Archiv für März 2025

Journal Montag, 10. März 2025 – Fahrradzukunft

Dienstag, 11. März 2025

Gut geschlafen, allerdings auch in dieser Nacht mit seltsamen, eher unangehmen Träumen. Ist jetzt da mal Ruhe im Unterbewusstsein?

Wie angekündigt hatte sich das Wetter verdüstert (wir brauchen dringend Regen), aber noch war die Luft auf meinem Marsch in die Arbeit mild.

Arbeitsvormittag mit häufigem Wechsel zwischen Stehen und Sitzen: Derzeit spielt meine angeboren krumme und immer arthrotischere Lendenwirbelsäule Schmerz-Verfang mit der Hüfte, manchmal bis in die Knie ausstrahlend.

Zu Regen reichte es nur kurz, ich spazierte raus auf einen Mittagscappuccino.

Holzfäche vor Fenster, darauf ein Metalltablettchen mit Cappuccino und kleinem Wasserglas, draußen düsteres Licht auf einer Straße und Bürohäusern

Ziemlich geordnetes Abarbeiten von Dingen. Zu Mittag gab es Avocados (von Crowdfarming und ganz hervorragend) und Grapefruit.

Etwas wirrer Nachmittag, an dessen Ende aber weniger Arbeit auf der Liste stand als am Anfang.

Für den Feierabend hatte ich einen Einkauf vor: Der Nagellack, den ich mir bei der jüngsten Pediküre ausgesucht hatte, gefällt mir so gut, dass ich ihn als Farbe des Jahres kaufen wollte. Genau die Farbe hatte ich bei keinem der Anbieter gefunden, die dm führt, also wollte ich das Original von OPI – zu meiner Freude werden deren Produkte laut Website von Douglas gehandelt. Vor Ort wollte ich sicherstellen, dass die vermutete auch genau die wunderschöne Farbe auf meinen Zehen war. Doch wieder musste ich im “Flagship Store” von Douglas in der Kaufingerstraße feststellen: Gibt es dort nicht, kann man nur in deren Online-Shop bestellen. An mir geht völlig vorbei, wozu ein (auch diesmal ziemlich unaufgeräumt wirkender) “Flagship Store” gut sein soll.

Daheim das Übliche: Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung.
Unüblich: Umzug meines Online-Bankings, meine Bank Sparda hat den Dienstleister gewechselt. Obwohl ich von meiner Sorgfalt überzeugt war, scheiterte ich zunächst, und erst Herr Kaltmamsell wies mich auf die eine Zeile in der Anleitung hin, die ich übersehen hatte. Dann funktionierte alles.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell kalte Reste: Lammbraten vom Samstag, Käse, Brot, außerdem Kimchi und Essiggurken. Nachtisch Schokolade.

Nachdenken über Fahrraddinge.
Mein Fahrrad ist 25 Jahre alt, heißt “ADLER” (das steht zumindest drauf, und ich finde das wunderschön), ist perfekt auf meine Maße und Bedürfnisse eingestellt. Vom Lenker ist über die Jahre der gesamte schwarze Lack abgebröselt, der Gummi an den Griffen hebt aber noch zu 90 Prozent. Ich fahre es nicht oft, vermutlich im Jahresdurchschnitt drei- bis viermal im Monat: Es ist reines Transportmittel in der Stadt, denn Spazierfahrten oder Fahrradausflüge machen mir leider keinen Spaß. Alles unter einer Stunde Fußweg in der Stadt gehe ich lieber, und auf längeren Wegen ist mir die schnellere U-Bahn lieber.

Auf den jüngsten Fahrradfahrten stellte ich fest, dass die Gangschaltung mal wieder überholt werden müsste (von möglichen 15 Gängen nutze ich ohnehin seit Anfang höchstens 5, meist wechsle ich zwischen 3), außerdem quietschen die Bremsen verdächtig. Zeit also, das Radl nach ca. drei Jahren mal wieder zum vertrauten Schrauber in der Hans-Sachs-Straße zu bringen. Oder aber: Seit einigen Jahren habe ich Geld für ein neues Fahrrad beisammen und zur Seite gelegt, das meiste davon hat mein Vater mir geschenkt (seit meiner Geburt mein Fahrrad-Patron). Soll ich mir also ein neues Fahrrad kaufen?

Beim letzten Anlauf konsultierte ich besagten Fahrrad-Schrauber, der auch Neu-Fahrräder verkauft. Ganz Experte stellte er erstmal ein paar Fragen. Genauer nur eine: “San’S denn z’friedn mit Ihrm Radl?” Ja, antwortete ich, eigentlich sei daran alles daran genau richtig für mich. Experten-Folgerung: “Dann bracha’S koa neis Radl.”1 Das ist jetzt etwa zehn Jahre her. Und tatsächlich möchte ich im Grunde exakt mein jetziges Radl, nur in Neu und Schön (ok, und wenn Veränderung, dann mit nur den fünf Gängen, die ich tatsächlich verwende).

Wobei bei Neukauf unweigerlich ein zentrales Feature dieses für mich perfekten Fahrrads verloren ginge: Es sieht alt und überhaupt nicht Diebstahl-würdig aus. Zwar sperre ich es bei jedem Abstellen mit einem massiven Schloss ab, bemühe mich aber nicht um Anketten an verbauten Gegenständen, denn: Das will (in München) eh niemand. Höchstens achte ich darauf, es neben ein besonders schickes Fahrrad zu stellen: “Stiehl nicht meines, stiehl DAS!”

