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Journal Samstag, 17. Mai 2025 – Draußenschwumm, mehr Blinzeln ins Ahndl-Kastl

Sonntag, 18. Mai 2025

Eher unruhige Nacht, der gar nicht so viele Rotwein führte zu Kopfschmerzen.

Kurz vor Weckerklingeln aufgewacht; Wecker, weil Herr Kaltmamsell früh zu einem beruflichen Termin musste und ich ihm gerne noch Milchkaffee servieren wollte.

Draußen gemischter Himmel, kühle Luft. Durch die ging ich nach dem gewöhnlichen Samstagmorgenprogramm zur Schusterin: Sie sollte die Naht an meinen Wanderstiefeln flicken. Doch die bewährte Orthopädieschuhmachermeisterin wies mich darauf hin, dass sie nur durch den ganzen Schaft nähen konnte – mit der Gefahr, dass eine harte Stelle entstand. Sie riet mir, die Stiefel über Handelspartner zum Hersteller Meindl einzusenden: Dort stünden spezialisierte Maschinen zur Verfügung. Großer Seufzer wegen großem Umstand.

Daheim griff ich den bereits gepackten Sportrucksack, ich radelte zum Dantebad. Ich bekam wunderbar leere Schwimmbahnen – vielleicht hatten andere wie ich zunächst auch die Info auf der Website missverstanden, das Freibad sei wegen zu niedriger Temperaturen geschlossen. Was aber nur für den Teil galt, der als Sommerfreibad dazukommt, der sogenannte “Stadionbereich” mit 50-Meter-Becken, der auch im Winter betrieben wird, war sehr wohl geöffnet.

Ich schwamm kraftvoll und elegant, der kühle Wind und die Sommer-gesenkte Wassertemperatur ließen mich allerdings etwas frösteln. Einerseits war ich also froh über jeden Sonnenstrahl, doch bei vorhergesagtem bedeckten Himmel hatte ich mich nicht sonnengecremt und fürchtete die unerwartet vielen Sonnenabschnitte. (Ich greife vor: Nein, kein Sonnenbrand.)

Der Wind schlug Wellen, ich schluckte immer wieder einen Schwall Wasser.

Nach Hause radelte ich auf direktestem Weg, Frühstückssemmeln hatte ich schon beim Gang zur Schusterin gesichert.

Ein breiter, einst mächtiger Busch mit dicken Stämmen, die auf unterschiedlicher Höhe über anderthalb Metern abgeschnitten sind, er treibt mit hellgrünen Nadeln aus

So treibt eine brutal zusammengeschnittene Eibe aus (in unserem Hinterhof).

Frühstück kurz nach halb zwei: Apfel, Vollkornsemmeln mit Labneh und Honig.

Meine Mutter hatte am Vormittag vorm Schwimmen angerufen, um das Aufnahmedatum des alten Fotos zurechtzurücken (wahrscheinlich Ende 1945 / Anfang 1946). Sie erzählte weitere Details, die für Recherche helfen (wir müssen uns wirklich mal zusammensetzen und sammeln). Unter anderem, dass ihr unehelicher Vater (der auch der Vater ihrer jüngeren Schwester ist) ebenfalls als Zwangsarbeiter aus Polen nach Burlafingen verschleppt wurde. Laut Familiengeschichte hat er meine Oma mit den beiden Kindern sitzen lassen und ist nach England verschwunden – in einer späteren Version erzählte meine Oma aber, er sei nach England gegangen und dort bei einem Lkw-Unfall ums Leben gekommen. Das könnte sogar die interessantere Recherche sein: Sowohl meine Mutter als auch ich hatten uns eigentlich längst damit abgefunden, dass wir nie Genaueres über ihren leiblichen Vater herausfinden würden.

Die Suche nach diesem Herrn, Michal Hajek, brachte mich in den Arolsen-Archiven zu dieser Karteikarte von 1945 für DP – Displaced Persons. Es war die Berufsangabe, die mir einen Treffer wahrscheinlich erscheinen ließ: “Painter” – laut meiner Oma war er Kunstmaler und hatte an der Akademie in Krakau studiert.

Er sei, so erinnerte sich meine Mutter an die Erzählungen ihrer eigenen, in die britische Armee eingetreten. Das einzige Foto, das es in der Familie von ihm gibt, zeigt ihn in Uniform lässig an einer Laterne lehnen. Wenn man wollte (und ich weiß nicht, ob ich will), könnte man sich also in britischen Militärarchiven umtun.

Beim Schwimmen hatte ich mit Kuchenbackideen gespielt, aber letztendlich alle verworfen, wie in den verganenen Jahren fast immer: Wer sollte den denn essen?

Doch als Herr Kaltmamsell laut überlegte, wohin mit all den Eiern, fiel mir das halbe Pfund gute Margarine ein, das ich irgendwann im Kühlschrank geparkt hatte, um jederzeit Marmorkuchen-fähig zu sein. Und das, wie ein Check ergab, im März sein MHD gefeiert hatte. Sah aber noch tippitoppi aus und roch auch so, ich buk Marmorkuchen.

Aufsicht auf einen frisch gebackenen Marmorkuchen noch in seiner Form

Eine Runde Yoga-Gymnastik, um den Verfall und die alterbedingt fortschreitenden Bewegungseinschränkungen zu verlangsamen.

Da es eigentlich ein Standardrezept ist, hielt ich den Spinat in Erdnuss-Sauce mit roter Paprika auf meiner Rezepte-Seite fest.

Der Alkohol des Abends war nochmal Maibowle, aber von einem neu gekauften Töpfchen Waldmeister, Version 1 war sehr schnell an seinem Mehltau verendet.

Dazu kochte Herr Kaltmamsell aus Ernteanteil-Pilzen und zugekauftem Brokkoli ein Pastagericht mit Mafaldine und Labneh, leicht Chili-scharf und köstlich. Nachtisch warmer Marmorkuchen (ein bisschen zu viel).

