Archiv für April 2025
Journal Dienstag, 29. April 2025 – Aprilsommer
Mittwoch, 30. April 2025Nicht weiter erwähnenswerter Nachtschlaf, so mögen wir das.
Vor meine allmorgendlichen Bankstütz-Übungen legte ich eine Einheit Faszienrollen für meine Beine – in der Hoffnung auf Besänftigung der bösen Wade und eine Laufrunde diese Woche noch. Auch diesmal: Deutlich schmerzhaftere Faszien auf der nicht-bösen Seite.
Emsiger Vormittag mit ein wenig Aneinandervorbeireden. Da aber bei allen Beteiligten tiefes Wohlwollen vorhanden ist, werden wir schon irgendwann herausfinden, was die anderen eigentlich meinten.
Verspäteter Mittagscappuccino im Westend, die Sonne heizte Juni- fast schon Juli-haft, mein Cappuccino wurde mir auf Eis angeboten. Ich lehnte mit dem Hinweis “Wir haben noch April!” energisch ab und musste mir diesen Satz umgehend mehrfach nachgeäfft anhören (auch hier mit belegbarem Wohlwollen, macht euch nur über uns Alte lustig).
Gezielt an dieser Streetart vorbei zurückmarschiert, das erste Monsterchen der mittlerweile Reihe hatte ich schon im August 2022 entdeckt.
Zu Mittag gab es später Kiwi, Apfel, selbstgebackenes Dänenbrot.
Emsiger Nachmittag, ich schaffte einiges weg. Nicht zu später Feierabend, um rechtzeitig vor Ladenschluss zum Radlschrauber zu kommen. Also direkter Marsch quer über die Theresienwiese nach Hause – in herrlicher Sonne mit Wind. Daheim Radl geholt, beim Schrauber abgegeben – auch diesmal bekam ich die Anweisung, es am Mittwoch nach Fertigstellung (Nachricht per SMS) abzuholen: Der kleine Laden in der Hans-Sachs-Straße hat keine Lagerfläche. Man sieht den Auftragsbestand für Reparaturen immer ganz einfach an der Zahl von Radln, die vor dem Laden aneinenandergekettet warten (gestern nur eines).
Zurück daheim Brotzeitvorbereitungen und Wäscheaufhängen, bevor Herr Kaltmamsell Abendessen servierte: Emmernudeln aus Ernteanteil (Überbrückung in der mageren Zeit, bevor die Ernte richtig losgeht – die Gewächshäuser unseres Kartoffelkombinats werden nicht geheizt) mit Auberginen, schwarzen Oliven, Kapern, Tomatensauce – schmeckte sehr gut (aber mei, Vollkornnudeln halt). Nachtisch reichlich Osterschokolade.
Fledermaus-Spotting in der letzten Abenddämmerung – erfolgreich.
Es ist SO schön, wie lange es hell bleibt!
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Weiterdenken an der Sache Eltern mit schlimmen Kindheitserlebnissen, danke für Ihr Mitdenken. Mir fielen Eltern mit besonders entsetzlichen Erlebnissen ein, die oft erst in ganz hohem Alter begannen, darüber zu sprechen: KZ-Überlebende. Ich bin mir recht sicher, dass sie zum einen nie bewusst beschlossen, nicht darüber zu reden, sondern sich in erster Linie dem Weiterleben widmeten, der Familiengründung etc. Und zum anderen dass unausgesprochene Einigkeit bestand, dass sie ihren Kinder mit Erzählen Böses angetan hätten.
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Kompletter Stromausfall auf der iberischen Halbinsel sowie in Teilen Frankreichs am Montag für viele Stunden – das war sehr ungewöhnlich und interessant, in den Medien breit besprochen. Hier auf Mastodon einer der vielen Augenzeugenberichte (auf Englisch). Mir fiel am meisten das umgehende Verschwinden von Information auf: Niemand wusste, was eigentlich los war. Vielleicht doch mal den Weltempfänger des Herrn Kaltmamsell für solche Fälle reaktivieren (den er, wie sich abends herausstellte, beim Umzug vor dreivier Jahren aussortiert hat, Mist).
