Journal Samstag, 4. Mai 2024 – Von Starnberg über Andechs nach Herrsching in unerwarteter Sonne

Sonntag, 5. Mai 2024 um 8:26

Mittelgute Nacht, denn ich wachte immer wieder von Hackebeil-in-der-linken-Gesichtshälfte-Schmerzen auf.

Herr Kaltmamsell schenkte mir den Großteil des gestrigen Tags für eine Wanderung. Darum hatte ich ihn schon vor Wochen gebeten, doch er machte mir wenig Hoffnung: Zu viel Arbeit, außerdem laboriert er immer noch wie seit Monaten an einer Kalkferse, die ihm das Tragen geschlossener Schuhe schmerzhaft macht. Umso mehr freute mich, dass er am Donnerstag ankündigte, er wolle eine Wanderung versuchen. Da hatte ich schon für mich allein die Strecke von Starnberg nach Andechs und Herrsching rausgesucht, von der ich auf meinem Regenabenteuer durch die Maisinger Schlucht erfahren hatte.

Und dann war das Wetter auch noch wunderbar sonnig und warm – wo doch eigentlich bedeckter Himmel und mittelkühle Temperaturen angekündigt waren.

Herr Kaltmamell machte ein wenig Druck, damit wir schon einen Zug um zehn nach Starnberg erwischten.

Draußen Cafétischchen im Sonnenschein, daraud Cappuccinotassen, im Hintergrund ein See mit Passagierschiff

Bei Ankunft gab es erstmal Cappuccino am italienischen Standl am See.

Unter einem Nebentischchen sitzt ein Spatz

Mit Spatzenbegleitung!

Links See, rechts in den See ragend ein Fischerhäusel, die Wand mit hellem Graffiti bemalt

Und dann durch Starnberg in die Maisinger Schlucht und an den Maisinger See. Herr Kaltmamsell zitierte Gedichtfragmente, und ich stellte die These auf: So wie es heute Menschen gibt, die die Welt nur durch den Bildschirm ihres Smartphones wahrnehmen, gab es früher(TM) welche, die die Schönheit der Natur und der Jahrezeiten nur durchs Gedichtelesen wahrnahmen und selbst gar nicht rausgingen und hinsahen.

Sonnige Landschaft mit hellgrüner Wiese, hell ergrünten Bäumen, knallbaluem Himmel mit weißen Haufenwolken

Rechts seichter Bach, links Wiese und Weg, umgeben von ergrünten Bäumen

See, in den einige Stufen mit Holzgeländer führen und in dem sich blauer Himmel mit weißen Wolken spiegelt

Vom Maisinger See bogen wir diesmal nicht wie sonst Richtung Pöcking ab, sondern gingen weiter nach Andechs.

Weite Landschaft mit Wiese im Vordergrund und dunstige Alpenkette im Hintergrund, darüber weiß-blauer Himmel

Runder Verkehrsspiegel vor blauem Himmel, in dem sich zwei Wanderer fotografieren

Durch Aschering.

Siedlung in der Sonne hinter Bäumen und einer Wiese

Hinter Rothenfeld (Ableger der JVA Landsberg am Lech) machten wir nach gut zweieinhalb Stunden Pause und Brotzeit.

In der Sonne zwischen zwei Bäumen eine Bank, darauf sitzt ein Wanderer

Es gab Apfel und Käsebrot (aufgetautes selbst gebackenes mit Manchego). In dieser Gegend waren die Bäume und Büsche noch nicht so weit wie in München, ich bekam reichlich Fliederduft – so wie überhaupt herrliche Frühlingsdüfte, Farben (grüner wird’s nicht!) und Anblicke. Die Vogelwelt legte sich ebenfalls ins Zeug: Wir sahen einen Graureiher, Falken, Bussarde, unter anderem. Und viele Hühner: Hinter Maising und vor Andechs passierten wir Wiesen, auf denen fahrbare Hühnerhütten standen, umgeben von Hühner…herden.

Nach Andechs kamen wir aus einem ganz anderen Winkel als gewohnt – aber eigentlich der korrekten Richtung, nämlich entlang dem Pilgerweg mit Kreuzwegkapellen.

Schattiger Wanderweg durch Laubwald

Sonnige Wiese, weit im Hintergrund eine Klosteranlage mit Zwiebelturm

Derselbe Anblick näher, jetzt mit links einem gemauerten Kreuzweghäuschen

Jetzt am Himmel: Reichlich Segelflugzeuge.