Im Bett die nächste Lektüre begonnen: Lena Christ, Die Rumplhanni, ich hatte mich gewundert, dass ich noch nichts von Lena Christ gelesen habe.

§

Spiegel-Interview mit Marina Weisband – sehenswert. Naja, Spiegel does Spiegel (u.a. ist Sachlichkeit nicht das Ziel), aber Marina Weisband (ihr Podcast-Interview zu “Lohnt sich Fairness in der Politik?” ist immer noch ein offener Tab auf meinem Rechner) hat einfach immer interessante Gedanken – hier unter anderem zu psychologischen Auswirkungen von Migration (wie bei den meisten Themen, die das Interview anreißt, würde ich hier gerne tiefer gehen).

Ich springe zu dem Punkt, an dem @Afelia (die sie für mich immer sein wird) gefragt wird, ob sie “das Twitter von damals” vermisse:

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https://youtu.be/3krV2roDz_U?si=MRENplf5Pm64imws&t=1796

Guter Anlass, für Mastodon zu werben – wo ich mich ebenfalls wie bei “Twitter von damals” fühle, lediglich viele Leute von damals vermisse, die entweder gar nicht mehr micro-posten oder andere Plattformen bevorzugen.

Digitalcourage hat eine schöne Einführung zu Mastodon gebastelt:


Journal Freitag, 16. Mai 2025 – Kurzes Öffnen der Ahndl-Kiste

Samstag, 17. Mai 2025

Vielleicht schaffe ich es in Trippelschritten doch, ein wenig über meine polnische Oma (im Zweiten Weltkrieg aus Südpolen ins schwäbische Burlafingen zur Zwangsarbeit verschleppt) zu recherchieren. Auf Mastodon habe ich seit einer Weile den Kanal des Dokumentationszentrums @nszwangsarbeit abonniert, gestern schaffte ich es nicht nur, auf deren Website zu gehen, sondern auch in den verlinkten Arolsen Archives ihren Namen einzugeben: Zbydniewska.
Hallo Oma. Hallo Großtante (die ich nie kennenlernte). Hallo Mama.

Auf dem Dokument sind die Geburtstage meiner Oma (ein knappes Jahr jünger als Margot Friedländer übrigens) und meiner Mutter nicht korrekt, meine Mutter heißt außerdem wie ihre Tante Irena. Und mir war nicht bewusst, dass die Schwester, mit der zusammen meine Großmutter verschleppt wurde, jünger war als sie (noch jünger…).

Aber jetzt *ZACK!* erstmal wieder Deckel auf diese Kiste. (Die Abstände zwischen Deckelöffnen werden allerdings kürzer. Es wird ja wohl Gründe haben, dass ich als einziges Familienmitglied in Deutschland ihren Nachnamen weitertrage.)

Ein altes Schwarz-Weiß-Foto, darauf links eine junge Frau mit dunklem, hochgestecktem Haar in Blümchenkleid, die ein Kind hält, etwa 2-3 Jahre alt, in einem karierten Kleid mit weißem Kragen, weiße Schleife im Haar, schwarze Strumpfhose

Das könnte etwa zur Zeit des verlinkten Eintrags aufgenommen worden sein (1948): Meine Großmutter mit meiner Mutter. Korrektur nach Anruf meiner Mutter: Auf dem Foto sei sie höchstens zwei Jahre alt, wird also wahrscheinlicher von 1946 sein.

Nächster Trippelschritt wäre ein Sammeln der Daten zur Zwangsarbeit meiner Großmutter, die wir in der Familie bereits kennen. Damit ich irgendwann mit konkreten Fragen aufs Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit zugehen kann.

§

Zehn Minuten vor Weckerklingeln erfrischt aufgewacht.

Auf dem Weg in die Arbeit (kälter als erwartet, der dünne Kapuzenmantel wärmte nicht genug) hielt ich diesmal Ausschau nach Balkonen und ihren Wasserabflüssen. Am häufigsten begegneten mir die vertrauten Rohre aus Mauer, an manchen entdeckte ich gar keinen Abfluss – der muss dann wohl sehr geschickt angelegt sein. Früher oder später werde ich mit jemandem vom Bauamt sprechen wollen (da gibt es doch sicher Vorschriften) oder mit einer Architektin (FH bevorzugt).

Aufschrift auf einem Lieferwagen: „Wir kochen mit KI“, daneben das Foto eines Mannes, „Karl“, und einer Frau, „Isabell“

Kichern vor dem Werkstor – der Fahrer des Lieferwagens sah mich fotografieren und erzählte mir gute Neuigkeiten.

Am Arbeitsplatz war ich stundenlang nützlich. Immer wenn ich glaube, jetzt aber wirklich alle Fehler gemacht zu haben, die man in der Reiseabrechnung nach unseren örtlichen hochspeziellen Regeln machen kann – bekomme ich einen freundlichen Hinweis der zuständigen Stelle auf einen weiteren. Die Zahl richtiger Lösungen mag im Universum begrenzt sein. Die der falschen liegt wahrscheinlich bei unendlich.

Im Vordergrund moderner Holz-Cafétisch mit Cappuccino, dahinter über weitere Tische Blick auf die Glasfront nach Draußen, wo im fahlen Sonnenlicht Menschen an Tischen sitzen

Mittagscappuccino im Westend, es war unter buntwolkigem Himmel mit Wind nicht wirklich wärmer geworden.

Mittagessen später zurück am Schreibtisch: Apfel, Nektarine, etwas selbstgebackenes Brot.

