Journal Donnerstag, 4. Juli 2024 – Wochentagsgäste
Freitag, 5. Juli 2024 um 6:34Richtig gut geschlafen, nur wenig zu früh aufgewacht.
Erste Vorbereitungen für die Abendessenseinladung, auf dem Weg in die Arbeit war es sehr frisch. Das blieb auch im Büro so, bis ich trotz langer Ärmel und Hosenbeine zur Jacke griff: In Juli-Hitze begrüße ich ja dieses Nord-Ost-Büro, in Juli-Kälte nicht so.
Aber: Endlich wieder eine Arbeitsphase, in der ich mich nicht gehetzt fühlte, sondern auch mal interne Infos nachlesen konnte.
Mittagscappuccino bei Nachbars. Mittagessen eingeweichtes Muesli mit Joghurt, einige Pfirsiche und Nektarinen.
Feierabend gestern gleich nach Kernzeit-Ende um 15 Uhr, ich wollte ja Gäste bekochen. Also marschierte ich auf direktem Weg nach Hause.
Die Linden wollen dieses Jahr in München gar nicht mehr aufhören zu blühen, auch sechs Wochen nach den ersten Düften rieche ich sie noch. Kein subjektiver Eindruck, las ich gestern im Lokalteil der Süddeutschen (€):
“Linden blühen besonders stark:
‘Ende Juli können Allergiker wieder aufatmen'”.
Ich machte mich an die Zubereitung einer Empanada mit Spinat-Paprika-Füllung (diesmal wieder mit Blattspinat).
Dazu gab es Teile dieses Salats aus Ernteanteil, den Herr Kaltmamsell später mitbrachte, mit Tomate und süßer Zwiebel (wieder bei Verdi gefunden). Dazwischen geriet ich dann doch ein wenig ins Hetzen mit dem Herrichten der Wohnung auf Gästefeinheit, doch ich wurde exakt zum Klingeln des ersten Gastes um sechs fertig.
Meine beiden Gäste waren frühere Mitschülerinnen, die ebenfalls in München wohnen; nach einem Klassentreffen vor fast drei Jahren hatten wir losen Kontakt aufgenommen. Einer davon begegne ich alle paar Monate, weil sie in der Nähe wohnt – zuletzt, weil wir an derselben Adresse als Wahlhelferinnen eingesetzt waren. Geplant war ein Abendessen auf dem Balkon gewesen, doch dafür war das Wetter wirklich nicht geeignet. Eine brachte Wein mit, eine Nachtisch, nach ausführlicher Besichtigung unserer Wohnung (mit Bewunderung an genau den richtigen Stellen) gab es zum Aperitif Erdbeer-GinTonic, dann Empanada und Salat begleitet von einem frischen Verdejo aus dem spanischen Rueda, abschließend sahnigen Beeren-Quark. (Herr Kaltmamsell hatte Hallo gesagt, sich dann in sein Zimmer zurückgezogen.)
Vor allem aber gab es Gespräche mit zwei sehr umtriebigen Frauen, deren Leben nach paralleler Schulausbildung am humanistischen Gymnasium völlig anders verlaufen war als meines: Eine ist selbständige Unternehmerin in einer fachlichen Nische, von deren Existenz ich ohne sie nicht mal wüsste, die andere arbeitet an verantwortungsvoller Stelle bei der Stadt München, eine kümmert sich viel um ihre greisen Eltern und die Familien ihrer beiden Schwestern, die andere hat zwei mittlerweile erwachsene Söhne und startet gerade privat eine neue Lebensphase. Beim Abschied bekam ich ein Sterbebildchen von einer Trauerfeier, an der ich selbst nicht hatte teilnehmen können (ja, wir sind in diesem Alter): Eine Frau, mir der wir gemeinsam viele Jahre Chor gesungen hatten, war jung gestorben.
Es wurde deutlich später als ich vorausgesehen hatte, ich kam erst nach elf ins Bett und wusste, dass ich nach so viel sozialer Interaktion kaum schnell oder dann tief schlafen würde. Machte nichts, ist ja die Ausnahme.
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Ute Vogel hat an einem Seminar über Kochbücher und ihre Aussagekraft in der Geschichte teilgenommen und ausführlich darüber gebloggt – schon an den sich wandelnden Titelbildern von Kochbüchern lassen sich viele gesellschaftliche Veränderungen ablesen:
“Rückblick Seminarteilnahme: Kochbücher und Zeitgeschichte”.
Und da ist ja noch nicht mal darauf eingegangen, wer eigentlich Kochbücher schreibt – ich denke da an den Wandel der vergangenen Jahrzehnte, mit dem immer häufiger Leute aus dem Internet (Blogger*innen, YouTuberinnen, instagram-Publizist*innen) und Einwander*innen Kochbücher schreiben und gut verkaufen.