Solch ein Stromausfall ist allerdings in Zentraleuropa deutlich weniger wahrscheinlich: Wenn Sie Zugriff auf Die Zeit Plus haben, empfehle ich diese und weitere Erläuterungen von Energieforscher Prof. Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE (das ist der mit den Energy-Charts):
“Wie kann in einem ganzen Land der Strom ausfallen?”
Journal Montag, 28. April 2025 – Recht auf Familiengeschichte?
Dienstag, 29. April 2025Was mich dieser Tage beschäftigt:
Wenn Eltern selbst als Kinder/Jugendliche sehr Schlimmes erlebt haben, gar in der eigenen Familie: Wie gehen sie damit gegenüber ihren Kindern um? Erzählen sie es überhaupt? Wann, wie, wieviel erzählen sie, sollten sie erzählen? Auch wenn es wahrscheinlich sehr auf den Einzelfall und die konkreten Personen ankommt: Wo ist die Grenze zwischen Schonen und Verheimlichen?
Haben auch Mütter und Väter ein Recht darauf, das Wiedererleben durch Erzählen zu verweigern?
Ich erinnere mich nur an Lektüre der Kinder-Perspektive, sei es in der Fiktion oder als Sachtext: Da geht es um Menschen, die entweder “dunkle Familiengeheimnisse entdecken”, wie es gern formuliert wird,1 oder die mit der Last der elterlichen Erlebnisse fertig werden müssen. Aber was ist mit den eigentlichen Opfern in einer Eltern-Position?
Gibt es vielleicht dafür professionelle, spezialisierte Begleitung?
Denn sicher interessieren sich Kinder beim Heranwachsen irgendwann für die Biografien ihrer Eltern, sei es aus persönlicher Zugewandtheit, aus Neugier auf die Familiengeschichte oder weil sie ihre Eltern besser verstehen möchten. (Im schlechteren Fall weil irgendwas in der Beziehung zu ihnen schief läuft.) Gibt es ein moralisches Recht auf Familiengeschichte?
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Letzte Schlafphase vor Weckerklingeln mit unangenehmen Träumen, in denen sich Menschen mir gegenüber illoyal verhielten, bei denen mich das besonders schmerzte.
Marsch zur Arbeit in angenehmer Frühlingsluft, geordnete Bürotätigkeit, während es draußen immer sonniger wurde.
Spaziergang zu Mittagscappuccino im Westend über Apotheken-Einkauf und bereits hemdsärmlig.
Der Duft!
Ein schöner Juni-Vormittag mit Hitze-Ahnung. Nur dass es halt noch April ist.
Am Schreibtisch tauchte ich tief in die Umsetzungsvariante des Bundesreisekostengesetzes ein, die für mich relevant ist, summte beim Durchrauschen meiner gut bezahlten Arbeitsstunden das Mantra: “Es geht nicht darum Geld zu sparen, sondern die Regeln einzuhalten.” (Hat der Bundesrechnungshof eigentlich schonmal eine öffentliche Einrichtung gerügt, weil sie Steuergelder für zusätzliche Stellen zur Einhaltung der Bundesrechnungshof-Anforderungen vergeudet?)
Zu Mittag gab es selbstgebackenes Dänenbrot sowie Mango mit Sojajoghurt (immer noch nicht langweilig – und die gestrige Version besonders köstlich).
Bisschen Stubenfliegenhirn-iger Nachmittag, draußen weiter Sommer.
Heimweg über kurzen Obstkauf, zu Hause die Tages-Ration Pilates. Dann zog ich mich wieder vollständig an, denn Abendessen sollte es aushäusig geben: Auf dem Frühlingsfest auf der Theresienwiese.
Es gab Langos mit Sauerrahm und Käse, köstlich. Als Nachtisch bekam ich eine Schoko-Banane – in perfektem Reifezustand, ich genoss sie sehr. Stand der Volksfest-Kulinarik: Jetzt auch an mehreren Ständen die Leuchtschrift “vegan” (z.B. bei Churros).
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie München kann es werden?
Awww, das gab es schon in meiner Jugend!
Auch der Spaziergang in der Abendsonne und ohne Jacke war wundervoll. Daheim noch Osterschokolade.