Pünktlicher Feierabend, ich hatte Einkäufe vor: Und zwar nahm ich eine U-Bahn zum Candidplatz, spazierte zum Caffe Fausto und ließ mir ein Pfund Espressobohnen mahlen. U-Bahn zurück zum Sendlinger Tor; in einem Edeka besorgte ich fürs Dessert heimische Erdbeeren und Schlagsahne.

Daheim eine Runde Yoga-Gymnastik. Ich hatte schon gesehen, dass diese eine sehr ruhige Schnauf- und Dehn-Folge war – ich ließ mich größtenteils darauf ein, kürzte nur Besinnlichkeiten am Anfang und Ende.

Der Ernteanteil hatte große Mengen Spinat gebracht, zum Abendessen wünschte ich ihn mir in cremiger Erdnusssauce mit roten Paprika und Piniekernen – Herr Kaltmamsell lieferte.

Aufsicht auf eine weite Pfanne, darin gegarte Sinatblätter, rote Paprikastücke, drübergestreut geröstete Pinienkerne

Sehr köstlich (und wenn man den Kalbsfond zum Angießen ersetzt, sogar vegan). Den Rotwein dazu (Côtes du Rhône) hatte ich uns schon zur Kochunterstützung eingeschenkt, ein paar Nüsschen nebenher.

Aufsicht auf ein weißes Schüsselchen mit kleingeschnittenen Erdbeeren und Schlagsahne, rechts daneben ein Löffel

Zum Nachtisch die ersten Erdbeeren mit Sahne der Saison – so gut! Und ein wenig Schokolade.

Abendunterhaltung: Herr Kaltmamsell ließ im Fernsehen die Promi-Tanz-Show laufen. Ich lernte, wer heute berühmt ist: Internet-Selbstverkäuferin, Berühmtheitssohn (frühere Werbestar-Mutter gut durchoperiert/-gespritzt im Publikum), reiche Erbin (na gut, das war die Moderatorin), Leistungsschwimmer (den sie in einen Pasodoble im Dreivierteltakt zwangen?!).

Im Bett las ich Stephan Thome, Pflaumenregen aus: Gefiel mir insgesamt dann doch gut mit seiner Familiengeschichte, die Schlaglichter auf das Taiwan in den 1940ern warf, in einem zweiten Handlungsstrang in den 2010ern – sowohl geografisch als auch historisch Themen, mit denen ich mich bislang nie befasst hatte. Allerdings ging es mir insgesamt arg viel um Baseball (finde ich Zuguck-Sport ohnehin langweilig, potenziert sich diese Langweile in der literarischen Beschreibung von Zuguck-Sport).

§

Das wird Eigenautoliebhaber*innen auch egal sein, dennoch sei von mir Öffi-Fan festgehalten:
“Studie: ÖPNV leistet wirtschaftlich viel mehr als er kostet”.

Jeder Euro, der in Busse, Regionalzüge oder Straßenbahnen investiert wird, bringt der deutschen Volkswirtschaft einen Nutzen von drei Euro – so das Ergebnis einer Studie. Dieses Geld schaffe Jobs und sorge für Umsätze anderswo.

aBeR dIE AUtOmoBILaRbEItsPlÄtzE!

§

Gestern aus dem empfehlenserwerten österreichischen Newsletter Gruß aus der Küche gelernt: Derzeit ist nicht nur die Saison der Spargelsprossen, sondern auch die der Bambussprossen.
“Endlich ins Gras beißen”.

Journal Donnerstag, 15. Mai 2025 – Ohne Balkonsauberzauber

Freitag, 16. Mai 2025

Wie angekündigt war der Himmel morgens eher bedeckt, doch schon auf dem kühl-milden Weg in die Arbeit kam ein wenig die Sonne durch. Freude über die Mauersegler im Westend.

Plastikfigur eines grinsenden Löwen in Lederhosen und weißem Hemd, Hut auf dem Kopf, vollen Bierkrug in der Hand

Verdacht: Das sieht Markus Söder, wenn er in den Spiegel schaut (letzte Reste Frühlingsfest auf der Theresienwiese).

Ich fühlte mich weiter gestresst, alles sah nach Belastung aus, sogar die anstehende Berlin-Reise. Und auf der rechten Schulter weiter das Selbsthass-Monsterchen mit seinen nahezu kontinuierlichen Einflüsterungen (“selbst Dreijährige kommen um Wohnungecken, ohne sich die Knöchel einer Hand blau zu schlagen”/”sitzen ganz schön stramm, die Jeansbeine ohne Stretch, was?”/”wow, du musst DREImal hinklicken, um dir das Datum fürs Übertragen in die Tabelle zu merken?” etc. ad inf.).

Dennoch ging ich einer Idee nach, die einen schmerzhaften Misstand beseitigen könnte. Ein Telefonat, Zusammensuchen einiger Unterlagen, eine Absprache per Teams, eine persönlich: In tiefer Düsternis leuchtete der helle Strahl einer möglichen Lösung.

Mittagscappuccino im Westend, auf dem Rückmarsch Abstecher in die Apotheke (das Rezept vom Montag).

Regale in einem Schaufenster, in denen kleine, getöpferte Schalen mit hauchdünner Wand stehen, in verschiedenen Farben

Schaufenster des Ateliers Maria Cepissakova in der Gollierstraße (meine Favoriten sind die blauen – wüsste ich, wohin ich sie stellen oder was ich damit anfangen könnte, hätte ich längst zwei bis drei davon gekauft).

Später gab es zu Mittag Nektarinen (kann man bereits!) mit Joghurt.

Mittelheftiger Arbeitsnachmittag, zumindest wirklich produktiv an der Lösung von oben.

Nach endlich Feierabend über Vollcorner-Einkäufe nach Hause.

Stadtplatz in der Sonne und vor blauem Himmel mit weißen Wolken, links eine blühende Robinie. dahinter ein blauer Stadtbus

Die Robinienblüte hat begonnen – noch konnte ich sie allerdings nicht riechen.

