Journal Freitag, 27. September 2024 – Ins Santuari de Lluc gewandert
Samstag, 28. September 2024 um 8:03Das war ein schöner Wandertag gestern, fühlte sich nach Berg-Etappe an mit seinen Aussichten, hatte Abwechslung im Verlauf, Ungewöhnliches, Wald, Tiere – und war mit 15 Kilometern in fünfeinhalb Stunden auch genug Bewegung. Allerdings wieder in Gesellschaft zahlreicher anderer Wander*innen, meist zu zweit, aber auch in großen Gruppen – ich konnte nur zum Teil gedankenverloren und in wirklich meinem eigenen Tempo gehen. Das Wetter sonnig und mild, doch der Weg schön schattig.
Erstmal aber wurde ich nach Kolumbien mitgenommen. Meine Wanderung startete wieder am Stausee Cúber, dorthin fuhr mich ein Herr – der, wie sich herausstellte, aus Kolumbien stammte (er hatte mich aufgrund meines Nachnamens als Nachfahrin von Landsleuten verdächtigt, der sei in Kolumbien ausgesprochen häufig). Und als ich ein wenig Smalltalk über die Schönheiten von Mallorca machte, fing ich mir einen halbstündigen Vortrag über die Schönheiten von Kolumbien als Reiseland ein, über die Heimatstadt des Herrn, Armenia, über die geografischen und historischen Hintergründe, so grün, tolle Natur, super zum Wandern, und Medellín, das meine Generation ja in erster Linie mit Drogenhölle assoziiert, sei zum Innovations-Hotspot geworden, weil ganz viele US-amerikanische Start-up-Leute von dort remote arbeiteten. Nach dem Aussteigen am Stausee zeigte er mir auf seinem Handy noch YouTube-Ausschnitte zur Illustration. Ich war durch und durch überzeugt: Machen Sie Urlaub in Kolumbien!
Es dauerte dann eine Weile, bis ich den Kopf und den Blick frei hatte für jetzt und Mallorca.
Ich habe eine Idee, woher die Idee zu dem Muster Ikat herkommt (danke für die Recherche!).
Der Weg startete gleich mal ziemlich abgefahren neben einem modernen Aquädukt.
Und mit Pilzen, die sich wie Bauarbeiter mitten im Weg rausgegraben hatten.
Blick auf den Stausee Gorg Blau.
Viele, viele Steineichen.
Immer wieder Ziegen und Schafe – unter anderem dieses, das dringend mal einen Friseur bräuchte. (Über den Anhöhen viele Schwalben.)
Dominante Blühpflanze des Tages war Wacholder – die Blüten duftete sogar sanft.
Zunächst ging es vor allem hoch.
Wer weit hoch geht, kann runterschaun.
Jetzt war der Weg meist von diesen Gräsern verdeckt – tückische Steinstolpergefahr.
Nach fast vier Stunden Brotzeit kurz vor zwei: Ich hatte mir vom Hotelfrühstück zwei Körnersemmeln genommen und mit dem (vielen) restlichen Käse vom Vortag belegt. Unten sah ich jetzt bereits mein Tagesziel, das Santuari de Lluc (kein eigentliches Kloster).
Angekommen im Santuari. Beim Einchecken wurde mir gleich das Tagesmenü des angeschlossenen Restaurants angeboten, ich reservierte unbesehen.
Der Korridor erwies sich schnell als Geräusch-verstärkend hallig.
Allein im großen Dreibett-Zimmer, das gefiel mir. Allerdings sehr hellhörig: Ich wusste bald, dass auf beiden Seiten je zwei Frauen wohnten.
Diese Blasenpflaster soll man ja dranlassen, bis sie von selbst abfallen, richtig? Joah, meine an den gehäuteten Fersen waren beim Sockenausziehen bereits zerwuzelt und abgefallen. Was blöd ist, denn das waren meine beiden einzigen ganz großen.
Die Anlage Santuari de Lluc ist berühmt, Pilgerzentrum (auf dem Tischerl im Zimmer eine Broschüre mit Mariengebeten), Menschen reisen eigens zum Angucken hierher, also ging ich frisch geduscht nochmal raus und sah mich um.
Wo Pilger, da Wallfahrtskirche.
Madonnenfigur (Moreneta) zur Anbetung in einer Kapelle hinterm Altar.
Auch durch den kleinen und wirklich bezaubernden botanischen Garten spazierte ich.
