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Journal Freitag, 27. Juni 2025 – Heumachen an der Isar

Samstag, 28. Juni 2025

Nachts hatte ich nichts von den köstlichen Regengerüchen, die durchs offene Schlafzimmerfenster kamen: Nach weiteren Mückenstichen hatte ich mich so gründlich eingesprüht, dass ich ausschließlich Mückenspray roch.

Extrafrüher Wecker, wieder stand ich bereits aufrecht, bevor ich eigentlich wach war. Wusste aber sofort, warum: Lerchenlauf, da ich am Wochenende keine Gelegenheit zu einem Lauf haben würde und da gestern der eine kühle Tag zwischen zwei Hitzeperioden sein sollte.

Ich kam gut los, unter Wolken und in angenehmer Frische.

Überraschung an der Isar: Es wurde gerade Heu gemacht.

Nach einer ersten einsamen halben Stunde wurden die Wege um halb sieben fast schlagartig belebt. In der Luft weiterhin Lindenblütendüfte – wenn ich sie durch die immer noch dominanten Mückenspray-Ausdünstungen überhaupt in die Nase bekam. Na gut, ich sehe es ein: Das war zuviel Antibrumm.

Mein Körper spielte hervorragend mit, ich genoss das Laufen so sehr, dass ich mir nur mit Anstrengung eine Zusatz-Viertelstunde verkniff: Ich sollte aus Gründen nicht zu spät am Arbeitsplatz eintreffen.

Das tat ich dennoch um die eine Minute zu spät, die ich einen wichtigen Anruf verpasste – das konnte ich aber ausbügeln.

Vormittags kam die Sonne raus – und ich wurde wieder unruhig, da ich mit Aussicht auf einen wolkigen Regentag keine Sonnen- und Hitzeschutzmaßnahmen in der Wohnung getroffen hatte. Und ich war unglaublich müde. Mittagscappuccino bei Nachbars also nicht wie sonst immer ein kleiner, sondern ein normaler Cappuccino – das vertraute Personal reagierte verstört: “EIN NORMAAALER?!” Dabei weiß ich doch, dass mehr Koffein mich keineswegs wacher macht, lediglich zittriger.

Nach Mittag (Mango mit Sojajoghurt, Aprikosen, gummig-harter weißer Pfirsich, der einfach nicht nachreifen wollte) immer noch sehr müde, so richtig mit Augenzufallen beim Lesen einer Unterlage und Kopfhochreißen. Aber auch diesen Arbeitsnachmittag brachte ich rum.

Nach Feierabend zog ich zu Einkäufen los, nahm erstmal die U-Bahn zum Candidplatz, um im Caffe Fausto Nachschub an Espressobohnen zu besorgen. Der Fußweg zur Kraemerschen Kunstmühle ließ mich bereuen, keinen Schirm dabei zu haben: Am Himmel türmten sie dunkelstgraue Wolken mit bedrohlichem Wind. Ging aber gut aus, das Gewitter zog an München vorbei, auch zurück in der Innenstadt absolvierte ich die Wege zu Lebensmitteleinkäufen und nach Hause trocken.

Daheim Abschluss meiner Pilates-Woche mit Gabi Fastner, diesmal war ich auf die Brutalst-Bauchübung (auf dem Rücken liegend die gestreckten Beine zweimal scheren und dann im Halbkreis in die Gegenposition bringen) ganz am Ende gefasst.

Feierabend-Drink wurde der erste Pimm’s der Saison, mit (gefrorener) Ernteanteil-Minze, Gurke aus Ernteanteil, Apfel. Als Nachtmahl hatte ich mir Fleisch und neue Kartoffeln (Ernteanteil) gewünscht, Herr Kaltmamsell briet uns ein herrliches Entrecôte und kochte Kartoffeln. Dazu machte ich mit dem Rest süßer Zwiebel und zugekauftem Romanasalat sowie Tomaten spanischen Salat.

Nachtisch Wassermelone und Schokolade.

Abendunterhaltung: Die zwei weiteren Folgen arte Stimmt es, dass…?, also “Haben wir früher mehr geschuftet?” (darin u.a. als Schlüssel die Verfügbarkeit von Energie) und “Stammt die Demokratie aus Griechenland?” (darin u.a. Formen demokratischer Prozesse in anderen Kulturen als unserer).

Im Bett begann ich neue Lektüre: Barbara Kingsolver, Demon Copperhead; sie traut sich, mit der Stimme eines White trash-Buben zu beginnen.

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Donnerstagabend hatte ich Becky Chambers, The Long Way to a Small Angry Planet ausgelesen.

Bis zum Schluss wollte ich wissen, wie es weitergeht, freute mich auf die Lektüre um die Besatzung des kleinen, zivilen Transport-Raumschiffs Wayfarer. Ich mochte den freundlichen Tonfall und all die Beschreibungen des Fremdartigen sowie seiner Bewohner*innen – auch wenn schnell klar war, dass hier ausführlich eine Welt aufgebaut wird, in der noch viele Romane spielen sollen. Immer wieder hielten mich Details davon ab, mir vor allem die handelnden Figuren zu menschenähnlich vorzustellen, mal explizit, mal implizit, aber sehr gezielt. Und es gab eine Menge wirklich facettenreicher Figuren, von denen ich mir gern erzählen ließ, darunter einige gegen meine Lese-Erwartung.

