, ich nähte sie zu, bevor ich den dicken Wintermantel am Montag zur Reinigung bringe. Und Herr Kaltmamsell hatte mich um Flickhilfe bei einem Baumwollpulli gebeten (Knöpfe und viele Löcher kann er selbst): Maschen hatten Fäden gezogen, die ich mit einer Häkelnadel nach innen holte.
Jetzt aber radelte ich nach Thalkirchen, ließ mein Radl am Tierpark stehen (es wird wirklich Zeit für mehr Fahrradparkplätze dort), band mir meine Windbrakerjacke um den Bauch und trabte los. Ich hörte Mauersegler-Rufe – das konnte doch nicht sein, so früh im Jahr. Aber da am Himmel kreisten sie schrillend!
Ich lief gut, freute mich an der Brise und der milden Temperatur.
Das Espressostandl unter der Großhesseloher Brücke war gut besucht.
Zu meiner Überraschung, denn es war sehr diesig, sah man von Pullach aus die Alpenkette.
Nächste Überraschung: Ich begegnete meiner joggenden Zahnpflegerin! Dass wir beide gerne in diesem Abschnitt der Isar laufen, ist bei jeder Behandlung unser Gesprächsthema, doch unsere Wege hatten sich dort noch nie gekreuzt.
Fürs Heimradeln brauchte ich keine Jacke mehr über dem kurzärmligen Oberteil, es war richtig warm geworden. Unterwegs besorgte ich Frühstückssemmeln, die es nach dem Duschen um zwei gab, danach Marmorkuchen.
Lesen auf dem Balkon, kurze Siesta, dann die nächste Textilpflege: Bügeln. Für die ungefähre Stunde hatte ich zwei Interviews zur Auswahl: Vincent Klink bei SWR4 oder ein Interview mit dem Soziologen Wilhelm Heitmeyer beim Deutschlandfunk zu sozialer Desintegration und Gewalt und wie das mit Rechtsextremismus zusammenhängt, von dem Maximilian Buddenbohm geschrieben hatte, es sei “zweifellos enorm frustrierend und endet bekanntlich nicht gut”. Die Gelegenheit, mir den Tag zu versauen, musste ich natürlich nutzen und hörte beim Bügeln das Interview
“Soziale Desintegration und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit”.
Eine gute Wahl, denn ich lernte eine Menge, unter anderem kann ich aus meiner derzeitigen beruflichen Erfahrung und den Berichten dreier Freundinnen nachvollziehen, was er zu den Umständen seiner Gründung des Forschungsinstituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung in Bielefeld erzählt. Auch von mir eine Hörempfehlung.
Eine Einheit Yoga-Gymnastik, die verschiedenen Hüftdehnungen taten sehr gut. Bett überzogen, alles war wunderbar getrocknet.
Auch gestern durfte ich fürs Nachtmahl sorgen (Herr Kaltmamsell muss wirklich viel arbeiten), auf Wunsch gab es Pizza bianca (bei mir kommt drauf Olivenöl, Mozzarella, Parmesan, Knoblauch, Oregano). Dazu Ruccolasalat.
Und Schokolade.
Diesmal war ich es, die daran dachte, in der letzten Dämmerung vom Balkon aus den Himmel zu beobachten: Wir sahen sogar zwei Fledermäuse, die umeinander flatterten.
Journal Samstag, 27. April 2024 – Zurück zum Sonnenschwumm
Sonntag, 28. April 2024Früh, aber ausgeschlafen aufgewacht zur Ankündigung eines Sonnentags. Check auf dem Balkon ergab allerdings: Es war saukalt.
Ich bloggte also in aller Gemütlichkeit über Milchkaffee, Wasser, Tee, um der Luft die Chance zu geben, sich in der Sonne aufzuwärmen. Das klappte auch: Als ich nach zehn aufs Rad stieg, sorgfältig sonnengecremt, reichte meine Jeansjacke, ich brauchte keine Handschuhe für den Weg ins Dantebad: Dort wollte ich noch einmal im Freien schwimmen, bevor das Bad am Montag für Wartungen vor dem Sommerbetrieb für zwei Wochen schließt.
Die beiden Sportschwimmbahnen waren wieder recht voll, doch diese Bahnen sind ja im Dantebad deutlich breiter als im Olympiabad: Man kann in beide Richtungen überholen. Ich bekam einen Sommerschwumm in warmem Wasser und Sonnenschein. Der Körper machte gut mit, wenn auch mit ein wenig Anstrengung, ich legte auf meine 3.000 Meter noch 300 drauf.