Letztes Kapitel Balkonreinigung, die Aussicht darauf hatte mir wieder den Feierabend versaut. Ich versuchte nochmal die Methode Novemberregen, doch wieder stand ich nach Aufsprühen von Fettlöser, Angießen von heißem Wasser und nach Schrubben in Dreckwasser – mit dem ich beim Wegschrubben zum Abguss die armen möglichen Menschen unten in der Einfahrt bepritschelte. Es half nichts: Ich musste mehrfach mit einem Lappen und klarem Wasser nachwischen, halt wieder auf den Knien.

Später fanden wir den Grund für die Inkompatibilität der Methode mit meinen beiden Balkonen heraus: Der Abfluss meines Balkons besteht in einem Loch unten in der längsten Mauereinfassung; darin steckt ein Rohr, das das Wasser einfach in die Luft davor befördert. Die Rohre sind mit steigendem Stockwerk länger (sieht man hier ein wenig), damit das Wasser nicht einfach im Balkon darunter landet. Alle Balkone, mit denen ich bislang wohnte (in meiner Kindheit und Jugend die Balkone dreier unterschiedlicher Wohnblocks) waren gemauert und hatten dieses System; jede Reiningung mit fließendem Wasser hieß, dass Boden/Gehweg/Passant*innen den Guss abbekamen – das möchte ich dann doch nicht. Jetzt lernte ich, dass es auch Balkone mit umlaufender Rinne gibt, die über ein Regenrohr in die Kanalisation mündet. Das verschafft natürlich ganz andere Putzmöglichkeiten.

Egal, für dieses Jahr ist es rum, ab jetzt wird nur noch gesaugt. Nach einer Runde Yoga-Gymnastik, auf die ich mich nicht recht konzentrieren konnte, trug ich mit Herrn Kaltmamsell Teppich und Möbel auf den Balkon, die Pflanzen kommen heute Abend dran.

Als Abendessen gab es restliche Minestrone vom Vorabend, außerdem Aubergine, Kartoffeln, Frühlingszwiebeln aus dem Ofen. Nachtisch Schokolade und Eis.

Sehr früh ins Bett zum Lesen: Pflaumenregen von Stephan Thome ist mit über 500 Seiten dicker als erwartet und erzählt eine historisch recht komplexe Familiengeschichte in Taiwan, die Rückgabe nach zwei Wochen am morgigen Samstag droht mich einzuholen.

§

Da lässt man den Neffen jahrelang UX-Design studieren – und er ist noch NIE mit so einer Maschine angekommen!

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https://youtu.be/lHTsv06Yle0?si=48K2HBJq4ceQ6xX2

via @giardino

Journal Samstag, 3. Mai 2025 – Wandern entlang Loisach und Isar in wechselndem Frühlingswetter

Sonntag, 4. Mai 2025

Wunderbar früh aufgewacht, genau richtig für meine Pläne. Denn als Erstes machte ich mich gestern ans Brotbacken. Wie angekündigt war das Wetter am Umschlagen, der Himmel bedeckt, die Luft kühl.

Bald Abschied von unserem Übernachtungsgast, ich setzte mich über Milchkaffee zum Bloggen.

Weiterer Plan des Tages: Nach Fertigbacken des Brotes (eines der schnelleren Rezepte) Wandern mit Herr Kaltmamsell, das Wetter sollte gestern perfekt dafür sein.

Sehr großer Brotlaib mit leichten Rissen in der Oberfläche auf schwarzer Kochfläche

Brot gelungen.

Herr Kaltmamsell war vor ein paar Tagen recht schnell für einen Wander-Samstag zu begeistern gewesen (als Lehrer ist er ja alles andere als spontan und hat seine Wochenenden gewöhnlich bereits mit Arbeit verplant), er bat allerdings um eine eher kürzere Strecke. Die Wahl fiel auf die vertraute Route Icking-Wolfratshausen-Ickinger Wehr.

In mitteldüsterem Wetter brachten uns U-Bahn und S-Bahn nach Icking, wo wir Richtung Süden starteten. Wie vorhergesagt war es kühl und düster – schon nach wenigen Minuten holte ich meine Wanderjacke aus dem Rucksack, weil ich in Hemdsärmeln auch bei Bewegung fror. Schnell stellten wir fest, dass der Weg, den wir vergangenes Jahr zum Teil suchen mussten, jetzt besser gepflegt war, dass der Isartalverein ihn neu ausgeschildert hatte. Besonders angenehm: Es waren sehr wenige Menschen unterwegs, wir begegneten nur zweimal anderen Wandersleuten und gar keinen Radler*innen.

Rechts Pfad zwischen Wiese und großen, hellgrün belaubten Bäumen, links ein rotes Holzhaus

Nahaufnahme von Maiglöckchen, rechts eingegrenzt von grauen Pflastersteinen

Schlederloh mit Maiglöckchen.

Blick zwischen Zweigen von oben über ein weites Flussdelta mit Kies und viel Grün

Blick über die Pupplinger Au: Hier bahnt sich der Zusammenfluss von Loisach und Isar an.

Altes Dorfhaus mit ockerfarbener Fassade, leich verfallen, hinter pflanzenreichem Garten und hölzernem Gartenzaun, um den sich die Straße nach oben biegt

Dorfen

Im Laubwald führen Metallstufen mit Holzgeländer einen Hang nach oben, im Vordergrund ein Wanderer von hinten mit blauer Jacke und rot-grünem Wanderrucksack

Weg hinüber nach Wolfratshausen.

Im Vordergrund niedriges Tischchen mit zwei gefüllten Kuchentellern und zwei Cappuccinotassen, dahinter eine Ladenfläche mit Regalen voller Cafeteras, Kaffeepackungen, Süßigkeiten

Dort ließen wir uns wie geplant im Museums-Café Velvet auf Mittagscappuccino nieder, und weil es gerade passte, auch auf Frühstück mit einem Stück Torta dela nonna für mich (sehr gut!). Das nächste Mal plane ich auch einen Besuch des Museums ein.

