Journal Sonntag, 15. Juni 2025 – Freibad / Mephisto in den Kammerspielen

Montag, 16. Juni 2025 um 6:34

Länger geschlafen, dennoch müde aufgestanden.

Nach Balkonkaffe mit Bloggen radelte ich ins Dantebad (scenic route über Hackerbrücke, Nymphenburger Straße, Rot-Kreuz-Platz, Gern) für eine Schwimmrunde. Das Sommerwetter hielt immer noch, obwohl bereits am Vortag heftige Gewitter angekündigt waren. Ich hoffte auf Wetter-Stabilität zumindest bis Ende meiner 3.000 Meter Schwimmen.

Das klappte auch ganz wunderbar, nur hin und wieder verschatteten Wolken das Wasserbecken ein wenig. Es war sehr viel los: Parkplatz für mein Radl hatte ich nur auf einem etwas versteckten Nebenparkplatz gefunden (inneres Haareraufen über Radler*innen, die ihr Gefährt wegversperrend abstellen), in der Umkleide hatte ich einen freien Spind suchen müssen, und die beiden Schwimmbahnen wurden emsig genutzt. Zum Glück von eher freundlichen Menschen und solchen, die eh nur ein paar Bahnen schwammen, ich kam auf meine Kosten und genoss die Bahnen in Lindendüften – bis gegen 12 Uhr wieder das Frittenfett vom Kiosk die Geruchshoheit übernahm.

Da die Sonne weiter schien, legte ich mich nach schnellem Abduschen und erweitertem Sonnencremen ein Stündchen auf die Liegewiese.

Beim Heimradeln war es dann schon auf der unangenehmen Seite heiß. Als ich unterwegs den restlichen, herrlich freien Sonntag plante, fiel mir ein, dass er keineswegs frei war: Auf gestern war der Theaterbesuch geschoben, den ich wegen re:publica nicht wahrnehmen konnte. Und er startete bereits um 16 Uhr – was ich an sich sehr begrüße, so endet die Vorstellung selbst bei über drei Stunden Spiellänge noch zu Abendessenszeit.

Das bedeutete eine gewissen Zackigkeit daheim: Nach Versorgen der nassen Schwimmsachen gab es zum Frühstück Aprikosen, Flachpfirsiche und ein großes Stück Käse, dann duschte ich mich gründlich und machte mich theaterfein.

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren und einem hellblauen Sommerkleid

Ich brach früh auf, denn in der schwülen Hitze wollte ich mich nicht durch schnelles Gehen gleich wieder stinkig schwitzen. In der Fußgängerzone passierte ich Buden: München feierte Stadtgeburtstag, ich verlegte meinen Weg auf Nebenstraßen.

Gegeben wurde gestern an den Kammerspielen Mephisto nach dem Roman von Klaus Mann. Den hatte ich zwar nicht gelesen, aber die Verfilmung von István Szabó 1981 hatte mich sehr beeindruckt (unwahrscheinlich, dass ich sie im Kino sah, also mindestens einmal im Fernsehen).

Beim Kartentausch hatte ich mir einen Platz auf der anderen Seite als der meines Abos ausgesucht, nämlich auf der linken, um eine andere Perspektive zu bekommen. Von dort erlebte ich dreieinhalb kurzweilige Stunden mit einer Pause – gestört allerdings von den wirklich unbequemen Sitzen der Kammerspiele, schon vor der Pause wusste ich schier nicht mehr, wie ich mich halten sollte, um die Schmerzen in Kreuz und Sitzbeinhöcker zu lindern (sehnsüchtige Gedanken an die wundervollen Sessel im Volkstheater).

Die Inszenierung von Jette Steckel stellte fast die gesamte Handlung ins Theater, auf und hinter der Bühne – das funktionierte gut. Sie räumte der Zeit vor der Machtergreifung einen deutliche größeren Raum ein, als ich es vom Film in Erinnerung hatte, und damit den Diskussionen, wie man dem erstarkenden Faschismus gegenarbeiten konnte. Viele Bezüge zur Gegenwart, unter anderem beim Umgang mit einem jungen Schauspielkollegen, der leidenschaftlich auf der Seite der Nazis stand.

Das Ensemble auf der Bühne fand ich wieder großartig, darunter zwei Schauspieler-Entdeckungen: Erwin Aljukić spielte vom revolutionär agitierenden Schriftsteller bis zum herrschaftlichen Intendanten nuanciert, am Ende sogar Hitler selbst (der einzige Ausflug in Slapstick in einer wirklich gut gebrochenen Szene mit Hauptdarsteller Thomas Schmauser) – auch wenn visuell erstmal im Vordergrund stand, dass er mit seinem zierlichen und verschobenen Körper Rollstuhl fährt. Ähnlich nuanciert Bless Amada als Höfgens Liebhaber Julien, bei dem ich erstmal über seine große Schönheit hinweg sehen musste.

Sehr viel Applaus am Ende. Um halb acht stand ich wieder vorm Theater auf der Maximiianstraße, natürlich war es noch hell, UND das Wetter hielt immer noch. Herr Kaltmamsell erwartete mich mit Abendessen (die ersten Frühkartoffeln im Ernteanteil als Kräuterkartoffeln – köstlich, dazu ein wenig Bratkäse, Nachtisch Kirsch-Pie aus Familienkirschen). Und jetzt gewitterte es mit ordentlich Regen.

Vorbereitungen für Putzmann-Einsatz und Arbeitswoche (die letzte kurze vor sieben langen).

die Kaltmamsell

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