§

Ich arbeite immer noch die vielen interessanten Artikel rund um den Frauentag auf, darunter auf standard.at einen darüber, was Männer von Feminismus halten (zwei unzulässige Verallgemeinerungen im letzten Satzteil, der Artikel differenziert zum Glück).2
“Vincent-Immanuel Herr: ‘Bei Sexisten lässt sich wenig tun'”.

Vincent-Immanuel Herr und Martin Speer besuchen Organisationen und Unternehmen, um dort über Geschlechtergerechtigkeit zu sprechen, oft auch in rein männlichen Gesprächsrunden. Trotz einer umfassenden Datenlage zu Diskriminierung von Frauen meinen viele Männer: Ach, der Alltag von Frauen ist gar nicht so anders als meiner. Ich wurde doch auch schon mal von einem Mann angemacht – war doch nicht so arg! Dieses ganze Genderzeugs nervt gewaltig, und bald werden nur mehr Frauen befördert, weil sie halt Frauen sind. Für viele Männer ist Feminismus also noch immer ein rotes Tuch und ruft viele Ängste hervor. Genau über diese müssen wir endlich ehrlich reden, sagt Vincent-Immanuel Heer.

(…)

So könnten Männer darauf achten, von wem sie Artikel oder Bücher lesen, wem sie in sozialen Medien folgen. Sie könne sich fragen: Welche Stimmen lasse ich in mein Leben? Viele werden feststellen, dass das vor allem männliche Stimmen sind.

Das ist erst einmal nicht schlimm, Männer schreiben tolle Sachen. Doch wenn man nur Männer liest, nur Männern als Experten auf Panels zuhört oder nur Männern in sozialen Medien folgt, dann braucht man sich nicht wundern, wenn man nur eine Perspektive hat.

§

@cracked enthüllt: Die Stiefmutter in Schneewittchen war nie das eigentliche Problem.

via @343max

  1. Übers. “Sind Sie denn zufrieden mit Ihrem Fahrrad?” – “Dann brauchen Sie kein neues Fahrrad.” []
  2. Warum “Not all men” dennoch als Argument gegen strukturelle Kritik untauglich ist, kann man unter anderem hier nachlesen. []

Journal Sonntag, 9. März 2025 – Sonnensonntag

Montag, 10. März 2025

Wenig erholsame Nacht mit zerstückeltem Schlaf, der zu früh endete. Dafür und nach dem vielen Alkohol am Vorabend stand ich aber recht munter auf.

Vor dem Morgenmilchkaffee Aufräumen bis zur Wiedererkennbarkeit des Wohnzimmers. Gemütliches Bloggen, Gläserspülen (werden auch in dieser Geschirrspülmaschine matt und müssen deshalb handgespült werden), Internetlesen.

Draußen strahlte nochmal die Sonne, ich öffnete bald die Fenster zu sehr milder Luft. Für meinen Isarlauf ließ sie mich erstmals im Jahr zur kurzen Hose greifen.

Spiegelselfie eines Menschen mit hellblauer, knielanger Laufhose, roter Jacke, Kappe und Sonnenbrille, links von ihm Tür mit Blick in ein sonniges Wohnzimmer

Und ich nahm das Fahrrad raus zum Friedensengel. Schon auf diesem Weg stellte ich fest, dass ich zu warm angezogen war: Nicht nur war die Jacke unnötig, es hätte auch ein kurzärmliges Oberteil getan. Der Lauf wurde anstrengend, aber vermutlich nicht in erster Linie wegen meiner Kleidung, ich bin wohl derzeit einfach nicht allzu fit.

Wasserstand der Isar sehr niedrig, es muss dringend regnen. Ich bekam ganz viele Frühlingsblümchen zu sehen.

Sonnenbeschienener Pfad, rechts davon eine Mauer, hinter der ein Fluss, links kahle Bäume

Blick auf sonnenbeschienenen FLuss hinter kahlen Bäumen, im Fluss viele Steine, auf dem gegenüberliegenden ein barocker Kirchturm

Kanal mit sonnenglitzerndem Wasser, rechts grasbewachsener Damm, links davon kahle Bäume und ein Kirchturm, darüber blauer Himmel und Sonne

Blick aus einer Unterführung mit Graffiti, in den sonnigen Ausgang joggt gerade ein Läufer

Unter der Max-Joseph-Brücke.

Beim Zurückradeln waren Rad- und Fußwege voll, die Ufer der Isar schwarz vor Menschen.

Daheim trank ich erstmal viel Wasser, so durstig war ich schon lang nicht mehr vom Laufen gekommen. Zum Frühstück um halb drei gab es einen großen Teller aufgewärmte Gemüsereste vom Vorabend mit Balkanbrot, außerdem Blutorangen.

Nachmittag mit offenen Fenstern und Balkontüren im sonnigen Wohnzimmer: Zeitunglesen, Bügeln.

Nach Sonnenuntergang mal wieder Yoga-Gymnastik: Die Einheit mit nur ruhigem Dehnen war genau richtig. Brotzeit- und Arbeitstagvorbereitungen.

Zum Nachtmahl Reste: Lammbraten und Gemüse, es blieb immer noch etwas übrig. Nachtisch Pekanuss-Karamell-Happen.

§

Wie Frauen ihre Wechseljahre erleben, ist so unterschiedlich wie Frauen – ÜBERRASCHUNG! – nunmal sind. Deshalb finde ich die individuellen Geschichten auch so interessant, weil sie meistens ganz anders sind als meine. Zum Beispiel die von Silke Burmester:
“Wechseljahre
Ich glaube, ich mag mich so sehr wie noch nie”.

