Bücher

Journal Dienstag, 22. April 2025 – Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag, stille Blüte

Mittwoch, 23. April 2025

Aufwachen wegen Angst erfolgreich niedergerungen, das Niederringen kostete aber wohl einige Kraft: Bei Weckerklingeln war ich steinmüde. Außerdem komischer Bauch, der sich auch 14 Stunden nach der letzten Mahlzeit noch nicht leer anfühlte (SO viel hatte ich Vortag wirklich nicht gegessen). Und komisches Kopfweh mit Lichtempfindlichkeit – ich würde mich wahrscheinlich vor seltsamen Aussetzern hüten müssen.

Bunter Himmel, die Luft kündigte einen weiteren (zu) milden Tag an. Auf dem Arbeitsweg immer noch Blütenparty, die nächste Schicht hatte übernommen.

Nahaufnahme eines Zweigs mit weißen Blüten und grünen Blättern, im Hintergrund ein städtischer Platz mit vielen Bäumen, auf der Straße Radler

Allerdings fiel mir jetzt wie schon beim Spaziergang am Ostermontag die Stille in den blühenden Bäumen und Büschen auf: Der erwartete Soundtrack mit Summen und Brummen fehlte.

Auf einer weiten Fläche ein Volksfest mit links Riesenrad, rechts einer hohen Stange, ganz rechts einer Kirche, im Hintergrund ein sonnenbeschienener Wohnblock

Theresienwiese Richtung Frühlingsfest.

Weite Fläche mit weißen Bögen eines abgebauten Zirkuszelts, davor Zirkuswagen und Lkw-Zugmaschinen, rechts Bäume auf Hügel, ein sonnenbeischienenes Denkmal mit Säulen

Theresienwiese Richtung Circus Krone im Abbau.

Asphaltierter Weg zwischen Bürogebäuden, gesäumt von mittelgroßen, weiß blühenden Bäumen

Zierapfelblüte vorm Bürohaus doch nicht verpasst!

Überraschend geordneter Arbeitsvormittag: Nach dem langen Wochenende hatte ich das Postfach mit schützend zusammengekniffenen Augen geöffnet, aber es ergoss sich keineswegs ein Strom von neuen Aufgaben. Blöderweise entwickelte sich aber das komische Kopfweh zu Hackbeilchen über linkem Auge, eigentlich mein typischer Migräne-Kopfschmerz. Das es mir ansonsten ganz ok ging, hielt ich lediglich mit Ibu gegen, erfolgreich. Meiner bösen Wade ging es besser, was mir bewusst wurde, als es mir vor einem Termin pressierte und ich einen langen Gang runterrannte – ohne Probleme.

Eine berufliche Geselligkeit hielt mich von meinem Mittagscappuccino fern, ich genoss das Draußen nur bei einem kurzen Abstecher zum Briefkasten.

Um die Mittagszeit knurrte dann doch endlich mein Magen: Es gab Apfel sowie Mango mit Sojajoghurt.

Nachmittag mit Schreibtischarbeit und mehreren Besprechungen (Dienstag ist der neue Montag).

Erfolg des Tages: Die Kanne Kräutertee reichte genau so lang wie mein Durst.

Auf dem Heimweg den gestrigen Feiertag begangen: Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag!

Ausschnitt eines Supermarktkassenbands schräg von oben, darauf ein Haufen Osterschokolade, darunter Osterhasen und Packungen mit Ostereiern

Das muss inklusive der Osterschokoladengeschenke aber wirklich bis Ende Mai reichen!

Außerdem noch beim Vollcorner Lebensmittel eingekauft.

Daheim die Abschlussfolge des ersten 30-Tage-Programms von Yoga with Adriene geturnt, auch hier schon ohne Ansagen: Die 20 Minuten gestaltete ich diesmal tatsächlich einfach mit den Yoga-Gymnastik-Bewegungen, nach denen mir gerade war.

