Journal Samstag, 8. Juni 2024 – Schwimmen in Sonne, Demo mit Regenspritzern

Sonntag, 9. Juni 2024 um 6:40

In der Nacht dreimal wach geworden, aber dazwischen gut geschlafen, außerdem auch lang genug.

Draußen begrüßte mich ein herrlicher Sonnenmorgen, aber auf dem Balkon war es um sieben definitiv noch zu kalt für Morgenkaffee (völlig in Ordnung).

Wärmer wurde es nach und nach. Als ich nach Milchkaffee, Wasser, Tee startklar fürs Radeln zum Schwimmen war, brauchte ich schon keine Jacke mehr. Ich war um zehn so früh dran, dass der Verkehr mich noch entspannt radeln ließ, ich genoss die Luft und die Lindendüfte.

Die Schwimmbahnen im Dantebad waren angenehm übersichtlich beschwommen, ich konnte nach Herzenslust durchziehen. Die Sonne schien, der Himmel blaute mit nur wenigen Wolken, noch war die Belästigung durch Frittenfettdunst minimal, statt dessen roch ich Lindenblüten. 3.300 Meter gingen spielend.

Auf dem Rückweg blieb das Radel-Vergnügen aus: Zu wenige und zu schmale Radwege für zu viele E-Roller und Fahrräder (die dann auch noch ratschend nebeneinander Überholen unmöglich machten), hupende Autos – in München fühle ich mich auf dem Rad immer weniger sicher. Dann hing an der angefahrenen Bäckerei auch noch ein Schild “vorübergehend geschlossen”, ich musste einen Umweg radeln.

Daheim nach dem Auspacken kurz nach eins Frühstück: Körnersemmeln (die Kernigen vom Wimmer sind weiterhin meine Favoriten), Nektarine und Pfirsich (beide hervorragend). Die Folge war komplettes Fresskoma, ich legte mich kurz hin.

Ein wenig Zeitunglesen auf dem Balkon, dann der nächste Programmpunkt: Demo gegen Rechtsextremismus auf dem Königsplatz. Ich spazierte allein hin, denn Herr Kaltmamsell musste arbeiten. Kaum angekommen traf ich auf eine langjährige Internet-Bekanntschaft; wir blieben die Demo über zusammen stehen.

Neklassizistisches Gebäude, dafür demonstrierende Menschen

Die Veranstalter sprachen von 25.000 Teilnehmenden, das schien mir dann doch arg viel. Aber meherer Tausend waren es wohl schon.

Die Stars der Demo auf der Bühne waren die “Omas gegen rechts”: Ca. 30 Frau hoch kamen sie auf die Bühne, sangen, hielten eine aufgeregte Rede – wurden enorm bejubelt. Es regnete hin und wieder ein bisschen, machte nicht mal richtig nass.

Aber die Luft kühlte spürbar ab, auf dem Weg nach Hause fröstelte mich in meinem Sommerkleid. Zu Hause hatte ich noch Zeit für Hausaufgaben: Wahlunterlagen für Sonntag durchgehen. Danach fühlte ich mich sicherer und ruhiger.

Bei dieser Gelegenheit zwei Hinweise:
1. Fotografier- und Filmverbot bei der Stimmabgabe
Wenn wir bemerken, dass Sie in der Wahlkabine fotografieren, DÜRFEN wir Ihren Stimmzettel NICHT annehmen. Sie müssen dann den Stimmzettel zerreißen und bekommen einen neuen.
BITTE fotografieren/filmen Sie nicht hinter der Sichtblende.
2. Wenn Sie vergessen haben, Ihre Briefwahlunterlagen einzuwerfen: Macht nichts, das können Sie bis morgen 18 Uhr an Sonderbriefkästen machen (Adressen finden Sie online).
Oder Sie gehen mit dem Wahlschein (!) darin morgen live wählen (also nicht mit ihrer Wahlbenachrichtigung).
Was NICHT geht: Briefwahlunterlagen in die Wahlurne werfen.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch Moussaka mit Champignons, Skyr und braunen Bohnen zubereitet.

Gedeckter Tisch, in der Mitte eine Auflaufform, die zu einem Drittel leer ist, unten auf dem Teller Auflauf aus Auberginen, Sauce, Kartoffeln, braunen Bohnen

Schmeckte gut, ich mochte die Bohnen, Auberginen, den Bechamel-Deckel – doch zum einen waren die Champignons überflüssig, und zu anderen schmeckte sie uns beiden dann nicht so großartig wie der enorme Aufwand. Wenn vegetarische Mousska, dann lieber die von Delia Smith mit Linsen. Dazu gab es restliche Maibowle, danach Schokolade.

§

Ein Interview auf tagesschau.de mit Europa-Expertin Thu Nguyen, stellvertretende Direktorin des Jacques Delors Centre – falls Sie doch noch einen Stupser brauchen, heute wählen zu gehen.
“Europawahlen 2024, ‘Macht einen Unterschied, wer im Parlament sitzt'”.

Die Europawahl ist extrem wichtig. Auf europäischer Ebene werden Themen entschieden, die Deutschland allein gar nicht lösen kann – sei es bei Klimaschutz, Migration, Verbraucherschutz oder Bürgerrechten.

Ich habe mir zu den Europawahlen verschiedene Studien und Umfragen angeschaut – und in Deutschland werden Bundestagsentscheidungen für viel wichtiger gehalten als Entscheidungen des Europäischen Parlaments. Laut der Bundesregierung gehen jedoch zwei Drittel der deutschen Gesetze auf Gesetze der EU zurück.

Es ist einfach noch nicht in der breiteren Bevölkerung angekommen, welche und wie viele Gesetze tatsächlich auf europäischer Ebene erlassen werden. Und dafür kommt es darauf an, wer im EU-Parlament sitzt.

Was nichts daran ändert, dass viele Mechanismen der EU meiner Ansicht nach reformiert gehören. Was durch Nichtwählen sicher nicht geschieht.

Nochmal Ngyen:

Es macht einen Unterschied, wer im Europaparlament sitzt. Es macht einen Unterschied, wer die Kommissionspräsidentin ist. Es macht gerade bei diesen großen Themen wie Klima, Migration, Bürgerrechten, Verbraucherschutz einen Riesenunterschied, ob wir ein progressives Parlament haben oder nicht.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Samstag, 8. Juni 2024 – Schwimmen in Sonne, Demo mit Regenspritzern“

  1. Norman meint:

    Ich mache immer Vor Ort-Briefwahl im Rathaus und werfe den Umschlag in eine Kiste mit Schlitz. Das ist dann keine Wahlurne?

  2. die Kaltmamsell meint:

    Nein, Norman, ist es nicht: In eine Wahlurne werden nur nicht zurückverfolgbare Stimmzettel geworfen (geheime Wahl). Deswegen werden beim Auszählen der Briefwahl erst die restlichen Unterlagen im großen Umschlag auf Korrektheit gecheckt, wird der Stimmzettel davon getrennt – um das Wahlgeheimnis zu gewährleisten.

  3. Norman meint:

    👍 Ich stimme auch für Jelinek & Müller featuring Fleißer. Aber bitte mit Videoaufzeichnung.

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