Als wir an der Loisach entlang weiterzogen, trafen uns Regentropfen, aber genau dafür hatten wir ja unsere Wanderjacken.

Blick einen schmalen Fluss entlang, gesäumt von Bäumen, auf der Wasseroberfläche Regentropfen, im Hintergrund erahnt man eine dunkel überdachte Holzbrücke

Blick über Fluss auf gegenüberliegendes Ufer, dort moderne Häuser, dahinter bewaldete Anhöhe, rechts angeschnitten eine überdachte Holzbrücke

Durch die Metallstreben einer Brücke Blick auf ein funktionales hohes Gebäude, oben die Aufschrift "Waidachmühle"

Blick von unten einen Maibaum hinauf. Auf dem ersten Schild unten steht "Auf Waidachs grünen Auen, soll dieser Baum hier schauen. Ein Symbol für Einigkeit und Kraft, die der gute Wille schafft. 2023"

Hinauf zum Riemerschmidpark wurde der Weg schlechter (allerdings warnt jetzt endlich ein Schild Radler*innen vor der Weiterfahrt – sie mündet in einen sehr steilen und wenig wegsamen Abstieg zum Fluss), ermöglichte am Ziel aber wieder eine schöne Aussicht.

Der Regen hatte bald aufgehört, ein wenig kam die Sonne heraus – und wärmte sofort sehr.

Unter einer dunklen Bretterwand mit Fenstern, durch die man grüne Flussauen sieht, eine Mauer mit Graffiti aus Fischen

Ickinger Wehr von innen.

Am Ickinger Wehr außen sahen wir Bauarbeiten, hohe Kiesberge standen bereit, womöglich die Umsetzung des Gemeinderatsbeschlusses von 2023, eine Radbrücke zu bauen. Bislang müssen Fahrräder sich durch den engen Wehr-Durchgang fädeln, gestern mussten wir wegen zweier solcher auf dem Rückweg umkehren und sie erstmal durchlassen.

Schon kurz nach Wolfratshausen hatte ich gestern Wanderwegweiser nach München entdeckt, die ab dort 30 Kilometer anzeigten. Sie standen auch oben in Icking, wo wir beschlossen, im jetzt warmen und sonnigen Wetter doch noch einen S-Bahnhof weiter bis nach Schäftlarn zu gehen. Zu Fuß von Wolfratshausen nach München zu laufen, idealerweise immer nah an der Isar, erscheint mir ausgesprochen reizvoll. Wenn ich GPS-Daten dazu finde, mache ich das bald.

Eine weite Weide in der Sonne, auf der im Vordergrund einige Jungkühe liegen, weiter hinten einige stehen, links ein landwirtschaftlicher Weg, im Hintergrund Bäume

Auf diesem Zusatzstück gab es Ausblicke über Felder und blühende Bäume.

Zwischen zwei Tannenstämmen ein Wegkreuz, dahinter sonnige Felder und ein Feldrain

In sonniger Landschaft führt ein heller Schotterweg auf hohe Bäume zu, links ein Rapsfeld

Tiersichtungen unter anderem: Greifvögel, Wasservögel, keine Schwalben oder Mauersegler, einen Kuckuck hörten wir, vom Biber sahen wir deutliche Nagespuren, aber das Highlight war ein Fuchs, rot und mit mächtig buschigem Schwanz, den wir im Sonnenlicht in einem Feldrain verschwinden sahen.

In Schäftlarn kam eine verspätete S-Bahn gerade passend und brachte uns zur U-Bahn ab Obersendling, diese uns nach Hause.

Wand aus grob gehauenen Säulen, alle rostrot bis auf eine in Grau, quer darüber ein blauer Metallstreifen, darauf "Obersendling"

Wir waren knapp 16 Kilometer in vier Stunden mit einer Pause unterwegs gewesen.

Im Alnatura besorgte ich noch schnell Pflanzen für die nächsten beiden Abendessen (ich einigte mich mit Herrn Kaltmamsell auf diese Bezeichnung, weil er Salat nicht als “Gemüse” gelten ließ, das ich mir im Grunde wünschte).

Restlicher Nachmittag weiterhin warm genug für offene Balkontür, ich las die Wochenend-Zeitung aus. Eine Runde Yoga-Gymnastik, ich probierte mal die von Gabi Fastner.

Als Abendessen gab es geräuchterte Forelle von mir daheim mit Meerrettichsahne und selbstgebackenem Brot, als Salat Ruccola mit roter Paprika. Nachtisch Tiramisu.

Früh ins Bett zum Lesen, ich startete als neue Lektüre Stephan Thome, Pflaumenregen aus der Bibliothek.

Journal Donnerstag, 24. April 2025 – Arbeitstag mit Menschlichkeiten

Freitag, 25. April 2025

Mein erster Blick nach dem Aufstehen galt dem Draußen: Die Straße war nass, doch die vielen trockenen Stellen zeigten, wie kurz es nur geregnet hatte. Himmel düster, die Luft hatte deutlich abgekühlt, wie ich auch auf dem Arbeitsweg feststelle.

An einer roten Ampel stand ich sogar gern: Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wartete nämlich eine Frau, die besonders ungewöhnlich und sehr sorgfältig gestylt war, schon auf die Entfernung bekam ich viel zu sehen. Ich hatte den Impuls, sie dazu mit einem Kompliment anzusprechen (“Tolles Styling!”), doch sie trug große Kopfhörer und würde mich ja doch nicht hören. Als die Ampel auf Grün schaltete, lächelte ich sie bei der Begegnung zumindest an – und da war sie es, die sagte: “Schöne Schuhe!” (Ich trug meine goldenen Camper Pelotas.)