Etwas ungehalten werde ich folglich bei Verallgemeinerungen – wie die im selben Artikel:

Die 40er bringen ein neues Selbstbewusstsein mit sich. Sie sind die Zeit der gekonnten Umsetzung. Wir realisieren und bringen zur Blüte, was wir seit Jahrzehnten vorbereitet haben: Karriere, Familie oder was wir uns sonst unter Glück vorstellen.

LOL HELL NO. Don’t you “wir” me!

§

Noch ein aktueller, persönlicher Text über das Erleben der Wechseljahr, dieser im Blog Mira Corvino:
“Der Wechsel”.

Noch dazu mit einem wundervollen Zitat der verehrten Ursula Le Guin am Ende.

In diesem Blog übrigens auch eine sehr interessante Besprechung von Mareike Fallwickl, Die Wut die bleibt.

Journal Samstag, 8. März 2025 – Gäste zu mallorquinischem Essen

Sonntag, 9. März 2025

Als ich mich nach Klogang kurz vor fünf wohlig ins Bett kuschelte, weil noch so viel schöner Schlaf vor mir lag, rechnete ich nicht damit, dass er mir einen besonders unangenehmen Traum bringen würde: Komplizierte Bahnreise in den Urlaub mit meiner Mutter, auf der ich schließlich beim Umsteigen meinen Tagesrucksack (darin Handy, Unterlagen, Geldbörse) mit einem anderen verwechselte, was ich erst bei einem weiteren, besonders komplizierten Umsteigen bemerkte (der Bahnhof bestand nur aus Baustelle, wir hetzten endlose Gleise bis in ein Gebäude entlang – wer braucht bitte journalistische Träume?). Erkenntnis, dass der Urlaub hiermit gestorben war. Ich wachte völlig entmutigt und erledigt auf.

Ein weiterer Sonnentag mit Wärme, früher als sonst radelte ich zum Olympiabad. Vor zehn brauchte ich schon noch Stirnband und Handschuhe. Das Schwimmbad war voller als erwartet, aber wir vertrugen uns. Leider fühlte ich mich eher steif und unfit, war diesmal wirklich stolz auf meine 3.000 Meter (und lobte mich innerlich immer wieder für das Erreichen von Zwischenzielen). Beim Heimradeln waren die Temperaturen spürbar gestiegen, ich sah immer mehr kurze Ärmel an den Menschen auf den Straßen.

Nochmal ein Einkaufsabstecher für die Abendeinladung mit mallorquinischem Essen. Herr Kaltmamsell und ich waren nach der langen Pause umgehend in unseren Gastgebemodus gefallen: Er hatte für die fünf Esser am Tisch beim Herrmannsdorfer ein halbes Schaf gekauft, mich plagte die Sorge, dass das Gemüse fürs Tumbet als Vorspeise nicht reichen könnte und ich besorgte zusätzliche Auberginen und rote Paprikaschoten.

Daheim aber erstmal Frühstück um halb zwei (nach Aufreißen der Balkontür, um Luft und Wärme hereinzulassen): Sandwichtoast mit Butter und Marmelade, Mango mit Sojajoghurt.

Den Nachmittag verbrachte ich in der Küche und mit Wohnungherrichten: Das Gemüse fürs Tumbet (ich verwendete neben Kartoffeln Auberginenscheiben und Paprikastreifen) wird vorgebraten, und ich hatte mich rechtzeitig daran erinnert, dass Paprikaschoten immer länger fürs Weichwerden brauchen, als man meint. Daraus schichtete ich mit Tomate frito aus dem Tetrapack das Tumbet in Einzelschüsselchen (gekauft über die Jahre als Büffeljoghurtbehälter im Süpermarket), die mit etwas gehacktem Knoblauch drüber bei Ankunft der Gäste noch eine Weile in den Ofen kamen.

Auf einem grauen Backblech fünf Tonschüsselchen gefüllt mit rotem Gmüse und roter Sauce, dahinter eine offene Balkontür ins Sonnige

Währenddessen duftete die Wohnung bereits nach Lammbraten: Herr Kaltmamsell hatte Teile seines Einkaufs für viele Stunden bei niedriger Temperatur in den Ofen geschoben.

Ich präparierte die Räume für Besuch und versteckte Papierstapel sowie Bügelwäsche (wir nennen es Aufräumen), deckte den Tisch, stellte Getränke bereit, bereitete alles für den Aperitif vor (Cocktail Rosita, dazu spanischen Chorizo, Käse vom adoptierten Crowdfarming-Schaf, gefüllte Oliven), zog mich um.

Vom Abend selbst leider keine Bilder, übers Gastgeben vergaß ich komplett zu fotografieren.
Die Gäste brachten wundervolle Frühlingsblumen, mallorquinischen Johannisbrotlikör (mit Mineralwasser und einer Scheibe Zitrone als Sommerdrink empfohlen), eingelegte Gurken aus Familienhand als Geschenke.

Der Tumbet geriet gut, Rezept gibt’s aber erst, wenn ich im Sommer die Originalversion mit frischen Tomaten ausprobiert habe. Die beiden Weine des Abends kamen vom selben, noch sehr jungen mallorquinischen Gut: Binigrau. Zur Vorspeise schenkte ich den weißen Nounat ein (Prensal Blanc und Chardonnay), später zum Lamm die rote Cuvée Eco negre aus Mantonegro- und Merlot-Trauben. Passten jeweils gut.