Menschen sind hier nicht die einzige Art (sapients), die ihre Geschichte verkackt hat, ich bekam reichlich Technik (und Techniker*innen) geliefert, unterschiedliche Vorstellungen von Fairness, verbotene Liebe, diverse Familienkonzepte (Eier-legende Arten unterscheiden sich natürlich von lebend gebärenden). Allerdings litt in meinen Leserinnen-Augen das Tempo der Handlung trotz aller Action-Szenen unter der Ausführlichkeit der Beschreibungen und Hintergrundgeschichten der Figuren. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Tempo in den Folgebänden der Roman-Serie anzieht, wenn das eine oder andere bereits vorausgesetzt werden kann. (Oder alles wird nochmal erklärt, damit man auch mitten in der Serie einsteigen kann?)

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Die diesjährige Klagenfurter Rede zur Literatur nachgelesen, “Drei Tage im Mai”.
Nava Ebrahimi findet für viele Dinge die Worte, nach denen meine Gefühle vergeblich suchten, zum Beispiel mit dem “Sog der Alternativlosigkeit”, mit dem Reden über Schmerz statt über Schuld. Am Ende schlägt sie den Bogen zur Literatur:

Wenn wir uns hinsetzen und beginnen, Wörter und Sätze aneinanderzureihen, formen wir Vergangenheit, erschaffen wir Gegenwart und wirken wir auf das ein, was noch geschehen wird – ganz gleich, wie sehr wir dabei aus unseren Biografien schöpfen.
Wir nehmen uns die Freiheit, zu gestalten.

(Später festgestellt, dass Maximilian Buddenbohm seinen gestrigen Blogpost nahezu demselben Phänomen widmete: Sich sein Leben zurechtschreiben.)

Journal Donnerstag, 26. Juni 2025 – Show-Einlage Joggen mit Hund

Freitag, 27. Juni 2025

Erst deutlich nach Mitternacht war es draußen kühler als in der Wohnung, erst bei einem Klogang öffnete ich Fenster und Türen.

Morgenkaffee wieder auf dem Balkon. Es war bewölkt, für den Tag waren in München Gewitter und Regen angekündigt.

Ich wechselte die Route meines Arbeitswegs auf die fünf Monate Theresienwiesensperrung, wenn ich allmorgens um ein Drittel herum gehe. Dort begegnen mir immer Jogger*innen, und gleich gestern bekam ich Filmreifes geboten – zumindest im Sinn von Filmen, die Louis de Funès machte.

Eine vor mir joggende Frau war nämlich mit Hund unterwegs, die ca. drei Meter Leine zwischen sich und Tier hatte sie an einem robusten Spezialgürtel um ihre nackte Taille befestigt. Die Größenverhältnisse: Ein eher großer, vor allem aber massiger Hund, eine eher kleine Frau von schmalem Format, nach meiner Schätzung wog sie kaum mehr als das Doppelte ihres Hundes. Dieser Hund, und hier lag das enorme Slapstick-Potenzial, ignorierte seine Besitzerin komplett, reagierte auf keinen ihrer Rufe. Kam ein Hund entgegen, lief er begeistern auf ihn zu. Die Besitzerin flog nach einem Ruck der Leine hinterher. Roch der Hund schräg vor sich etwas interessantes, sprang er quer über Besitzerins Laufweg dorthin. Sie musste hektisch Seilspringen und ihm nachlaufen. Roch der Hund hinter sich etwas interessantes, drehte er umgehend dorthin um, Besitzerin nach ruckartigem Wenden an der straffen Leine im Schlepptau.
Ich hätte den beiden gerne noch lange zugesehen.

Emsiger Arbeitsvormittag, alles machbar. Die Bürotemperatur war wieder geradezu ideal: Offensichtlich hatte das Kühlschrank-Team der Haustechnik dieses Jahr das Nachsehen, das 2024 für Ganzjahreseinsatz von Wollsocken auch bei 30 Grad Außentemperatur gesorgt hatte. Wie schon an den Tagen davor plagte mich aber meine Lendenwirbelsäule mit Schmerzen, erkennbar an besonders häufigem Wechsel zwischen Arbeit im Stehen und im Sitzen.

Statt Mittagscappuccino Besprechung, danach ging ich für Käsekauf auf den Markt am Georg-Freundorfer-Platz. Überraschenderweise war es sonnig, ich fürchtete bereits um die Wohungskühle, weil ich bei angekündigten Gewitterstürmen nicht allen Sonnenschutz herabgelassen hatte.

Meine Sorgen waren unberechtigt: Kurz nach Mittagessen (Kiwi, Aprikosen, Muesli mit Joghurt) zog der Himmel energisch zu und es began zu regnen. Inklusive wunderbarer Gerüche durchs umgehend gekippte Fenster.

Emsiger Nachmittag, leider macht mein Kreislauf die Grätsche, ich arbeitete verlangsamt.

Für den Heimweg brauchte ich meinen Schirm.

Plakat auf Stromkasten mit 3D-Effekt durch Vandalismus und Regen.