Unerwartet emsiger Bürovormittag, ich lernte Menschen kennen. Mittagscappuccino im Westend, auf dem Rückweg ein paar Regentropfen, die mich sogar zur Kapuze greifen ließen.

Zu Mittag gab es Mandarinen (köstlich, aber kernreich) und Quark mit Joghurt.

Der Himmel den ganzen Tag dunkeldüster und Regen verheißend – aber der kam nur in spärlichen Tropfen.

Sehr erhöhte Sicht auf eine Großstadt, Bürogebäude im Vordergrund, sehr dunkle Wolken darüber

Nicht zu später Feierabend, ich marschierte zu meiner Hausarztpraxis fürs bestellte Rezept, dort musste ich vor 18 Uhr eintreffen. Das klappte, ich genoss die Bewegung. Allerdings bekam ich ein Papier-Rezept, da ich ja erst beim Abholen meine Versicherungskarte dabei hatte.

Anschließend Lebensmitteleinkäufe beim Alnatura.

Daheim eine Runde Pilates (Kampf mit Krampfversuchen der bösen Wade und beider Füße), dann machte ich zum Abendessen den eben geholten Ernteanteil-Salat an, servierte ihn mit einer Crowdfarming-Avocado, dann noch Käse. Nachtisch ein wenig Reisauflauf (Herr Kaltmamsell hatte experimentiert), reichlich Osterschokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, das Thema des aktuellen Granta, “Dead friends”, interessiert mich sehr: Meiner Ansicht nach wird die Tragweite von Freundschaft ohnehin zu gering geschätzt, die Gefühlstiefe steht für mich nicht der romantischen Liebe nach – und ist oft haltbarer. Im Granta geht es um Rückblicke auf verstorbene Freunde, alle aus einen deutlich größeren Abstand, als ihn Nachrufe ermöglichen.

§

Na gut, auch hier mehr Papstwahl – aber die wirklich interessanten Aspekte (Manches davon im Film Conclave thematisiert):
“The Tech That Safeguards the Conclave’s Secrecy”.

In 2005, cell phones were banned for the first time during the conclave, the process by which the Catholic Church elects its new pope. Twenty years later, after the death of Pope Francis, the election process is underway again. Authorities have two priorities: to protect the integrity of those attending the meeting, and to ensure that it proceeds in strict secrecy (under penalty of excommunication and imprisonment) until the final decision is made.

By 2025, the Gendarmerie corps guarding Vatican City faces unprecedented technological challenges compared to other conclaves. Among them are artificial intelligence systems, drones, military satellites, microscopic microphones, a misinformation epidemic, and a world permanently connected and informed through social media.

§

Hinreißender animierter Kurzfilm (9 Minuten):
“Sleeping Betty”.

via @slowtiger

Journal Mittwoch, 23. April 2025 – Der Zauber eines Schriftzugs

Donnerstag, 24. April 2025

Nach gutem Schlaf einige Minuten vor Wecker erfrischt aufgewacht. Erster Gedanke: Diese Minuten könnte ich für Schuheputzen nutzen! Meine weißen Leder-Turnschuhe hatten das schon seit längerem nötig, aber immer wenn es mir auffiel, war gerade keine Zeit. Jetzt dachte ich wunderbarerweise in einem Moment dran, in dem ich Zeit dafür hatte! Warum auch immer!

Malerischer Himmel in Blau-weiß auf dem Weg in die Arbeit.

Blütenzweig von unten vor weiß-blauem Himmel

Wenn ein Schriftzug dich 40 Jahre jünger fühlen lassen kann und dich umgehend in ein Autoscooter-Wägelchen unter Diskokugel setzt:

Lkw-Auflieger von der Seite, auf weißem Grund ein altmodischer Schriftzug „Distel“, drumrum Wiese

Im Büro geordnetes Arbeiten, Geplantes und Ungeplantes in guter Mischung.

Mittagscappuccino im Westend, Fußmarsch in angenehmer, leicht sonniger Luft.

Im Vordergrund Holztisch mit Tasse Cappuccino, im Hintergrund Café-Tische aus Holz, an manchen davon Menschen, auf der Wand im Hintergrund Schriftzug aus Lampenband "Notting Hill"

Zu Mittag gab es einen Rest-Kanten Dänenbrot (harte Körner gut gekaut), Mango mit Sojajoghurt.

In der neuen und hoffentlich letzten Hausarztpraxis jemals zum ersten Mal um Rezepte gebeten. Bei Anruf verwies mich ein AB (vom Arzt selbst besprochen) auf ein Online-Formular für Rezeptbitten bei Dauerrezepten. Schon im dritten Browser, den ich verwendete, funktionierte das Absenden des Formulars. Kurz darauf telefonische Nachfrage einer Praxis-Angestellten wegen eines Details, Donnerstag nach Feierabend kann ich die Rezepte abholen. Das System gefällt mir.

Den ganzen Nachmittag über konnte ich das Bürofenster gekippt lassen, ideale Außentemperatur. Die böse Wade fühlte sich bei Renn-Einsätzen (drohende rote Fußgängerampeln) leider nicht so an, als würde sie die geplante Laufrunde vor der Arbeit am Donnerstagmorgen mitmachen – ach meia!

Leider konnte ich auch noch meinen beruflichen Erfolg vom Dienstag nicht wiederholen: Nach der Kanne Kräutertee (die ich mir nach der Riesentasse Schwarztee am Morgen aufgebrüht hatte) brauchte ich bis Feierabend zusätzlich ein Glas Wasser.