Ein gedeckter Tisch für fünf Personen mit grüner Tischdecke, in der Mitte eine tönerne Reine mit einem Stück Lammbraten am Knochen, das ein Gast gerade fotografiert, davor ein Korb mit Stücken Weißbrot

Eine von zwei Reinen voll Lamm, nur für Show im ganzen gezeigt, dann zerteilte Herr Kaltmamsell das Fleisch in der Küche in servierbare Stücke ohne Knochen (superzart) und brachte es wieder. Als Beilage hatte er Kichererbsen mit Spinat zubereitet: Das hatten wir bei unserem ersten gemeinsamen Mallorca-Urlaub im Winter dort kennengelernt.

Als Dessert hatte ich schon länger Orangen-Flammeri geplant und Freitagabend gekocht. Orangen passen ja zum malloquinischen Thema, da ich den Flammeri nie sturzfest hinbekomme, füllte ich ihn in kleine Glasschälchen. Ebenfalls am Freitagabend hatte ich dann dazu die Wedges of decadence gebacken, Pekanuss-Karamell-Happen. Dazu Espresso, Schnäpse, spanischer Brandy.

Ich genoss es, endlich mal wieder Gäste zu haben, wir saßen zu dritt (mit bravem Hund unterm Tisch) noch bis spät in die Nacht (ein Gast musste früher weg, Herr Kaltmamsell schnarchte auf dem Sofa). Nach allem Abschied nur noch wenig Speisensichern und Aufräumen, bis eine Ladung Geschirrpülmaschine eingeschaltet werden konnte, ich war zu müde. An den Resten des Abends werden wir noch viele Tage essen.

§

Spannender Longread im El País: Die Redaktion steckte 15 gebrauchte Kleidungsstücke mit Airtags in Altkleider-Container in ganz Spanien und verfolgte ihren Weg über elf Monate hinweg.
“Where do the clothes go after we put them in a recycling bin? An 11-month investigation covering thousands of kilometers”.

(Für mich immer wieder erstaunlich: So schauen Überschriften in spanischen Zeitungen aus – kürzer wird’s nicht. Im Grunde kennt der spanische Journalismus keine wirklichen Schlagzeilen, die man also als Zeitungsjunge rufen könnte.)

Hier die spanische Version:
“¿A dónde va el pantalón que tiramos a un contenedor de ropa usada? Once meses de investigación y miles de kilómetros recorridos”.

§

Sehr schöner Text im aktuellen Granta-Magazin von Clare Bucknell über “Real tennis”, also die Version, die vor “Lawn tennis” gespielt wurde, Letzteres Ende des 19. Jahrhunderts als Vereinfachung eingeführt, das auch Frauen ohne Verlust ihres Anstands spielen konnten. Und diese alte Form des Tennis (deren Schilderung und Bebilderung mich sofort an das spanische pelota erinnerte, doch Bucknell erwähnt das nicht) wird noch heute von einer kleinen Gruppe Nerds gepflegt, Spielfelder finden sich vor allem in alten Schlössern. Nur der Anfang kostenlos lesbar:
“Real tennis”.

Journal Freitag, 7. März 2025 – Vor allem Beifang aus dem Internetz

Samstag, 8. März 2025

Guter Schlaf bis 4:44 Uhr, dann steigender Angstpegel. Als mir die Angst bis unters Kinn stand (gestern inneres Bild von Stehen in einem Angstsee), verließ ich das Bett, war eh nur wenige Minuten vor Weckerklingeln. Die Vögeln sind definitiv schon im Frühling angekommen, allseitiges Rumbrüllen.

Die Freitagsaussgabe der Süddeutschen wog überraschend leicht: Warnstreik in der Redaktion. Diesmal hätte ich das auch als Digitalleserin gemerkt, Meldung rechts oben auf der Titelseite: “Zudem sind die Online-Berichterstattung, Newsletter und Podcasts der SZ betroffen.”
Hintergrund waren die Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).

Marsch in die Arbeit wieder durch sichtbaren Morgenfrost – ich hoffe, das hält die Obstbäume trotz der milden Tagestemperaturen von vorzeitigem Blühen ab.

Hochfahren des Arbeitsrechners und Öffnen des Postfachs ohne Schrecken

Geordnetes Wegarbeiten in der erwarteten und sehr angenehmen freitäglichen Menschenarmut. Aber ich stolperte darüber, dass offensichtlich nicht selbstverständlich ist: Ich möchte, dass aus Software-Fehlermeldungen hervorgeht, ob ich etwas falsch gemacht habe oder die Technik gerade nicht funktioniert.

Schräges Sonnenlicht auf einen Stehtisch in einem Cafeteria-Raum, das lange Schatten verursacht, auf dem Tisch eine Tasse Cappuccino und eine kleine blaue Glasvase in Trockenzweigen, im Hintergrund eine Glasfront, die mit gelber Folie abgeklebt ist

Mittagscappuccino bei Nachbars. Aus Schnell-noch-Briefmarken-holen wurde ein längerer Weg, weil der angepeilte Laden keine DHL-Station mehr ist (ich trauere immer noch um die Post-Filiale in dem bemerkenswerten Gebäude in der Bergmannstraße).

Weiterarbeit, dann zu Mittag ein Apfel sowie (gute!) Mango mit Sojajoghurt.