Ein paar Einkäufe, sehr gut getimet: Erst direkt vor der Haustür setzte ein heftiger Gewitterguss ein, vor dem mich auch mein Schirm nicht geschützt hätte.

Ein lange und anstrengende Folge Pilates, dann machte ich zum Abendessen den frisch geholten Ernteanteil-Salat mit Ernteanteil-Gurke und zugekaufter süßer Zwiebel an (Zitronensaft-Vinaigrette). Außerdem gab es Käse, zum Nachtisch erst Wassermelone, dann Schokolade.

Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, die Luft war deutlich kühler.

Das Bachmannpreislesen, das gestern startete, bekam ich nur über Kommentare auf Mastodon mit.

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Endlich einen re:publica-Vortrag nachgeholt, der stehende Ovationen ausgelöst hatte (ich war im Raum, weil ich den Folge-Vortrag sehen wollte) und Tränen bei der Referentin Nadia Zaboura, Politik- und Kommunikationsberaterin. Sie hatte gesprochen zu “Verlorenes Medienvertrauen, gefährdete Demokratie?”

Sehr sorgfältig untersuchte sie die deutsche Medien-Berichterstattung über den aktuellen Gaza-Krieg und wies beispielhaft auf handwerkliche Fehler hin, trocken und einordnend.

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https://youtu.be/XhDy5JG6Xks?si=FuBKebhJUP9FIITW

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Wie gestern dann doch ein Regenbogen durch den Deutschen Bundestag strahlte.

Journal Mittwoch, 25. Juni 2025 – Ende Lindenblüte, Anfang Theresienwiesensperrung

Donnerstag, 26. Juni 2025

Nachts wurde die Wohnung herrlich kühl durchlüftet, doch schon als ich noch vor halb acht die Außenfenster verdunkelte und schloss, ließ die Kühle nach. Auf dem Weg in die Arbeit war es in der Sonne bereits unangenehm.

Ende der Lindenblüte, noch roch ich sie vereinzelt.

Überraschung an der Theresienwiese: Sie wird bereits abgesperrt, mutmaßlich für den Oktoberfest-Aufbau, ich musste einen Umweg gehen.

Recht emsiger Arbeitsvormittag, die offene Bürotür Richtung Atrium hielt die Raumtemperatur zusammen mit geschlossenen Fenstern erträglich.

Diesmal eher später Mittagscappuccino, in der wolkenlosen Sommersonne war es mir bereits viel zu heiß.

Mittagessen: Mango und Kiwi mit Sojajoghurt, eine Hand voll Nüsse, Aprikosen.

Emsiger Nachmittag in steigender Hitze. Noch aber bei weitem nicht so schlimm, wie ich das auch schon in Büros erlebt habe. Ich bin zuversichtlich, dass die Haustechnik weiter für arbeitbares Raumklima sorgt.

Nach Feierabend nahm ich eine U-Bahn in die Innenstadt: Nach dem Tipp in den Kommentaren (vielen Dank!) sah ich beim Hugendubel in den Fünf Höfen nach dem Ausstellungskatalog zu “Farben Japans”.

Voilá! Ich kaufte ein Exemplar.

In der großen Hitze ging ich langsam nach Hause.

Ein analoges Wandthermometer mit dem Apotheken-Logo zeigt im Schatten 32 Grad an

Nachdem ich dort ausreichend abgekühlt war, turnte ich eine Folge Pilates. Haushaltliches gestern unter anderem Verschieben weiterer Foto-Jahrgänge aufs NAS: Auch wenn der neue Rechner nächste Woche ordentlich Speicher mitbringt, muss ich ja nicht alle Fotos darauf vorrätig halten.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Pasta mit einer Tomatensauce aus dem Glas, die ich geschenkt bekommen hatte (von La Vialla, von denen ich bislang nur Hervorragendes gekostet habe), briet dazu auf meinen Wunsch Auberginenwürfel – köstlich. Nachtisch Schokolade.

Als Abendunterhaltung guckte ich endlich die erste Folge der neuen Online-Geschichtsserie Stimmt, es dass…? von arte. Ich war durch ein Panel auf der re:publica darauf aufmerksam geworden, die Macher*innen hatten über Hintergründe der Produktion erzählt – unter anderem, dass sie statt Spielszenen (argh, grauenhaft – immer!) lieber Artwork zur visuellen Illustration verwendeten, dass ihnen wichtig war, Betroffene nicht-westlicher Kulturen zu Wort kommen zu lassen, dass sie die Klugscheißer-Seite des Publikums ansprechen wollten, indem sie ihm kontra-intuitives Fachwissen anboten. (Hier gibt es den Mitschnitt des re:publica-Panels zum Nachsehen auf YouTube.)

Gestern guckte ich also die erste Folge:
“War die Pest die größte Seuche aller Zeiten?”
Nicht nur fand ich die Machart ganz großartig und zeitgemäß – die Antwort auf die Frage im Titel überraschte mich tatsächlich. Empfehlung!

Früh ins Bett zum Lesen, nun doch besprüht mit Mückenspray: Auch wenn geschätzt nur ein Moskito in meinem Schlafzimmer lebt, sind dessen Stiche in Fuß, Oberarm, Kniekehle in der vergangenen Woche unangenehm.

