Journal Sonntag, 17. November 2024 – Familienganserl
Montag, 18. November 2024 um 6:30Das letzte Drittel meiner Nacht war unruhig, aber ich träumte einen originellen Techniktraum (was mich sehr stolz auf das Kreativzentrum meiner Traumwerkstatt macht): Mein Arbeitsplatz zog innerhalb der Firma um in ein Großraumbüro mit Teppich und wenigen Außenfenstern, das aber nicht aus cubicles bestand, sondern aus Inseln mit mehreren Schreibtischen. Auf meinem künftigen standen zwei alte Desktop-Rechner verschiedener Generationen als Arbeitsgeräte; als ich sie anschaltete, brauchten sie schon sehr lang zum Hochfahren. Ich rief, dass diese alten Computer ja allein fürs Speichern einer aktuellen Word-Datei Minuten brauchen würden. Der Speicher allerdings war ein separates Gerät: Durch einen Deckel aus braunem, durchsichtigen Plastik sah ich zwei Reihen von je vier Audiokassetten die sich drehten; auf ihren Bändern wurden die Dateien gespeichert. Ich lachte laut auf, dass das ja wohl nicht ernst gemeint sein könne.
Der Nebel war zurück, meh.
Aber egal, gestern waren Herr Kaltmamsell und ich bei der Familie in bei Ingolstadt zum Ganserlessen eingeladen, bei jedem Wetter.
Wir nahmen eine pünktliche Regionalbahn nach Ingolstadt, schon hinter Petershausen riss der Himmel auf, in Ingolstadt schien die Sonne. Meine Eltern nahmen uns mit zur gastgebenden Bruderfamilie. Die Schwägerin hatte eine wunderschöne Gans im Ofen.
Dazu Wirsing, Blaukraut, Kartoffelknödel, besonders köstliche Sauce – ein Festmahl. Und halt liebe Familie <3 <3 <3 Schöner Sonntag.
Im letzten Tageslicht ließen Herr Kaltmamsell und ich uns zum Bahnhof fahren, im Arm eine Schüssel Schwägerinnen-Äpfel, wieder pünktlicher Zug nach München, wo uns beginnender Regen empfing. Auf dem Heimweg bestätigte sich an der Kreuzung Goethestraße-Landwehstraße eine Beobachtung vom Hinweg: Alle vier Fußgängerampeln wurden gleichzeitig grün, man konnte auch quer kreuzen. Wir entdeckten die Erklärung: Rundum grün.
Herr Kaltmamsell erinnerte sich auch noch an die Umfrage, an der wir als Anwohnende zu diesem Thema teilgenommen hatten.
Zurück daheim turnte ich eine Runde Yoga-Gymnastik: Jetzt möchte ich wieder eine Weile Yoga auf verschiedenen Kanälen, gestern wurde es eine halbe Stunde Mady Morrison.
Brotzeitvorbereitung (Ernteanteil-Kohlrabi zu einem Salat mit Joghurt und Thymian), ich hatte auch genug Hunger für Abendessen: Käse, Kimchi. Nachtisch nur wenig Schokolade.
Nach Langem mal wieder Versuch, einen Tatort zu gucken, dieser Stuttgarter “Lass sie gehen” war als gut angekündigt worden – doch ich kam schon nicht übers Set Design hinweg, dass in einem Alb-Dorf ein Gasthaus mit schicken dunkelgrauen Wänden und Boutique-Hotel-Zimmern platzierte, diese dunkelgrauen Wände dann auch noch in allen Wohnungen der Handlung einsetzte (Sonderposten Wandfarbe im Bauhaus abgegriffen?). Ins Bett zum Lesen.
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Hier der ganze Thread mit Recherche-Ergebnissen.
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Die erste lange Kurzgeschichte des aktuellen Granta-Magazins mit dem Thema China, war ganz anders als das, was ich zu China und seiner Kunst im Kopf hatte – vor allem, denke ich, weil wohl auf den deutschen Literatur-Markt kommt, was ebenfalls den Erwartungen der hiesigen Leserschaft entspricht. Herausgeber Thomas Meaney erwähnt in seinem Vorwort, wie schwierig es sei, gute literarische Übersetzer*innen vom Chinesischen ins Englische zu finden, die akzeptable Lösungen für sprachliche Probleme wie die Darstellung von Zeit fänden.
For a long time, the translation of Chinese literature was in the hands of a very few Anglophone translators, some of whom obscured the realities of literary reception in China more than they elucidated it. But thanks to organizations like Paper Republic, as well as extraordinary translators such as Jeremy Tiang, we were able to pursue even the faintest glimmers of promise. The difference in how time in Chinese fiction is structured – how it is less mercilessly linear, and how the past can overtake the present – is only one of the philosophical challenges with which our translators had to wrestle.
Dieser Text passt wunderbar und ist von Catatonic, die kürzlich von Berufs wegen einige Wochen in Peking verbrachte.
“I never felt so welcome in a public toilet (Beijing, September 2024)”
4 Kommentare zu „Journal Sonntag, 17. November 2024 – Familienganserl“
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18. November 2024 um 9:37
dieser tatort war mein vorerst letzter versuch mit dieser reihe. wer schreibt/dreht solche bücher voller unlogik, und mit offenem ende? über die grauschwarze deko haben wir lachen können, war das ironie?da nutzen auch gute schauspieler/innen nichts, wenn das drumherum so ist.
18. November 2024 um 10:47
Nach Jahren der Abstinenz (Tatort Münster gab uns den Rest) gestern versuchsweise die Stuttgarter geschaut und für gut befunden. Zwar fiel auch hier die überall dunkle Wandkulisse unangenehm auf (sollte sicher die Stimmung im Dorf illustrieren) dennoch…die Akteure waren von Anfang an einfach großartig und deshalb sind wir drangeblieben. Dieses Dunkeldorf hat mit seinen Bewohnern fast einen ganzen Kosmos versinnbildlicht: der eigentlich gute und sympathische Vater, die von eigener Schuld befreit werden wollende Mutter, der klammheimliche, frustrierte und intrigante Sadist, kleingeistige Bürgerlichkeit, Hoffnung, Aufbruch usw.
Die Aussage des Ganzen war eine andere, als nur den Täter zu fassen, deshalb war der Schluss m.E. stimmig. Man kann sich doch absolut denken, was folgt.
18. November 2024 um 11:08
Diese chinesische Toilettengeschichte ist allerliebst.
Und ich dachte, die hätten sich in 25 Jahren verändert.
Danke sehr.
19. November 2024 um 1:28
„Die Aussage des Ganzen war eine andere, als nur den Täter zu fassen“ – das ist doch schon seit vielen Jahren so, der klassische Krimi à la Agatha Christie oder gar Arthur Conan Doyle entspricht doch schon lange nicht mehr dem was erwartet wird. Die Figuren, vor allem die Ermittelnden, haben neben der Tätersuche ein Eigenleben, der Plot fächert sich auf. Und das ist gut so.
Mir geht es oft so, daß mir am Schluß völlig egal ist, wer es denn getan hat, ich mich aber gut unterhalten gefühlt habe. Das Verbrechen ist heute halt oft nur ein Anlaß, weniger die roman/film-treibende Kraft.