Kaltes Nachtmahl: Wir hatten aus Ingolstadt geräucherten Saibling mitgebracht, den gab es mit selbstgebackenem Brot, Bruder-geriebenem Meerrettich, Chicoree-Salat mit Joghurtsauce. Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Die Nachrichten wurden weiter dominiert vom Tod des katholischen Religionsführeres, die 20-Uhr-Tagesschau machte wieder damit auf. Da ich bei derart vielen Prämissen des Katholizismus nicht mitgehe (angefangen mit: Gott?), komme ich nicht in entfernteste Sichtweite einer Meinung zu konkreten Oberchefs dieser Community (bis auf den nicht verhandelbaren Kern meiner Maßstäbe: Menschenrechte). Zudem: Nach meiner Beobachtung picken sich Religiöse ohnehin die Details ihrer Glaubensrichtung samt Fundament raus, die ihnen halt jeweils am besten in den Kram passen – auch wenn diese Details einander von Fall zu Fall widersprechen.

Früh ins Bett zum Lesen, Jeanette Winterson, Oranges Are Not The Only Fruit ausgelesen, hm, hm. Ich werde Hintergründe recherchieren müssen.

Journal Mittwoch, 16. April 2025 – Jenny Erpenbeck, Aller Tage Abend

Donnerstag, 17. April 2025

Jenny Erpenbecks Roman Aller Tage Abend von 2012 beginnt mit dem Tod eines Säuglings, eines kleinen Mädchens. Wir sind in Galizien Anfang des 20. Jahrhunderts, es war das erste Kind dieser Eltern. Die jüdische Mutter reagiert katatonisch, der christliche Vater flieht. Das Kapitel erzählt uns ausführlich den Hintergrund und die Geschichte der beiden.

Es folgt das erste “Intermezzo”: Was, wenn das Mädchen durch einen rettenden Einfall nicht gestorben wäre? Und dann geht die Handlung mit dieser Variante ohne Todesfall weiter. Wieder war ich froh, kaum etwas über den Roman zu wissen, so konnte mich diese Wendung überraschen.

Dieses Erzählmuster wiederholt sich: Wir folgen den Mitgliedern der Familie weiter in der Zeit (Wien vor dem Ersten Weltkrieg, Moskau in den 1930ern, DDR-Literaturszene), immer bis dieses Mädchen im Mittelpunkt, dann junge Frau, dann nicht mehr junge Frau, ums Leben kommt. Mal durch herzgebrochenen Suizid, mal durch politischen Mord, mal durch einen dummen Unfall. Dann gibt es wieder ein “Intermezzo”, das die Alternativen aufzeigt, mit denen dieser Tod nicht passiert wäre – und macht mit einer davon weiter. Manchmal genügt eine winzige Veränderung, um die Protagonistin weiterleben zu lassen, manchmal muss die Handlung erst Voraussetzungen umschichten, Beziehungen neu arrangieren, um das zu ermöglichen. Eine Ermüdung an diesem strukturellen Grundkonzept vermeidet die Handlung durch immer kürzere Schleifen.

Erzähltechnisch ist diese Variante des Multiversum-Ansatzes sehr spannend aufgebaut und gekonnt umgesetzt, folgerichtig in “Bücher” I bis V aufgeteilt. Ich bewunderte das schriftstellerische Selbstbewusstsein, mit dem Erpenbeck diese herausfordernde Idee durchzieht, wie sie ihr Material und die Geschichten an jeder Stelle im Griff hat.

Nur dass ich mich die Hintergründe, vor denen das spielte, nicht besonders interessierten. Schtetl-Judentum hatte ich kürzlich in Joseph Roths Hiob, Revolutionszeit in Wien vor Erstem Weltkrieg in Raphaela Edelbauer, Die Inkommensurablen, der argumentative Irrsinn stalinistischer Säuberungen fesselte mich auch nicht ein weiteres Mal – aber dafür kann Jenny Erpenbeck nun wirklich nichts. Was mich durchaus ansprach: Die Darstellung der Trauer um die Verstorbene, die einen breiten Raum einnimmt. Inklusive der Gegenwartsperspektive beim Betrachten der eigenen Existenz: Wie viele Zufälle brauchte es, damit ausgerechnet ich auf die Welt kam, wie unwahrscheinlich ist das eigentlich?

Sprache: Erpenbeck hat’s wirklich drauf (Fachausdruck). Immer wieder spiegelt sich der Inhalt in sprachlichen Mitteln: Die Eintönigkeit des Alltags im Pflegeheim in Wiederholungen, die an Litanei grenzen; die Absurdität kommunistischer Verfolgungsargumentation in ineiandergeschobenen Dialogen/Briefen; der Hang zu Lyrik in Zeiten starker Verliebtheit.