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Das Thema KI bringt mich in den Medien mittlerweile zuverlässig zum Wegschauen, sei es weil eigentlich halt von Computer-Programmen die Rede ist, sei es dass dazu wahlweise eine schöne neue Welt oder der Untergang der menschlichen Zivilisation prognostiziert wird.

Aber bei John Oliver gucke ich ja zu praktisch allem hin – und lernte tatsächlich dazu.

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https://youtu.be/TWpg1RmzAbc?si=fyKgl4mEAHi1Er1y

Journal Dienstag, 24. Juni 2025 – Lerchengelaufen in Sommerfarben

Mittwoch, 25. Juni 2025

Für Mittwoch war bereits ab morgens große Hitze angekündigt, ich verlegte den geplanten Lerchenlauf vor der Arbeit auf Dienstag vor.

Nach guter Nacht stand ich erfrischt auf, durch die offene Balkontür kam es wunderbar kühl herein.

Zackiges Morgenprogramm, kurz nach sechs trabte ich vom Haustor los.

Portalklinik Ziemssenstraße

Leichtes schönes Laufen in Gedankenfluss und herrlichen Sommerfarben, der Körper machte gut mit, nur plagten mich gegen Ende Bauchschmerzen (waren’s diese Woche vielleicht versehentlich 31 Öbste und Gemüsen?).

Neues unter der Brudermühlbrücke.

Bei meiner Rückkehr wieder Zackigkeit. Ich schlüpfte erstmals in ein Kleid, das mir die liebe Schwägerin aus ihrem Bestand geschenkt hatte.

Belegfoto, die Sandalen transportierte ich dann im Rucksack zum Büro, für den Weg trug ich zur Blasenvermeidung Turnschuhe.

Gemütlicher Arbeitstag, Mittagscappuccino im Westend – auf meinem Marsch dorthin mied ich bereits die Sonne, weil es heiß wurde.

Zu Mittag gab es Hüttenkäse und reichlich Pfirsiche.

Nicht zu später Feierabend, in der wolkenlose Hitze ging ich lieber langsam (über Lebensmitteleinkäufe).

Die eigene Wohnung war gut runtergedunkelt und kühl, puh. Dort eine Einheit Pilates, dann Brotzeitvorbereitung.

Zum Nachtmahl kombinierte Herr Kaltmamsell den Brokkoli aus Ernteanteil mit meinem Wunsch, mal Tempeh zu probieren, die indonesische Version von Tofu.

Herr Kaltmamsell hatte den Tempeh mariniert, vor allem unterschied er sich in etwas mehliger Textur von Tofu – uns beiden ist Tofu lieber. Dazu nussiger Wildreis.

Nachtisch Schokolade.

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Das hier lasse ich lieber unkommentiert hier:
“Bauernverband für weniger Lohn an Aus­länder als Deutsche”.

Nachtrag und doch ein Kommentar. Dafür wurde die Bewegungsfreiheit der Arbeitskräfte in der EU ursprünglich sogar eingeführt: Arbeitskräfte sollten woanders mehr Geld verdienen können und das Geld in ihre ärmeren Länder bringen, um die Ungleichheit zwischen den EU-Ländern über die längere Zeit auszugleichen.

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Lichtstreif am Horizont für Bahn-Urlaubende:
Der Online-Dienst Railfinder soll die Suche und Buchung (!) von Bahnreisen über Ländergrenzen hinweg ermöglichen.

Hier die Vermeldung auf Mastodon:

Today we’re quietly (and finally!) opening up Railfinder to the public! This is our beta version and – hopefully – the first step towards that one booking site for trains across Europe that we all dream of.
Lots of work has gone into this and equally lots still to do before reach that vision, but if you’d like to try what we’be built you can now just go to https://www.railfinder.eu and have a go!
Any and all feedback more than welcome.

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Lese diesen Austausch über die Wahrnehmung von Interaktion an Supermarktkassen und merke: Das gehört genau zu den sozialen Interaktionen, die ich mag. Auch als große Eigenbrötlerin bin ich ja hin und wieder gern unter Menschen, allerdings in sicherer Form: Ich liebe das Leben in einer Großstadt, weil es mir menschlichen Umgang in relativer Anonymität erlaubt. Ich sehe Menschen, wie sie sich allein oder mit anderen Menschen verhalten, muss aber kein Teil davon sein. An Supermarktkassen sitzen nach meiner Erfahrung sogar besonders häufig interessant aussehende Menschen, meist inspirieren sie meine Phantasie, während ich Schlange stehe. Doch die Rollen in dieser Interakion an der Supermarktkasse sind klar geregelt, ich muss keine Entscheidung treffen außer der, dass ich sie wirklich ansehe und herzlich grüße, mich über einen Blick und ein Lächeln freue.

Automatische Kassen mag ich aber auch, noch fühlt sich das für mich wie ein Spiel an.

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Wait what? Spaceballs 2! \o/

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/WsK-KPi_w3w?si=6AMx8TkoxDHok3M_

Als ich Spaceballs 1987 im Kino sah, kannte ich keinen einzigen Star Wars-Film – ich lernte alles über diese Welt aus der Persiflage. Auch hier Prägung durch die Synchronfassung und z.B. “Lord Helmchen”.
(Und Mel Brooks sieht mit seinen 98 Jahren GUT aus!)