Geordneter Nachmittag, freitäglich pünktlicher Feierabend. Meine Pläne orientierten sich in erster Linie daran, dass wir am Samstagabend Essensgäste haben würden. Herr Kaltmamsell hatte die Einkaufsliste weitgehend abgearbeitet, ich holte den Rest auf dem Heimweg beim Vollcorner.

Zu Hause legte ich sofort los mit der Dessertzubereitung (Einzelheiten berichte ich nach Servieren), brauchte die Küche dazu ein wenig länger als geplant, hielt also Herrn Kaltmamsell vom Backofen fern, den er fürs Nachtmahl benötigte. Zudem vermisste ich jede Art von Gelassenheit, ich fühlte mich gereizt und erwartete geradezu Katastrophen. Die bis auf ein bisschen Rumkleckern nicht eintraten, dabei hätte ich so schöne Flüche parat gehabt (die meisten von meiner Mutter gelernt, wenn sie an der Nähmaschine saß).

Große Freude über Alkohol: Ich machte gleich mal den Wein auf, einen spritzigen Pinot Grigio, den ich mir gut zum Mac’n Cheese mit Ernteanteil-Süßkartoffel vorstellte.

Gedeckter Holztisch mit grünen Platzsets, aus einer gläsernen Auflaufform servieren zwei Arme gerade mit einer Plastik-Schöpfkelle orangen Auflauf

Passte tatsächlich gut. Nachtisch Schokolade.

Oktoberfestflucht 2025 gebucht, es werden sieben Tage Wandern in Südengland, anschließend eine Woche Brighton. Die Zugfahrt hin und zurück buche ich erst nach finaler Buchungsbestätigung der Wanderagentur, auch diesmal wird klimafreundlicher Urlaub eine besonders teure Angelegenheit. Billiger wäre natürlich Wandern in Deutschland oder Österreich, aber ich gab meiner England-Sehnsucht nach. Die App fürs Visum hatte ich bereits runtergeladen, das man seit neuestem als Folge des Brexit braucht, da mögen sie das noch so lang “Electronic travel authorisation” nennen. Wie hatten wir vor Bexit noch gelacht, dass James Bond ja dann für jeden Grenzübertritt ein Visum brauchen würde.

§

GUTE NACHRICHTEN!

Es liegt nahe, über die Trump-Regierung vor allem dann zu berichten, wenn ihre Anweisungen in atemberaubernder Weise gegen die US-Verfassung und demokratische Grundsätze verstoßen. Dass sie bislang fast nichts davon umsetzen konnte, ist nicht so viel Aufmerksamkeit wert – sollte es aber für den Seelenfrieden und den Glauben an die Beeinflussbarkeit der Zukunft sein.

Sechs Wochen nach Start dieser Regierung fasst Rachel Maddow auf MSNBC zusammen, wie Trump mit fast allen Maßnahmen bisher gescheitert ist und welche Mittel des Widerstands ergriffen werden. Sie gibt zumindest mir ein Minimum an Glauben zurück, dass selbst die schräge und über die vergangenen Jahrzehnte gezielt geschwächte US-amerikanische Demokratie robust genug ist.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=Te62RQTevgo

via @DonnerBella

§

Endlich Zeit und Muße, die Kleider der diesjährigen Oscarverleihung durchzuklicken.

Mein Favorit bleibt auch nach Gesamtbetrachtung das von Halle Berry.

Auf dem zweiten Platz ist für mich dieses (von den mehreren des Abends) an Cynthia Erivo – ich mag es, wenn ein Kleid an niemandem so gut aussehen könnte wie an Trägerin/Träger.

Sonderpreis für das Kleid von Whoopi Goldberg wegen seines Materials.

(Seit der Trend mit wirklich durchsichtigen Kleidern begann, warte ich voll Sehnsucht darauf, dass er endet. Doch er wird nur immer schlimmer. Dieses Jahr konnten die GoFugs eine ganze, lange Slide-Show damit füllen, ein Beispiel schlimmer als das nächste – bis hin zur Erleichterung: “Puh, das ist nicht ganz entsetzlich.”)

§

Seltene Filmaufnahmen der jährlichen Fahrradernte.

Journal Donnerstag, 6. März 2025 – Sonnenschein, Grabsteininspiration

Freitag, 7. März 2025

Eigentlich guter Schlaf, aber mit belastenden Träumen: Ich wachte traurig auf.

Wie angekündigt und für die ganze restliche Woche vorhergesagt schien die Sonne. Frostiger Weg in die Arbeit, auf Autoscheiben und dem Gras der Theresienwiese glitzerte Raureif.

Im Büro fiel mir die Arbeit schwer: Stubenfliegenhirn, das sekundenweise zu dieser, dann zu jener Aufgabe oder Information sprang. Außerdem war ich sehr, sehr müde.

Bei Laune hielt mich die Aussicht auf einen Mittagscappuccino im Westend.

Cafétischchen, darauf ein Cappuccino, dahinter unscharf Café-Gäste vor großen Fenstern, durch die man Sonnenschein sieht

Rückweg mit offenem Mantel.

Jetzt konnte ich mit hoher Konzentration bis zum Mittagessen arbeiten, das bestand aus Apfel, Quark mit Joghurt.

Umtriebiger Nachmittag mit viel Besprechung aber auch vielen gelaufenen Schritten. (Der Besinnungsaufsatz über eine Taxifahrt in einer Reiseabrechnung platzte: Es fiel die Entscheidung, die Angelegenheit durch Selberzahlen abzukürzen.) Ich fühlte mich so überdreht wie nach drei Tassen Espresso. Draußen war es mild genug, dass ich immer wieder das Fenster meines Büros gekippt lassen konnte.