Nachteil einer Sammelumkleide: Wenn ich in Unterwäsche wie bescheuert den zu Seite gelegten Kopf schüttle, um Wasser aus dem Ohr zu kriegen, ist mir das ein wenig peinlich. (Ansonsten bin ich nackt unter Frauen völlig unbefangen.)
Es war alles fürs Wochenende eingekauft, ich radelte auf direktem Wege heim – durch immer mehr Baustellen entlang der Dachauer Straße, Seidlstraße, Paul-Heyse-Straße, viel Platz ohne bleibt nicht mehr.
Frühstück um zwei: Apfel, Brot mit Butter und Marmelade, reichlich Marmorkuchen.
Wie steil die Sonne schon steht! Die Küche musste nicht durch Rollladen geschützt werden, jetzt erledigte das der Küchenbalkon über unserem.
Nach Wäscheaufhängen gab ich dem Futterkoma nach und legte mich zu einer kurzen Siesta hin.
Den Balkon saugte ich von den Sturmspuren der letzten beiden Wochen frei, es war gerade knapp warm genug, dass ich dort die Wochenend-Süddeutsche lesen konnte, immer wieder den Ausblick genießend, gestern freute ich mich ganz besonders am Wohnen in dieser wunderschönen Wohnung.
Yoga-Gymnastik – mit spürbarem Muskelkater in Oberarmen und oberem Rücken: Das konnte unmöglich schon vom Schwimmen sein, doch mir fiel keine andere Anstrengung am Vortag ein.
Abendbrot durfte ich machen: Aus Ernteanteil-Roter-Bete und Ernteanteil-Emmernudeln wurde mit Ernteanteil-Schnittknoblauch, Walnüssen und Joghurtsauce Nichtnudelsalat.
Herr Kaltmamsell dachte zum Glück daran, im letzten Abendlicht auf dem Balkon Ausschau zu halten: Nach kurzer Zeit sahen wir eine Fledermaus!
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Ein weiteres Blog wird 20: Das von Herrn Rau.
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Zwar hatte ich mich nicht wirklich gefragt, was aus Jeremy Clarkson geworden ist, dem Chef der britischen Fernseh-Show Top Gear, für den nur PS und Bubenstreiche zählten, der vegetarian als Schimpfwort verwendete und so tat, als könne er vor Testosteron kaum geradeaus laufen. Doch der Guardian-Artikel von Charlotte Edwardes, dessen Überschrift seine Bekehrung ankündigte, interessierte mich dann doch: Seine aktuelle Fernseh-Show heißt Clarkson’s Farm?
“‘Dismissing global warming? That was a joke’: Jeremy Clarkson on fury, farming and why he’s a changed man”.
“Well, what did I do for 25 years? I drove around corners shouting and achieved nothing. Nothing! And then you plant a field of mustard, which I did last year, and some of it grew. Not as much as I’d been hoping, but some. So you have a sense of achievement.”
Doch unterm Strich ist er offensichtlich immer noch jemand, dem es Freude bereitet, die Bauklötzchentürme von anderen umzuwerfen, die Welt immer wieder ein bisschen böser und gemeiner zu machen.
Journal Freitag, FREITAG, 26. April 2024 – Winter adeeeeee
Samstag, 27. April 2024Gut geschlafen, ich hatte nicht mal Herrn Kaltmamsell heimkommen gehört. Beim Klogang leuchtete mir der Mond aufs Bett, der Wecker klingelte zu klarem Morgengrauen.
Für den Weg in die Arbeit schlüpfte ich nochmal in meinen Wintermantel, das Bild vor Augen, wie er mich auf dem Heimweg geöffnet umwehen würde.
Eigentlich ging‘s mir bei dieser Aufnahme in der Beethovenstraße ums Festhalten der typografischen Entscheidung für ẞ, doch versehentlich fing ich so das Winterende in meinem Viertel ein. (Interessante Diskussion in meiner Mastodon-Timeline über dieses ẞ, selbst tendiere ich dazu, lieber umzuformulieren, auch in Überschriften, damit solche Entscheidungen gar nicht erst nötig sind. Aber eine Grafikerin kann natürlich nicht zum Kunden gehen und um einen anderen Wahlslogan bitten, weil der sonst auf dem Plakat schlecht zu setzen ist.)
