Journal Freitag, 26. Dezember 2025 – Familienweihnacht in Ingolstadt

Samstag, 27. Dezember 2025 um 7:46

Gut und über neun Stunden geschlafen – Ultra-Luxus! Weitere Freude: Das Zahnweh war weg, es blieb Beiß-Empfindlichkeit.

Dennoch reichlich Zeit für gemütliches Bloggen und Mastodon-Lesen, bevor es Zeit zum Fertigmachen für Aufbruch nach Ingolstadt war: Im Gepäck Weihnachtsgeschenkverpackung zur Wiederverwertung, außerdem der vegane Beitrag zum Festessen sowie der Nachtisch. Der Himmel über München hochneblig grau, die Luft eisig.

Gemütliche und pünktliche Fahrt nach Ingolstadt. In der Holledau Übergang von Nebel zu Sonne.

Dieselbe Sonne schien auch in Ingolstadt, ganz wunderbar.

Bei meinen Eltern waren wir die ersten Gäste, dann kamen zum Teil zu Fuß, zum Teil per Auto die Mitglieder der Bruderfamilie.

Umarmungen und Weihnachtswünsche, outfit appreciation (u.a. war die Schwägerin ganz in Silber selbsterklärt als Christbaumkugel gekommen), während Sektgläser gefüllt mit Alkoholischem oder Alkoholfreiem verteilt wurden. Zum Anstoßen mussten bereits die ersten in Gespräche vertieften aus Nebenräumen gezerrt werden.

Und dann begann das Schlemmen.

Vegane Pilzsuppe (ließ ich aus, um möglichst viel Platz für die Gans zu haben – ein wirklich saisonales Essen, das ich besonders liebe).

Gans vor Tranchieren (das Herr Kaltmamsell übernahm).

Gans mit Knödel, Blaukraut, Wirsing, davor steht die vegane Festspeise: Gedämpfter Lauch-Pudding, den Herr Kaltmamsell aus englischen Rezepten erarbeitet hatte (wir erinnern uns: pudding war ursprünglich etwas Herzhaftes, das im heißen Wasser oder Wasserdampf gegart wurde), vom Esser als hervorragend gepriesen (Blaukraut und Knödel waren eh vegan). Dazu spanischer Rotwein, Weißwein, auch in Alkoholfrei, und intensive Gespräche. Diese zogen sich auch über Espresso, Rotweincreme, Mousse au chocolat, nach Pause anschließenden Plätzchenteller. Durch Gespräche abgelenkt (es gibt jetzt in der Familie neben mir noch jemanden, der beruflich den Begriff “parlamentarischer Abend” verwendet und sich für die Entstehung von Koalitionsverträgen interessiert – und es ist nicht der Naheliegende!) merkte ich, dass ich hin und wieder sogar auf der bösen linke Seite kaute – Wunderheilung! Aber im Universum geht ja leider nichts verloren: Jetzt war es meiner Mutter unwohl, sie musste sich zurückziehen. Im Ablauf des Festes kein Ausfall, wir halfen eh alle zusammen bei allem, aber es tat mir für sie so leid!

Bei letzter Dämmerung wurden die Reste des Mahls aufgeteilt (unser Samstagessen ist mehr als gesichert), Aufbrüche nach Hause. Auch unsere Heimfahrt verlief ruhig und pünktlich, München empfing uns deutlich weniger frostig als am Morgen.

Ich hatte abends sogar nochmal Appetit: Apfel, Früchtebrot, Lebkuchen. Mit beidseitigem Kauen. (Das Haushaltsmitglied mit deutlich mehr Zahnschmerzerfahrung verwies darauf, dass mal auftauchende und dann wieder verschwindende Schmerzen durchaus üblich sind.)

§

Auf der Bahnfahrt hatte ich liegengebliebene SZ-Magazine gelesen, in der vorletzten Ausgabe fand ich zwei Geschichten bemerkenswert:

Andreas Unger schreibt über seinen christlichen Glauben in einer für mich ausgesprochen nachvollziehbaren Form. Anlass seiner Überlegungen (€):
“Ich wünsche meinen Kindern, dass sie an Gott glauben”.

Denn er merkt, dass er sich dafür erstmal klarwerden muss, was er seinen Kindern eigentlich genau wünscht.

Vielleicht würde uns insgesamt mehr Dürfen helfen: Nicht-sicher-sein-Dürfen, Staunen-Dürfen, Tasten-Dürfen. Weniger Richtig, weniger Falsch. Mehr Wundern als Wunder. Wer uns daran hindert, das sind wir selbst. Es hat uns aber auch niemand gezeigt, wie es geht, das Dürfen-Dürfen.

Aber halt! Geht hier nicht schon die Saat der Beliebigkeit auf, ist hier nicht der erste Schritt in die »Diktatur des Relativismus« getan, von der Papst Benedikt XVI. sprach, in der jeder sich herausklaubt, was ihm frommt? Dann schließt sich der Himmel, Gottes Wille schrumpft zu Moral, und Jesus, von dem in diesem Text bisher verdächtig wenig die Rede war, wird zum Sonntags­prediger. Von dort ist es nicht mehr weit zu Martin Walsers resignierend-schönem Wort: »Ich bin an den Sonntag gebunden / wie an eine Melodie / Ich habe keine andere gefunden / Ich glaube nichts / aber ich knie.«

Das erinnerte mich an den Selbstbedienungs-Glauben, den ich an manchen Religiösen beobachte, unverbindliches find what feels good wie bei Yoga with Adriene.

§

Der zweite bemerkenswerte Artikel thematisiert, was auch mich bewegt: Bahnhöfe in Deutschland. Vivien Timmler und Dorothea Wagner nehmen sich für ihre Recherche den Hauptbahnhof Bonn genauer vor (€):
“Warum Bahnhöfe so trostlose Orte geworden sind”.

§

Sarah Bosetti nennt gute Gründe, die AfD zu wählen.

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https://www.youtube.com/watch?v=DcZlgoAx_o4

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Freitag, 26. Dezember 2025 – Familienweihnacht in Ingolstadt“

  1. Croco meint:

    Schönes Wohnzimmer :). Und tolles Essen.

    Der Bericht über den Bonner Hauptbahnhof tut ein bisschen weh. Es stimmt schon, er ist schäbig, aber er pulsiert. Sitzplätze gibt es an den Gleisen im unterirdischen Bereich. Aber nun. Er liegt mitten in der Stadt, man kann in die U-Bahn umsteigen, ist schnell auf dem Flughafen und in Köln.
    Im Artikel hab ich den Begriff Gemeinwohl gelesen. Wie schön.

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