Journal Montag, 23. Juni 2025 – Kein Abend im Biergarten

Dienstag, 24. Juni 2025

Guter Nachtschlaf, war dringend mal wieder dran.

Wie angekündigt war es draußen düster und schwül, warm genug für Balkonkaffee. Aber ich nahm auf den Arbeitsweg als Amulett gegen Regen einen Schirm mit. Es wirkte.

Hochsommer auf der Theresienwiese in Gelb (Kamille) und Blau (Wegwarte).

Öffnen des beruflichen E-Mail-Postfachs mit angespannt zusammengekniffenen Augen – doch nein, mir explodierten keine Bomben ins Gesicht. Statt dessen geordnetes Abarbeiten, ich konnte sogar anderen Hilfe anbieten.

Seit Sonntag leise Symptome einer Erkältungs-Ankündigung, doch ich setze darauf, dass sie so leise bleiben.

Mittagscappuccino im Westend. Mittlerweile sah es nicht mehr nach Gewittern aus, es war sommerlich warm, aber mit schönem Wind nicht heiß.

Mittagessen wurde wegen Terminen spät, und dann auch noch gehetzt, weil um diese Zeit niemand mehr mit Mittagessenden rechnet: Gurke, Walnussbrot, Aprikosen, Flachpfirsiche.

Nachmittag zog es draußen wieder zu, es wehte kräftiger Wind, aber das gekippte Fenster ließ nur schwüle Wärme rein – wieder geschlossen. Der Regenradar zeigte immer wieder dicke Regenwolken mit Gewitter in Kurs auf München an, doch sie drehten jedesmal ab.

Auf dem Heimweg über Einkäufe in Drogeriemarkt und Vollcorner sprutzten mich nur zwei Dutzend Tropfen an.

Fürs Abendessen war ich eigentlich mit Herrn Kaltmamsell im Biergarten verabredet, wir wollten zum Flaucher. Und weil die dort verkauften Speisen uns in den vergangenen Jahren bis zur Traurigkeit enttäuscht hatten, wollten wir Brotzeit mitnehmen: Tsatsiki, restlicher Picknick-Pie vom Sonntagabend und selbst gemachtes Kimchi standen bereit.

Doch das Wetter war mir zu unsicher für entspannten Biergartenbesuch, ich plädierte für Abendessen daheim. Das gab es nach einer Runde Pilates. Nachtisch Erdbeeren und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

Ich finde diese langen Tage SO SUPER!

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Das Blog Küchenlatein wird 20!

Einer meiner vertrautesten Web-Kochkontakte – ich habe sehr viel von der geschätzten Ulrike gelernt, Lebensmittelchemikerin und sehr no nonsense. Weit bevor es dazu eine TV-Show gab, kochte sie zum Beispiel Packerl-Essen nach, nur halt ohne zwielichtige Zusatzustoffe.

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Eine zeitgenössische Geschichte aus der Landwirtschaft, in der sehr häufig der Nachwuchs den Hof nicht übernehmen möchte:
“Nachfolge gesucht in der Landwirtschaft
Man gibt sein ganzes Leben her”.

Hofübergaben abseits der Familie sind selten. In Gaildorf lässt man sich darauf ein: die Neuen übernehmen die Arbeit, die Altbäuerin lernt Loslassen.

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Fotoserien, wie ich sie besonders mag:
“Fotoausstellung über Hauptstraßen
Hier war schon mal mehr los”.

Im Laufe von zwei Jahren, 2022 und 2023, ist er in alle Bundesländer gereist und hat verschiedenste Hauptstraßen fotografiert. Er besuchte größere Städte, aber vor allem kleinere Orte und Dörfer, die man nicht kennt. „Ich wollte in die Provinz. Achtzig Prozent dieses Landes sehen schließlich genau so aus“, sagt Lützen.

Journal Sonntag, 22. Juni 2025 – Gebremst, aber mit japanischen Holzschnitten

Montag, 23. Juni 2025

Früh aufgewacht, aber mit Aussicht auf ein Schläfchen nach Schwimmrunde auf Liegewiese war das in Ordnung und passte mir eh gut.

Auf dem Balkon war es bei wolkenlosem Sonnenschein Socken-und-Strickjacke-frisch. An der Wasserschüssel besuchten mich abwechselnd Amslerich und Kohlmeiserln, aber nur die Amsel ließ sich nicht vom gezückten Handy vertreiben.

Bloggen dauerte lang mit all den Bildern, eigentlich hatte ich früh zum Schwimmen im Dantebad radeln wollen. Aber nachdem ich den Programmpunkt Wasserfilter-aktualisieren abgehakt hatte, wurde mir eh klar: Wenn ich alles durchzog, was ich mir für gestern vorgenommen hatte, würde ich trotz Aufstehen kurz nach sechs durch den Tag hetzen.

Also erstmal Vollbremsung. Schwimmen strich ich mit der Rechtfertigung: Sonntags-volles Bad meh, nochmal volle Kanne Sonne nicht gesund für die Haut, vier Stunden Brutto-Aufwand zu hoch für eine Sport-Einheit. (Aber dann war ich an vier freien Tagen doch nur zwei sportlich unterwegs!)