§

Gut geschlafen, auch wenn ich zum Einschlafen das Fenster schließen musste: Die Gaudi einiger Männer im Park vor meinem Schlafzimmer war selbst mit Ohrstöpseln zu laut.

Mond in Morgenhimmel über modernem Gebäude neben Park

Morgenrosa mit Mond in die eine Richtung.

moderner Kirchturm vor rosa leuchtenden Wolken und hinter Park

Morgenrosa mit St. Matthäus in die andere Richtung.

Die angekündigten 24 Grad Höchsttemperatur des Tages machten sich schon auf meinem Weg in die Arbeit durch drückende Milde bemerkbar.

Rechteckiger weißer Aufkleber auf einem Laternenpfahl, darauf die schwarze Zeichnung eines Hoody-Trägers mit Blumenstrauß statt Kopf, hinter dem Pfahl ein Platz, den gerade ein blauer Linienbus kreuzt

Laternenkunst am Beethovenplatz.

Mittags fuhr ich mit der U-Bahn für eine berufliche Besorgung in die Innenstadt, jetzt war es deutlich zu warm für April. Die Innenstadt erwartbar voller Tourist*innen. Ich hatte einen Mittagscappuccino am Viktualienmarkt geplant, angesichts einer 20-köpfigen Schlange am Stand gab ich das Vorhaben auf. Aber der Ausflug war eine willkommene Auflockerung des Arbeitstags. Und ich fühlte mich ohnehin den ganzen Tag über innerlich zittrig wie nach zu viel Koffein.

Zu Mittag gab es einen Apfel sowie Mango mit Sojajoghurt.

Arbeitsreicher Nachmittag, erste Verabschiedungen in die Osterferien.
Meine Schweißstinkephase will diesmal gar nicht mehr aufhören.

Auf dem Heimweg mit kleineren Einkäufen duftete mich der erste Flieder an – das war dann doch überraschend schnell gegangen. Ich ging dunkel drohenden Wolken entgegen, aber das Regenversprechen wurde schnell zurückgenommen. Auch für die nächsten Tage ist kein Tropfen angekündigt.

Zu Hause Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitungen. Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Weizentortillas gefüllt mit Reis, schwarzen Bohnen, Frühlingszwiebeln, Korianderkraut, dazu (wässrige) Guacamola. Schön sättigend. Nachtisch Schokolade.

Sehr früh ins Bett, weil sehr müde. Als neue Lektüre startete ich Jeanette Winterson, Oranges Are Not The Only Fruit.

§

Schwulen-Bürgerrechtsgeschichte, die Erinnerung daran ist wichtig:
Hier die Geschichte des 71-jährigen Wiener Wohnbauforschers Wolfgang Förster, eines frühen Aktivisten.

Ende der 1970er-Jahre schaffte es der engagierte Schwule sogar bis ins Vorzimmer von Justizminister Christian Broda (SPÖ). Man riet Förster, einen Verein zu gründen, der sich für die Rechte von Homosexuellen engagiert. “Als ich ihnen sagte, dass das doch verboten ist, hieß es aus dem Büro des Justizministers, wir sollen es trotzdem tun. Sollte eine Anzeige kommen, so werde dafür gesorgt, dass das Verfahren eingestellt wird.” So konnte Förster gemeinsam mit anderen 1979 die “Homosexuellen Initiative” (HOSI), den ersten Schwulen- und Lesbenverband Österreichs gründen.

Ich kann mir nur vage vorstellen, wie viel Kraft und Mut damals nötig waren, um als Schwuler für die eigenen Menschenrechte zu kämpfen und sich sichtbar zu machen.
(Lesben habe ihre eigene Befreiungsgeschichte, nur manchmal parallel und zusammen mit Schwulen.)

§

Interessante ARD-Doku:
“Neurodiversität · Wie normal ist anders?”

Journal Dienstag, 15. April 2025 – Bürodienstag abgehakt

Mittwoch, 16. April 2025

Über gestern gibt’s wirklich wenig zu erzählen.

Gut geschlafen, das schmerzende Schultereckgelenk war kein Hindernis und überfiel mich erst wieder nach dem Aufstehen.