Auf dem Heimweg kurzer Schlenker über einen Drogeriemarkt. Zu Hause Abendsport: Ich lege sieben Einheiten Pilates ein, ein weiteres Mal die Pilates-Woche mit Gabi Fastner. Die erste davon fühlte sich super an (das Zwicken und Rumpeln im Kreuz konnte ich gut ignorieren, Sorge nur über die Warnungen aus der bösen Wade, wenn ich mich auf Zehenspitzen hochschob) und hob meine Laune.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmammsell die letzten Stücke des halben Schafes langsam gegart, das er für die jüngste Einladung gekauft hatte und die in der Gefriere Platz weggenommen hatten. Schmeckte nochmal ausgezeichnet. (Jetzt sehne ich mich aber wirklich nach einer Weile fleischfrei.) Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Mein Pech mit Ferienwohnungen hält an. Ende August mache ich mit Herrn Kaltmamsell eine Woche Wien-Urlaub. Ich folgte der Empfehlung einer Ferienwohnung auf Airbnb und fragte für die als frei gekennzeichnete Woche an. Antwort: “Leider hat meine Frau die Wohnung zu diesem Zeitpunkt bereits Freunden versprochen. Ich habe es noch nicht auf Airbnb eingetragen.” Hm, hm.

Schon zum Abendessen hörte ich Regentropfen, das Geräusch hielt zumindest eine Stunde an.

Neue Lektüre im Bett das Granta, das gestern der Postbote gebracht hatte: Ausgabe 171 hat das Thema “Dead Friends”.

§

Jeanette Winterson, Oranges Are Not The Only Fruit.

Für mich las sich der Roman von 1985 seltsam veraltet, vielleicht sieht man daran, wie stark sich seither die Stellung von Lesben in der Gesellschaft verändert hat. Vor allem aber kam ich mit der Erzählstimme nicht klar. Der Roman erzählt in der ersten Person die Geschichte von Jeanette, die als Adoptivtochter bei einer missionarisch-evangelikalen Christin im Lancashire der 1970er (?) aufwächst (der Vater taucht nur als Erwähnung auf). Und die sich als Teenager in Mädchen verliebt, dafür von ihrer Religions-Community mit Exorzismus bestraft wird.

Mein Problem: Aus welcher Sicht wird erzählt? Die Perspektive ist immer wieder naiv kindlich, dann wieder fließen Phantasien im Duktus von Fantasy-Geschichten ein, dazu wiederum passt nicht, dass die Erzählerin sehr erwachsen Zusammenhänge und zwischenmenschliche Mechanismen analysiert.

Passagenweise ist das Buch sehr lustig, verstärkt durch die Kinder-Perspektive, zum Beispiel wenn Jeanette von ihrer Mutter nicht nur mit einer komplett verschobenen Sicht auf Religion erzogen wurde, sondern auch sonst mit einer sehr Fakten-fernen Version der Realität – und so irgendwann doch in eine richtige Schule gehen muss (die Behörden zwingen sie). Wo sie die anderen Schulkinder mit ihren Bibelgeschichten in Furcht und Schrecken versetzt.

Am kongruentesten ist der rote Faden Altes Testament; unter den wenigen Besprechungen, die ich fand, leuchtete mir diese im Guardian am meisten ein:
“Bible story”.

Gestern las ich noch die “Introduction” der Autorin zur Neuauflage von 2009. Ich hatte sie vor der Lektüre übersprungen, weil solche Einführungen zu Neuauflage praktisch immer Spoiler enthalten (WHY?).

Die Nachträglichkeit war eine gute Idee, denn ja: Spoiler. Winterson legt ihre Absichten beim Schreiben des Romans ausführlich dar; wie so oft nicht das Interessanteste oder auch nur Nachvollziehbarste an einem literarischen Werk (muss ja auch nicht, wichtig ist das Werk). Eine Passage aber mochte ich:

Oranges is autobiographical in so much as I used my own life as the base for a story. There’s nothing unusual about that. The trick is to turn your own life into something that has meaning for people whose experience is nothing like your own.

§

Maximilian Buddenbohm bloggt über Musik und lang vergangene Jugend:
“Pop und Pathos”.

Nicht wenige in meiner Altersgruppe werden leider heute noch verhaltensauffällig, wenn sie auf Partys zu späterer Stunde ein Stück aus diesem Genre und also aus ihrer Jugend hören. Ich dagegen höre etwa einmal im Jahr das alte „Bat out of hell“-Album von Steinman/Meatloaf auf einem Spaziergang durch eine möglichst menschenleere Gegend. Dabei habe ich einen Nostalgieflash in Drogentripqualität und bin mit dem Thema dann wieder fertig für ein Jahr, ohne jemanden damit zu belästigen. Rücksicht auf andere, so wichtig.

Mich bewahrt zum Glück vor dieser Verhaltensauffälligkeit, dass ich als Überwahrnehmerin nach den vielen Malen Hören nur noch die Bestandteile der Songs einzeln (gleichzeitig) höre, also jedes Instrument, jede Stimme, jeden Klang, jeden Akkord und Akkordwechsel – nicht mehr die Musik. Wald vor lauter Bäumen etc. Das Pathos durchaus auch, aber als weiteres, eher unangenehmes Detail.

§

Antje Schrupp war in China – nicht als Politikwissenschaftlerin, sondern ganz privat:
“Lieber schmutzige Toiletten als gar keine”.

Tatsächlich ist es ja so, dass unsere Kritik am chinesischen Politikmodell bisher immer auf dem Vergleich mit dem parlamentarischen Rechtsstaat basierte – im Vergleich dazu schneidet China in Punkto Menschenrechte, Klimaschutz, Gerechtigkeit und so weiter sehr schlecht ab. Aber was, wenn es uns nicht gelingen sollte, eine autoritär-faschistisch-oligarchische Übernahme der „westlichen” Staaten aufzuhalten? Dann wäre dieses Argument ja futsch.