Statt dessen las ich noch Mastodon-Timeline (der Internet-Patientin geht es besser, als es sich in den vergangenen Monaten auch nur ansatzweise abzeichnete, alle trunken vor Freude).

Zu Mittagscappuccino und einem kleinen Spaziergang zur Altkleidertonne ging ich raus in den Sommer. Ersteren trank ich unter jungen Leuten in der Müllerstraße, zweiterer wurde ein Mäander-Spaziergang mit interessanten Anblicken. So holte man offensichtlich am Platz Am Glockenbach Fronleichnam nach (?): Uniformierte Blasmusik begleitete Kirchenlieder, Altar mit Monstranz, Pfarrer, Litanei. (Und Ministranten sind wohl heutzutage auch fürs Fotografieren zuständig – vielleicht hat die Pfarrei Social Media?) Außerdem sah ich, dass in einem ehemaligen Schmuckladen in der Hans-Sachs-Straße jetzt eine Bestatterin ihr Geschäft aufgeschlagen hat.

Weiterspaziert über den Alten Südfriedhof, daran gedacht, wie sich heute über die Bezeichnungen wie “Professorengattin” unter einem Frauennamen auf einem Grabstein lustig gemacht wird. Ich stellte mir eine Frau im frühen 19. Jahrhundert vor, die sich von klein auf in das einzige ihr angebotene Karriereziel geworfen hatte: Eine gute Partie zu machen, also einen begüterten Ehemann mit Status und Charakter zu bekommen. Die ihre gesamte Ausbildung, ihr Verhalten, ihren Umgang darauf ausgerichtet hatte, sorgfältig und mit Ehrgeiz (siehe Jane-Austen-Romane). Und die erfolgreich war, von einem Brauereibesitzer, einem Hofkapellmeister, einem Professor geheiratet wurde, ihm Kinder geboren hatte. Karriereziel erreicht, von vielen bewundert und beneidet. Und die sich heute erzählen lassen muss, dass ihre Anstrengungen und ihr Erfolg nichts gelten.

Goetheplatz, Esperantoplatz: Kleidercontainer an der Theresienwiese gefüttert, einen top ausgestatteten Trimmdich-Pfad zwischen den Linden um die Theresienwiese entdeckt (dazu andermal mehr). Während dieser guten Stunde unterwegs war es richtig heiß geworden, ich freute mich beim Heimkommen sehr über die kühle Wohnung.

Frühstück bereits kurz nach eins (wenn ich keinen Sport treibe, bekomme ich früher Hunger): Walnussbrot und eine Schüssel gemischtes Obst (Aprikosen, Pfirsiche, Kiwi, Orange). Und ich habe immer noch keinen blöden Witz gemacht, dass man Obst und Gemüse ja neuerdings durchzählen muss, damit sie “gesund” sind. Verdammt, jetzt ist er doch passiert.

Eine gestrichene Sporteinheit schafft Freiraum für Ideen: Da war ja noch die Ausstellung japanischer Holzschnitte in der Bayerischen Staatsbibliothek, “Farben Japans”, die für so viel Furore sorgt – und in die ich sehr gerne mit Herrn Kaltmamsell gehen wollte, der schon von japanischen Holzschnitten schwärmte, als wir uns kennenlernten.

Wir gingen in großer Hitze langsam zur Stabi – und ich war bereits in der Eingangshalle begeistert über den Aufwand der Ausstellung: Da wurde richtig viel Geld in die Hand genommen.

Im Treppenhaus und in Nebenräumen hingen Blow-ups von Holzschnitten, die allein schon sehenswert waren.

Die Originale waren in drei Räumen im Obergeschoß ausgestellt, und die Schlange davor reichte bis weit in den Vorraum. Nun, Sonntag ist halt für Vollzeit-Berufstätige die einzige Gelegenheit, wir reihten uns ein.

Dieses Motiv hätte ich ja “Sonntagabend” genannt, aber ich weiß nicht, ob die japanische Kultur ein Konzept von bedrohlichem Montag hat.

Nur einen Teil der Ausstellung konnte ich genau ansehen, mir nur einen Bruchteil per Audio-Guide erklären lassen (eigentlich hätte ich alles hören wollen, an den Drucken hingen nur Titel, Autor, Jahr) – und so kam ich mit deutlich mehr Fragen raus, als ich reingegangen war, angefangen mit: Woher hat die Bayerische Staatsbibliothek diesen Bestand von nach eigenen Aussagen
“90 000 gedruckte Bände, 100 Handschriften und 1000 Einblattdrucke”? Wer hat da wann warum gesammelt? Und abgesehen von den Abgründen an Nichtwissen, die mir durch die Ausstellung klarwurden (u.a. japanische Geschichte, Kulturgeschichte, Selbstdefinition): Aus welcher Perspektive werden die Informationen des Audio-Guides geschildert? Ist das unsere westliche Sicht und Analyse? Würde jemand aus der japanischen Kultur das auch so klassifizieren? Aber vielleicht steckten die Antworten ja im nicht gehörten Teil des Audioguides oder im (vergriffenen) Ausstellungskatalog.