Der Tag verlief zwar nicht so wolkenlos sonnig wie angekündigt, aber angenehm und entschieden nicht mehr winterlich. Für meinen Mittagscappuccino ging ich weiter, schon auf dem Rückweg konnte ich das mit dem offenen wehenden Mantel ausprobieren. Und danach immer wieder lange das Fenster in meinem Büro kippen.
Zu Mittag gab es Apfel, ein wenig Brot, Hüttenkäse.
Pünktlicher Feierabend, auf dem Heimweg Einkäufe fürs Wochenende im Vollcorner, auch der offene Wintermantel war zu warm.
Zu Hause machte ich mich gleich ans Kuchenbacken (nach vielen Monaten mal wieder), es sollte fürs Wochenende Marmorkuchen geben.
Während er im Ofen war, turnte ich Yoga-Gymnastik. Zum Anstoßen aufs Wochenende mixte ich uns Rositas (Tequila, roter und weißer Wermuth, Campari).
Authentisches Küchenstillleben: Frisch aus dem Ofen geholter Marmorkuchen auf Kuchengitter auf Küchentisch, dahinter ein Töpfchen Waldmeister, das Herr Kaltmamsell vor drei Wochen kaufte, auf dass es bis Mai für mehrere Maibowlen wachsen möge, das statt dessen aber eher stirbt und weniger wird, im Hintergrund Obstkorb mit Äpfeln, einer reifenden Mango, Zitrone, rechts ein vom Drinkmixen geleerter Eiswürfelbehälter, darauf Ofenhandschuhe, links unten neben dem Tisch sieht man die Ernteanteil-Abhol-Plastikkiste mit restlichen Kartoffeln.
Klassisches Freitagabend-Nachtmahl mit Entrecôte, Ernteanteil-Spinat, ein wenig Ernteanteil-Ratatouille (nur wenig, weil es sich als stark gewürzt und zu dominant für diesen Teller erwies), Wurzelbrot, als Wein hatte ich einen südafrikanischen Owl Post geöffnet. Köstlich.
Zum Nachtisch schnitt ich den Marmorkuchen an, er schmeckte wundervoll.
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Sehr spannende Frage von der Münchner Stadtbibliothek auf Facebook:
Meine erste Idee: Friedrich Torbergs Tante Jolesch. Doch das funktioniert nicht, weil ich beim ersten Mal so jung war und die Lektüre so tiefen und weitereichenden Einfluss auf mein gesamtes Leben hatte. Vielleicht den ersten Band Harry Potter? Aber vielleicht machten die beeindruckendsten Bücher genau wegen des Lesezeitpunkts so großen Eindruck und ich sollte andersrum die Erinnerung an eine besonders enttäuschende Lektüre löschen? Und Moby Dick anfangen, als hätte ich’s nicht schon mal versucht? So schwierig!
Ach was: Ich entscheide mich für Douglas Adams, The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy – es müsste großartig sein, wie bei gelöschter Erinnerung an die Lektüre plötzlich ein großer Teil von kulturellen Anspielungen Sinn ergibt.
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Ich lerne auch weiterhin aus Blogs SO viel! Zum Beispiel über den Alltag mit Dysbastelie in elterlicher Funktion, leuchtendes Beispiel Vanessa Giese, die einen anspruchsvollen kindlichen Backwunsch erfüllen muss:
Meine Taktik war, mich ausreichend gut anzustellen, um es nicht zu enttäuschen, und gleichzeitig ausreichend schlecht, um kein zweites Mal gefragt zu werden. Ein Ritt auf der Rasierklinge!
“Krümelmonstermuffins, Meerschweinsocken und allerlei Ereignisse, dazu schönes Licht”.
Journal Donnerstag, 15. April 2024 – Hoffentlich Abschied vom Schnee
Freitag, 26. April 2024Vorteil des kurzen Theaterabends: Ich stand wie gewohnt auf und war auch noch munter.
Ein hoffentlich vorletztes Mal in Wintermantel, Mütze, Skifäustlingen auf den Arbeitsweg unter düsterem Himmel.