Draußen trübes Licht, das den ganzen Tag zwischen dunstiger Sonne und Wolken wechselte. Milder Marsch in die Arbeit.

Im Büro halbwegs geordnetes Abarbeiten, lediglich stark beeinflusst durch überraschend (weil doch Osterferien) dicht besetzte Büros auf dem Stockwerk.

Mittags ging ich für eine berufliche Besorgung raus (über Cappuccino bei Nachbars), es war schwül. Der Besorgungsversuch scheiterte, die Büropflanzenauswahl im Baumarkt ist deutlich geringer als erwartet.

Mittagessen: Äpfel, Hüttenkäse.

Nach ruhigem Nachmittag Spaziergang in den sonnigen und für April deutlich zu warmen Feierabend. Im Straßenbild erste Bikinioberteile. Süßigkeiteneinkauf bei Aldi, Mehle und Körner im Vollcorner.

Daheim Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung. Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell auf eigenen Wunsch chinesisch-amerikanisches Orangenhuhn.

Gedeckter Tisch längs aufgenommen, in der MItte vorne eine Pfanne mit gebratenem grünen Spargel, eine weite Pfanne mit panierten Stücken in Sauce mit viel Lauchzwiebeln drüber, dahinter ein Töpfchen Reis

Schmeckte gut, aber überhaupt nicht chinesisch (trotz Ingwer, Sojasauce etc.). Auf den grünen Spargel hatte ich seit Tagen Lust gehabt und gestern im Vollcorner einen Bund mitgenommen.

Nachtisch Schokolade. Der Schulterschmerz wurde zügig weniger.

Im Bett Jenny Erpenbeck, Aller Tage Abend ausgelesen, darüber wird es noch Genaueres geben – die Frau kann echt schreiben.

Journal Sonntag, 13. April 2025 – Ruhesonntag

Montag, 14. April 2025

So richtig ausgeschlafen, fast neuneinhalb Stunden, und die auch noch gut – so schön! Das lag sicher an dem Vollmond, der auf gestern den größten Teil der Nacht auf mein Bett schien.

Nachthimmel über Park, darin ein voller Mond, der durch die Zweige eines kahlen Baums leuchtet

Meine größte Leistung der Samstagswanderung: Keinerlei Sonnenbrand, nicht mal auf dem Dekolleté die leiseste Ahnung, und das trotz fehlendem Laub und dadurch nahezu komplett fehlendem Schatten. (Klar war ich eingecremt, doch das ist bei den ersten Sonnenbegegnungen des Jahres keine Garantie.)

Bloggen dauerte lang, ich wollte ja Fotos zeigen, die bearbeitet und betextet werden mussten.

Entsprechend spät kam ich los zu meiner Schwimmrunde, auf die ich mich gestern richtig freute. Der Himmel war bedeckt, doch die Temperaturen waren eher mild geblieben. Ich radelte gemütlich zum Olympiabad.

Auf einem Platz in einer Stadt in düsterem Tageslicht und unter einem kahlen Baum ein realgetreues Auto aus Naturmaterialien nachgebaut, zu Hälfte verfallen, links davon wird es von jemandem fotografiert

Mal wieder Check der Autoverfallskunst.

Schöner Schwumm, ich fühlte mich von Anfang an elegant, kam mit Überholen und Überholtwerden gut zurecht, merkte erst auf den dritten 1.000 Metern hin und wieder etwas Mühe (nämlich daran, dass mein Po leicht sank und ich aktiv mit Spannung dagegen arbeiten musste).

Beim Zurückradeln ging ich einem Insiderinnen-Tipp nach:

Altstadtstraße in trübem Licht, links gesäumt von rose blühenden Bäumen, im Vordergrund ein Straßenschild "Agnesstraße"

Die Kirschbäume in der Agnesstraße setzen zum Blühen an!

Unterwegs holte ich noch Semmeln, die gab es zum Frühstück gegen halb drei.

Dabei las ich noch einen halben Tag Internet hinterher. Meine Mastodon-Timeline hat sich in den vergangenen Monaten in eine Heimgärtnerei-Timeline verwandelt; ich nehme an, auch das ist das Alter.

Wäschewaschen, Wäscheaufhängen, ich konnte den ganzen Nachmittag die Balkontür geöffnet lassen.