Heimweg wieder langsam in immer noch großer Hitze und mit Gesprächen über japanische Gesellschaftsgeschichte; Herr Kaltmamsell und ich warfen zusammen, was wir zu wissen glaubten (Herr Kaltmamsell hatte über seine Rollenspiel-Vergangenheit deutlichen Vorsprung).

Erneut große Freude über die kühle Wohnung. Nächsten Sommer-Programmpunkt abgehakt: Eiskaffee (immer nur daheim, weil nur dort koffeinfrei).

Eine Runde Pilates, Vorbereitungen der Arbeitswoche. Herr Kaltmamsell hatte als Nachtmahl aus Ernteanteil-Mangold und -Pakchoi mal wieder Rachel Roddys Picknick-Pie gemacht, ganz wunderbar. Nachtisch nur wenig Süßigkeiten.

§

HAHAHA – Kommödienstadel am Brombachsee!
“Wilder Wels: Fisch beißt Badegäste – und wird erschossen”.
Not funny (yes funny).

Journal Samstag, 21. Juni 2025 – Von Gauting bis Pöcking auf neuen Wegen

Sonntag, 22. Juni 2025

Traurig bis verzweifelt aufgewacht, was mochte ich nur in dieser eher unruhigen Nacht geträumt haben?

Obwohl ich für den Tag Pläne hatte, ließ ich den Morgen ruhig angehen, genoss auf dem Balkon über Bloggen, Milchkaffee und Wasser die wirklich frische Morgenkühle eines weiteren herrlichen Sommertags. Die Pläne: Wandern (allein, denn Herr Kaltmamsell musste arbeiten), ich hatte die Strecke Gauting-Starnberg an der Würm entlang ausgesucht.

Zum Fertigmachen gehörten meine (fast) täglichen Bank- und Seitstützübungen.

Linke Hand mit riesigem blauem Fleck auf roter Turnmatte

Die Schwimmbahnen im Dantebad sind wirklich breit genug für bequemes Überholen. Wenn mir dabei aber ein Krauler entgegenkommt, der die Arme in horizontalem Halbkreis nach vorne schwingt, kann dieses passieren. (Ich begriff beim Schwimmen erstmal nicht, was passiert war, und dachte, ich sei zu weit nach links geraten. Erst Umschauen nach dem Schwimmer erklärte die Kollision.)

Am Stachus Warten auf die S-Bahn (große Öffi-Liebe – es ist solch ein Luxus, mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu so vielen schönen Wanderrouten fahren zu können!). Auf der Fahrt kam ich ins Gespräch mit einer alten Münchnerin auf dem Weg zum Baden, lernte einige ihrer Gedanken und Meinungen kennen, in den illustrierenden Geschichten dazu sprang sie durch die Jahrzehnte ihres Lebens.

Für die bekannte Route hatte ich eine neue Wegführung recherchiert – aber das merkte ich erst, als ich nach dem Ausstieg in Gauting einfach wie gewohnt losstiefelte und an der ersten Ampelkreuzung auf den GPS-Track guckte.

Doch ich merkte sofort, dass es sich lohnte, diesem Weg zu folgen: Er vermied besonders sorgfältig Straßen und führte immer wieder auf winzigen Fußwegen zwischen Häusern, die man als Ortsfremde nicht selbst findet.

Die Würm in voller Blüte (und mit reichlich Forellen).

Unter anderem wurde ich unter der Gautinger Kirche durchgeleitet.

Hinter Gauting fiel ich wieder auf meinen Orientierungssinn rein: Bei einem Check des Tracks zeigte sich, dass ich einen weiteren dieser winzigen Fußwege verpasst hatte. Den wollte ich aber wissen, also kehrte ich um – und lernte beim Vorbeigehen unter anderem das Gautinger Freibad kennen.

Bereits hinter Gauting. Hier sah ich einem rüttelnden Falken zu – und lernte, dass sich Gautinger Mountainbiker in voller Montur genauso wenig um das Schild “Fußgängerweg” scheren wie die in und um München.

Allerdings war der neue Track nicht ganz zuverlässig: Er lenkte mich auf einen Weg abseits des viel-beradelten Hauptwegs, den ich mehrfach verfehlte – bis ich einsehen musste, dass er einfach nicht existierte, da war bloß Auwald (bis zu dieser Erkenntnis hatte ich mir bereits eine ordentliche Schramme im Schienbein von einem Ast geholt).

Ich suchte mir, ebenfalls abseits der Radlrennstrecke, einen Nebenweg direkt an der Würm – dass ich darauf ein wenig steigen und klettern musste, nahm ich hin.

Die App Flora incognita bestimmte:1 Gewöhnliche Straußmargerite (auch Straußblütige Wucherblume).

An die Aussicht auf den Starnberger See kam ich über den neuen Track von einer anderen Seite.

Leutstettener Moos.

Das letzte Wegstück vorm Starnberger See hatte ich mit großen und vielbefahrenen Straßen als unangenehm in Erinnerung, entsprechend gespannt war ich auf den Vorschlag der neuen Route:

Die Alternative führte mich durch ein Wohngebiet und einen Fußgängertunnel zum Friedhof Percha – wundervoll! Zumal Friedhof ja Wasserleitung bedeutet: Ich konnte meine Flaschen auffüllen.