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Kürzlich erzählte ich Herrn Kaltmamsell von einem Menschen, den ich eben persönlich kennengelernt hatte, und schloss die Beschreibung des Kennenlernens mit: “War mir sympathisch.” Worauf Herr Kaltmamsell mich fragte, ob das auch mal anders sei. Erst dadurch wurde mir klar: Neue Menschen persönlich sind mir eigentlich immer erstmal sympathisch. Selbst wenn ich befremdet bin, selbst wenn ein Teil von mir vor ihnen auf der Hut ist – erstmal Wohlwollen. Ich muss schon als Erstes an ihnen persönlich und live eine böse Tat sehen (z.B. Aggression oder Arschlochigkeit), damit sie mir auf den ersten Blick unsympathisch sind.
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Auch mal loben. Das tut zum Beispiel Kathrin Hollmer in Übermedien die Apotheken Umschau:
“Frauen, die die Welt erklären”.
Bis vor ein paar Jahren habe bei der Auswahl von Expert:innen niemand auf deren Geschlecht geachtet, sagt Julia Rotherbl im Gespräch mit Übermedien. Als sie 2021 Chefredakteurin der „Apotheken Umschau“ wurde, fing sie an, in den Ausgaben durchzuzählen. „In manchen Heften wurden 80 Prozent Experten und 20 Prozent Expertinnen zitiert“, sagt sie. Ihr liebstes Beispiel: In einem Artikel über Mammographie antwortete auf die Frage, ob die Untersuchung schmerzhaft sei, ein Mann, der einer gynäkologischen Fachgesellschaft vorsitzt. „Das ging mir so gegen den Strich“, sagt Rotherbl. „Man muss keine Brüste haben, um ein Brustkrebsexperte zu sein, aber bei der Frage sollte doch wohl jemand mit Brüsten zu Wort kommen.“
- Floskeliert? Antrag auf Einführung dieses Begriffs für Formulieren als Floskel. [↩]
Journal Sonntag, 27. April 2025 – Holpriger Sonnensonntag
Montag, 28. April 2025Ausgeschlafen – als ich sehr erfrischt und im Hellen wach wurde, war es unerwartet aber erst halb sieben.
Wiedermal erlebte ich, wie sehr ein früher Freitagfeierabend mit Verabredung das Wochenende verlängert: Ich war überrascht und hoch erfreut, dass noch ein ganzer freier Sonntag vor mir lag.
Herr Kaltmamsell verabschiedete sich nach Morgenkaffee zum aushäusigen Frühstück, ich bloggte gemütlich fertig. Einen Tick früher als durchschnittlich war ich bereit für Sonntagssport: Radeln zum Olympiabad, dort Schwimmrunde. Das Wetter war sonnig und klar, allerdings Stirnband- und Handschuh-frisch.
Radfahrt und Schwimmen gut, im Wasser mal wieder ein Reality-Check zur Vielfalt von Körperformen – Training für die Freibad-Saison. Beim Heimradeln waren weder Stirnband noch Handschuhe nötig, allerdings ruinierte ich eines meiner Bremsseile, als eine Radlerin vor mir überraschend anhielt und ich voll reingriff. Jetzt lässt sich der Besuch bei meinem Radlschrauber wirklich nicht mehr vermeiden.
Beim Heimkommen Turnschuhwaschen. Ich habe nämlich ein Paar Sportschuhe zu Straßenschuhen laisiert: Meine vor langer Zeit als Aerobicschuhe gekauften Turnschuhe, die ich konsequent nur in Turnhallen trug, lagen seit Jahren nahezu ungenutzt im Sportschrank, lediglich zu ein paar Mal Wohnzimmer-Hanteltraining im Jahr holte ich sie raus. Dafür, ging mir auf, waren sie zu schade, ich erklärte sie mit ihrem hellen Mash-Obermaterial zu Sommerturnschuhen. Nur dass das helle Obermaterial über die Jahre der Nutzung etwas schmutzig-bräunlich geworden war, ich wollte sie gerne reinigen. Tipps und Warnungen waren online einfach zu finden, ihnen folgend steckte ich die Turnschuhe in die Waschmaschine. UND JETZT SIND SIE SAUBER!
(Manchmal verstehe ich dann doch, warum Menschen hier lesen: Solche übermenschlichen und sensationellen Erfolge bekommen Sie sonst nirgends.)
Frühstück um halb zwei: Apfel, selbstgebackenes Dänen-Roggenbrot (die zweite Hälfte aus der Gefriere) mit Butter und Marmelade.