Es gibt hier einen richtigen Swimming Pool! Ich hätte sogar Schwimmzeug dabei, doch gestern war es mir zu frisch für Wassergelüste – und einer Schwimmrunde vor dem Frühstück steht die Öffnung um 10:30 Uhr entgegen.
Die Zimmeraussicht ist hier auch nicht schlecht.
Ich hatte mich für die Abendessens-Spätschicht im großen Pilger-Restaurant eintragen lassen, also die nach acht.
Aus dem Tagesmenü wählte ich Kichererbseneintopf (gute, herzhafte Kichererbsen), Hähnchenschenkel mit Salat und Pommes, Mandelkuchen – alles zufriedenstellend. Dazu ein Glas Weißwein.
Abends Ausschüttungs-Mitteilung von VG Wort: Durch mehr Beteiligte am System ist die Zahlung pro Blogpost 2023 auf 25 Euro gesunken. Ich komme insgesamt immer noch auf zwei zusätzliche Monatsgehälter und kann wirklich nicht meckern (wo ich ja eh bloggen würde).
§
Moment: Wir hatten doch vereinbart, dass Maggy Smith nie sterben darf. Wir hatten sogar eigene Lebensjahre gespendet dafür, weil: Prioritäten. Und jetzt das. NOAAAAAAAIN!
https://youtu.be/rvrMVf8HJ44?si=vIBVHpcASbzqCoYX
Im Guardian eine Biografie in Fotos.
die Kaltmamsell10 Kommentare zu „Journal Freitag, 27. September 2024 – Ins Santuari de Lluc gewandert“
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28. September 2024 um 8:19
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28. September 2024 um 10:15
https://youtu.be/gGgkGFJdxZc?si=gy__k9kIzJWo0tD1
Was hier in Synchron-Deutschland nur wenige wissen: Maggie Smith war auch Weltmeisterin in Dialekten. In “The Prime of Miss Jean Brodie” hat sie mit lupenreinem Schottisch einen Academy Award gewonnen.
https://youtu.be/84MIQ8x44w8?si=SC_1BCPgFSeyCrGA
28. September 2024 um 12:39
Eine Bemerkung zur Empfehlung Ihres Fahrers: Kolumbien ist sehr schön und mittlerweile auch für Touristen ein relativ sicheres Reiseland. Aber, wie ich neulich in einem Podcast gehört habe, erlebt die Bevölkerung dort leider immer noch viel Gewalt durch Paramilitärs.
Falls es jemanden interessiert:
https://www.ardaudiothek.de/episode/weltzeit/kolumbiens-kueste-urlaub-im-land-der-paramilitaers/deutschlandfunk-kultur/136041
28. September 2024 um 13:18
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Gerne gelesen
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28. September 2024 um 13:29
Ja, wirklich traurig mit Maggie Smith. Mit der Meldung ging ich gestern ins Bett :( So eine tolle Schauspielerin!
Die Blasenpflaster nimmt man nicht ab, stimmt. Bin von Compeed am meisten überzeugt, aber selbst die lösen sich bei intensiver Reibung ab.
28. September 2024 um 13:49
Witzigerweise ist die Mitbewohnerin des Liebsten Kolumbianerin und ja, die heißt so. :D
28. September 2024 um 14:43
Die Pilze könnten Stadtchampignons (Agaricus bitorquis) gewesen sein. Die sind berüchtigt dafür, an und auf Wegen zu wachsen und können selbst Pflastersteine und auch mal eine Asphaltdecke anheben. Sind sehr hart und (theoretisch) essbar, ihr Standort macht sie vermutlich oft ungeniessbar.
Liebe Grüße
28. September 2024 um 18:07
Heute Abend kommt eine kolumbianische Freundin zum Abendessen.
Was soll ich sie fragen?
Ein schöner Ort zum Sein diese Abtei.
Wir waren da auch schon, aber, wie gesagt, im Winter.
Und wir lesen weiterhin eifrig mit, dann kommt genug Geld rein und es gibt wieder Urlaubsfotos. Win win.
28. September 2024 um 23:46
Unser Nachbarhaus wird gerade kernsaniert. Da glaubt man auch manchmal an aus dem Boden sprießende Bauarbeiter :)
Danke für die unterhaltsamen Berichte und die vielen schönen Wandereindrücke. Und das happy face Selfie.
29. September 2024 um 9:37
Kürzlich erst habe ich den online-Reisebericht einer Bekannten gelesen, die Kolumbien auch sehr schön und interessant fand. Aber jetzt habe ich auf einmal Interesse an Mallorca gekriegt, seltsam seltsam.