Journal Dienstag, 16. Dezember 2025 – Meine Erstveröffentlichung eines 17 Jahre alten Blogposts

Mittwoch, 17. Dezember 2025 um 6:20

Der Tag startete dunkel und mit Hochnebel, kalt, aber nicht frostig.

Sehr emsiger Vormittag inklusive Menschlichem: Unter anderem nahm ich an Geselligkeit teil.

Der Hochnebel hielt sich, dennoch zog ich raus auf einen Mittagscappuccino im Westend, weiterhin ohne Frost.

Turbulenzen am Schreibtisch, bevor ich zu Mittag essen konnte: Persimon, Haferflocken und Muesli mit Joghurt.

Es ging turbulent weiter.

Feierabend machte ich aber pünktlich: Ich hatte Schwimmzeug dabei und wollte ins Dantebad, freute mich sehr darauf. Zur U-Bahn schlich ich mich außenrum an der beginnenden Weihnachtsfeier vorbei.

Über dem Schwimmbecken hingen dicke Dampfschwaden, die Bahnen waren kaum beschwommen, ich konnte so selbstvergessen durchs soachwarme Wasser gleiten, wie ich es ersehnt hatte. Dann aber doch eine kurze Krampf-Attacke: Zu Beginn meiner dritten 1.000 Meter schnitt mich beim Wenden eine Schwimmerin unerwartet, ich erschrak – und meine rechte Wade krampfte. Ging aber zum Glück schnell wieder vorbei.

Auf dem Rückweg tobende Schmerzen in Nebenhöhlen/Zähnen links – die sich im Lauf des Abends zum Glück legten (WTF?!). Heim kam ich in eine leere Wohnung: Herr Kaltmamsell verbrachte den Abend auf einem beruflichen Termin. Ich erledigte erstmal Häuslichkeiten, bevor ich mir zum Abendessen Linsen mit gebratener roter Paprika, Persilie und Nudeln machte – und sehr genoss. Nachtisch Schokolade.

Neue Lektüre im Bett: Elsa Morante, Hannelise Hinderberger (Übers.), La Storia von 1974. Ich hatte die Neuübersetzung von Maja Pflug und Klaudia Ruschkowski auf meiner Wunschliste, war vermutlich durch Besprechungen dieser neuen Veröffentlichung darauf aufmerksam geworden. Doch beim Bücheraussortieren war ich auf die alte Ausgabe gestoßen, mit einer Widmung meiner damals engen Freundin Mercedes von 1992 – ich hatte keinerlei Erinnerung daran. Dann las ich doch gleich die!

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Maximilian Buddenbohm hat The Muppets Christmas Carol gesehen, einen meiner liebsten Weihnachtsfilme. Ich wusste, dass ich mal darüber gebloggt hatte, fand den Text aber nicht in meinem Blog. Konnte ich auch nicht, denn er war Teil des Blogwichtelns von 2008 (die Spiele, die wir halt damals so quer durch die Blogs gespielt haben) – doch das Blog, das ihn veröffentlichte, ist nicht mehr online. Wie gut, dass ich digital nichts wegwerfe; hier also nach 17 Jahren zum ersten Mal im eigenen Blog – unverändert, nur mit aktualisierten Links (es war auch ein Foto dabei, ich glaube eine Variante des hier eingebauten):

Weihnachtsmusik für Notfälle

Musik und Weihnachten: ein heikles Thema. Wer, wie ich, in der Münchner Innenstadt wohnt, hat spätestens ab Mitte Dezember bei jedem Einkaufsgang klebrige Gehörgänge – Overkill an “White Christmas”, “Let it snow” und “Parampampampam”. Und doch lege ich mir am 24. Dezember Weihnachtsmusik auf, allerdings eine, die ich garantiert weder beim Karstadt noch auf dem Christkindlsmarkt am Sendlinger Tor gehört habe: den Soundtrack von The Muppet Christmas Carol.

Das Weihnachtsfest 1992, als der Film in die Kinos kam, verbrachte ich nämlich in den USA. Ich besuchte einen Freund, der ein Studienjahr in Dayton, Ohio, verbrachte, und fuhr mit ihm und zwei seiner Komilitonen über Weihnachten und Silvester spazieren über die Seen und Chicago, Toronto und New York. Auf jeder Meile umgab uns brutalstmögliche US-amerikanische Weihnachtsatmosphäre, angefangen mit buntblinkender Deko an Eigenheimen bis hin zum singenden Bing Crosby in jedem Diner.

Am 24. Dezember waren wir gerade im ausgesprochen wenig erwähnenswerten Buffalo, New York. Wir suchten uns ein Kino, in dem The Muppet Christmas Carol gezeigt wurde und setzten uns in die überhaupt letzte Vorführung des Tages gegen 15 Uhr. Der Zuschauerraum war fast leer; außer uns saßen darin noch zwei vermutliche Väter mit ihren Kindern. Wir amüsierten uns sehr, was zwar auch an der Mitwirkung von Michael Caine als Scrooge gelegen haben mag, aber durchaus an der Herzerfrischung durch den Film (na gut, man sollte die Muppets mögen).