Das herrliche Frühlingswetter draußen wurde immer wärmer. Ich setzte meinen Plan um, zur Auer Dult (Maidult) zu spazieren, genoss den Anblick der Wetter-genießenden Menschen beim Flanieren oder Draußensitzen.
Auf dem letzte Stück Weg in der Au wurde mir leider die Contenance verdorben: Als ich an der letzten roten Ampel vor der Dult wartete, schrie mir plötzlich eine Frau irgendwas Unverständliches mit “Heidi” in den Nacken, sie hatte sich angeschlichen. Und das während ich mich eigentlich gerade sammelte, weil ich 50 Meter vorher wegen eines plötzlich neben mir martinshornenden Feuerwehrautos erschrocken hochspringen und schreien musste. Ich bat die Frau (gepflegt und völlig unauffällig gekleidet) um Erklärung, doch als sie mit großen ausweichenden Bewegungen und wanderndem Blick sowie dem lauten Befehl “Ruhe!” reagierte, wurde mir klar, dass sie nicht zurechnungsfähig war.
Ziemlich durch den Wind ging ich auf der Dult dann sehr gezielt zu dem einen Geschirrstand, bei dem ich etwas suchte. Das fand ich nicht, laut Erklärungen der Händlerin würde ich das bei ihr auch nie wieder bekommen. Meinen Rückweg legte ich über eher Menschen-arme Seitenstraßen. In der weiter steigenden Wärme trug auch ich bald meine Jacke unterm Arm.
Allerdings sind Isarbrücken halt immer voller Menschen.
Daheim las ich die (später am Tag doch noch aufgetauchte) Freitags-Süddeutsche nach, inklusive Magazin. Danke, Marvin Ku, für die Wut auf Alltagsrassismus:
“Japanische Pepsi”.
Pilates, Brotzeitvorbereitung, fürs Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Ernteanteil-Rote und Gelbe Beete sowie -Pilze verwendet, mit Linsen und Avocado kombiniert.
Vorbereitungen für Putzmann-Einsatz am Montag und die (herrlich kurze) Arbeitswoche.
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Frieden schließen als Innenstadtbewohnerin mit Tourismusmassen, Maximilian Buddenbohm macht’s vor.
In einer uninteressanten Stadt möchte man auch nicht wohnen.
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Die Schriftgestalterin Chris Campe aus Hamburg hat mit ihren Demoschildern gegen die AfD einen Award des Type Directors Club gewonnen.
via @formschub
Journal Samstag, 26. April 2025 – Wandern zwischen Obstbäumen im Chiemgau
Sonntag, 27. April 2025Guter und ausreichender Schlaf (allerdings zuletzt geträumt, dass mein Handy in einem Wanderurlaub mit Malware infiziert wurde und ich als einzige App eine Diät- und Pornoseite angezeigt bekam, an nichts von meinen Daten mehr rankam – zum Glück wurde mir irgendwann bewusst, dass das ein Traum war). Das Wetter war beim Aufstehen düster und kühl, vom Himmel drohte Regen – nicht das Ideal für die geplante Wanderung im Chiemgau, aber bei Weitem nicht abschreckend.
Der Plan war, erst am späten Vormittag aufzubrechen, um die Wanderung um etwa Abendessenszeit abzuschließen – das verschaffte mir genügend Zeit für ausführliches Bloggen samt Recherchen dazu, auch für eine Runde Pilates.
Wir wollten mal wieder den Obst- und Kulturwanderweg Ratzinger Höhe ab Prien gehen; eine Kundschafterin aus der Familie hatte am Donnerstag durchgegeben, dass an den Obstbäumen durchaus noch geblüht wurde. Wir sorgten für frühes Einsteigen in den Zug nach Salzburg, der erfahrungsgemäß von vielen München-Touristi*innen genutzt wird. Doch es waren gleich drei Züge aneinandergekoppelt im Einsatz: reichlich Platz. Unterwegs Zeitunglesen (viel Papst, ein wenig Ukraine) und Landschaftschauen, das frische Frühlingsgrün, zum Teil noch als Schleier über Laubbäumen, und die blühenden Sträucher und Bäume sahen herrlich aus.
