Journal Montag, 18. November 2024 – Wieder so ein Montag und wer bin ich

Dienstag, 19. November 2024 um 6:18

Recht gute Nacht, ich konnte Angstkreisel (diese Woche enthält zwei Angst-Themen) durch inneres Wiederholen der Laufstrecke vom Samstag stoppen.

Positive Überraschung: Die Zeitung war da, sogar direkt vor der Wohnungstür (im weitesten Sinn).

Draußen nasser Boden, doch ich blieb auf dem Weg in die Arbeit trocken. Allerdings verschätzte ich mich ein weiteres Mal mit der Kreuzbarkeit der Theresienwiese: Nachdem das Oktoberfest aufgeräumt ist, die Tollwood-Zelte komplett stehen, wir außerdem bereits 18. November haben, war ich sicher gewesen, wieder Luftlinie von daheim zum Büro marschieren zu können. Doch nix: Immer noch hinderte mich ein Bauzaun daran.

Zwei Zeitungskästen an einem begrünten Platz, der eine mit dem Titel "Entdeckung in Sendling" der andere mit dem Titel "Inferno in Sendling"

Ja was jetzt.

Im Büro fing der Tag geordnet an, gewann dann aber durch die Ergebnisse eines Termins an Zugkraft. Erst spät stürzte ich hinaus auf meinen Mittagscappuccino, nach langem mal wieder von Wind durchgepustet.

Auf einem sonnenbeschienenen Fensterbrett ein Cappuccino, davor Mütze und Fingerhandschuhe

Schräg und Wintersonne, aber Sonne.

Mittagessen am Schreibtisch: Heimische Äpfel, Salat aus Ernteanteil-Kohlrabi (ich empfehle hiermit die Kombi mit Joghurt und Thymian, dass passt wunderbar) – wobei mein Bauch durchaus ein bisschen blöd schaute ob dieser Masse Rohkost. Sich aber die nächsten Stunden nicht aktiv zu protestieren traute.

Der Sonnenschein endete kurz darauf, Regen setzte ein – was ich eher hörte (Tropfen gegen Fensterscheibe) als sah, denn ich war sehr vertieft in Arbeit. Angst-Thema 1 ging in großen Schritten voran, das wird, das wird. Trotz allem Fleiß musste ich einiges auf Dienstag schieben, ich hoffe, das fliegt mir nicht um die Ohren.

Aber! Das Büro war ausreichend geheizt, ich musste zu keinem Zeitpunkt frieren.

Nach Feierabend hatte der Regen aufgehört. Ernteanteil war weggegessen (die grässlichen Schwarzwurzeln hatten wir verschenkt), ich kaufte fürs Abendessen ganz frisch ein.

Aufsicht auf eine schwarze Pfanne, darin in heller Sauce orange Kürbisstücke, Kichererbsen, Spinatblätter

Nachdem ich eine Runde Yoga-Gymnastik geturnt hatte, servierte Herr Kaltmamsell Kürbis-Kichererbsen-Spinat-Curry mit Kokosmilch. Ganz wunderbar. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen: Das aktuelle Granta 169, China ist sehr spannend, gestern las ich einen Aufsatz von Han Zhang über zeitgenössische chinesische Arbeiterliteratur – die im Gegensatz zu “boy meets girl meets tractor” (Definition einer Expertin von socialist realism) Literatur von illegalen Wanderarbeiter*innen ist:
“Picun”.

§

Sternstunden des Internets: Wie ich mal nach dem Handschreiben von Ampersands fragte (ich schreibe viel bei Besprechungen mit, da brauche ich es regelmäßig) – und aus den Antworten enorm viel lernte.

Screenshot eines Tröts: "Guten Abend, ich möchte mit Ihnen über das Ampersand sprechen. 
Weder Herr Kaltmamsell noch ich haben in der Schule gelernt es zu schreiben und stellen jetzt fest, dass wir an unterschiedlichen Stellen anfangen: Er oben, ich unten. 
Ich halte seine Schreibweise für die korrekte, er zweifelt, deshalb: Wie schreiben Sie das Ampersand mit der Hand?"