Der Vormittag enthielt unter anderem einen Online-Schulungstermin. Über die umfassende Unzuverlässigkeit der neuen Version von MS Teams wird ja auf allen Kanälen gezetert, unter anderem bei herzbruch: In diesem Fall wurde die Schulung irgendwann abgebrochen, weil Teilnehmende nicht reinkamen, die Schulungsgebenden rausflogen, die Präsentation einfror, die Aufzeichnung ständig stoppte. Es muss ein neuer Termin für die über 50 Betroffenen angesetzt werden, ich hoffe in Redmond schlackern irgendwem die Ohren ob des Zeterns und Fluchens auf dieser Seite des Atlantiks.
Noch ein Frier-Tag, und ich bemerkte: Ich bin eine Strickjackenkanten-vor-Brust-übereinander-schlag-und-Arme-davor-verschränk-Frau geworden (spanisches Erbe?). Um genau zu sein: Gestern trug ich dabei zwei Strickjacken übereinander, vielleicht grenzt mich das von der älteren spanischen Klischeehausfrau ab. (Schöne Gelegenheit daran zu erinnern, dass die spanische Bezeichnung für die klassische Damenstrickjacke, rebeca, wegen der Hauptfigur des gleichnamigen Hitchock-Films so heißt, hier ein Filmbild.)
Den ersten Anlauf zum Verlassen des Hauses für einen Mittagscappuccino brach ich ab: Dichtes Schnee- und Scheegrieselgestöber draußen. Zehn Minuten später ging’s wieder: Ich bekam meinen Cappuccino bei Nachbars.
Dann ging ich noch zum Bäcker und kaufte Wurzelbrot für die nächsten beiden Abendessen.
Sehr spätes Mittagessen wegen zahlreicher Plötzlichkeiten. Dann gab es ein Restl Muesli und reichlich Haferflocken eingeweicht mit Joghurt und die letzte Crowdfarming-Orange dieser Saison – sie duftete mich beim Schälen nochmal wunderbar an.
Nachmittags nochmal lustiges Wechseln zwischen Regen, Sonne, Graupel – tob dich ruhig nochmal aus, April, ab Freitag ist aber SCHLUSS.
Den Ernteanteil holte gestern ich ab, Herr Kaltmamsell war wegen Abiturs verhindert.
An der Ecke Bavariaring/Gollierstraße sah ich einen vierten Westend-Patron.
Zum Glück hatte sich das Wetter eingekriegt und ich kam trocken sowohl zum Verteilpunkt als auch heim.
Eine schöne Dehn-Runde Yoga-Gymnastik, dann machte ich den Ernteanteil-Salat an – dann doch mit Mandarinen-Olivenöl-Dressing, auf das geplante Tahini hatte ich keine so große Lust.
Alles meins! (Herr Kaltmamsell wegen Abendtermins aushäusig.) Dann gab’s noch frisches Wurzelbrot und Käse, besonders stolz war ich, dass ich mich beim köstlichen Brot beherrschte: So passte noch Schokolade hinterher.
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Jajaja, Notre-Dame war schon schlimmer, aber!
“Windmühlenflügel des Moulin Rouge abgebrochen”.
Journal Mittwoch, 24. April 2024 – Nora Abdel-Maksoud, Doping
Donnerstag, 25. April 2024Es wurde wieder nur mühsam hell zu grauem Himmel. Zumindest blieb die Kälte vorerst niederschlagsfrei (noch zwei Tage, hielt ich mir vor Augen, am Freitag sollten die Temperaturen spürbar steigen).
Wieder in Winterkleidung in die Arbeit.
Trotz allem marschierte ich auf einen Mittagscappuccino ins Westend, die Bewegung tat auch bei leichtem Nieseln gut.
Mittagessen Pumpernickel mit Butter, eine Orange. Dazu Schneegestöber vorm Fenster. Die Bürojalousien wollten dennoch ständig runter, regelmäßiges Aufspringen, um sie davon abzuhalten.
Feierabend machte ich schon um halb vier: Ich hatte abends einen Theatertermin. Auf dem Heimweg wurde ich nochmal angegraupelt, jetzt war aber wirklich mal gut.
Das Männchen scheint der Westend-Patron zu sein.
Für mein Theaterabo hatte ich gestern Begleitung; wir trafen uns vor der Vorstellung zum Abendessen im Blauen Haus. Dort gab es Salätchen zur Vorspeise, dann ließ ich mir Tomate-Mozzarella-Ravioli mit brauner Butter servieren, die mir wunderbar schmeckten.