Mittagscappuccino (überraschend kräftig) in der Bäckerei am Priener Bahnhof, dann marschierten wir los.
Diese Fotos vom Start der Wanderung in Prien zeigen repräsentativ den Stand der Obstbaumblüte an der Strecke: Einige Bäume waren schon durch damit, doch ein geschätztes Drittel noch mittendrin. Wir fühlten uns beide fit und gesund, genossen die Bewegung. Seltsames, eher kühles Wetter: Der Himmel durchgehend dunkelwolkig, auf der anderen Seite des Chiemsees sahen wir von Anhöhen Regenschleier, doch wir wanderten gleichzeitig fast durchgehend im Sonnenschein. Dazu kam kräftiger Wind im Gesicht und in den Haaren, der angenehm durchpustete.
Der idyllischste Fußballplatz.
Blick von der Ratzinger Höhe.
Der Simssee schien mir besonders wenig Wasser zu führen.
Brotzeit nach knapp zweieinhalb Stunden auf einer bereits bekannten Bank kurz vor Ulperting, ich hatte ein Glas Mango (musste weg, weil überraschend dunkle Stellen) mit Sojajoghurt dabei.
Grabl-Mühle kurz vor der sich schlängelnden Prien, die man auf dem Rückweg nach Prien dreimal auf Brücken kreuzt.
Als wir nach knapp viereinhalb Stunden am Ende unserer Runde standen, war es erst halb fünf – zu früh für ein Einkehren, wir waren noch sehr satt von unserer Brotzeit. Also planten wir um: Nächster Zug zurück nach München, auf dem Heimweg Einkäufe für ein selbst (Herr Kaltmamsell) gekochtes Abendessen. Auch der Zug von Salzburg war nicht so überfüllt, wie wir es zu fürchten gelernt hatten, ich hatte reichlich Platz für die Lektüre der restlichen Wochenend-Süddeutschen.
Einkäufe auf dem Heimweg beim Süpermarket Verdi. Doch ich lief nochmal raus, um ein Paket mit Crowdfarming-Käse abzuholen: Diesmal war per UPS versendet worden, und deren Website hatte mich nicht zur Sendungsverfolgung und zur dort vermuteten Wahlmöglichkeit “vor der Tür abstellen” gelassen (“Funktion nicht verfügbar, versuchen Sie es später nochmal”). Also klebte nur ein Zettel am Hoftor (immerhin!), der Abholeladen war gerade noch lang genug offen.
Als Aperitif rührte ich Negronis, Herr Kaltmamsell servierte Mafaldine mit Aubergine, Knoblauch und Chili nach Rachel Roddy.
Gut! Nachtisch reichlich Osterschokolade.
Früh ins Bett zum Lesen.
Journal Freitag, 25. April 2025 – Ein besonderer Blick in die Schatzkammer der Münchner Residenz
Samstag, 26. April 2025Ganz normal gut geschlafen: Schnell eingeschlafen, ein Klogang, bis Weckerklingeln geschlafen und einfach wach aufgestanden. Wenn’s immer so wäre, würde ich die Qualität meines Nachtschlafs hier gar nicht erwähnen, aber seit den Schlafstörungen erst durch kaputte Hüfte, dann wegen menopausalen Hormon-Turbulenzen ist sie ein Thema.
Der Boden draußen war nass, sogar mit vereinzelten Pfützen, doch das war bei Weitem noch nicht genügend Regen.
Gestern ging ich schon wieder unter wenigen Wolken und im Trockenen in die Arbeit.
Vorbereitungen für den Theresienwiesenflohmarkt, schon am Donnerstagabend hatte ich beim Kreuzen der Theresienwiese die ersten Dutzende parkende Händler gesehen. Ich werde auch dieses Jahr aussetzen, statt dessen ist eine Wanderung mit Herrn Kaltmamsell geplant.
Emsiger Arbeitsvormittag, Mittagscappuccino bei Nachbars.
Mittagspause mit leicht angefressener Laune: Meine Süddeutsche war mal wieder nicht gekommen, das Abteilungs-Exemplar bereits ausgelesen im Müll gelandet, Mittagspause ohne Zeitungslektüre. Wann soll ich denn arbeitstags sonst bitte meine Zeitung lesen? Zu essen gab es Apfel, Muesli mit Joghurt, Trockenfeigen.
