Journal Montag, 27. Mai 2024 – Berlin 3, Start in die re:publica24 und chinesisches Essen mit Freunden

Dienstag, 28. Mai 2024 um 8:42

Wieder gut, tief, lang geschlafen – hier liegt die echte Erholung. Beim Aufklappen des Rechners beim ersten Schluck Milchkaffee traf auch schon die Benachrichtigung der Deutschen Bahn ein: Mir werden 31,85 Euro zurückgezahlt. Ich bin einverstanden und fühle mich entschädigt (die Hinfahrt hatte 68 Euro gekostet).

Blogpost finalisiert, ein wenig Internet gelesen, dann war es schon Zeit, zur re:publica aufzubrechen.

Der Lindenblütenduft macht mich dieses Jahr noch wuschiger als eh immer schon, er schleudert mich in einen Vortex an Erinnerungen, ich bekomme sie nicht mal sortiert und registriere nur Gefühlswirbel.

Wieder daheim in der Station Berlin, auf dem Weg zu Stage 1 herzliche Umarmung mit meinen Internet Peoples, und dann ging’s los.

Selfie des Gesichts einer Frau, hinter ihr ein voll besetzter großer Konferenzraum

Große Bühne eines großen Konferenzsaals von links, links eine Leinwand, auf dem man einen Mann mit Mikrofon sieht, diesen sieht man auch nochmal klein auf der Bühne

Johnny Haeusler

Große Bühne eines großen Konferenzsaals von links, links eine Leinwand, auf dem man einen anderen Mann mit Mikrofon sieht, diesen sieht man auch nochmal klein auf der Bühne, hinter ihm der Mann von vorhin

Markus Beckedahl

Die erste Session, die ich besuchte, und die auch sehr viele andere interessierte:

Auf einer Bühne, auf deren Rückwand der Schriftzug "re:publica 24", sitzen fünf Menschen im Halbrund auf Stühlen und reden miteinander

“Verloren auf Plattformen – Wie und wo leben wir online, nachdem Elon Musk Twitter kaputt gemacht hat? Was macht das mit uns als Communities?”

Nein, natürlich gab es hier keine überraschnde Idee, um welches Online-Lagerfeuer wir uns künftig alle versammeln wie einst um Twitter. Sondern eine Bestandsaufnahme aus dem Alltag von Autorinnnen, Journalisten, Aktivistinnen. Und mal wieder den Appell, eigene Bereiche im Web zu nutzen, diese lediglich zu verlinken. Tatsächlich war das gestern meine regelmäßige Frage bei der Begegnung mit alten Bekannten: “Wo bist du? Ich bekomme nichts mehr von dir mit!”

Über einen Stehtisch mit Cappuccino hinweg Blick auf eine große Fensterfront, davor Stände mit Kisten und Menschen

Zur nächsten Session, die ich mir markiert hatte, war noch Zeit. Ich sah mich in den vertrauten Räumen um, suchte mir eine Quelle ohne Schlange für meinen Mittagscappuccion (4,50 Euro, hiermit sind offiziell “Münchner Preise” als absurdes Beispiel von “Berliner Preise” abgelöst; gut aber das Pfandbechersystem).

Zwischen zwei Zuhörerinnen durchfotografiert: Blick auf kleinre Bühne von rechts, darauf eine Frau sitzend gegenüber einem Mann

Der WDR interviewte Wolfgang Schmidt, Chef des Bundeskanzleramts, zu: “Schwache Ampel, starker Rechtsverkehr? Regierungshandeln und die politischen Ränder”. Das war die einzige Session mit einem Spitzenpolitiker, von der ich mir interessante Inhalte erwartete, ansonsten sah ich in den zahlreichen Auftritten von Kabinettsmitgliedern eher den Streichelzoo-Aspekt ohne Erkenntnisgewinn.

Schmidt sagt tatsächlich einiges Interessantes, doch die Interviewerin Sabine Scholt machte eine schlechte Figur: Sie ging in keiner Weise auf Schmidts Antworten ein. Dieser wies auf ihre immer wieder leicht provokant formulierten Fragen auf falsche Prämissen hin (z.B. warum denn Scholz nicht auch solch eine staatstragende Rede halte wie Macron: Das habe er durchaus, nämlich in Prag, doch darüber hätten fast ausschließlich ausländische Medien berichtet – Scholt wusste entweder von nichts oder es war ihr egal, sie ging zur nächsten Frage über). Schmidt wies auch sehr vorsichtig, freundlich und diplomatisch darauf hin, dass die Berichterstattung über die Regierungspolitik sich auch in seriösen Medien vor allem auf menschliches Verhalten und äußere Details konzentriere, auf die Reaktionen von Opposition und Wählergruppen – statt die sachlichen Inhalte auf ihre Eignung zu Problemlösung zu diskutieren: Wieder keine Reaktion.