Wenn Sie auch lernen möchten: Hier die Diskussion.

§

Und dann hatte ich kürzlich eine Idee, was ich eine Sprach-KI fragen könnte und erzählte die Idee Herrn Kaltmamsell. Der bei aller Überarbeitung nichts Besseres zu tun hatte, als sie umzusetzen, was natürlich deutlich aufwändiger war, als ich abgesehen hatte. Ich wollte nämlich wissen, wie eine Sprach-KI die Autorin meines Blogs beschreiben würde – in der Annahme, dass man der KI dafür einfach nur die URL des Blogs geben müsste, und dann würde sie sich an allem bedienen, was sie unter dieser URL fände. Ja, nee. Herr Kaltmamsell musste 21 Jahre Posts manuell einfüttern. Genauer (wörtlich von ihm so beschrieben):
1. WordPress-Export > XML-Datei
2. XML-Datei > ~7200 Einzeldateien im Markdown-Format, je Blogeintrag 1 Datei
3. da die LLM-Zugangssoftware (Anything LLM) mit den vielen Dateien nicht zurechtkam, doch wieder eine Gesamtdatei daraus gemacht > 24 MB Markdown-Datei
4. diese Informationen als Wissensbasis für Llama3.1 8B genutzt

Der Prompt: “Charakterisiere die Autorin des Blogs in 5 Sätzen.”

Das Ergebnis:

Die Autorin des Blogs beschreibt sich selbst als eine Journalistin, Drehbuchautorin und Nuklearphysikerin mit einer enormen Text- und Themenproduktivität. Sie erscheint als jemand, der viele verschiedene Interessen und Fähigkeiten hat und diese auch in ihrem Blog reflektiert. Ihre Art zu schreiben und zu denken ist von Freiheitsdrang und Lebenslust geprägt, was die Autor des Blogs sehr sympathisch findet. Sie reagiert selbstsicher auf Journalistenfragen, was ihre Persönlichkeit als klarsichtig und unbefangen kennzeichnet. Die Autorin hat offenbar eine Vielzahl von Themen und Erfahrungen, die sie in ihrem Blog teilt.

Das ist leider nicht blödsinnig genug, dass ich es als Profil verwenden wollte, aber schon irgendwie schön (viel cooler als Nuklearphysikerin wird es in meinen Augen nicht).

die Kaltmamsell

19 Kommentare zu „Journal Montag, 18. November 2024 – Wieder so ein Montag und wer bin ich“

  1. Sabine meint:

    Also ich find‘s schon sehr blödsinnig und habe herzlich gelacht!

  2. Beate meint:

    NUKLEARPHYSIKERIN!!! Das einzig bessere wäre doch noch Astronautin gewesen, oder?

  3. Mareibianke meint:

    Danke für das Schließen einer Bildungslücke! Bis eben hatte ich “Ampersand” noch nie gehört… aber schon viele Male geschrieben und dabei oben angefangen.

  4. Nadine meint:

    Ich danke auch für den Bildungs-Thread! Am besten fand ich ja die Variante “Schreibe eine 8 und radiere es zurecht” ;o)
    Ich wusste auch nicht, dass dieses Zeichen “Ampersand” heißt und ich nutze es auch recht selten, weil ich mir da immer einen abbreche. Die englische Variante kannte ich überhaupt nicht, aber das geht ja sooo viel einfacher! Vielleicht übernehme ich jetzt das, wenn ich mal wieder ein Ampersand schreiben will/muss. Danke dafür!

  5. FrauC meint:

    Ich musste direkt ausprobieren, was ChatGPT auswirft, wenn man ihm nur die Website nennt, ohne den ganzen Content einzufüllen. Da kam leider keine Nuklearphysik raus!