Lesen der Wochenend-Süddeutschen. Als ich fast durch war, erwischte mich wieder Kreislauf: Schwindel, Schweißausbruch, Frieren, auch diesmal mit einer weiteren Runde Schweißausbruch und Frieren. Danach war ich so erschöpft, wie ich es nie von körperlichem Auspowern bin, ich wollte eigentlich gar nichts mehr an diesem Tag tun.

Tat ich dann aber doch, ich lass mich doch nicht von solchen Kreislaufgeschichten rumkommandieren! Also Yoga-Gymnastik und Brotzeit-Vorbereitung.

Ernteanteil-Einsatz fürs Nachtmahl, das wieder Herr Kaltmamsell servierte: Die Ratatouille im Glas wurde Pastasauce, sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Aufräumen für Putzmann-Einsatz, Räumen für Arbeitswochenanfang. Im Bett noch Lesen, dieser Jenny Erpenbeck, Aller Tage Abend, ist nochmal ganz anders als die eh schon unterschiedlichen beiden, die ich von ihr gelesen habe (Geschichte vom alten Kind und Kairos).

Journal Freitag, 11. April 2025 – Bemühen um Entspannung fürs Wochenende

Samstag, 12. April 2025

Verschlafen! Ich hatte vergessen, den Wecker zu stellen, und war nach zweitem Klogang um fünf nochmal tief eingeschlafen. Herr Kaltmamsell weckte mich freundlich nur wenige Minuten nach meiner üblichen Aufstehzeit.

Ein sonniger Morgen, mein Stoffwechsel entschied sich dennoch für Tagesstimmung traurig. Immer wieder denke ich an die mood organ, die Stimmungsorgel in Philip K. Dicks Roman Do Androids Dream of Electric Sheep?, an der sich die Frau des Protagonisten morgens aussucht, wie sie sich heute fühlen will. Und die in der Verfilmung Blade Runner nicht vorkommt. Falls Sie die Romanvorlage noch nicht gelesen haben, empfehle ich sie hiermit. Wenn auch wirklich nicht zur Erheiterung.

Von Morgensonne beschienene schlickte Altbau-Fassade, davor kahle Bäume, darunter ein neongrün blühender Ahorn, dahinter ein Stück blauer Himmel

Nähmaschinenfabrik Strobel an der Heimeranstraße.

Auf dem Weg in die Arbeit war es weiterhin Handschuh-kalt – ich mag aber auch besonders emfindliche Zuckerpüppchen-von-Tifus-Finger haben.

Am Arbeitsplatz wurde ich stärker gefordert als erwartet, konnte mich zum Ausgleich nützlich fühlen.

In strahlender Sonne, aber mit zugeknöpfter Jacke ging ich nach Mittagscappuccino bei Nachbars auf eine Besorgung: Über einen Umweg zur Bewegung kauft ich frische Briefmarken, um weiterhin regelmäßig Postkarten verschicken zu können.

Mittagessen: Granatapfelkerne (jajaja, die Saison ist in Europa lang um, guilty pleasure aus Peru), Quark mit Joghurt.

Am Nachmittag nochmal einiges weggeschafft, pünktlicher Feierabend. Spaziergang zu Besorgungen; jetzt wärmte der Sonnenschein, meine Jacke wurde mir zu warm. Freitagsfleisch beim Vollcorner, Bargeld in meiner Sparda-Filiale (mittlerweile nur noch alle zwei Monate nötig, und dann nur jeweils 200 Euro), vergebliche Suche nach Gästeseifen in einer Parfumerie (werde eine beim nächsten Hotel-Aufenthalt mitnehmen), Molkereiprodukte im Alnatura.

Daheim freute ich mich über eine lange Yoga-Folge; in ihrem ersten 30-Tage-Programm vor zehn Jahren verspricht Adriene noch regelmäßig, wenn man nur lang genug dranbleibe, könne man die Übungen irgendwann so gut wie sie. Was halt nicht stimmt (ich werde in diesem Leben nie beim herabschauenden Hund die Fersen am Boden haben, schließlich musste ich über die Jahrzehnte das Ziel aufgegeben, sie bei einer Hocke dort zu lassen – Körper sind verschieden) und was sie später auch nicht mehr tut.