Endlich Feierabend, ich hatte Pläne. Nämlich brauchte ich neue Trinkflaschen: Das Wasser aus den beiden Fitnessstudio-Plastikflaschen, die ich seit mindestens 15 Jahren verwendete, schmeckte seit einiger Zeit nach Plastik – sehr wahrscheinlich löste sich da was vom Material. Ich spazierte also in herrlicher Luft (nur mild, nicht gruslig warm, ich brauchte durchaus mein Halstuch) und Abendlicht zum Sport Schuster. Wo ich Ersatz bekam, der meine Anforderung erfüllte: durchsichtig (eine Sport-Wasserflasche, in die ich nicht reinschauen kann, füht sich komisch an), einhändig bedienbar (also kein abnehmbarer Schraubverschluss).

Dann noch Supermarkteinkäufe.

Zwei leicht durchsichtige Plastikflaschen mit einem Logo und Schriftzug "Body up Diva" daneben zwei schwarze Decken

Bye bye, vielen Dank für unzählige Sportstunden, Wanderungen und Reisen.

Wieder servierte Herr Kaltmamsell das Nachtmahl: Aus eben geholtem Ernteanteil-Lauch wurde mit Zwiebel, grüner Paprika und schwarzen Bohnen Chinesisches mit Reis. Sehr gut. Nachtisch Kauf-Desserts, weil ich die Glasschüsselchen für Samstag brauchte: Dessert für eine Einladung.

Früh ins Bett zum Lesen, neue Lektüre das aktuelle Granta 170, Winners. Laut Einleitung eine Ausgabe mit Sportliteratur (die ja eine lange Tradition hat, siehe Friedrich Torberg und Die Mannschaft, dennoch hmm, hmm).

Arbeitstage geben nichts recht her, ich krame nochmal was von der Dienstagswanderung hervor – Friedhöfe geben immer etwas her.

Alter Grabstein auf sonnigem Dorfriedhof, auf der schwarzglänzenden Steinplatte die Inschrift unten

Links direkt neben diesem Grabstein in Unterweilbach steht dieser Grabstein mit der Aufschrift:
“Hier ruhet die tugendsame Jungfrau
Theresia Bichler
Böglbauerstochter v. hier;
gest. 22. Oktb. 1898.
im 18. Lebensjahre.
Ihr folgte seine Erziehungs-
mutter. Frau.
Rosina Schmid.
gest. 19. Juli 1906 i. 91. Lebensjh.
Josef Bichler
geb. 13.8.1877 gest. 22.2.1959.”

Als erstes stolperte ich über “seine” – wessen? Die von Theresa, also ein bayerisches “ihr seine”?
“Erziehungsmutter” war mir fremd, ich finde keine Spur.

§

“Betrugszentren”, “Scam-Fabriken”, WhatsApp-Sklaven – einem Drehbuch hätte ich das mal wieder kaum abgenommen, doch es geht um echte Menschen.
“Befreit aus den Scam-Fabriken Myanmars”.

In Myanmar sind in den vergangenen Wochen Tausende Menschen aus Zentren für Online-Betrug befreit worden. Doch dazu war brachialer Druck der Nachbarstaaten erforderlich. Und Hunderttausende werden weiter wie Sklaven gehalten.

Journal Mittwoch, 5. März 2025 – Die Dementoren übernehmen / Rebecca F. Kuang, Yellowface

Donnerstag, 6. März 2025

Frostig-sonniger Morgen.

Auf einer weiten freien Fläche unter blauem Himmel in Morgensonne ein blaues Zirkuszelt

Der Zirkus Krone hat wieder sein Zelt (neu?) auf der Theresienwiese aufgeschlagen. Ich genoss den Marsch in die Arbeit, surfte weiter auf der Welle aus Energie, super-alerten Sensoren und Kreativität, die mich fröhlich durch die vier freien Tage getragen hatte, es sprossen Ideen.

Im Büro brach diese Welle schlagartig, beim Öffnen des Postfachs übernahmen die Arbeits-Dementoren und saugten alle Energie ab in Aufgabenerfüllung. (Das Verfassen eines Besinnungsaufsatzes zur Begründung einer Taxifahrt hebe ich mir aber für eine wieder kreativere Phase am Donnerstag auf.)

Das Draußen blieb wundervoll, ich riss mich los für einen Mittagscappuccino im Westend.

Zügiges Abarbeiten, dazwischen sah ich sowas wie Struktur. Hastiges Mittagessen ohne Pause, es gab Karottensalat (den es bis Ende der Lagersaison wohl noch ein paar Mal geben wird: Braucht viele Karotten auf und schmeckt).

Selfie einer Frau mit orangem Oberteil, die ein Glas voll Karottensalat hält

Aber farblich abgestimmt auf meine Kürbisbluse.

Nachmittags nochmal ordentlich was weggeschafft. Feierabend bei deutlichem Tageslicht, ich verließ das Bürohaus in milder Luft und erstem Frühlingsduft. Ausführliche Einkäufe zum Auffüllen der Süßigkeitenkiste.

Daheim der übliche Mix aus Häuslichkeiten, Brotzeitvorbereiten, Yoga-Gymnastik. Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Crowdfarming-Avocados als köstliche Guacamole zu gefüllten, überbackenen Weizen-Tortillas, ich machte nochmal eine Schüssel Endiviensalat, diesen mit Himbeeressig-Dressing. Nachtisch jetzt wieder viel Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Yellowface von Rebecca F. Kuang ausgelesen.