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Apropos: Ich liebe wissenschaftlich orientiertes Kochen. Nachdem ich auf diese Weise auf standard.at bereits zu dem sehr guten Rezept für Mohnnudeln kam, sieht das hier nach einer heißen Spur Richtung wunderbarem Kaiserschmarrn aus.
“Die Suche nach dem perfekten Kaiserschmarrn”.
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War an mir vorbeigegangen (Tagesschau verpasst): Am Mittwoch wurde der erste Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung veröffentlicht.
Auf Bluesky greift Jens Südekum ein paar Details heraus (er ist Professor für International Economics an der Uni Düsseldorf).
Besonders interessant finde auch ich:
Viele Menschen in Ostdeutschland scheinen also absolut gesehen zufrieden zu sein, gehen aber gleichzeitig davon aus, dass es ihnen viel schlechter geht als den Menschen anderswo.
(Wer mag diesen falschen Eindruck wohl schüren?)
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 4. Juli 2024 – Wochentagsgäste“
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5. Juli 2024 um 8:17
Für Wissenschaftliches Kochen gehe ich fast immer zu Felicity Cloak im Guardian, absolut gelingsicher die Rezepte aus der “perfect…” Serie
5. Juli 2024 um 8:31
Das hat Herr Kaltmamsell im Blick, Bleistifterin, mit wechselndem Erfolg – allerdings würde ich Felicity Cloak bei Kaiserschmarrn nicht vertrauen.
5. Juli 2024 um 8:43
Zum Thema des wissenschaftlich orientierten Kochens kann ich die Bücher und Expertise von Hervé This-Benckhard empfehlen.
5. Juli 2024 um 10:01
Danke fürs lesen! Ja, dieses Themenfeld scheint unerschöpflich. Wir haben im Seminar auch und zum Teil ausführlich über die Autor*innen gesprochen. Aber ich habe es jetzt nicht 1:1 wiedergegeben, da lässt sich bei Regina Frisch auch was drüber lesen.
Und wir haben uns da mit dem Bayerischen Kochbuch und Kriegs- und Kolonialkochbüchern beschäftigt – waren als nicht ganz am Puls der Zeit. ;)
5. Juli 2024 um 10:05
Zum Thema “Kochbücher und Zeitgeschichte” fällt mir sofort ein Buch ein, das mein ehemaliger Kunstlehrer und Heimatpfleger Rupert Berndl herausgebracht hat. Es heißt “Brennsuppn und Erdäpfel” und basiert auf mehreren handschriftlichen Kochbüchern aus dem bayerischen Wald des 19. Jahrhunderts. Auch Berndl betont, dass diese Bücher einen besonderen Einblick in das Leben in dieser Zeit ermöglichen.
(Link: http://www.battenberg-gietl.de/produkt/brennsuppn-und-erdaepfel)
5. Juli 2024 um 10:07
Danke für den Kochbuch-Link!
This-Benckhard steht auch bei uns im Regal.
Außerdem u.a. das Gööck-Standardwerk aus den frühen 60ern (von Mutter “abgestaubt”, gesellschaftlich ziemlich aufschlussreich) – und auch ein paar historisch interessante Heftchen aus Omas Beständen, also mit Nazi-Hintergrund: Sehr aufschlussreiche Beispiele, wie vordergründig ansprechend und service-orientiert sich Propaganda verpacken ließ.
Kurz nachdem ich nach Leipzig gezogen bin, habe ich auf dem Flohmarkt auch interessehalber das DDR-Standardwerk “wir kochen gut” gekauft.
5. Juli 2024 um 10:39
Auch lesenswert: Werner Gruber (von den Science Busters), Die Genussformel.
5. Juli 2024 um 14:17
Diese Kochbuchgeschichten sind ja interessant.
Mein schwäbisches Schulkochbuch von Luise Haarer nehme ich immer noch, wenn es um traditionelle Gerichte geht. Sie hat auch immer eine Sparversion und einen Tipp zur Kochkiste.
Lustig ist auch, dass mein Landkreis ziemlich zufrieden ist im oberen Bereich. Es ist hier ja nachweislich nichts los. Die Strukturen auf den Dörfern sind aber überschaubar und die verwandtschaftlichen Bande sind stark. So kommen viele meiner ehemaligen Schüler und Schülerinnen aus der großen Welt hierher zurück um hier ihre Kinder aufzuziehen. Auch wenn sie dann große Pendlerstrecken zurücklegen müssen, lohnt es sich, sagen sie. Günstiger Wohnraum, Freunde, Verwandte, alles da für eine gute Kindheit.