Jetzt aber Wochenendfeiern: Zur Orangenvernichtung (bald haben wir die zehn Kilo durch) Tequila Sunrise, dann Kuh auf Wiese (Entrecôte mit einer nochmaligen Ernteanteil-Lieferung Kohlröschen und Ernteanteil-Ruccola) mit südafrikanischem Rotwein Owl Post.

Aufsicht auf gedeckten Tisch mit grünen Platzsets, darauf ein großer Glasteller mit gebratenem Fleisch, gebratenen Kohlröschen, Ruccola, rechts daneben eine blaue Serviette mit Messer und Gabel, dahinter gefülltes Rotweinglas, Rotweinflasche, kleine Fläschchen Olivenöl und dunkler Essig

Abendessenstisch in Tageslicht!

Nachtisch Speiseeis. Ich näherte mich einer Näherung von Entspannung.

Vor dem Start einer neuen Lektüre recherchierte ich dem eben gelesenen The Last of her Kind von Sigrid Nunez hinterher. Aha, 2006 erschienen, also zehn Jahre nach ihrem Erstling A Feather in the Breath of God, das mir so sehr gefallen hatte (dazwischen veröffentlichte sie drei weitere Romane). Und statt Lesezirkel-Diskussion las ich Rezensionen, um zu sehen, ob andere die Handlung ähnlich richtungsslos (-arm) fanden wie ich (selbst die Erzählmotivation – Erinnerungen festhalten für Georgettes Kinder – kommt erst im letzten Viertel des Buchs).

Hier eine Besprechung aus Veröffentlichungszeit von Megan Marshall:
“Something Happening Here”.
Sie kritisiert unter anderem fehlende Erzählökonomie (ja) und spricht mir aus dem Herzen mit:

Nunez has chosen to tell her story in the style of a memoir, and in this role Georgette must be faulted for a certain degree of self-indulgence. She goes on about pill-popping at exam time and a bad acid trip, forgetting that no one but the partaker can find such tales of interest

Die Besprechung von Alex Clark einer Neuauflage von 2016 im Guardian unterstreicht etwas, was auch mir gut gefallen hat:
“The Last of Her Kind by Sigrid Nunez review – enormously absorbing”.

Rather than making her chief characters strained emblems, Nunez imbues them with considerable complexity and nuance. The narrator, George or Georgette – her name itself is unstable and problematic to her – does not conform to the stereotype of an escapee from a troubled, impoverished and violent background; arriving at college in New York in 1968, she does not bury herself in work, determined to succeed at all costs. Rather, she flunks out, rejects her briefly held attachment to student politics and immerses herself in the world of women’s magazines.

Aber auch Clark bemängelt, dass manche Erklärungen und Schilderungen unnötig ausufern.

Im Bett begann ich meine nächste Lektüre: Jenny Erpenbeck, Aller Tage Abend.

§

Vielleicht haben Sie von den 20 Regeln bei Tyrannei von Timothy Snyder gehört. Vielleich mögen Sie sich diese John Lithgow vorlesen lassen.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/cXR5HLodsT8?si=nO_JP-shO2XboXi1

(Wobei “8. Stand out” gefährlich ist: Besonders Realitätsleugner*innen und Demokratiefeinde beanspruchen für sich, eben nicht mit dem Mainstream zu laufen.)

Journal Donnerstag, 10. April 2025 – Rasensprengen im April

Freitag, 11. April 2025

Richtig gut geschlafen, mit nur einem Klogang und mit ausgeschlafenem Aufwachen von Weckerklingeln. Erste Selbsterinnerung: Es ist erst Donnerstag.

Der Weg in die Arbeit war weiterhin sehr kühl, diesmal unter bedecktem Himmel. Auf der Theresienwiese wurde weiter Frühlingsfest aufgebaut (Start am 25. April), auf dem Boden erste Markierungen für den Theresienwiesenflohmarkt (26. April) – auch dieses Jahr nur die offiziellen Markierungen, denn Verkauf ist nur mit Anmeldung möglich.