Anschließend holten wir uns in einem 24-Stunden-Laden Bier sowie ungesunde Leckereien und fuhren in unser Motel. Dort packte ich meine Weihnachtsgeschenke aus, genauer: Die Polaroids, die meine findige Mutter davon aufgenommen und mir mitgegeben hatte.

Anschließend legte sich der Freund mit Bier in die Badewanne, und ich sah, wie es sich für mein Amerikabild gehörte, im Fernsehen It’s a wonderful live an.

Hier mein Lieblingsweihnachtslied aus The Muppet Christmas Carol, kitsch as kitsch can: “It feels like Christmas”.

Lustiger ist natürlich “Here comes Mr. Scrooge”.

(Auch im CD-Spieler an Weihnachten: Soundtracks von Danny Elfman, angefangen mit Edward Scissorhands, noch lang nicht endend bei Nightmare before Christmas – seine Musik klingt immer ein bisschen weihnachtlich.)

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“Christian Drosten erhält Auszeichnung ‘Rede des Jahres 2025’ der Universität Tübingen”.

Hier kann man die Rede nachlesen:
“Wissenschaft ist Freiheit und Pflicht”.

Was Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen in den Wirtschaftswissenschaften, sicherlich gut kennen, hat uns in der Medizin während der Pandemie ganz plötzlich überfallen: Wenn die Gesellschaft ein Problem hat und man so oder eben auch so mit der Sache umgehen kann – oder sogar muss –, dann wird es politisch. Und da leben wir im Moment in schwierigen Zeiten. Sicherlich hat die Erschütterung der Pandemie einige der heutigen Probleme mit ausgelöst, in die wir sehenden Auges zu rennen scheinen. Oder, um es genauer zu betrachten: Sie hat manchen Kräften die Gelegenheit geboten, ihre schon bestehende Erzählung noch breiter anzulegen – die Chance geliefert, eine verwirrte und verwundete Gesellschaft mit vordergründig plausiblen Auslegungen in die Irre zu führen.

(…)

Eine scheinbar direkte Verfügbarkeit von Informationen – freilich ohne Qualitätsüberprüfung – und die Verwechslung von Alltagsverstand mit methodischer Kompetenz werden immer zur Gewohnheit für diejenigen, die ihre Informationen zu großen Teilen aus sozialen Medien beziehen. All dies gipfelt in der Auffassung, dass jeder die Macht und die Kraft hat, zu eigenen Schlüssen über die Welt zu gelangen, ohne jeglichen Respekt vor Spezialisten – *do your own research*, und schlimmer noch, diese Schlüsse ohne journalistische Prinzipien zu verbreiten – *you are the media*.

Mir macht das erneut deutlich, welch riesiges Glück wir in der Covid-19-Pandemie hatten, dass der auf diese Art Virus spezialisierteste Fachmann Christian Drosten war.

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Hier: Naturfotografie zum Mund- und Augenaufreißen (wer hätte gedacht, dass ich Nacktschnecken niedlich finden könnte -> solar powered slug):
“The best science images of 2025 — Nature’s picks”.

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Und weil wir’s kürzlich von Parallelwelten der Influencerei hatten, ein Filmchen (allerdings nicht mit Weihachtsbäckerei, sondern Garteln):
“Normal people vs influencers – Potting up spring bulbs”.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Dienstag, 16. Dezember 2025 – Meine Erstveröffentlichung eines 17 Jahre alten Blogposts“

  1. Neeva meint:

    Kicher. Das Video hat mir den Morgen gerettet.

  2. Sabine meint:

    Die Idee mit den Polaroids ist sehr lustig und liebevoll, und ich begrüße das Eltern-Christkind und all die anderen Christkinder.

    Ich liebe ja Blogs und Accounts, die kenntnisreich Kostümfilme darauf überprüfen, wie gelungen die Kostüme sind. Muppets Christmas Carol spielt da in der absoluten Oberliga und kriegt sehr sehr viel Respekt. Hab ich sicher schon mal streberhaft erwähnt. Aber so ist das mit Weihnachten, same old, same old.

    A propos Weihnachten und Drosten, ich möchte die aktuelle Weihnachtsfolge des Pandemia Podcasts dringend empfehlen, zum Weißen Hai, Ibsen und gesellschaftlichen Ausnahmezuständen während Seuchenausbrüchen. (Hat mich bestärkt, #TeamCholera zu sein, einfach beste Seuche – die natürlich niemand kriegen soll)

    https://wissenschaftspodcasts.de/podcasts/pandemia/cholera-der-weisse-hai-und-der-blaue-tod_10118089/

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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