Ein satirirscher Thriller, der in der US-amerikanischen Literatur-/Verlagsszene spielt, das ist originell: Jung-, aber nicht mehr ganz Jungautorin June Hayward erlebt, wie ihre chinesisch-stämmige Freundin und Erfolgsautorin Athena Liu bei einem Unfall in ihrer Wohnung stirbt – und stiehlt von deren Schreibtisch das einzige Manuskript ihres nächsten Romans. June ist bislang mit ihren schriftstellerischen Ambitionen gescheitert und gibt jetzt, nach einer Überarbeitung, dieses Manuskript als ihr Werk aus, einen Roman über die chinesischen Arbeitskräfte an der Seite der Alliierten im Ersten Weltkrieg. Der Betrug funktioniert zunächst, June sonnt sich endlich in dem Ruhm der Literatur-Agenten, Bestsellerlisten, Feuilletons, Online-Literaturplattformen und Social Media, um den sie Athena immer beneidete – doch natürlich geht das nicht lang gut.

Das fand ich durchaus gut gemacht, vor allem die Erzählstimme wird gekonnt eingesetzt: Wir lesen die Geschichte aus der Ich-Perspektive von June, die sich als souveräne Heldin darstellen möchte, deren Handlungen im Grunde unausweichlich sind, deren kleinlicher, egoistischer und uneigenständiger Charakter aber genau dadurch offensichtlich wird. Die Verwicklungen, durch die sich June in immer weitere Schwierigkeiten bringt, sind schön in die derzeitigen literarischen und gesellschaftlichen Diskussionen eingebaut, wie stark sich biografischer Hintergrund und Recht auf Verwendung von Themen bedingen.

Insgesamt war mir die Handlung aber doch zu platt und vorhersehbar: Mir fehlte eine Dimension, die über diese satirische Behandlung von literarischen Karrieren in den USA und sogar von persönlichen Befindlichkeiten hinaus ging. Das machte den Roman für meinen Geschmack zu zeitgebunden und – eine weitere Schleife zu den vielen in der Handlung – zu sehr auf den jetzigen Buchmarkt ausgerichtet. (Eben entdeckte ich, dass die deutsche Übersetzung bei Bastei Lübbe erschienen ist – das passt.)

Journal Faschingsdienstag, 4. März 2025 – Freier Tag mit neuen Geräuschen und Wandern um Röhrmoos

Mittwoch, 5. März 2025

Herrlich und lang geschlafen, zu hellem Himmel aufgestanden. Für gestern hatte ich mit Herrn Kaltmamsell die erste Wanderung des Jahres geplant, zumal schon lang schönes und sogar mildes Wetter vorhergesagt wurde.

Auf der Suche nach einer Route hatte ich in dem Büchlein geblättert, das uns seinerzeit zum Wandern gebracht hatte: Wandern mit dem MVV von 1995, deutlich umfangreicher als die späteren Bände (wir besitzen auch die Ausgabe von 2015). Mir war durchaus bewusst, dass es veraltet ist und es nach 30 Jahren einige Wege nicht mehr geben mag, doch heutzutage findet man ja über GPS leicht Umgehungen und Alternativen. Ich präsentierte Herrn Kaltmamsell eine Auswahl, er entschied sich für einen Rundweg Röhrmoos-Schönbrunn.

Davor Fertigbloggen und Internetlesen an Milchkaffee, Wasser, Schwarztee mit Milch. Herr Kaltmamsell hatte am Wochenende endlich den höhenverstellbaren Schreibtisch bestellt, zu dem ich ihm seit Jahren rate und an dem er auch stehend arbeiten kann (seit auch er über Kreuzschmerzen klagt: viele Jahre gehörte er zu der Minderheit ohne jegliche Rückenschmerz-Erfahrungen), und zwar bei IKEA. Der war am Montag geliefert worden, und zu meiner großen Bewunderung hatte Herr Kaltmamsell ihn noch am selben Tag in aller Ruhe, ohne Fluchen und zu 95 Prozent erfolgreich aufgebaut (irgendwas ist ja immer). Nur bei drei Handgriffen hatte er um meine Unterstützung gebeten, und dann nur für das Wenden/Transportieren großer Teile. Eine Nebenwirkung des neuen Möbels: Es gibt ein neues Geräusch in der Wohnung, nämlich wenn Herr Kaltmamsell die Tischplatte hoch- oder runterfährt. Noch brauche ich ein paar Sekundenbruchteile zur Einordnung.

Was mich hierzu bringt: Im Film Conclave fiel mir zum ersten Mal auf, wie viel Informationen Geräusche transportieren können. Ich fand ohnehin die Erzähl-Ökonomie des Drehbuchs hervorragend, dazu nutzte es auch Töne. Zum Beispiel erfuhr ich nur durch das charakteristische Piepsen, dass die Zimmer der Unterkunft der Kardinäle, wohl im Vatikan, durch Zahlencode geöffnet wurden – es gab keinerlei Bild dazu.

Blick durch einen 50er-Türrahmen in ein Schlafzimmer, das von Sonnenlicht durchflutet wird, gegenüber durchs Fenster ein Park mit kahlen Bäumen

Sonne macht schön.

Aufbruch zur Wanderung nach kurzen Lebensmitteleinkäufen. Dieses Jahr war ich schlau genug, mir nicht bei der ersten Wanderung des Jahres auch gleich den ersten Sonnenbrand zu holen: Ich cremte mich gründlich ein.