Eina asphaltierte Fläche, in Pink ein rechteckiger Rahmen aufgesprüht, darunter "B32", im Hintergrund ein blaues Zirkungszelt und entfernt rechts Ruhmeshalle und Bavaria

Am Arbeitsplatz umgehend Emsigkeit, draußen wurde es wieder sonnig. Dass es kalt geblieben war, merkte ich an jedem Fensterkippen. Und dass es weiterhin viel zu trocken ist daran, dass der Nachbar seinen Rasen sprengte. Im April.

Mittags spazierte ich über Cappuccino-Stopp zum Markt und kaufte Käse für den Abend ein.

Zu Mittag gab es später Birnen (gut!), Buttermilch, Trockenfeigen.

Mühsamer Arbeitsnachmittag, u.a.: Das Reiseabrechnungsprogramm behauptete auf einmal, es könne KI. Beim Schritt “neuer Betrag” wurde im Dropdown angeboten, einfach den Beleg hochzuladen, die KI würde die Beträge dann zuordnen.

Sofort ausprobiert.

Nein.

Aber schöner Heimweg durch Frühlingsluft in gerade der richtig angenehmen Temperatur für April.

Daheim einiges an Häuslichkeiten, keine Lust auf Yoga-Gymnastik, außerdem war ich fürs Abendessen zuständig: Es gab den ersten Salat der Saison aus Ernteanteil (YAY!) mit dem Grün des ersten Radieserlbunds in Orangen-Haselnussmus-Dressing, außerdem reichlich Käse. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Sigrid Nunez, The last of her kind ausgelesen.

Der Roman lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ich las die Geschichte der linksradikalen Ann im New York der 1960er bis in die 1990er durchaus interessiert und gern – doch dass es ihre Geschichte ist, die erzählt wird, stellte sich erst nach und nach heraus. Denn vorgeblich las ich die Erinnerungen von George, wie Georgette lang genannt wurde: Sie beginnen damit, wie sie Ann als Zimmergenossin im College kennenlernt, diese seltsame 17-Jährige Weiße aus sehr guten Verhältnissen, die sich als Mitbewohnerin explizit jemanden gewünscht hatte, die eine so andere wie mögliche Herkunft haben würde wie sie. Und das ist bei George so, die aus einer wirklich armen Familie mit Gewalt- und Verwahrlosungshintergrund kommt, es mit ihrem Lese- und Wissensdurst nur durch eine engagierte Lehrerin ans College geschafft hat. Zunächst lehnt sie Ann ab, die vor politischem und weltverbesserlichen Eifer glüht, den sie mit auch selbstzerstörerischer Konsequenz in dieser Zeit der Bürgerrechtsbewegung umsetzt.

Von dort geht es durch die Jahrzehnte, durchaus in erster Linie als Erinnerung an Georges eigenen Werdegang. Nach einem bösen Streit mit Ann entfernen sich die Lebensläufe voneinander, den von Ann erzählt Georgette über große Strecken aus Distanz.

Es entsteht das Bild einer bestimmten Zeit in New York, darin liegt der Schwerpunkt auf dem persönlichen Erleben. Und eher indirekt stellt sich die Frage nach dem persönlichen Umgang mit gesellschaftlichem Unrecht und den vielfältigen Konflikten, auf die das Engagement einer weißen, privilegierten Frau für Unterdrückte auslöst.

§

Jenseits des Teenageralters noch Einheimische zu finden, die überhaupt nie in einem Fitnesssudio waren, ist vermutlich eh schwierig. Um die 50-jährige? Sehr schwierig. Umso faszinierter lese ich einen Ersteinstieg bei mek, der dabei noch dazu eine naive Perspektive zuwege bringt.
“Mi, 9.4.2025 – Fitness”

Er fragte mich nach meinen Zielen. Ich sagte: Ich will schön und stark sein.

Journal Montag, 7. April 2025 – Blühende Bäume in kalter Sonne

Dienstag, 8. April 2025

Nach recht guter Nacht mit schmerzendem Matschauge aufgewacht. Draußen wieder die Wetter-Kombi vom Sonntag: Sonniges Hochdruckwetter mit arktischer Kaltluft – ich hoffe weiterhin, dass die Obstbäume dadurch vom vorzeitigen Blühen und späterem Erfrieren abgehalten werden.

Angenehmer Marsch in die Arbeit, doch schlapp fühlte ich mich immer noch.