Emsiger Arbeitsnachmittag, der allerdings besonders bald endete: Ich machte vorzeitig Feierabend für eine Verabredung, auf die ich mich sehr freute – Historikerin @mirabilia7 gab Herrn Kaltmamsell und mir in der Schatzkammer der Münchner Residenz eine Sonderführung zu ausgewählten Objekten. Sie hatte die Informationen für einen anderen speziellen Anlass zusammengestellt, Material dafür auf ihrem ipad in Präsentationsform gesammelt – und wir durften davon profitieren.
Gestern Nachmittag war ziemlich reger Betrieb in Residenz und Schatzkammer, die Münchner Innenstadt brummt gerade von Touristen (manchmal fühle ich mich hier als Bewohnerin schon fast wie ein störender Fremdkörper). Frau Mirabilia erläuterte auf ihrem ipad erstmal als Hintergrund die bayerische Geschichte, die überhaupt zu der Sammlung in der Schatzkammer geführt hatte: Wer hatte da wann etwas gesammelt? Dass das Volk wie wir die Preziosen heute bewundern kann, ist in erster Linie den Wittelsbachern zu verdanken, die seit 800 Jahren als Herrschergeschlecht Bayern prägen.
Und so war auch der Schwerpunkt ihrer Erklärungen neben “Was ist das eigentlich?” der Weg der Objekte von ihrer Entstehung bis zum Platz in einer Vitrine dieser Schatzkammer. Wir erfuhren neben gesellschaftshistorischem viel politischen und wirtschaftlichen Hintergrund inklusive der damaligen Protagonist*innen.
Die Geheimwaffe, die Frau Mirabilia auf ihrem ipad mitführte und die uns auch zu nicht vorbereiteten Ausstellungsgegenständen Fragen beantwortete: Das “Raumbuch” – ein nüchternes Text-PDF mit Informationen zu jedem einzelnen Ausstellungsobjekt, zu finden über die bis zu vierstellige Nummer am Objekt. Unbedingt vor dem Besuch runterladen, in der Schatzkammer gibt es keinen Mobilfunkempfang (und kein WLAN) – was mir bei der Koordination der Verabredung in letzter Minute mittlerweile ungewohnte Probleme bereitete.
Große Begeisterung über die Pracht der Dinge und die Geschichte, die sie erzählen konnten. Allerdings wünschten wir uns sehr eine tiefere und zeitgemäße Präsentation – es war nur mit Mühe an Informationen heranzukommen. Ja, sowas ist multimedial viel Aufwand: Konzeption, Umsetzung und Pflege kosten Geld (allein den Aufwand für die Installierung eines WLANs in den Räumen stelle ich mir größer vor). Aber vielleicht mögen die Wittelbacher diesmal von dieser Seite einspringen?
Einer der rote Fäden der gestrigen Erläuterungen war die Beziehung Bayerns zur Pfalz – die uns abschließend in die Pfälzer Weinstube einkehren ließ.
Herr Kaltmamsell bestellt das Tagesgericht (er hat auch das Foto aufgenommen): Dampfnudeln mit Salzkruste (und Weinschaum), traditionell pfälzisch serviert mit Kartoffelsuppe (Lobpreis der energisch regional geprägten deutschen Küche).
Ich hatte die Käsevariationen, rechts von mir wurde Spargelsalat gegessen. Und alle tranken wir pfälzer Weine dazu.
Die Pfälzer Weinstube ist weiterhin der Geheimtipp in der Münchner Innenstadt, weiterhin vor allem frequentiert von (sehr) alten Einheimischen – allerdings fiel uns gestern im Lauf dieses späten Nachmittags bis Abends auf, dass sich doch auch jüngeres Volk (jenseits der 30, also nichts verwegen Junges) unters Publikum mischte. Einerseits freuten wir uns über Nachwuchs, doch sofort getrübt von der Furcht vor einer zerstörerischen Influencer-Schwemme darunter, die Herrn Kaltmamsell und mich ja bereits aus einstigen Favoriten wie dem Schnitzelgarten gespült hat. Noch sahen wir keine Selfie-Aktionen, bitte diesen Tipp nur an Menschen mit Follower-Zahlen im höchstens vierstelligen Bereich weitergeben.