Gegeben wurde gestern in den Kammerspielen das frisch geschriebene Theaterstück (!) Doping von Nora Abdel-Maksoud, die auch Regie geführt hatte, angekündigt als “Komödie” – ich konnte mich nicht erinnern, in den Kammerspielen je eine “Komödie” gesehen zu haben und war ausgesprochen gespannt. Begleiterscheinung dieser raren Gattung: Nur gut anderthalb Stunden Spielzeit, das hatte ich ja seit der Intendanz von Johan Simons nicht mehr gehabt. Außerdem rar: Der Zuschauerraum war voll, sogar proppenvoll bis auf den letzten Platz, und das Publikum hörte sich ausgesprochen amüsierwillig an.
Doping startete mit voller und eher platter Breitseite: Dem Monolog eines FDP-Lokalpolitikers auf Sylt, erwartbaren Leistungsgesellschaftsstatements, Komik-Niveau eher Fernsehen. Mit brachialer Komik ging es auch weiter: Politiker scheitert gesundheitlich an seinen eigenen Standards, muss unbedingt für eine zentrale Wahlveranstaltung wieder funktionisfähig gemacht werden, wird in eine Geheimklinik gebracht. Das war gnadenlos immer weiter überdreht und durchgespielt, irgendwann ließ auch ich meine eher angespannten Augenbrauen sinken und mich amüsieren.
Vincent Redetzki als Jung-FDPler zeigte wunderbar die geistigen Verbiegungen, die ein Man-muss-nur-wollen-Idealist bei Kontrollverlust benötigt, um diese Ideologie aufrecht zu erhalten. Seinen Mentor spielte Stefan Merki und stand für die Verwechselbarkeit von Leistungsideal und Egoismus (und durfte die schöne Zusammenfassung des FDP-Wahlprogramms sagen: “Freiheit, Eigenverantwortung und: Wer soll das bezahlen?”). Şafak Şengül stellte seine ständig unterschätzte Tochter dar, die in ihrer Schlauheit unbeabsichtigte Absurditäten aus dem Neoliberalismus ihres Vaters kitzelt. Und dann hatten wir als Krankenhauspersonal Eva Bay als Pflegerin, die die Monologe zur Forderung von equal share für Frauen bekam, Wiebke Puls in der am meisten überdrehten Rolle des Chefarztes mit brutalem Waterkant-Akzent, den ich zuletzt im Ohnsorg-Theater als solch komisches Stilmittel gesehen hatte (ich bin alt). Bühnenbild eher keines, lediglich ein pinkfarbenes Dreivierteilrund als Wand, das hin- und hergefahren wurde.
Insgesamt schon eine Gaudi, die Absurdität und Destruktivität der aktuellen FDP-Ideologie in erwartbare Spitzen getrieben, gepredigt natürlich zum eh schon bekehrten Kammerspiel-Publikum. Der Abend hatte etwas von politischem Kabarett der Lach- und Schieß-Generation (schöne Erinnerung, ich bin – siehe oben – alt) (und dieselbe Erinnerung, sehe ich, hat Wolfgang Höbel im Spiegel, aber der ist halt auch alt).
Der Heimweg begann saukalt, ich gab meinem Frieren und der fehlenden Bewegungslust nach und nahm für die eine Station eine U-Bahn nach Hause.
§
“The Evolution of Stupidity (and Octopus Intelligence)”.
via Buddenbohm
Dieser Artikel über Dummheit hat mir zum ersten Mal eine Definition von Intelligenz geboten, die mich (vorerst?) zufrieden stellt. Ich war bislang eher auf “denkt sehr schnell” ausgewichen. Aber hier (meine Umschreibung):
– Ignoranz ist das Fehlen von relevanten Daten/Informationen, die für die Lösung eines Problems erforderlich ist.
– Intelligenz ist das Ableiten einfacher Lösungen für komplexe Probleme. Mit Intelligenz helfen Informationen zur schnelleren Problemlösung. Problemlösung mit Intelligenz ist signifikant schneller als die mit reinem Ausprobieren.
– Dummheit ist die Anwendung einer Regel oder eines Gedankengebäudes, ohne dass Hinzufügen von Daten oder Informationen die Problemlösung verbessert. Extreme Dummheit ist in Problemlösung langsamer als reines Ausprobieren.
Was menschliche Intelligenz in obigem Sinn laut dem Artikel von der unterscheidet, die wir an Tieren beobachten: Durch Aufzeichnung können wir Wissen und Erkenntnisse über viele Generationen kommunizieren, sie immer weiter verbessern. Tiere können immer nur von Lebenden lernen.