In goldener Morgensonne eine blühende Magnolie neben einer weißen Villa, darüber blauer Himmel

Wochenstart im Büro emsig, aber ohne Panik. Emsigkeit ließ mich die Zeit vergessen, ich kam eher spät auf meinen Mittagscappuccino ins Westend, Sonnenschein in schneidender Kälte.

Foto gegen die Sonne durch einen weiß blühenden Baum. Dahinter sieht man die Silhouette eines Kirchturms und blauen Himmel

In der Gollierstraße Start der großen Blüte.

Im Büro noch eine Runde Nützlichkeiten vor Mittagessen: Apfel, Pumpernickel mit Butter.

Gleißende, wolkenlose Sonne – und doch sehr kalt. Ich merkte das bei jedem Fensterkippen, vorm Fenster sah ich dabei jedesmal Menschen, die auf die Sonne reingefallen waren und in Hemden, Sweatshirts oder gar kurzen Ärmeln froren (in Hamburg wurde bereits am Samstag geklappert).

Geordnetes Arbeiten am Nachmittag, körperliche Wackeligkeit. Nicht zu später Feierabend, sonnig-kalter Heimweg.

Ausschnitt eines blühenden Magnolienbaums im Schatten vor einem Altbau-Wohnhaus mit grünen Fensterläden

Wie jedes Jahr kann ich mich an den Magnolien schier nicht sattsehen.

Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner. Daheim Häuslichkeiten, eine sehr ruhige Einheit Yoga-Gymnastik – gestern genau das Richtige.

Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl zwei Pasta-Gerichte: Bandnudeln mit Pastinakenstreifen (Ernteanteil) und Bärlauch-Walnuss-Pesto (die intensiv süßen Lager-Pastinaken überdeckten den Bärlauch-Geschmack aufs Angenehmste) sowie Spaghetti mit Olivenöl, Ernteanteil-Frühlingszwiebeln, Chili (auch sehr gut). Nachtisch nochmal Orangen-Tapioka-Pudding, diesmal mit Vanillepudding-Spiegel, Schokolade.

Breit behandeltes Aufmacher-Thema der 20-Uhr-Tagesschau: Der Absturz aller Börsenkurse weltweit, nachdem Trump vor dem Wochenende irrwitzige Zölle auf Importe in die USA angekündigt hatte (Ausnahme aus Russland). Demontage der Weltordnung auch in diesem Aspekt.

Auf arte stolperte ich in Die Mörder sind unter uns, ließ ihn laufen, weil ich den eigentlich immer mal hatte sehen wollen und weil Hilde Knef. In der ersten gesehenen Hälfte seltsames Drehbuch, interessante Trümmer-Aufnahmen (Original-Berlin), aber ein bisschen angestrengt künstlerische Kamera.

Überrascht, wie sehr ich mich freue, dass Novemberregen Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow von Gabrielle Zevin gefallen hat. Zwar komme ich sehr gut damit zurecht, wenn Menschen einen anderen Büchergeschmack haben als ich (zum Beispiel Herr Kaltmamsell), wenn ihnen Romane nichts sagen oder sogar missfallen, die ich mochte. Doch es scheint ein paar Highlights meiner Lesegeschichte zu geben, die ich für so herausragend halte, dass ich einen starken Wunsch nach Zustimmung entwickle. Tomorrow, and Tomorrow, and Tomorrow gehört dazu. (Wenn Sie nachlesen möchten: Hier meine Besprechung des Romans.) Novemberregen:

Es hat mir außergewöhnlich gut gefallen, auf Anhieb ist mir kein Buch präsent, das ähnlich ist.

Ebent.

§

Lesen Sie bitte Marina Weisband (oder sehen und hören Sie sie auf dem verlinkten Video):
“Rede zum 80. Befreiungstag des KZ Buchenwald”.

Wir sagen, wir wollen gegen Faschismus kämpfen. Klar. Sagt jeder. Aber man will auch der amerikanischen Regierung nicht vor den Kopf stoßen. Also wiederholt man ihre Unwahrheiten. Und wenn die deutsche Bevölkerung durch genug Rassismus in Talkshows aufgepeitscht ist… dann muss man den Wähler ja auch dort abholen, wo er steht. Und wenn mein Job bedroht wäre, wenn ich etwas sage, dann schweige ich lieber. DAS ist, wie Faschismus an die Macht kommt.