Wir drei hatten eine schöne Zeit mit angeregten Gesprächen, ich profitierte vom sensationellen Wissensschatz unserer Schatzkammer-Informantin. Noch im Hellen spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell nach Hause, dort hatte ich selbst nach der Riesenportion Käse noch Platz für Osterschokolade.
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Letzter Teil einer 4-teiligen Reihe auf Arte: “Stadt. Klima. Positiv: Eine Reise in die Zukunft des Bauens”. Hier geht es eine halbe Stunde lang um die jüngsten Projekte in Barcelona und Paris.
via @sinnundverstand
Journal Donnerstag, 24. April 2025 – Arbeitstag mit Menschlichkeiten
Freitag, 25. April 2025Mein erster Blick nach dem Aufstehen galt dem Draußen: Die Straße war nass, doch die vielen trockenen Stellen zeigten, wie kurz es nur geregnet hatte. Himmel düster, die Luft hatte deutlich abgekühlt, wie ich auch auf dem Arbeitsweg feststelle.
An einer roten Ampel stand ich sogar gern: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wartete nämlich eine Frau, die besonders ungewöhnlich und sehr sorgfältig gestylt war, schon auf die Entfernung bekam ich viel zu sehen. Ich hatte den Impuls, sie dazu mit einem Kompliment anzusprechen (“Tolles Styling!”), doch sie trug große Kopfhörer und würde mich ja doch nicht hören. Als die Ampel auf Grün schaltete, lächelte ich sie bei der Begegnung zumindest an – und da war sie es, die sagte: “Schöne Schuhe!” (Ich trug meine goldenen Camper Pelotas.)
Unerwartet emsiger Bürovormittag, ich lernte Menschen kennen. Mittagscappuccino im Westend, auf dem Rückweg ein paar Regentropfen, die mich sogar zur Kapuze greifen ließen.
Zu Mittag gab es Mandarinen (köstlich, aber kernreich) und Quark mit Joghurt.
Der Himmel den ganzen Tag dunkeldüster und Regen verheißend – aber der kam nur in spärlichen Tropfen.
Nicht zu später Feierabend, ich marschierte zu meiner Hausarztpraxis fürs bestellte Rezept, dort musste ich vor 18 Uhr eintreffen. Das klappte, ich genoss die Bewegung. Allerdings bekam ich ein Papier-Rezept, da ich ja erst beim Abholen meine Versicherungskarte dabei hatte.
Anschließend Lebensmitteleinkäufe beim Alnatura.
Daheim eine Runde Pilates (Kampf mit Krampfversuchen der bösen Wade und beider Füße), dann machte ich zum Abendessen den eben geholten Ernteanteil-Salat an, servierte ihn mit einer Crowdfarming-Avocado, dann noch Käse. Nachtisch ein wenig Reisauflauf (Herr Kaltmamsell hatte experimentiert), reichlich Osterschokolade.
Früh ins Bett zum Lesen, das Thema des aktuellen Granta, “Dead friends”, interessiert mich sehr: Meiner Ansicht nach wird die Tragweite von Freundschaft ohnehin zu gering geschätzt, die Gefühlstiefe steht für mich nicht der romantischen Liebe nach – und ist oft haltbarer. Im Granta geht es um Rückblicke auf verstorbene Freunde, alle aus einen deutlich größeren Abstand, als ihn Nachrufe ermöglichen.
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Na gut, auch hier mehr Papstwahl – aber die wirklich interessanten Aspekte (Manches davon im Film Conclave thematisiert):
“The Tech That Safeguards the Conclave’s Secrecy”.
In 2005, cell phones were banned for the first time during the conclave, the process by which the Catholic Church elects its new pope. Twenty years later, after the death of Pope Francis, the election process is underway again. Authorities have two priorities: to protect the integrity of those attending the meeting, and to ensure that it proceeds in strict secrecy (under penalty of excommunication and imprisonment) until the final decision is made.
By 2025, the Gendarmerie corps guarding Vatican City faces unprecedented technological challenges compared to other conclaves. Among them are artificial intelligence systems, drones, military satellites, microscopic microphones, a misinformation epidemic, and a world permanently connected and informed through social media.
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Hinreißender animierter Kurzfilm (9 Minuten):
“Sleeping Betty”.
via @slowtiger