Von Markus Beckedahl holte ich mir die all-re:publica-jährliche Zusammenfassung der Entwicklung deutscher und europäischer Digitalpolitik, “Eine bessere digitale Zukunft ist immer noch möglich”. Das wichtigste auch dieses Jahr Markus’ Abschlussfolie:

Blick auf Bühne von rechts, Mann an Rednerpult, links von ihm ein Bild mit großem Schriftzug "Never give up" darunter eine Maus mit Sturzhelm vor einer Mausefalle mit einem Stück Käse

Kurz vor drei, Zeit für Frühstück/Brotzeit: Ich hatte Äpfelchen und Pumpernickel mit Frischkäse dabei, aß sie im Hinterhof zum Gleisdreieck (dass ich auf allen meinen Wegen immer wieder Bekannten begegnete, müssen Sie sich dazudenken).

Draußen, Blick auf eine U-Bahnbrücke mit viel Graffiti, darüber fährt gerade eine gelbe U-Bahn.

Draußen war es warm, eher schwül, in der Sonne sogar heiß.

Weißer Raum mit großen Sprossenfenstern, Blick auf zwei vortragende Frauen, links von ihnen ein großer Bildschrim mit vielen kleinen bunten Bildern

Die nächste Session war die auch weiterhin mit dem besten Titel: “Transformation is my daily business – Was meine Wechseljahre mit besserem Change Management zu tun haben”. Nichts daran war mir wirklich neu, ich freute mich, dass Silke Burmesters (im Bild links) Menopausenprojekt Palais F*luxx wächst und gedeiht, dass die Wechseljahre aus dem Tabu-Bereich kommen, dass Burmester immer weitere Verbündete findet.

Großer Raum mit weißer Rückwand und dunklem Boden, an der Wand sitzt jemand auf dem Boden uns sieht auf dem Laptop auf ihrem Schoß, recht von ihr ein größerer Bildschirm mit hellblauem Licht

Typischer re:publica-Anblick.

Wasserflasche wiederauffüllen, zur nächsten Session spazierte ich in ein mir bislang unbekanntes Gelände: Hinterm Technikmuseum gab es dieses Jahr zwei Außenbühnen.

Kopfsteinpflasterweg zwischen Backseinbauten, darauf gehen Menschen, im Hintergrund ein Backstein-Fabrikkamin

Es drohten immer wieder sehr dunkle Wolken, doch das Wetter hielt.

Kleine überdachte Außenbühne, darauf drei Menschen, hinter ihnen ein Bildschirm, vor der Bühne sieht man die Ränder von Liegestühlen

Mit dem Sitzen auf Liegestühlen komme ich nicht zurecht, mein kaputtes Kreuz empört sich in praktisch jeder Haltung. Aber die Session war spannend: “Dürfen Journalist:innen das Gesetz brechen – für die Pressefreiheit?” FragDenStaat hatte seinerzeit u.a. die NSU-Akten veröffentlicht und erzählte über Hintergründe, die Hausjuristin ordnete den damaligen und weitere mögliche Gesetzesbrüche ein.

Jetzt war ich voll, ich verabredete mich mit Herrn Kaltmamsell, der den Tag nach seinen Interessen verbracht hatte, zum Heimfahren. Um zum Ausgang zu kommen, musste ich einmal durchs gesamte Gelände, sah das Gewusel, die Leute beim Verlassen und Betreten der Veranstaltungsräume, begegnete nochmal Internet-Bekanntschaften – und fühlte mich recht beseelt: Wenn’s die re:publica nicht gäbe, wäre es spätestens jetzt höchste Zeit, sie zu erfinden.

Nachgeholte Einkäufe (Shampoo!) auf dem Weg, in der Ferienwohnung kurzes Ausruhen, dann brachen wir zur Abendverabredung auf: Wir aßen mit zwei alten Bekannten im chinesischen Ming Dynastie – kannten Herr Kaltmamsell und ich von lang vergangenen Berlinbesuchen, schätzten wir sehr.

Gelb-grünes Graffiti auf Backsteinmauer "1up"

Unterwegs fotografierte ich eines der omnipräsenten 1up-Tags.

Blick längs auf Fluss, im Vordergrund gelbe Spitzen einer Stützkonstruktion, links Backsteinmauer, im Hintergrund moderne Hochhäuser

Blick von der Janowitzbrücke. Wir sahen auch einen Kormoran landen, schwimmen, tauchen.

Aufsicht auf Tisch mit runder Mittelplatte, darauf vier Schüsseln mit bunten Speisen

Wir tafelten ausgiebig Dimsum, Aubergine, Hähnchen, Schweinebauch, Fisch – und brachten einander auf neuere Lebensstände.

Die mittelspäte Heimfahrt wurde länger als geplant, es gab eine Störung im Öffiverkehr und wir mussten Umwege nehmen.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Montag, 27. Mai 2024 – Berlin 3, Start in die re:publica24 und chinesisches Essen mit Freunden“

  1. Sjule meint:

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    Gerne gelesen

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  2. holadiho meint:

    Hoffentlich laufen wir uns morgen auch kurz über den Weg!

  3. Andrea0966 meint:

    Dürfte ich um Korrektur des Titels bitten? Das Datum passt nicht und mein innerer Monk weint darob.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Huch – danke für den Hinweis!

  5. Michael meint:

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    Genau!

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