Journal Sonntag, 17. August 2025 – Dicht genutzter Tag (Laufen, Haushalt, Zeitung, Podcast)
Montag, 18. August 2025 um 6:24Sehr zerstückelte Nacht, mit viermal Aufwachen (Blasendruck, Lärm vorm Schlafzimmerfenster) fühlt sich Schlaf nicht recht erholsam an. Beim Aufstehen spürte ich die Wanderung des Vortags in der rückseitigen Beinmuskulatur, plante dennoch eine Laufrunde, weil das wahrscheinlich die letzte Gelegenheit für die nächsten zwei Wochen war.
Ein kühler Morgen, das freute mich. Nach Bettwäscheversorgung, Geschirrspülerausräumen, Pflanzengießen setzte ich mich mit meinem Morgenmilchkaffee zum Bloggen auf den Balkon, brauchte aber eine Strickjacke (so gehört sich das um halb acht).
Vormittags radelte ich zum Tierpark Hellabrunn, unter gemischtwolkigen Himmel lief ich nach Pullach.
Das Laufen fühlte sich wunderbar und leicht an, und dass ich beim Start sogar ein wenig fröstelte, war genau richtig. Erst als ich nach meinen gut 100 Minuten stoppte und ein paar Meter zum Bäcker ging, spürte ich meine Bein-Rückseiten deutlich. Vor dem Heimradeln dehnte ich also gründlicher als sonst.
Ungewohnte Wasservögel auf der Floßlände.
Hinterbrühler See.
Heimradeln durch angenehm frische Luft. Zu Hause erstmal Räumen für Übernachtungsbesuch, dann gründliche Selbstreinigung.
Frühstück kurz nach zwei: Apfel, Aprikose, Semmeln mit Tomaten.
Bei wechselnden Temperaturen und mal mit Sonne, mal mit kühlem Wind las ich auf dem Balkon die Wochenend-Süddeutsche. Wieder ein sehr schönes Buch zwei: Ein ausführliches Interview mit Bully Herbig zu seiner Fortsetzung Das Kanu des Manitu (€) – und wie immer, wenn ich ihn sehe oder lese, kommt er als ungeheuer sympathischer und netter Mensch rüber. (Ich bin eine große Freundin des unpopulären Nett, denn für mich steckt das schwer übersetzbare kind drin, von der die Menschheit durchaus mehr braucht.) Außerdem ist das Interview ein Stück deutsche Fernseh- und Kinogeschichte.
Wenn ich Das Kanu des Manitu in München sehen möchte – aber es gibt das einzige dafür angemessene Kino nicht mehr, das Filmtheater Sendlinger Tor. Was mach ich denn dann? (Wir sind uns doch einig, dass es für manche Filme nur ein perfektes Kino gibt?)
Es hatte sich Bügelwäsche angesammelt, die ich auch mit Blick auf den nahenden Wien-Urlaub weghaben wollte – also bügelte ich eine Weile. Das gab mir die Gelegenheit, ein Interview mit der verehrten Maren Kroymann nachzuhören:
“67. Maren Kroymann: ‘Ich bin nicht trashig genug'”.
Sehr bereichernd, unter anderem verhalf sie mir mit klugen Beobachtungen zu einem neuen Blick auf Reality TV, ganz konkret auf das Dschungelcamp. Sehen will ich das zwar immer noch nicht, aber jetzt bin ich nicht mehr der Ansicht, dass solche Formate die Welt zu einer schlechteren machen.
Fürs Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Chinakohl zu einem asiatischen Pfannengericht mit Sojahack, Chili, Frühlingszwiebel verarbeitet.
Hervorragend – hinter der fruchtigen Note vermutete ich Ingwer, doch es stellte sich heraus, dass sie allein vom Sechuanpfeffer kam: Herr Kaltmamsell hatte einen edlen besorgt, der eine ganz andere Nummer ist als die Billigversion aus dem Asialaden.
§
Bei “Tax the rich!” geht es keineswegs um Leute, die neben dem ererbten Mietshaus in der Münchner Innenstadt auch noch ein Ferienhaus in der italienischen Schweiz besitzen, also nicht um diese Höhe von Reichtum (SIE haben also nichts zu befürchten).
Sondern um den ausbeuterischen, gesellschaftsschädlichen Reichtum von Milliardären. Spanien hat wohl einen Weg gefunden, die Gesellschaft an den Früchten dieser Leute teilhaben zu lassen – und im Gegensatz zu den Warnungen, die auch in Deutschland gegen die Einführung solcher Umverteilung reflexartig ertönen, sind die Milliardäre nicht etwa alle mit ihren absurden Vermögen davongerannt:
“How Spain put up wealth taxes – without chasing away the billionaires”.
As chancellors around Europe cast about for ways to repair the damage to public finances caused by successive global shocks, there is a growing clamour for more effective ways to tax the largest private fortunes.
Spain is one of only three European countries (along with Switzerland and Norway) to still collect wealth taxes, and policymakers are looking to Madrid for lessons in what works – and what doesn’t.
(…)
What is clear is that, two years on, a predicted exodus of the rich, trumpeted in endless alarmist headlines, has not materialised. Forbes counted 26 Spanish billionaires in 2021. This year, it lists 34, with a combined net worth comfortably over $200bn.
Dass diese Abgabe in Spanien “Impuesto de Solidaridad” heißt, also Solidaritätssteuer, finde ich besonders charmant (leider ist bei uns der Name schon vergeben, Mist).
§
Christian Zaschke war Korrespondent der Süddeutschen in London (2011-2017), dann in New York (2017-2024). Neben vielen lesenswerten Artikeln in glaubwürdig unverbissenem Tonfall war eine Folge, dass Zaschke die Bundesrepublik Deutschland zu schätzen lernte: nämlich im Vergleich zu seinen Arbeitsländern zwischen 2011 und 2024. Seit er zur SZ-Parlamentsredaktion in Berlin gehört, fällt er mir immer wieder mit Artikeln auf, die – fast schon mit einer gewissen G’schamigkeit – berichten, was hierzulande so richtig gut läuft. Zum Beispiel auf der Seite Drei der aktuellen Wochenendausgabe über das Berliner Regierungsviertel (€):
“Deutsches Herz”.
6 Kommentare zu „Journal Sonntag, 17. August 2025 – Dicht genutzter Tag (Laufen, Haushalt, Zeitung, Podcast)“
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18. August 2025 um 13:04
Darf ich fragen, woher der Pfeffer ist?
18. August 2025 um 14:07
Haha, das hatte ich mich auch gefragt, Heidi! :)
18. August 2025 um 14:17
Herr Kaltmamsell hat ihn aus dem Gewürzladen im Ruffinihaus, Heidi, albatros: Dort gibt es laut ihm auch nur einen Sechuanpfeffer.
18. August 2025 um 16:11
Dankeschön! Dachte ich mir schon, dass es was Besonderes ist. :) Ich komme zwar nicht ins Ruffinihaus, aber ich werde es bei Gelegenheit mal beim Schnorr in Frankfurt versuchen, sie haben einen Timut-Pfeffer im Sortiment. Aber wenn ich es richtig verstehe, muss ich ihn erst rösten, bevor ich damit pfeffern kann? Wow! :)
19. August 2025 um 6:21
Es gibt ihn auch online zu kaufen, albatros:
https://www.gewuerze-der-welt.net/gewuerze/pfeffer/szechuanpfeffer
19. August 2025 um 8:35
Ah, super. Dankeschön, liebe Kaltmamsell! :)