    Hier, bitte:
    Charakterisiere die Autorin des Blogs https://www.vorspeisenplatte.de in 5 Sätzen.
    Die Autorin des Blogs “Vorspeisenplatte” ist eine leidenschaftliche Köchin und Food-Enthusiastin, die ihre Liebe zur Kulinarik mit anderen teilt. Sie legt großen Wert auf kreative und ansprechende Rezepte, die sowohl einfach zuzubereiten als auch geschmacklich überzeugend sind. Ihre Schreibweise ist einladend und persönlich, was es den Lesern erleichtert, sich mit ihr und ihren Ideen zu identifizieren. Zudem zeigt sie ein besonderes Interesse an saisonalen und regionalen Zutaten, was ihre Rezepte nachhaltig und zeitgemäß macht. Durch ihre ansprechenden Fotos und detaillierten Anleitungen inspiriert sie viele Menschen dazu, selbst in der Küche aktiv zu werden.

    Oh, und das Ampersand habe ich auch nie “offiziell” gelernt. Wenn ich es mal (selten) verwende, starte ich unten.

  6. Trulla meint:

    @ von oben, & von unten.
    Viel benutzt, ohne je den Begriff dafür gekannt zu haben: Schulzeit waren die 50er und 60er Jahre, vermutlich andere Inhalte. Und leider niemals (allerdings immer schon Schnellschreiberin) stenografieren bzw. Schreibmaschine gelernt.

  7. Annbellis meint:

    ChatGPT gefragt:
    Bitte charakterisiere die Autorin des Blogs https://www.vorspeisenplatte.de in Hinblick auf ihren beruflichen und sozialen Hintergrund, ihre Interessen und ihre Persönlichkeit.
    ChatGPT:
    Die Autorin des Blogs “Vorspeisenplatte” ist eine in München lebende Frau, die ursprünglich aus Ingolstadt stammt. Sie hat Journalismus und Literaturwissenschaft studiert und verfügt über Berufserfahrung in den Bereichen Tageszeitung, Radio, Sprachunterricht (Englisch in der Erwachsenenbildung) sowie Public Relations, einschließlich Pressearbeit, interner Kommunikation und Corporate Publishing. Derzeit ist sie als Sachbearbeiterin tätig.

    Seit 2003 führt sie den Blog “Vorspeisenplatte”, den sie als “Journal” bezeichnet und in der Tradition von Samuel Pepys sieht. Der Blog dient ihr als persönliche Chronik, in der sie Alltagsgeschehen, aktuelle Themen, Lesetipps und Reflexionen teilt. Ihre Beiträge decken ein breites Themenspektrum ab, darunter Literatur, Kultur, Kulinarik und persönliche Erlebnisse.

    In ihren Blogbeiträgen zeigt sie eine Vorliebe für Literatur und Kultur, was sich in regelmäßigen Buchrezensionen und kulturellen Reflexionen widerspiegelt. Sie legt Wert auf sachliche und reflektierte Darstellungen und teilt ihre persönlichen Erfahrungen und Gedanken offen mit ihren Lesern. Ihre Persönlichkeit zeichnet sich durch eine scharfsinnige Beobachtungsgabe und eine Affinität zur Kultur aus.

    Das finde ich jetzt nicht schlecht. Scheint hauptsächlich auf dem Interview mit TANJA PRASKE zu beruhen, was ich clever finde.

  8. Boje meint:

    Das bringt mich ja auf Ideen! Also, perplexity.ai gefüttert mit:

    Hallo. Ich benötige eine Personencharakterisierung. Es geht um die Autorin des Blogs vorspeisenplatte.de Bitte charakterisiere diese Person in maximal 10 Sätzen unter Berücksichtigung ihres Blogs vorspeisenplatte.de

    Erhalten habe ich:

    Die Autorin des Blogs vorspeisenplatte.de ist eine reflektierte und vielseitig interessierte Persönlichkeit mit einem Faible für Literatur, Kultur und Kulinarik. Sie führt ein detailliertes Online-Journal, in dem sie regelmäßig über ihren Alltag, ihre Lektüre und gesellschaftliche Themen nachdenkt[5]. Ihre Beiträge zeugen von einer scharfen Beobachtungsgabe und der Fähigkeit, komplexe Themen wie Feminismus und Altern kritisch zu hinterfragen[2][4]. Die Bloggerin scheint eine Vorliebe für anspruchsvolle Literatur zu haben, wie ihre Auseinandersetzung mit Werken von Almudena Grandes zeigt[3]. Ihr Interesse an der Literaturszene erstreckt sich auch auf Ereignisse wie den Bachmannpreis, zu dem sie fundierte Kommentare verfasst[8]. In ihren Texten verbindet sie persönliche Erfahrungen mit breiteren gesellschaftlichen Diskursen, was auf eine nachdenkliche und engagierte Persönlichkeit schließen lässt[4]. Die Autorin scheint offen für neue Perspektiven zu sein und reflektiert ihre eigenen Ansichten kritisch[2]. Ihr Schreibstil ist eloquent und zeugt von einer fundierten Bildung sowie der Fähigkeit, verschiedene Themen miteinander zu verknüpfen.

    Gar nicht so schlecht, wie ich finde!

  9. nochEinGlasWein meint:

    “Ihre Art zu schreiben und zu denken ist von Freiheitsdrang und Lebenslust geprägt,” – gerade Lebenslust vermisse ich oft in Ihren Beiträgen, da scheint die KI was falsch verstanden zu haben. Oder ich natürlich.

  10. Thea meint:

    Herrlich. Meine Lacher über fast jeden Beitrag hier reichen für eine ganze Woche.
    Und ja, bei “Lebenslust” bin ich auch kurz zusammengezuckt.

  11. Susann meint:

    Eine lebenslustige Nuklearphysikerin, wer hätte das gedacht. :-)

  12. Norman meint:

    Einfach „+“ schreiben, so wie Susan Sontag in ihren Tagebüchern.

  13. Sabine B. meint:

    Hallo aus Kanada,
    das Ampersand wird hier im nordamerikanischen Raum eigentlich immer als rundes E geschrieben, durch das ein senkrechter Strich geht.
    Grüße aus Toronto.

  14. Trunseo meint:

    Hallo Frau Kaltmamsell, mir fielen neben ihrem schönen, bunten Curry die Tischsets auf. Gesteppt und in neutraler Farbe, das suche ich schon länger. Könnten Sie mir bitte die Bezugsquelle verraten? Vielen Dank!

  15. die Kaltmamsell meint:

    Die habe ich 2008 in der Provence auf einem Markt gekauft, Trunseo, möglicherweise in Gordes. Auf dem Etikett steht “Vivaraise”.

  16. Anne meint:

    Ampersand: Könnte die Diskussion zum oben/unten-Anfangen auch etwas mit der Händigkeit zu tun haben?
    Ich bin Linkshänderin und fange unten rechts an. So kann ich mit Schwung nach links oben (Arm geht nach ‘außen’) ziehen und den Rest locker zurück nach ‘innen’ pendeln.
    Habe es so mal mit der rechten Hand probiert: Da müsste ich diese Diagonale nach ‘innen’ “schieben” (was bei Füller kratzen könnte, ich schreibe aber nur mit Rollerball).

  17. engl meint:

    ob wohl der hier sicherlich anwesende herr kaltmamsell irgendwo (mir) das rezept für das abgebildete curry-gericht zur verfügung stellen könnte?

  18. Herr Kaltmamsell meint:

    Aber gerne, das Rezept ist von hier: https://biancazapatka.com/de/kuerbis-kichererbsen-curry/?s=09#RecipeOfTheDay – gaaaanz nach unten scrollen. Leichte Variationen, etwa bei der Gewürzmischung, gibt es dabei immer mal.

  19. Thomas S. meint:

    Für mich das et-Zeichen, Ampersand musste ich googeln.
    Dieses, wie ich finde, außerordentlich hübsche Symbol hat bei mir eines der stärksten Aha-Erlebnisse meiner Zwanziger Jahre ausgelöst, als ich entdeckte, dass es sich hier um das lateinische Wort für “und” in verschnörkelter Schreibschrift handelt. Raffiniert!
    Korrekterweise wird natürlich unten rechts angesetzt, alles andere wäre Sittenverfall.

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