Wo die Würm in den aus dem Starnberger See mündet fließt.

Dass die 14 Kilometer von Gauting nach Starnberg mir als Tagesration Wandern nicht reichen würden, hatte ich geahnt, also von Vornherein eine Erweiterung um den Prinzenweg nach Pöcking geplant: In diese Richtung war ich ihn noch nie gegangen, immer nur von der Maisinger Schlucht (zuletzt im Januar in herrlichem Schnee).

Im Schatten der S-Bahn-Unterführung orientierte ich mich und trank nochmal viel Wasser, dann ging’s weiter.

Zum Merken für die Gegenrichtung: Erst hinter diesem Wegkreuz führen Treppen vom Prinzenweg direkt zur See-Promenade.

Wie geplant machte ich hier oben auf dem ersten Bankerl im Schatten Brotzeitpause:

Es gab Walnussbrot (gut! wenn auch diesmal nicht wirklich großporig) und einen Pfirsich.

Gestärktes und vergnügtes Weitergehen.

Auf diesen Anblick hatte ich mich schon gefreut, diese Geschwisterbirken waren mir bereits beim allerersten Mal aufgefallen.

Ankunft in Pöcking.

Das waren gemessene 20 Kilometer in knapp fünf Stunden mit einer Pause. Zu meiner Freude bewährte sich die Entscheidung, die Wanderstiefel daheim zu lassen und in Turnschuhen zu wandern – ich hatte mich an die mallorquiner Bergführerin erinnert (kennengelernt, als sie mich zu einem Ausgangspukt meiner letztjährigen Tramuntana-Fernwanderung fuhr), die zugab, im Sommer auf die definitiv viel sichereren Wanderstiefel zu verzichten, weil es darin einfach zu warm wurde. Zudem wusste ich ja, dass ich auf guten Wegen gehen würde.

Auf der Rückfahrt las ich in meiner mitgebrachten Wochenend-Zeitung. Im Vierersitz auf der anderen Seiten des Gangs saßen drei junge Männer in herzlichem Gespräch in einer Sprache, die ich nicht verstand, doch es war klar, dass sie vertraut waren. Unterwegs setzte sich eine ältere Frau in sportlicher, gepflegter Kleidung zu ihnen und sprach sie umgehend an: Ob sie Geschwister seien, wo sie heute waren, was sie studierten – ich war überrascht über ihre soziale Energie, doch es gibt schließlich besonders joviale Menschen, die sich nicht erst mit vorsichtigem Sondieren aufhalten, ob das Gegenüber gerade offen für ein Gespräch ist.

Schnell aber wurde klar, worauf die Frau hinaus wollte: “Gott.” Sie begann gestenreich und in einfachen Worten (sie hatte herausgefunden, dass die drei nicht viel Deutsch sprachen) zu predigen, wies in diesem Zusammenhang auf den jungen Mann hinter ihr, der im Stehen laut auf einen Fahrgast einsprach, die Wörter “Jesus” und “Drogen” fielen mehrfach. Die drei Opfer der Frau blieben freundlich, wurden lediglich einsilbig. Ich konnte mich nicht mehr auf meine Lektüre konzentrieren, versuchte kurz, die Missionarin durch Anstarren zu mäßigen – vergeblich. Mir blieb nur Platzwechsel, damit ich mich wenigstens nicht mehr aufregen musste. Starke Erinnerung an die Welt von Oranges are not the only fruit und Nachdenken, ob diese Jesus-Terrorist*innen wohl nach einem Playbook vorgehen? Dass sie durch Verkaufstrainings geübt sind wie alle Vertriebler*innen, schien mir offensichtlich.

Auf dem letzten Stück Heimweg machte ich einen Abstecher für Obstkäufe im Lidl, ich entdeckte unter anderem dunkelrote Aprikosen aus Spanien, die ich gleich mal zum Probieren mitnahm.

Obwohl ich nicht sehr geschwitzt hatte, sehnte ich mich sehr nach einem Vollbad – bei mir sehr selten. Für die ein- bis zweimal Vollbad im Jahr halte ich keine Badezusätze vorrätig, klares Wasser in der Wanne erfüllte seinen Zweck aber ebenso. Ausführliche Körperpflege, eine Runde Yoga-Gymnastik mit Dehnen rundum.

Als Abendalkohol machte ich uns tinto de verano – der erste Schluck transportierte mich umgehend in die Kastilien-Urlaube meiner Kindheit und Jugend. Wieder wurde es überraschend früh (und sehr willkommen) abendkühl.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Blumenkohl zu einem sahnigen Curry mit Kichererbsen und Erbsen verarbeitet, köstlich.

Nachtisch Schokolade und rote Aprikosen (gut!), vorm Zu-Bett-Gehen wieder große Fledermaus-Show.

  1. Wieder ein Argument dagegen, intensive Handynutzung als “Handysucht” einzuordnen – ist es nicht einfach sensationell großartig, wie viel einfacher ich damit unterwegs Wege finde und Pflanzen bestimme? Warum sollte ich mir wünschen, das nicht zu tun? []