Die barocke Klosterkirche im Sonnenschein von außen

Die Aufnahme der Andechser Wallfahrtskirche hat die Perspektive so brutal verzerrt, dass ich sie nicht mehr wegkorrigiert kriege – und sie gleich lasse.

Blick auf einen Aussichtspunkt mit Menschen und einem riesigen christlichen Kreuz, im Hintergrund sonnige Landschaft mit Alpenkette

Nähere Aufnahme dieses Aussichtspunkts, im Mittelpunkt eine Frau mit Fahrradhelm von hinten, die gerade mit ihrem Handy die Aussicht fotografiert

Diesmal gingen wir durch die Kienbachschlucht runter nach Herrsching – und waren pünktlich zur Abfahrt der S-Bahn am Bahnhof.

Blaues Holzhäuschen mit einer Verkaufsluke unter einem blühenden Apfelbaum im Sonnenschein, drumrum Menschen

Nachtrag: Nahezu unerträglich idyllischer Kiosk in Herrsching.

Sonnenbeschienener Hügel mit Bäumen, oben lugt ein Zwiebelturm in den blauen Himmel, unten steht eine Mariensäule

Weiterer Nachtrag: Herrsching.

Das waren etwa 16 Kilometer in knapp fünf Stunden gewesen mit einer ausführlichen Pause, auch Herr Kaltmamsells Körper hatte ohne große Schwierigkeiten mitgemacht.

Ab dann wurde es zäh, am Wochenende hemmen Baustellen an der Stammstrecke den S-Bahn-Verkehr. Hauptspaß war diesmal das Umsteigen in einen Regionalzug in Pasing. Exakt um die Abfahrtzeit schickte uns eine Durchsage zu einem anderen Bahngleis – großes Rennen vieler Menschen. Eine Minute nach Ankunft dortselbst schickte uns eine weitere Ansage zurück zum ursprünglichen Gleis, an dem der erwartete Zug bereits stand. Allgemeines Fluchen und Keuchen, ich leistete mir Amüsement.

Daheim Zeitunglesen auf dem Balkon, eine Folge Yoga-Gymnastik mit Rundum-Stretch. Vom Nußbaumpark tönte Musik: Derzeit finden die Kulturtage Ludwigvorstadt Isarvorstadt statt, der Nußbaumpark ist der Festplatz.

Zum Nachtmahl kochte Herr Kaltmamsell einen Eintopf aus Schwarzen Bohnen (getrocknet vom Kartoffelkombinat-Partnerbetrieb Biohof Lex), Ernteanteil-Lauch, geräucherten roten Paprika, Mandeln, Ernteanteil-Kartoffeln, den er im Guardian als “leek and beans romesco” gefunden hatte – er schmeckte hervoragend (zufällig vegan). Zum Nachtisch gab es erst Brandy Alexander, dann Schokolade.

Im Bett eine neue Lektüre: Nele Pollatschek, Dear Oxbridge: Liebesbrief an England. Zum Schlafen schloss ich dann lieber das Fenster und sperrte die herrliche Frühlingsluft aus: Nach lauter Musik kam lautes Abbauen vom Nußbaumpark und von der Straße vor meinem Fenster.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Samstag, 4. Mai 2024 – Von Starnberg über Andechs nach Herrsching in unerwarteter Sonne“

  1. Sabine meint:

    Ich möchte auf Karl Philipp Moritz verweisen, der in den 1780ern nach England wanderte und dort begeistert alles, was er sah, mit der vorher gelesenen englischen Literatur abglich. Ich finde das eine sehr nachvollziehbare Haltung, ist mir persönlich näher, als Leute, die sich an Drehorten ablichten müssen.

    Das, was man im Augenblick sieht, mit der Vergangenheit (Gelesenem, Gesehenen) und der Zukunft (Selfies, Gedichten über Osterglocken) abzugleichen und so zu verankern, ist wahrscheinlich eine sehr menschliche Art, die Umwelt zu begreifen. Weswegen ich mich über Selfies eigentlich nicht aufregen kann (außer den Leuten, die gleich mit einem Fototeam anreisen und allen im Weg rumstehen).

  2. Anne meint:

    Oh, da hätte ich Sie fast getroffen!
    Ich bin Samstag mit Besuch von Starnberg durch die Maisinger Schlucht nach Possenhofen gewandert, dann mit dem Schiff nach Starnberg zurück. Ein lustiger Zufall – bin ich doch bei Ihnen erst auf die schönen Wanderungen in S-Bahn-Nähe aufmerksam geworden. Für meine Begleitung sind lange Anstiege leider nicht zu machen, die Maisinger Schlucht hat uns sehr gefallen.

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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