Die S-Bahn-Fahrt nach Röhrmoos nutzte ich für Zeitungslektüre. Von Röhrmoos aus wanderten wir über einige Straßen, aber auch Feldwege, vor allem über freie Landschaft, mit manchen Ausblicken nach München, die Bewegung tat sehr gut. Zur GPS-Unterstützung mussten wir schon bald greifen: Die Bahngleise, die wir queren mussten, lagen inzwischen auf der anderen Seite des angegeben Orts und verliefen auf einer hohen Trasse auf Pfeilern. Und nach zwei Dritteln kamen wir an einer völlig anderen Stelle aus dem Wald als angekündigt: Die letzte Stunde improvisierten wir eine Schleife über Schönbrunn.

Blauer Himmel mit Kondensstreifen, darunter kahle Bäume, davor ein leeres Feld mit heller Erde

Blauer Himmel mit Kondensstreifen, darunter kahle Bäume, davor Feld mit breitem Feldweg, im Vordergrund gehrt gerade ein Mensch mit Hosen, blauer Wanderjacke und roter Kappe

Spätwinterlandschaft, auf vielen Feldern ein erster Hauch von Grün.

Vor blauem Himmel mit Kondensstreifen ein riesiger kahler Baum, darunter ein Wegmarterl mit Bank

In Unterweilbach fiel uns ein stattliches Gut auf, das Herrenhaus offensichtlich erst kürzlich saniert, die restliche Anlage vor nicht allzu langer Zeit. Um herauszufinden, wem das Gut gehört oder die längste Zeit gehört hat, kann man natürlich googlen. Oder man schaut im Friedhof der benachbarten Kirche vorbei.

Vor blauem Himmel rechts eine kleine Barockkirche mit Zwiebelturm, links davon eine Straße, davon lings angeschnitten Wirtschaftsgebäude eines alten Guts

An der Kirchenwand eine Tafel mit den Lebensdaten vieler Familienmitglieder von Spreti in alter Schrift

Die von Spretis also. Hier mehr historischer Hintergrund.

Die Grabsteine auf diesem Friedhof waren ohnehin besonders interessant:

Alter Grabstein mit einer glänzenden schwarzen Platte, darauf viele Mitglieder der Familie Pabst

Wir rätselten lang und ergebnislos über diese verwandtschaftlichen Verbindungen.

Auf einer Wiese vor blauem Himmel und bei einem Haufen Reisig in einem Gehege einige Hirsche

Hirsche am Purtlhof. Zudem bekamen wir zahlreiche Greivögel am Himmel geboten, am Boden auch einen mächtigen Feldhasen.

Erhöhter Blick auf landwirtschaftliche Landschaft, am Horizont die dunstige Silhouette einer Großstadt

Nach gut zwei Stunden Wandern setzten wir uns auf eine Bank für Brotzeit mit Blick auf das diesige München, ich aß Äpfel und Hüttenkäse. Hier wie auf der ganzen Wanderung war der Sound geprägt von den Passagierflugzeugen, die eher niedrig über uns flogen – nicht störend laut, aber ungewöhnlich geballt.

Sonniger Waldbiergarten, im Hintergrund eine alte Kapelle, links vorne ein Wanderer in blauer Jacke und roter Kappe

Mariabrunn ohne Biergartenbetrieb.

Sonnige Lichtung mit Bach in einem Wald

Auch in Röhrmoos kreuzten wir einen Friedhof. Ein Grabstein ließ mich verdutzt anhalten:

An einer Friedhofsmauer ein Grabmal mit rechts einem grauen Stein, darauf Sterbedaten eines Manns, links eine etwas unterlebensgroße Frauenfigur aus rosa Stein in Abendkleid mit hochgesteckten Haaren. Im Hintergrund sonnige Landschaft

Eine ausgesprochen weltliche Frauenfigur – da hängt doch eine Geschichte dran.

Es hat natürlich gute Gründe, dass das Büchlein Wandern mit dem MVV im Lauf der Jahrzehnte immer dünner wurde: Feldwege waren jetzt Straßen, Landstraßen mit wenig Motorverkehr, die man Wander*innen ruhigen Gewissens entlang schicken konnte, waren jetzt für Fußgänger*innen lebensgefährlich. Die Entwicklung konnten wir gestern sehr gut nachvollziehen.

Nach viereinhalb Stunden Wandern mit einer Pause waren wir beide so gut durchgesportelt, dass ich die Yoga-Einheit des Tages verschob.

Nach ereignisloser S-Bahn-Rückfahrt: Daheim Vorbereitungen des ersten Arbeitstags nach Faschingsferien, Brotzeitvorbereitung, Lesen mit einer großen Tasse Tee – und alles mit dem wohligen Glühen im Gesicht, das viele Stunden Bewegung in kühler Draußenluft hinterlassen.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell die Gelben Bete aus Ernteanteil als Pasta-Gericht mit Feta, ich hatte Endiviensalat mit Tahini-Dressing vorbereitet.

Aufsicht auf einen gedeckten Tisch, darauf ein weißer tiefer Teller mit Spaghetti in weißer Sauce mit Stücken gelben Bete, dahinter ein Topf, rechts eine Glasschüssel mit Salat

Die Pasta schmeckte gut, aber wenig nach Bete. Nachtisch Schokolade – nicht viel, die Süßigkeitenkiste ist bedrohlich leicht geworden.