Dann würde sich zum Beispiel die Frage stellen, wie klug es war, den sozialen Medien unter dem Schlachtruf der Meinungsfreiheit ihren Lauf zu lassen. Oder ob nicht China richtig gelegen hat mit der Einschätzung, das Internet müsse kontrolliert und zensiert werden, damit es nicht aus dem Ruder läuft? Was nützt uns denn am Ende das Recht, die eigene Meinung frei in unsere Blogs zu schreiben, wenn der Preis, den wir dafür bezahlen, ist, dass russische Bots unsere Wahlen manipulieren und autokratische Diktatoren an die Macht bringen? Und dass sich Incels, Rechtsradikale oder Islamisten im Internet zu Gewalttaten und Terroranschlägen radikalisieren?

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Immer noch nicht durch mit Papstwahl?
Bitte, hier: Der Kardinal-o-mat.

Journal Dienstag, 22. April 2025 – Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag, stille Blüte

Mittwoch, 23. April 2025

Aufwachen wegen Angst erfolgreich niedergerungen, das Niederringen kostete aber wohl einige Kraft: Bei Weckerklingeln war ich steinmüde. Außerdem komischer Bauch, der sich auch 14 Stunden nach der letzten Mahlzeit noch nicht leer anfühlte (SO viel hatte ich Vortag wirklich nicht gegessen). Und komisches Kopfweh mit Lichtempfindlichkeit – ich würde mich wahrscheinlich vor seltsamen Aussetzern hüten müssen.

Bunter Himmel, die Luft kündigte einen weiteren (zu) milden Tag an. Auf dem Arbeitsweg immer noch Blütenparty, die nächste Schicht hatte übernommen.

Nahaufnahme eines Zweigs mit weißen Blüten und grünen Blättern, im Hintergrund ein städtischer Platz mit vielen Bäumen, auf der Straße Radler

Allerdings fiel mir jetzt wie schon beim Spaziergang am Ostermontag die Stille in den blühenden Bäumen und Büschen auf: Der erwartete Soundtrack mit Summen und Brummen fehlte.

Auf einer weiten Fläche ein Volksfest mit links Riesenrad, rechts einer hohen Stange, ganz rechts einer Kirche, im Hintergrund ein sonnenbeschienener Wohnblock

Theresienwiese Richtung Frühlingsfest.

Weite Fläche mit weißen Bögen eines abgebauten Zirkuszelts, davor Zirkuswagen und Lkw-Zugmaschinen, rechts Bäume auf Hügel, ein sonnenbeischienenes Denkmal mit Säulen

Theresienwiese Richtung Circus Krone im Abbau.

Asphaltierter Weg zwischen Bürogebäuden, gesäumt von mittelgroßen, weiß blühenden Bäumen

Zierapfelblüte vorm Bürohaus doch nicht verpasst!

Überraschend geordneter Arbeitsvormittag: Nach dem langen Wochenende hatte ich das Postfach mit schützend zusammengekniffenen Augen geöffnet, aber es ergoss sich keineswegs ein Strom von neuen Aufgaben. Blöderweise entwickelte sich aber das komische Kopfweh zu Hackbeilchen über linkem Auge, eigentlich mein typischer Migräne-Kopfschmerz. Das es mir ansonsten ganz ok ging, hielt ich lediglich mit Ibu gegen, erfolgreich. Meiner bösen Wade ging es besser, was mir bewusst wurde, als es mir vor einem Termin pressierte und ich einen langen Gang runterrannte – ohne Probleme.

Eine berufliche Geselligkeit hielt mich von meinem Mittagscappuccino fern, ich genoss das Draußen nur bei einem kurzen Abstecher zum Briefkasten.

Um die Mittagszeit knurrte dann doch endlich mein Magen: Es gab Apfel sowie Mango mit Sojajoghurt.

Nachmittag mit Schreibtischarbeit und mehreren Besprechungen (Dienstag ist der neue Montag).

Erfolg des Tages: Die Kanne Kräutertee reichte genau so lang wie mein Durst.

Auf dem Heimweg den gestrigen Feiertag begangen: Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag!

Ausschnitt eines Supermarktkassenbands schräg von oben, darauf ein Haufen Osterschokolade, darunter Osterhasen und Packungen mit Ostereiern

Das muss inklusive der Osterschokoladengeschenke aber wirklich bis Ende Mai reichen!

Außerdem noch beim Vollcorner Lebensmittel eingekauft.

Daheim die Abschlussfolge des ersten 30-Tage-Programms von Yoga with Adriene geturnt, auch hier schon ohne Ansagen: Die 20 Minuten gestaltete ich diesmal tatsächlich einfach mit den Yoga-Gymnastik-Bewegungen, nach denen mir gerade war.

Kaltes Nachtmahl: Wir hatten aus Ingolstadt geräucherten Saibling mitgebracht, den gab es mit selbstgebackenem Brot, Bruder-geriebenem Meerrettich, Chicoree-Salat mit Joghurtsauce. Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Die Nachrichten wurden weiter dominiert vom Tod des katholischen Religionsführeres, die 20-Uhr-Tagesschau machte wieder damit auf. Da ich bei derart vielen Prämissen des Katholizismus nicht mitgehe (angefangen mit: Gott?), komme ich nicht in entfernteste Sichtweite einer Meinung zu konkreten Oberchefs dieser Community (bis auf den nicht verhandelbaren Kern meiner Maßstäbe: Menschenrechte). Zudem: Nach meiner Beobachtung picken sich Religiöse ohnehin die Details ihrer Glaubensrichtung samt Fundament raus, die ihnen halt jeweils am besten in den Kram passen – auch wenn diese Details einander von Fall zu Fall widersprechen.

Früh ins Bett zum Lesen, Jeanette Winterson, Oranges Are Not The Only Fruit ausgelesen, hm, hm. Ich werde Hintergründe recherchieren müssen.